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Full text of "Neu-entdecktes Norden, oder, Gründliche und wahrhaffte Reise-Beschreibung, aller mitternächtigen und nordwärts-gelegenen Länder, Städte, Vestungen, und Insulen, samt der darinnen sich befindlichen Nationen, Lebens-Art, Sitten und Religion, ingleichen was allda für Handlungen und Gewerb getrieben und auf was Art aus diesen Nord-Ländern uns Teutschen Nutzen geschafft werden könnte. : Unsern Vorfahrern und Welt-Beschreibern unbekannt, zeithero aber von einigen berühmten zu Wasser und Land weit-erfahrnen Adelichen und auch andern Personen nach und nach erfunden, benebenst aller Merckwürdigkeiten, auch vielen gefährlichen Avanturen der curiosen Welt zu Nutzen und Plaisir ans Liecht gestellet. Mit hierzu dienlichen Kupfern versehen."

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"MSTERDAM, 


“NGRACHT KK No. 130. 


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Mitternächtigen und Nordwar . 


und Infulen, ſamt der nen N 


naleichen was alfda fir Hand lun 
Jus ce aus dieſen Su dern ö 


Anfern Vorfahr Welt⸗Be 
ruͤh ul zu an en Land E 
dem bencben aller Merckwuͤrdigkeiten * 
zu Nutzen und Pl 


Mit 5 die | . 


n ee 15 3 
Reibung / 4 


jene Länder 7 Staͤdte 7 Veſtungen N) u 
n Nationen, Lebens⸗ die 
Religion / | 111 
und Gewerb getrieben und auf was 

1 autfihen Nutzen geſchafft werden 14 


unbekannt, Zeithero aber von eini dei # 
und auch andern Perſonen nach und nach erfun⸗ 

gefaͤhrlichen Avanturen der curioſen BE 1% 
echt geſtellet. | Ä 114 
pfern verſehen. e al 


Nach Standes Gebühr Ge⸗ 
„ eehrter Leſer. 150 
NM was groſſer Eſtim 
58 — : ; 
N 2 und baden Net, 
e das Loͤbliche Studi- 
um Hiftoricum und 
iie fleeiſige Erfor⸗ 
ſ(ſchung der vornehm⸗ 
ſten Geſchichten, zu aller Zeit, bey 
den weiſeſten, verſtaͤndigſten und 
Haden Maͤnnern, ſowohl 


18 


Heyden als Chriſten, ſey 1 57 75 | 


worden; bezeugen die vielfaͤltigen 
Lob⸗Spruͤche, und herrliche En- 
tomia Hiſtoriæ mit denen ſehr 
| viel deroſelben Authorum hinter: 
laſſene Schrifften und Büchern 
| erfuͤllet ſeynd, ſo giebt es auch der 
Flügen ein, und erweiſet die taͤg⸗ 
liche Erfahrung, was in allen füͤr⸗ 
fallenden Zuſtaͤnden dieſes zeitli⸗ 
N 0 chen 


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Nen 
* 

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4 — 


0 eee 


Vorrede. 


chen Lebens, es ſey zu Fried⸗ odenß 
Kriegs Zeiten, in Freud oder Leid. 
den Menſchen fuͤr vortrefflichen 
Nutzen, aus vollkommener Cr 
kanntnis der Hiſtorien entſprin⸗ 
ge, dahero nicht unbi ig, der für⸗ 
wucydides 


Pa 


treffliche Hiſtoricus 


aus Griechenland, die Hiſthrie ei: 


nen unerſchoͤpfflichen Schatz, und 
einen herrlichen Spiegel des 
Menſchlichen Leben nennet, wie 

un dieſes warhafftig von der Hi⸗ 


0 


ſtorie zu verſtehen, alſo wird auch 
ebnermaſſen von derſelben mit 
Recht geſagk, daß fie zwey klare 


und helle Augen habe nemlich Geo- 
graphiam und Chronologiam; 
ohne welche ſie gleichſam blind und 
verdunckelt ſeyn wuͤrde, weilen 
man ohne Zuthuung dieſer heyden 
noͤthigen Stuͤcke weder die Um⸗ 
ſtaͤnde, des Orts nach der Zeit 4 


Ä al | due, ind i e Res 
auch mehr als zu gewiß daß man 


che . nicht wohl entra⸗ 
1115 und wo bey dergleichen 
. Beſchreibungen 


und Hiſtorien die accurateſſe nicht 
ohl in oba nommen, wuͤrde 

* Autor fi A renomè davor 
5e bien gaben. Ein ſolches aber 
iſt bey dieſer vollkommenen Nordi⸗ 
ſchen Reis⸗Beſchreibung nicht zu 
l weilen ſolche 105 ei⸗ 
1 8 Kun h qualificirtett und Dies 
ſt hocherfahrnen Adelichen 


beben als ſelbſt eigene Erfin. 
der dieſer L Länder ans Liecht — 4 


ben, und der nen⸗begierigen Welt 
zu Nutzen und fernern Nachſin⸗ 

nen und Erforſchung mitge⸗ 
. Wein worden. 


2 Sum 


68 (0 
8 HER % % ah fe 
BE 5% 3 55 5 


e 


Junhat aller gail ſo be | 
un Sig enthalten. 
1. Capitel. N 
Eingang diefer Befhreihng 6 | 755 r 
Das 2. e — 404 | 
Folget die Beschreibung! von der Mitternächtt⸗ 
gen Inſul Ißland / wie ſolche von dem Autos 
re Diermaro Blefkenio ſelbſten ausgangen 
und nach ſeinen eigenen Worten allhier aus 
2 Lateiniſchen ins Teutſche überſetzet, 4 
nden. 


1 Das z Cape, | Ba 
be je Autoris Yolape und Anlaͤnden vor. 
and. en 

Das 4. Capitel. N 


Iflands Namen und Auen 5 pi 
Das 5. Capitel. 175 
Von der Ständer elf. | Ak. 


Das 6. Capitel. 5 
Von dem Leben und Sitten De Sie 
Das 7. Capitel. 


Von den unde Seen und Brunnen 
in Ißland. a 


Innhalt der Capitel· 
Das 8. Capitel. 
Von den wunderbarlchen Vage in Island. 
pag.. 40 
Das 9. Ca apirel. es 


Bon dem Reicrhum der Ständer, - 4 


Das 10. Capitel. 


Vonder Zptänder Rechten und Serehite, I 


Das 1 1. Capitel. 
Seſchrabung der Ißlaͤnder, wie auch ihr er 
Herkommen. | 
| Dos 12, Capitel. " 
Fortſetzung der vorigen Materie. 66 
Das 15. Capitel. 
Durch wen bie länder zun rien ins 
ben gebracht worden. 
Das 14. Capitel. 


Von Meer⸗Wundern. a 
Das ır, Capitel, 5 
Beſchreibung der Inſul 1 81 
as 16. Capitel. 


Vage ſeltſamer Sachen zu Hegele, 


Das 17. Capitel. 
Folget eine Beschreibung zweyer Venedliſchen 


von Adel Gebruͤder, Namens Her: Nieo⸗ 


laus Zeno, und Harn Antonius Zeno, wel⸗ 


cher Geſtan die Mitternaͤchtigen Inſuln | 


* 8 2 rießland, „Ißland, Grönland, Icaria, und 
ſtotiland um das Jahr Chriſti ı 370. feynd 
erfunden worden. 8 


a Kai 


9 
3 Das 


* 


bare aller Capiti. 5 
ie Sc Capitel. 
Wie a e Nö eno N bon Venedig 
reiſet die un wor i. pag. 9. 
8 ap bite 9 
Wie Her: Niceus 840 Sa Fuͤrſten Zi ii 
hilfft We einnehmen. 0 


Das 20. Capitel. 
Wie Her Anton at Zeno zu ſeinen 3 


der in Frießland fehiffet, und wie der Fuͤrſt Zi⸗ 
chimi Sage und 1 aügreifft. 95 
E 
Wie Her: Niclas Zehe in Grönland ſchiffet; 
und was er böfeibften 1 102 
Capite 
Wie etliche Fran Sehr Weſt⸗ Indien erfin⸗ 
108, 
Das 23. Capitel. 
a6, der Fürft Zichmini mit einer Armada aus⸗ 
faͤhret, und wie es Di in der Inſul Fearia 
ergangen. 115 
Capitel. 
Fürft Seh bo eite Stadt auf der Juful 
roͤnland bauen , ‚fein Volck wird aber 
ſchwuͤrig ſo lang aus ihrem Vatterland zu blei⸗ 
ben, darum 1 er den meiſten Theil wieder 
in Groͤtland zu ſchiffen. 133 
as 25. Cap itel. 


Da 
Folget. Her n Peter r Quin, duch eines beruͤhm⸗ 
en Edlen Benetianers Wunder⸗geſaͤhrliche 
Se, von Candia nach Desidenf; 1 5 


Das 26. Capitel. 
Hen Quirims t von Liſabona weg, komm 
Hau W kebens⸗Gefahr. 140 
Das 27. Capitel. 
Herꝛ Quirinus ſamt feinen Schiff⸗ Leuten und 
Soldaten verlaſſen ihr groſſes Schiff mit 


. Innhalt aller Capitel. 


allen koͤſtlichen Wahren, retiriren ih. 152 


Das 28. Capitel. 
Se Quirinus kommt mit feinen Leuten in der 
Santi an. 157 

Das 29. Capitel, 


Wie Her: Quirinus nebſt feinen euten Der 
168 


derbarlich 1 05 . 


Beſchreibung je ni Rene und derſelben 
174 


Inwohner. 


Das 31. Capitel. 
Wie Herr Quirinus zu feinem Landsmann in 
Schweden reiſet. 188 
Her: Pet Ons . Ss 

er: Peter Quirinus gehet von wed en in 
Engeland u 3 Teutſchland. 195 

Befibueih de Sal Jui , neb 
ung je Teuffels⸗Inſul, nebſt einer 
denckwuͤrdigen der 19155 N 201 

apitel. 


Von Nord⸗ Polo, ind deſſen Linde. 207 
Das 35. Capitel. 
Kurtzer Diſcurs, ob man durch Norden in In⸗ 

dien ſchiffen kan. 213 


Das 


IN 
AA 


Das 37. “2 
Beſchreibung der Samojeden Land, und derſel⸗ 


el. 
, Sa, Das 36. Capitel. 
Was für Mitternaͤchtige gaͤnder „Inſuln und 
Voͤlckern, von denen erfunden worden ‚fo den 
Wiegnach Candia geſuchet. 223 


ben Innwohner. 225 
Das 38. Capiteeel. 

Relation von denen aͤuſſerſten Nord⸗Laͤndern 
Scamoedia, Siberia, Tingoͤſta, e. 234 
Das 39. Capite. td. 
Beſchreibung derer Reiſen, welche die Moſco⸗ 
witer nach Oſt⸗Nord⸗ und Oſt⸗waͤrts 3 
Das 40. Capitel. 3 

Von den neu⸗ erfundenen Durchgang in Orien⸗ 
tal⸗Indien, durch den Septentrionaliſchen 
Oceanum. 5 269 


ei ah 10 190 ang ir Bellen 
, bung. 


5 Dr enden ehe und gruß 5 9 N 
> fen Gnaden Gaben und 1 


Wo lar e. 5 der All⸗ Be 
J ‚mächtige G08 
| BA werthen Ehſtenhet 5 1 
lich hat 1 „iſt die Er | 
findung der neuen Welt; 1 Humaſtn de 3 
groſſe Nutzbarkeit, ſo hierdurch r | 104 
ropa entſpꝛoſſe)jedermaͤnniglich be ekandt, und 1 
deswegen keines weitern Ausfuͤhrens bens 141 
thiget. So wir nun mit allem Fleiß bee. 
trachten, was vor Landſchafften in der —̃ 
Welt „ vor Zeiten den alten Geographis El, 
$craböni Ptolomæo, Pomponio Mele» Bi) 
Plinio und andern befandt geweſen, wid 
hernach zu unterſchiedlichen Zeiten weiter SS 
erfunden worden, und was noch vor Laͤn 4 
kei la Tags unbefandt wird amfüge 
| A lich⸗ . 


die 
neue Welt wird a ben nt Plagis ober 
al en, 7 


N anderm alten Welt ⸗ 


theilet; die a ea elt hat N en 
Thee, Europam, Asam Africam, di 


a0 ad vier . 
habe al Sa A 15 
aben, rechtmaͤſſig in vier Theile a getheilet. 
ge De 3 ſte T gal neue Oſt⸗ ae 
oder India 


5 4 Bec olomæo 


co Golo einen Benetianer u 121 — 
19 3 — 0 
1492. und folgends nach und na 
Portugiefern auch andern erkundiget son 
den ‚von dieſer neuen Oſt⸗Welt oder 
ot Indien haben jetzt bemeldte Auchores 


ingleichen Johannes Barrofius, Thomas 


ez, Johann von Em li, Andreas 
3 Odntirdus Barboha Nicolaus 
de Comitibus, Johann Gactan und viel 
andere Moderni mehr und weitlaͤufftiger 
geſchrieben. Es mag aber dieſe neue Welt 
= füglich zu dem übrigen: 10 gegachne 
werden. 
Das 


Dias andere iſt die neue Weſt⸗Welt 
gemeiniglich India occidentalis, oder auc 


America genannt, welche um das Jahr 


1492. Chriſtophorus Columbus von Ge- 
nua, und nach ihm 147. Americus Ve- 
ucius von Florentz am erſten entdecket. 
Bie West Indien werden abgetheilet in 
groſſe Halb + Inſuln, in der erſten iſt 


nova Hiſpania, und nova Francia, die an⸗ 
dere nennet man Peruvia, und haben von 


benden Inſuln inſonderheit geſchrieben, 
Petrus Martyr, Gonzaler, Ferdinandus 


von Oviedo, Ferdinandus Correſius, Pe- 
trus Aloaradus, Alvarus Nuez, Petrus 
Ciezus, Didacus Godoi, Nunno di Gus- 
marin, Franciſcus Ulloa, Franciſcus Va 


quez, Antonius Mendozza, Ferdinandus 
Alarcon, Marcus von Nizza, Franciſcus 
Xerez, Johannes Vetrazonus, Jacobus 


Carthier, Hieronymus Benzo, Johannes 
Lerius, Levinus Apollonius, Cornelius 


— 


Wichfliet in occidentis Notitia. 


Dt er dritte Theil iſt die neue Sud⸗Welt, 


ſonſt Terra auſtralis und Magellania, von 
ihren erſten Erfinder alſo genannt: Diß 
Land ſoll viel groͤſſer ſeyn, als die andern 


Theile der Welt, iſt aa noch Wenigen ber 
5 >) 2 | 8 


aller mitternachtiſchen Länder. 3 


andt, 


ten und faſt gar unter dem Polo Antarctico 


+____ BebeBefeheeibung 
Tandt, liegt unter dem Polo Anatariico, iſt 
von Peruvia durch ein enges Meer oder 
Sund abgeſondert; dur ) erwehntes enge 
Merr iſt Ferdinandus Ma ellanusein Por⸗ 
tugiefer, 1577. Franciſcus Drack ein Engel⸗ 


KL 


länder / 1586. Thomas Candiſch 1 9 4 
Engellaͤnder 155 . und Olivarius von Noort 

ein Niederlaͤnder von Utrecht gluͤcklich durch; 
gefahren. Von erſter Erfindung dieſer 
Sud + Welt haben auch unterschiedliche ges 
ſchrieben, als Antonius Pigafetta von Vi- 
ceny Ritter, Maximilian Sylvanus, und 
ein Portugeſer, welcher aber ſeinen Namen 
nicht beygeſe gg... 4 
s dDer vierdte Theil iſt die neue Nord⸗ 
Welt, ſonſten Arctica oder Arctoa und 
Borealis genannt: Darzu denn alle die mit- 
ternaͤchtige Länder und Inſuln, die vom 1 
6g ſten Gradu latitudinis an „ biß unter den 
Polum Arcticum gelegen ſeynd, gehoͤren. 

Dieſe Nord + Welt iſt auch nach und nach 
zu unterſchiedlichen Zeiten und Orten er⸗ 
funden worden, aber niemals weiter als biß 
auf den Soſten Gradum kommen, denn die 

andern Sander und Waſſer, fo weiter hin⸗ 


liegen, ſeynd noch zur Zeit ſo wohl als die 
1 ' f un⸗ 


| frembden 
Nationen: alſo iſt auch jetziger Zeit daran 
ſehr viel gelegen, bevorab deswegen, 
weilen keine Gegend und Ort faſt in der 
Welt, darum ſich viele Voͤlcker der Chri⸗ 
ſtenheit mehr und hefftiger bemuͤhen, den⸗ 
ſelbigen recht zu erforſchen, als eben dieſer 
ahh unn e Wi aus Ur⸗ 
ſach und vermittelſt dieſer Erkundigung um 
zween Drittheil eine nähere Fahre fre ee 
chen Morgenlaͤnder Cathajo und China 
zu erfinden, als man bißhero gehabt hat. 
Wie denn hierüber viel herzliche, wohlber⸗ 
ſuchte und weit = erfahrne Männer aus 
Italien,, Franckreich, Spanien, Engeb 
land und Holland ihr Leib und Leben, Haab 
und Gut aufgeſetzt und zum Theil wohl gat 
eingebuͤſſet haben. e . 
Es wolle aber der geneigte Leſer nicht 
meynen, als wolten wir in dieſer Beſchrei⸗ 
bung alle die Laͤnder fo unter die neue Nord? 
Welt gehörig „und den alten Coſmogra- 
phis als Ptolomæo und andern unbekandt 
geweſen, gantz und jedes abſonderlich vor⸗ 
nehmen, denn ſolches gar eee 
5 und 


— 


und den geneigten Leſer verdrießlich fallen 
moͤgte, ſondern weilen die Landſchafften 
Norwegen, Schweden Finn⸗ und Lapp⸗ 
land, Schrickfinnia, Biermia, Bothnia, 
Reuſſen, Condora Permia und viel ande⸗ 
mehr laͤngſtens bekandt, und von den 
portrefflichften Seribenten, als Olao Ma- 
. no, Saxone Grammatico , Cranzio; Jar 
dcobo Zieglero , Freyheren Sigmunden 
von Herberſtein ſchon weitlaͤufftig und nach 
Naothdurfft beſchrieben, wollen wir es auch 
darbey bewenden Jaffen / und nur der an 
dern gedencken von denen entweder wenig 
e en oder doch keine rechte Ge⸗ 
wißheit vorhanden, oder auch erſt kuͤrtzlich 
el erfunden worden, Ißland, Gröoͤn⸗ 
land, Frießland, Schottland Farre, Neo 
me, Ilofe, Ledeve, Icaria Drogeo, Huit⸗ 
ſorck, Grockland, Margaſter , Sancti 
Ruſtene, Nova Zemple, Colgoy, Mar- 
fle, Delgoy, und Orange, welchen wir 
der Nachbarſchafft halber nach adjungi- 
ren und beylegen, diejenigen ſo auch Nord; 
waͤrts gegen dem Polo zu liegen, als das 
veſte Land Eſtodiland und Virginiam ſonſt 
Apulche genannt, der Engelaͤnder Colo- 
> piam und letzlich die Teuffels⸗Inſul oder 
us 1 8 1% lntu- 


Aller mitternäcktiſchen Länder. 


„ ö „ re Reiß ⸗Beſchreibung a 1 4 
1 Inſulam Dæmonum (wiewohl dieſe dren 
ſonſten von Rechtswegen zu America oder 
Weſt⸗ Indien gerechnet werden. 
ee ee eee 
un 5 Das II. Capitel. | 
Folget die Beſchreibung von 
drr mitternaͤchtigen Inſul Ißland / 
fie ſolche von dem Authore Dietmaro 
Blefkenio ſelbſten ausgangen, und nach ſei⸗ 
nen eigenen Worten allhier aus dem Latei⸗ 
nischen ins Teutſche uͤberſetzet, u 
. gun art 1 finden. 4 | 2 978 7 7 4 


Enmnach ich vor 40. Jahren viel 
Wunderwerck der Natur, und an⸗ 

0 1 een Sa⸗ 

chen in Ißland geſehen, welche zwar von 
den alten Hliftoricis die dieſer Inſul Mul; 4 

dung gethan zu beſchreiben unterlaffen wor⸗ 
den, dieweil fie ſolches nicht ſelbſten geſe⸗ 
hen und darinnen geweſen, habe ich nicht 
unterlaſſen koͤnnen, davon eine kurtze Nach⸗ 
richt mitzutheilen. Es moͤchte ſich aber der 
geneigte Leſer verwundern, daß ich ſo lang 
mit meiner Beſchreibung nicht hervor kom 

men, dexowegen will ich die Urſach e | 

0 l | ſo f 


— 


* 


de ller mitternaͤchtiſchen Laͤnder. > 


Fo langen Stlüſhwegens mit wenigen am 


Iſt derohalben zu wiſſen, daß ich von 
Ißland des geraden Wegs nach Liſabonna 


in Portuga 
kommen, daf Königlich 
zur Schſffarth in Indien zugeruͤſt, bey Ca⸗ 


3 vor Ander lägen, dieweil ich nun 
9 . bach bey mir empfande, Indien 


uch zu beſehen, bin ich mit zweyen Teut⸗ 


ſchen, die ebenfalls zur Indianiſchen Reife 


Luſt hatten, zu Land dahin gezogen; kamen 
aber zu ſpaͤth, und waren die Schiffe kurtz 
vor unſerer Ankunfft abgefahren, als nun 


unſere Hoffnung fehl geſchlagen, bin ich 


von dannen hinuͤber in Africam nach der 
Veſtung Goleta gefahren, meine zwey 
teutſche Gefährten, aber feen wieder nach 


Hiſpanien, ich aber traff einen Mann an, 


ſo von Deventer gebuͤrtig mit dem ich Latein 
ſprechen kunte, der hatte feine Wohnung in 


der Stadt Tingie des Koͤnigreichs Maroo- 


co, war ein Mahometaner worden, und 
hatte drey Weiber genommen, und ſich in 


der Barbarey ſchon lange Jahre aufgehal⸗ 


ten, derſelbe perſuadirte mich mit ihm zu 


* * 


fahren, da ich in Erfaͤhrung 
etliche Königliche Schiff ſo 


ziehen er wolte mich Zehrfrey halten, doch 


ie — 
N 
1. 
# 


nn 
mit dem Beding fein Diener zu ſe f 
das Buͤndelein oder was er bey ch bes 1 
nachzutragen, ich gienge 1 nd 
zwar ein, aber als i 11 — Bagage auf 
nahm ‚wäre mirs faſt zu ſchwer worden 


doch erhohlte ich mich, und indem 10 7 
ſelbſt einen Muth ane / Lahe ich an 1 
a Reimen: 1 } 


Ein Zungen ‚hatt iche vor ein 5 | 
Wenn er Bleibt ſtets i in einem 

Wer zent in 110 5 Fremd und was 
Der wird von Jung und Alt 


verehrt. 


Derohalben gab ich mich 5 zu fie 
| den, und kamen endlich durch das Koͤnig⸗ 
reich Tunis, und die Stadt „ ingleichen 
durch das Koͤnigreich Maroco glücklich in 
der Stadt Tingit an. An Stadt ge⸗ 
PER wahr in der 0 ind Par Gr 
ichten, daß ſie zur Zeit Joſua von enen MB 
Voͤlckern, welche aus Furcht vor ihm aus Pa- 
læſtina geflohen, gebauet worden: Er mel⸗ 
det auch von zwey W er | 
en, m 


\ı 


aller mitternachtiſchen Länder 11 


len, darauf Phöniciſche Schriften zu fe 


hen, welche ſolches bezeugen ſollen. Ick 
Br wohl, daß der Anti-Machiavellus fol 


ches widerſpricht und laͤugnet, deſſen un⸗ 


geacht, erinnere ich mich doch, daß ich eine 


umgefallene Säule und auf dieſer eine um 
bekandte Schrift geſehen habe, welche alſo 


lautet: Nos ſumus Cananxæi, quos fuga- 


vit Joſua latro. Damals aber hatte ich 
den Procopium noch nicht geleſen, dar⸗ 


00 ) mich nicht weiter erkundiget, 
doch bin i 


doch bin ich mit Procopio darinnen einer⸗ 
ley Meynung, daß auch von obgemeld⸗ 
ten Voͤlckern Carthago ſey erbauet wor⸗ 
den, jedoch mags glauben wer da will. 
Auf dieſer Reiß hab ich faſt fünff gantzer 


Jahr zugebracht, und unterdeſſen dieſe 


meine Beſchreibung der Inſul Ißland, biß 
ich wieder zu meinem Studiren kommen, 
fleiſſig aufgehoben. Nachdem wurde ich 
an den Schauenburgiſchen Hoff gefor⸗ 
dert, und muſte mit dem Graf Otto nach 


Wien am Kayſerlichen Hof reifen, aber 


auch da konte ich wegen continuirlichen 


Hin, und Herziehen, nicht zu Stande 


ommen, und das was ich wegen Ißland 


aufgezeichnet in richtige Ordnung verfaffen , 


1582. 


Bee 
4 | a 1582. aber bekam ich e 3 


Pr. ee 


[N ches in Colln unter die Preſſe zu bringen, in p 
1 dem ich von dem Erg Bichoff nch Rom 
1 verſchicketwurde/ als aber dieſer wegen nach 
1 I Coͤlln reiſen wolte, wurde ich 1 
1 gens von Straſſen⸗Raͤubern angefallen, 
1: nicht allein meines Gelds und Bagage br 
11 raubet; ſondern auch ausgezogen und mit | 


I 23. Wunden nackend und halb + todt lie 
if gend gelaſſen, hatten zwar einen von ihrer 
) Bande befohlen, mich zu begraben, aber 
"0 Nachdem ich mich wieder ein weni ‚erholet „ 
N 2 bin ich ihnen wunderbarlcher eife aus 
N den moͤrderiſchen Klauen entronnen, und 
1 leb Gott Lob noch; bin alſo damals elen⸗ 

| diglich um meine Ißlaͤndiſche Schrifften 


ER ———ͤ— 


| 1 
A | kommen, hatte auch keine Hoffnung ſoſche 
[die Lage meines Lebens wieder zu erlan⸗ 
1 gen. 3 Ne ER 
| 
| 


Bit e Als ich aber 1588. wieder nach Bonn 
kam, und eben damals der Obriſte Schenck 
dieſe Stadt eingenommen, hatte ein Reu⸗ 
ter, der ſolches in meinem Hauſe, woraus 


165 die Leute geflohen waren, anſichtig wor⸗ 
. den, und aus oben aufgeſchriebenen Nm 
mean gleich gefehen, daß es meine verohr⸗ 

85 98 0 e 


8 die iieteendebtifihen 4 Lander. | 3 


chrifften, weilen nun diefer Reuter 
gar guter Fraun und meine Hand | 
90 940 bet ;andt „ ſo kam er gleich 
r ſolche u groͤſten Freuden 
wieder zu, u 5 at mir ſolches deſtv mehr 
9 „weilen 5 ea, in Gedancken 
hatte, ewiglich was davon wiederum zu ſe⸗ 
ben; habe es alich gleich darauf dem Buch⸗ 
drucker uͤbergeben, und zum Druck befoͤr⸗ 
u laſſen, wiewohl ich nun ſelber gar 
wohl weiß (daß keine Zierlichkeit Be 
% ie e, a0 auch bloß des N S 10 
bedienet, mehr der Wahrheit als ver 
ckelten Redens⸗Arten mich befliſſen, A 
nicht mehr eſchrieben, als mas ſübſten m 
| Augen geſehen, und in der That erfahren | 
habe. So weiß ich doch heutiges Tages viele 
die n ichts vor wahrhaftig als was ſie ſelber 
| geſchen und erfahren haben, alles andere 
aber vor unglaublich halten. So geſchicht 
aber auch darmit den Authoribus und 
Scribenten groffe Unbilligkeit, welche mit 
1 0 65 Muͤhe nicht ihres eigenen Nutzens 
halber, ſondern den Nachkommenden zum 
beſten, dergleichen aufzeichnen. Iſt dem⸗ 
nach meine Bitte an den gh e Le⸗ 
1 ie, er wolle dieſe meine Be ſchreibung mit 
e URN 


Hi 00 


Be Reiß Befchreib . 
guͤnſtigen Augen und geneigten Gemuͤt 
fen, de Räfferer aber vermahınt ba 
daß fie zuvor ſelbſten die Mühſe 
und Arbeit, welche reifende Perſo 
ſtehen, verſuchen, ehe fie ihre gut; 
Das u gat. 
Von des authoris Abfahrt: 
und Anlaͤnden in Ißland. 
FD Jahr 1563. lagen au Hamburg 
f zwey groſſe w beladene i ie 
vor Ancker, welche nur auf favor 
rablen Wind warteten, auszulauffen, und 
eine Fahrt nach Ißland zu thun weilen 
nun, gebräuchlich und auch vonnoͤthen ei 
nen Prediger bey ſich auf dem Schiff zu 
haben, der in der Noth und Gefahr den 


Leuten mit Troſt beyſpringen kan, jo ſpra⸗ 


chen die auf dem Schiffe ſich befindlichen 

Kauff⸗ Herren das Miniſterium an, eine 

taugliche Perſon zu ihrem Schiffs⸗Predi⸗ 

ger ihnen mitzugeben, nun befande ich 

mich dazumaln gleich in Hamburg, weilen 

ohnedem auf meine Buͤcher, welche von 
N | Pe: 


Aller mitternaͤcht 
von Roſtock kommen ſolten, warten muſte, 


1 
auch zu mein 


gelten dara 


iſchen Länder, 17 
— — 


mich binnen der Zeit ſonderlich ben 


den Herren Geiſtlichen zu recommendiren 


rowegen fie auch 


le 


gleich ſich re · 


5 


ten 


Abfahren, und 
gieng 


pril im Namen GOt⸗ 


n den 10. A 
tes zu Schiffe, unter vielen und herzlichen 


ungen einer gluͤcklichen Fahrt von 
nen an Port ſtehenden Zuſchauern, ſe⸗ 

uf unter Engelland und Schott⸗ 
land weg, neben den Inſulen Oreades des 
ren ſeynd 15. der mehrere Theil derſelben 
aber wegen Unfruchtbarkeit unbewohnet, 
guſſer Eerovve und Hittland, welche zim⸗ 


lich mit Einwohnern verſehen, allda ſahen 


N 


wir einen Felſen, welcher oben nicht anders 


als ein Muͤnchs ⸗Kopff mit der Kappe 
oder Guͤgel ausſahe, (vide Olaum ma- 


gnum von dieſen Felfen oder Muͤnchs⸗ 


berg, im andern Buch das vierdte Capi⸗ 


tel ) auch hat man da eine ſichere Zuflucht 


wider die Winde, und erlediger dieſer 
Munch ſehr v ele aus augenſche.mucher 85 
© 1355 > A N j 4 ahr 


u 


ARE, 5 Reiß Beſchrel 1 ae Br 
fahr, den 14. Junü bekamen wir Ißland 
zu ſehen, und fahe es nicht anders als wit 
Fo 7 . zu Winters⸗Zeit, den 

olgenden Tag gelangten wir in den Port 

Haffnefort welcher gegen Mittag liegt, und 

traten ans Land. 7 a x eo, 

dn ee e ee ee e en 

, Das. Gapitel, . 

Ißlands Namen und Ur⸗ 

ne 1 ſprung 1.30.) 
A bland, iſt ein rauhes Gebuͤrges und 
0 45 Three Land, Wan es zweyn⸗ 

a wal groͤſſer als Sicilien, ſoll in der 

Laͤnge auf hundert Meilwegs haben wel⸗ 

ches auch Olaus Magnus im zw 1 0 
bezeuget, dieſe Inſul hat alſo meiſtens ihren 
Namen von dem Eiß, und der ſehr maͤch⸗ 
tigen Kaͤlte, indem, allda auf die 8. Monat 
aneinander nichts als Schnee und Eiß zu 
ſehen, da ſie doch unterdeſſen an vielen Or⸗ 
ten faſt vor groſſer Hitz und Feuer brennet. 
Eine ſolche Hitze wird unter der Erden, 
durch den widerwaͤrtigen Trieb der Kaͤlte 
gemehret, denn ſolche faſt das gantze Jahr 
auſſer etliche Sommer⸗Monathe concinui- 
ret, welche Kälte auch die Loͤcher und Eins 
ng „ 


91 

ur. 

er 
41% 
7214 


aller mitternächtiſchen Länder. 1 
gänge der Erden zuhält daß die Dünfte 
nicht können hervor ſteigen; Dieſe Inſul 
hat zu ihrer Polus - Höhe 65. Gradus; 
und gehet der Circulus Arcticus mitten das 
Gegen Norden liegen die Inſuln Ebu- 
ob aber derſelben eine, oder dieſe groſſe 
af Ißland die Thule Ptolomæi und der 
llten ſey, kan ich nicht ſagen, weilen man 
dan Tages an dem Ort keine Inſul in⸗ 
et, wo Ptolomæus fein Thulen hingeſe⸗ 
tzet hat, ſo haben auch die neuen. Welt⸗ 
Beſchreiber um Schottland und die benach⸗ 
barten Inſuln, gar keine andere Länge als 
Ptolomæi feine Meynung auch ae 
Jen Urſprung dieſer Innwohner will ich 
etwas weiter herh: len: Nemlich im Jahr 
Cs 5 zur Zeit Alebrandi 
des Biſchoffs zu Bremen, waren etliche 
von Adel aus Oſt⸗Frießland und dem Bre⸗ 
miſchen Gebieth, auf der Weſer zu Schiff 
getretten, und gegen Mitternacht gefah⸗ 
ren, neue Landſchafften zu erforſchen, 
und da fie vor die Inſuln Orcades vorüber 
geweſen, haben ſie endlich dieſe Inſul faſt 
in aͤuſſerſten Graͤntzen Europaͤ gefunden, 
ſo zwar wohl zu bewohnen, aber ſo voller 
Eiß und Schnee, daß ſie ihr deßwegen den 
* 8 Na⸗ 


*. 


* 


8 — 
Namen Ißland gegeben, als ſie nun n 
weiter Nordwaͤrts gefahren, 


” neu ſehr groſſer Hitze und brennender 


gefahr auf 2. hundert Meilwegs wieder eis 
ne Inſul gefunden, welche ſie Grünland 
genennet haben, da ſie aber noch weiter g 

gen Norden durch das Eiß⸗Meer ſchiffe 
wollten, wurden fie von dem Eiß fehr gehin⸗ 
dert, und als ſie endlich mit groſſer Muͤhe 
ſich daraus gearbeitet, ſind ſie gar in eine dicke 
Jinſternuͤß und Meer⸗Wirbel (deren auch 
Olaus Magnus im andern Buch geden⸗ 
cket,) gerathen aus felbigen ſoll, (wie viel 
erfahrne Schiffleuthe vorgeben )des Meers 
Ab» und. Zulauff kommen, und iſt alfo 
Die gantze Armada gemeldter Edel⸗ Leuthe 
zu Grunde gegangen, auſſer eines einigen 
Schiffs, ſo noch dar von kommen z da nun 
der Überreſt von dieſer vergangenen Arma- 
da ſo meiſtens noch in Schiffleuthen und ei⸗ 
nigen Soldaten beſtanden, nach langwieri⸗ 
ger Mühe Arbeit und Gefahr durchs Tar⸗ 


kariſche Meer gefahren, ſeynd fie in ein 


ſehr warmes Land kommen, allda ſie in einen 
weiten Meer⸗Schoos angelaͤndet, und ans 
Land geſtiegen, weilen nun die Einwohner 


onnen ſich in ihren Hoͤlen unter der Er⸗ 
a den 


ART ae 


aller mitternaͤchtiſchen Länder. 19 


— 


Fel verborgen aufhien , und ihre Inläine 


dung nicht gewahr worden, fo hatten un⸗ 
ſere Schiffleuthe auch nichts gefä 


- 


en, indem fie niemand ſahe 


wunden alfo:deftomehr erfreuet, als ſie viel 


Gold und koͤſtliche Sachen funden, wo⸗ 
rauf niemand von den Inwohnern acht hat⸗ 

‚toi fie fh nun mi allen Koſtdarketen 
genug beladen, und weiter nichts vor ſich 
an „ kehreten fie wiederum nach ihrem 


Schiff, aber kaum daß ſie ſelbiges erreichen | 


kunten, ohne nicht in der Inwohner Hände 
zu gerathen, welche , ſo bald ſie ſolches ges 

wahr worden, ihnen in ſehr groſſer Men⸗ 
ge nachgeeilet. Was das aͤrgſte war, 

Fraun ſie abſcheulich groſſe Hunde, da⸗ 
rum auch einer von den Soldaten, ſo ſich zu 
ſehr beladen und ſo geſchwind nicht 8 
nen konnte, von ſelbigen in kleine Stüde 


zerriſſen wurde, die uͤbrigen ſchon auf das 


Schiff, und dieſer ſchwehren Gefahr ent⸗ 
| tonnen,, fuhren hin und wieder, die Meer⸗ 
Wirbel zu vermeiden, gelangten auch end: 


men, erzehlten hernach alles dem Biſchoff 


Alebrando, und gaben ihm ein Theil ih⸗ 
D ee > 7 


liches 


lich in die Moſcau gluͤcklich an, fuhren dar⸗ 
nach über die Oſt⸗See wieder gen Bra 


7 


ab- Betbeebed 


. 
f 7 Fiber Guts. Faſt um die = 


rd auch die Nord⸗Maͤnner aus Norner 
herkommen ( wie vor dieſen bie 
r zu Julü Oæſaris Zeiten , 


| Schw 
hernach dieſen Theil Franckreich 0 nn 


. a Kt 
e innen gehabt, als nun die n vi 8 
liche Thaten gegen die Britannier zu Waſſer 
und Land verrichtet, haben ſie auch her 
die Saracenen (welche damals in Italiet 
kommen waren, ja ſich gar in Calabria und 
Apulia niederlieſſen,) wieder au ae 
nachdem haben fie ein lage 
gen Norden in Hitland Ferowe und Iß⸗ 
land zu wohnen, und ſich allda haͤußlich mies 
derzulaſſen, verſchickt. Welchen Weg fie 
von den Bremern (fo mit den Frießlaͤndiſchen 
del⸗Lenthen bey Erfindung deſſelben gewe⸗ 
„und aus den andern Schiff darvon 
dome erfahren haben, wie es denn auch 
ihre Sprache bezeuget, daß fie aus Norwe⸗ 
gen kommen: Denn die Ißlaͤndiſche Sprach 
mt mit der alten Norwegischen gar viel 


Wen aber in den groſſen Meer⸗Staͤdten 
des Koͤnigreichs Norwegen, ſonderlich in 
den beruͤhmten Seehafen und Stadt⸗Ber⸗ 
gen, wird wegen de groſſen Ati der 
eut⸗ 


aller mitternächtiſchen Laͤnder. 21 
Tauchen und Dennemärcker die Sprach 


ſehr verandert 


Sl BUNT N EN 
Das V. Bapikel Bun 
Fi RSER LER N e * . Nan 
Von der Ißlaͤnder Religion. 
es man zehlte nach Chriſti Geburt 
N 1398. war Königin Dennemarck 
und Norwegen, Waldemar der II. 
und haben deſſen Nachkommen dieſe Koͤnig⸗ 
reich biß auf Erich Hertzog in Pommern, / 
und Chriſtophorum den Bayern glüdid 
regieret: Dieſem König Waldemaro ſind 
Bu alle Nordiſche Inſuln, fo von Nord⸗ 
Mannern bewohnet waren, unterthan ge; 
weſen, wie fie auch noch heutiges Tages 
dem Koͤnig von Dennemarck * 
find. Unter dieſem Waldemaro ſeynd die | 
Ißlaͤnder anfaͤnglich in der Chriſtlichen Ra N 
gion unterwieſen worden, zuvor aber hat⸗ Hl 
ten ſie frembde Götter ‚ weilen aber damalen 
in der Christlichen Kirchen groſſe Finſter⸗ 
nuüſſen, Irꝛthuͤmmer und Aberglauben ſich 
mit untermiſchten, und dieſe nun bekehrte 
Heyden gar zu weit von Chriſtlichen gelehr⸗ 
ten Leuten abgelegen / welche fie bey der wah⸗ 
N B 3 Ten 


1 0 
= A a ; 7 


22 Rp Defhrelbung. g. 

ren Religion erhalten koͤnnen, fo iſt erfo 

get, daß ſie en in Die abſcheulichſte 

Abgoͤtterey verfallen, abſonderlich iſts grau 

ſamlich zu hoͤren, daß fie gar die böfen Geis 

‚fer zu ihren Ehehalten, Bedienten und 

tele gebraucht und bey ſich aufge 
alten, wie mit mehrern ſoll beruͤhrer wer 


W. Bi - 0 1 3 
„Nachdeme aber Chriſtianus König in 
Dennemarck ſich zum Heil. Evangelio ber 
kante, und daſſelbe in allen feinen Koͤnigrei⸗ 
chen Dennemarck, Norwegen und andern 
ihm unterworffenen Inſuln eingefuͤhret, hat 
er auch Geiſtliche in Ißland geſchickt, daſelbſt 
das reine Wort Gottes zu predigen; Er 
ſchickte auch einen Buchdrucker mit hinein, 
daß die Bibel und andere Geiſtliche Buͤcher 
in Ißlaͤndiſcher Sprache konnten getruckt 
werden, denn zur ſelbigen Zeit verſtunden 
die Pfarrherzn ſo wenig Latein, als ein Ge⸗ 
meiner, und redete ein jedweder nur ſeine 
45 Mutter » Sprach, wobey er auferzogen. 
ö Es wurden auch ſehr viele zum Studiren 
6 taugliche Juͤngling nach Coppenhagen ge⸗ 
ſandt, und von dem König unterhalten, da⸗ 
mit ſolche mit der Zeit in denen Kirchen und 
Schulen zu gebrauchen. Es hatte 1 
Mr oͤnig 


aller inieternächtifchen Länder. 23 
- König Waldemar der die Ißlaͤnder das ers 
ſtemal zum Chriſtlichen Glauben gebracht, 
zwey Biſchoͤffe gehe „einen zu Scalthol⸗ 
den auf der Oſt⸗ Seiten, den andern zu Hol⸗ 
len auf der Weſt⸗Seiten: Welcher Nach; 
kommen aber heutiges Tags nichts mehr als 
den bloſen Titul davon beſitzen; Als aber 
König Chriſtian (wie oben gemeldet) den 
Chriſtlichen Glauben wieder erneuerte, und 
darinnen eine neue Reformation anftellete, 
hat ſich der Biſchoff zu Scalholden Augu⸗ 
madas mit Namen, ſo hernach in Denne⸗ 
marck gefuͤhret worden, hefftig widerſetzet, 
mit dem Bold Cair Confpirarion und Ver⸗ 
buͤndnüß gemacht, und den KöniglichenLands 
Vogt Ditrich von Minden erſchlagen. Im 
nachfolgenden Jahr, welches war 1553. 
bat der König einem Edelmann Paul Hit⸗ 
feldt (Arngrimus wollen ihn auch etliche 
nennen, Jonas nennt ihn Chriſtophorum 
p- 127. doch mag er heiſſen wie er will, ſo 
an ich doch fagen, daß ich ihn in feinem Alter 
noch in Dennemarck geſehen) mit vielen 
Kriegs: Schiffen, Soldaten und Waffen 
wohlverſehen, in die Inſul geſandt, den Auf⸗ 
ruhr zu ſtillen. Dieſer, nachdem er die Aur⸗ 
rührer alle hingericht Zum er die Kirchen⸗ 


Refor- 


. 3 Reiß ⸗Beſchreibung 1 
Reformation wieder erneuret und wieder | 
zurück nach Dennemarck gangen, an deſſen 
Statt aber einer von Adel muͤſſen allda ver⸗ 
bleiben, dem Kirchen. und Policey Staat in 
guter Obfervanz vorzuſtehen, damals war 
in der Inſul ein vornehmer Mann, Tadde 
Bonde, dieſer, ſo bald das Königliche 
Kriegs Heer ausgezogen, machte ſo glei 
einen neuen Aufſtand, und verbindet ſich 
r mit den Vornehmſten, welche er durch ſei⸗ 
BE; ne Auchorität auf feine Seiten gebracht, 
4 ii) fielen aufs neue vom Könige ab ‚ reisten 
un | auch die andern Inſulaner, daß fie meiften, 


— 


1 theils aufruͤhriſch worden, und benannten 
MN. hernach einem Ort Waloe genannt, er | 
ger zu ihren Sammel⸗Platz dienen follte, 
N darauf wurde zu Rath gegangen, wie man 


1 | 10 des ͤKoͤnigs Joch vom Halſe werffen, und 
. 005 ſich in den Stand der Freyheit zu ſetzen „8 


am beften angreiffen koͤnnte; Dieweil 
1 auch der Tadde ſeine Herꝛſchafften nicht an 
eiiiem Orth, und viel Untertanen hatte, 
. vermeynten ſie / man wuͤrde ſie nicht leicht 
N 5, Fünnen unterdrucken, aber der Biſchoff ſo 
. gegen Oſten wohnete, und dem Tadde 


1 N ſchon lange Zeit feind und gern in die Haar 
Et Ih wollte, tzaͤle fo gleich die Confaderation 


dem 


na aichen Bänder. er. 24 


f dem bach d nd⸗ ane auf der der 
Weſt⸗Seited . ul wohnete, zu wiſſen, 
was unter fispafhzte.; Die Urſach aber der 
Heudſcaſt enz den Biſchoff und Tad- 
de war dieweil mehrgedachter Tadde in 
der vorigen erſten Rebellion den Biſchoff 
aͤlſchlich gegen dem Land Vogt angegeben, 

s wann er Wiüſſenſchafft um den Aufruhr 
9 a und kurtz zu geben, felbften Ur⸗ 

15 davon geweſen. Dieſe falſche Klage 
hat den Tadde hernach ins aufferfte Ungluͤck 
gebracht; Als nun der Land⸗ „Vogt alles 
vernommen, ſchickte er etliche kluge und be⸗ 
redte deute an einige von denen Confoederir- 
‚ten, ließ fie treulich vermahnen, von der Re- 
4 17 abzutretten, mit Verheiſſung groß 

ſer Be lohnung oder grauſamer Beſtraf⸗ 
fung, wofern fie als dann mit denen andern 
zug eich ergriffen wuͤrden, und es hernach 
einen wie den andern ergehen moͤchte, denn 
man hie bey dergleichen Conjuncturen keine 
| Entſchuldigung gelten lieſſe, da nun die 
is Aufeührer die groſſe Gefahr vor Augen 
ſahen, fiel der gröfte Hauffen von Tad- 
de ab, kam zum Land⸗Vogt, baten unter⸗ 
shänigft um Verzeihung 980 erlangten auch 
5 ie, der Tadde aber als ein Feind des 
N | as Koͤ⸗ 


86 


26 Reib- Befehreibung ” 
Königs und Verraͤther des Vatterlands er⸗ 
klaͤhret, es verhieffen alle Innwobner mit 
einem Eyd, ihme zu verfolgen. Deromes 
gen er aus Furcht der Gefahr ſich mit et⸗ 

lichen wenigen ſeiner Haußgenoſſen unten 
ans Heckefeld begeben, aber es wurde alles 
erſchlagen und Tadde gefangen zum Bi⸗ 
ſchoff geführet, ihn als einen Land⸗Ver⸗ 
raͤther und Urheber der Rebellion wohl zu 

verwahren, aber der wollte ihn nicht an⸗ 
nehmen, bald ſchleppten fie ihm zu einem an⸗ 
dern, der auch im Gericht ſaß, aber der woll 
te ihn auch nicht haben, weil er des gemei⸗ 
nen Volcks Haß beſorgte, da ſie nun nicht 
wuſten, wohin mit, oder was mit ihm anzu⸗ 

fangen, ſprach ein behertzter Ißlaͤnder mit 

Namen Jonas: Ich weiß wohl wem ich 

ihm ſoll zuſtellen, der ihn fleiffig wird bewah⸗ 
ren, und indem er dieſes redete, ſchlug er 
Tadden das Haupt ab, und begrub ihn. 
Wird alſo biß auf den heutigen Tag das 
Wort Gottes unter ihnen ge⸗ 

7 prediget. 


aller — Linder. . 


er Das VI. Capitel. 
Bene Leben und Sten 


* ei der Ißlaͤnder. 
4 1 dle die in dieser ren in Anſehen 


N At heilungen, denn der gemeine 
N rg weil der groſſen Mangel an Schif- 
| 185 hat. „ mit welchen fie auf den Fiſchfang 
koͤnnen ausfahren ‚ begiebt ſich lieber zu den 

zeichen in Dienſten, und davon nennet 
man die erſte Abtheilung Loͤgmaders, d. i. 


Männer der Gerechtigkeit: Denn Log 


heiſt auf ihre Sprache Recht und Ge⸗ 
ſetz, dieſe verwalten die Gerechtigkeit, 
ſeynd ihrer viel, aber 12. aus ihnen, ver- 


walten jährlich die Gerechtigkeit, Ord⸗ 


nung zu ſetzen und Urtheil zu ſprechen, ſtehet 
alsdenn blos bey dieſen zwoͤlffen, und mu 


ihnen alles gehorſam ſeyn. Die 2te Ab⸗ | 


theilung fo man Bonden nennet , dieſe wers 
den gehalten wie die Edelleute, und nach Pro- 
portion ihres Reichthums, haben ſie auch 
ihre Fiſcher und Unterthanen, ſonſt wiſſen 
| 1% von feiner andern Macht. Die zte Abs 


5 e ſeynd dreyerley 


chi, 


theilung find die Bifcböffe, Pre 
Seelſorger, deren es auch ſe 


geſehen, der eine Hamburgiſche 


Be ⸗Beſchrebmg 
viel darin⸗ 


nen giebt, dieſe geben niemand nicht 
frey, alle Ißlaͤnder find ſtoltz und hoch⸗ 
müthig, ſonderlich wegen ihrer groſſen Leis 
bes; Stärde, Ich habe einen Ißlaͤnder 


Bier fo leicht und ohne Beſchwehrnuß an 


Mund hielte und daraus tranck, als wenn 


er eine ordinaire Kanne Bier ſelbe auszu⸗ 
trincken anſetzte. Männer und Weiber ba 
ben einerley Tracht, alſo, daß man aus de 
Kleidung, nicht wohl was maͤnnliches oder 
weibliches, erkennen kan. Sie haben keine 


Leinwand, als was von uns hinein gebracht 


wird, und iſt das Weibs⸗Volck darinnen 


von ſonderlicher Schönheit, wiſſen ſolche 


aber nicht, durch Butz und nette Kleidung 
zu erheben, ſie ſind weiß und vollkommen 
von Geſichte, doch in ihren weiblichen 


Affairen ſehr ſchamhafftig, die gantze Na- 


tion iſt dem Aberglauben ſehr ergeben. 


Sie haben gemeiniglich Geifter , fo ihnen 


gar vertraulich dienen. Sie glauben, daß 


diejenigen gut Gluͤck im Fiſchen haben, wel⸗ 


che des Nachts durch den böſen Geiſt aufge⸗ 
we⸗ 


Mn ir igenächtifhen Länder 22 
vecket werden, wiewohl ſich nun viele Geiſt⸗ 


| liche ahin befleiſſen BON fie von ſolchen ver⸗ 
anne abzubringen, ſo ſind fie 


doch gar von dem Satanbezaubert, daß kei⸗ 
ne gute Lehr noch e bey ſie Statt 
findet, ja was n ehr iſt, ſo verſpre⸗ 
chen fie, wenn mans ihnen belohnet⸗ gu⸗ 
ten Wind durch ihre Teuffels⸗ Wercke, es 


trifft auch wohl manchmal; ein, daß ein | 


Schiff glüͤcklich auf ihre Verheiſſung durchs 
a0 aber erſchroͤcklich iſt die Sir, 
der fie verlanget ob ich zwar, wie weiter 
— — ſolches felbft 1 N 


lange ich doch auf meine Perfonfob 
ches nicht von ihnen, ne ich zu Grund 25 


g Sa ſie um Hülffe wolte anſprechen. 
Gleichmaͤſſiges ſchreibet auch Olaus Mage 


en. „daß die Finlaͤnder auch 


die Schiffer bey guten Wind bezaubern 


koͤnnen, daß ſie müſſen ſtill und unbeweg⸗ 


lich ſtehen / wo und an welchen Ort ſie es 
nur verlangen, und wenn ihnen ein Schiff 
verzaubert worden, nehmen fie den fal. v. 
Koth von einem Maͤgdlein, ſo noch eine 


Jungfrau, und ſchmieren damit das vordere 
Theil des Schiffes „ ſo weiche, der boͤſe 
nr sach et Wehe davon ab, 1 


—— 


. 
Be 
N 
be. 
i 
17 


„„ Baß: Beſchrebun g 
ſie fönnen fortfahrenzdenn durch dieſes Mit⸗ 
tel glauben ſie gewiß, daß damit die boͤſen 


nigkeit, damit fie alle Kälte zur Noth ver⸗ 


1 
| 


2 40 2 


ar = 

Was fonften ihr Leben und Sitten bes 
langt, iſt es folgender maffen damit bewandt/ 
die Eltern laſſen ihre Kinder, abſonderlich ſo 
es Knaben ſeyn, ind ugend im Leſen un⸗ 
terweifen, damit ſie ihre Scaruca verſtehen 
und leſen können, und blos allein was auf der 
Inſul in Rechts⸗Sachen paflirer, daß alſo 
Den Mannsbilder darauf ſeyn, ſo 
icht leſen, und zur Noth ihre ſelbſt eigene 
Streitigkeiten ausführen koͤnnen, denn von 
Advocaten weiß man bey ihnen nichts, 
ſondern wann der Richter die Klagen ange⸗ 
hoͤret, giebt er auch gleich den Beſcheid und 
Urtheil daruͤber. Die Weibsbilder zum 
heil, koͤnnen auch wohl leſen, aber als 


koͤnnten vertrieben werden. 
f 


les mit unſern Buchſtaben, ſonſten aber 


hat das Manns volck Characteres, da ein 
Buchſtaben ein gantzes Wort ausmacht, 
ſolches verſtehen die Weibsbilder nicht, 


und kommt auch nicht mit Teutſchen Buch⸗ 


ſtaben uͤberein, noch vielweniger daß es damit 
koͤnnte geſchrieben werden. Sie befleiſſts 
gen ſich auch von Jugend auf zu einer Haͤr⸗ 


tra / 


en, und zum Fiſchen n geſchickt ſeyn ms. 
enn ihr gantz s beben! in der Fiſche⸗ 

0 et. Die haben weder Feld⸗Bau 
Aecker, und ihre Nahrung beftehet 
ſchen ‚ur ene Butter, Milch und 
En Die FJiſche ſo mit Steinen zerflopfe 
verden „ gebrauchen ſie an ſtatt des 


Ihr 
s 880 1 auch Schotten) 
ſie leben viele e Jahr lang ohne Artzney und 
ſehr al, es errei hen auch die mei⸗ 
as 150. Jahr. Ich habe einen als 
Mann geſehen, der te daß er ſchon 
| .. ahr lebte. Ja Ja Olaus Magnus ſchrei⸗ 
bet im 20. Buch, . J leben 300. 
Jahr, der mehreſte Theil Ißlaͤnder ha⸗ 


ben kein Brod geſehen, geſchweigen ver 


ſucht oder geeſſen, wann ihnen zu aber 
von den Unſerigen gemahlte Speiß oder 
Mehl verkauffet wird, ſo vermiſchen ſie es 
mit Milch, und haltens lange Zeit auf, 
vor ein köſtlich Eſſen der Edelleurhe ſie 
nennen ſolche Speiß Orabbel. Es ha⸗ 
ben die Teutſchen, ſo in Ißland handeln, 
tinen Ort in den Meerhafen, Haffnefort 
genannt, welcher Ort von Natur veſt und 
a eee iſt/ ag haben 55 15 


2 — RE 
—— — 


u 
— — 


N nie der⸗Arbeit um 


et „Kleider / Spieg el, Meſſer und 
Se Waaren n, die eben nicht 

ch l ge lauffen, die Sl aͤnder da 
en haben Oel oder Fiſchdran de m 
eutſchen genannt, welches die en 0 


1 a 
eee 
10 7 fie zu vertan 
aͤgge „ Dunter und ar 


e 
lun mit, 
ihren 


mitbringen 7 
ae me eh 


rigen, 1 100 f ie 11 he 1900 n, Ja 
kee haben ſo verheiſſen fi ſie ihnen eine 

bey ihnen zu ſchlaffen, und dieſes hr — 
Stück Brod, Bifcocten oder andere ſchlech⸗ 


te Sach, was man ihr geben will, bißwei⸗ 


len leihen die Eltern ihre Toͤchter auch um⸗ 
ſonſt wegſein Monath oder jo lang ihr Han⸗ 
dels⸗ n bey ſie bleibet. Wird eine 0 

ſol⸗ 


a 


ICH, 


ſolchen Beyſchlaff ſchwanger, fo haben die 


Eltern dieſelbige Tochter viel deſto lieber, 
a die Kinder auf, biß der 


fftigen Tochter Mann ſamt 


der Tochter zur Morgen⸗Gabe, und derſel- 


be ver achtet es auch gar nicht, weils aus Teut⸗ 


u mit einen Teütſchen zu ſchaffen gehabt, 
ſie 


einander aus, unter waͤrenden Geſaͤuff ſin⸗ 
gen ſie ihre eee und zwar nicht 


etz ⸗Beſchreibung 23 


chen Geblüt gebohren iſt. So eine Jung⸗ 


8 


e kommt, oder aber g⸗ 


in einer gewiſſen Weiß oder Melodie; auch 
nicht aus einen beſondern Lied, ſondern was 
ihnen ins Maul kommt, und aus den trun⸗ 
ckenen Gehirns entſpringet So darff auch 
keiner wegen des Waſſer abſchlagens vom 
Tiſch gehen, ſondern es iſt jemand darzu 
biſtellt, welches ihnen ein Gefaͤß darreicht, 
und auch wieder von ihm nimmt, unterdeſſen 
ſchreyen die andern darzwiſchen, ſo hoͤret 
man nicht was dieſer und jener thut, und wel⸗ 
cher ihren Naͤrriſchen Gebrauch nicht nach⸗ 
thut, derſelbe wird vor unhöflich gehal⸗ 
n. „ e en 
So jemand ankommet, empfangen ſis 
ſolchen mit einem Kuß, und dann beſchauen 
ſie ſich einander, und ſo ſie etwan auf ihren 
Kleidern . v. Laufe kriechen ſehen (wie 
dann dieſes Ungeziefer bey ihnen ſehr gemein 
ift „) wegen Mangel der Leinwand, ſo nimmt 
es einer von andern, und ſo offt einer was 
herab klaubt, ſo offt bedanckt ſich der ande⸗ 
re, und zieht den Hut ab, und das treis 
ben ſie ſo lange, als ſie eine ſehen. Bey 
Nacht ſchlaͤffet der Haußvatter mit ſei⸗ 
nen gantzen Hauß » Geſind in einem Ge⸗ 
mach, an ſtatt der Betten haben ſie ein woͤl⸗ 
lenes Tuch ſo bey ihnen gemacht wird oe | 
1 phrei⸗ 


Hande, und wenden dieſe Urſach für daß 


nemlich ſolches waſchen eine ſchoͤne Geſtalt 
| den Menſchen ſtaͤrcke , und die Kraͤff⸗ 


mat Re n 5 Karl 4. 7 € a 
ten in Handen vermehre, auch die Zähne 


| ai im Monath Januarius etliche Kühe in 
Finſtern irre giengen, und weil die Finſter⸗ 


% 


doch wurden ſie hernach in Apriltodt, aber 
ohne Geſtanck oder Faͤulniß gefunden, und 
aus getheilet, wovon der Land⸗Vogt auch 
‚fein Theil bekam; Ich war ſelbigmal gleich 


bey ihme, und durffte er ſolches nicht ab⸗⸗ n 


ſchlagen, ſondern mit der groͤſten Dand, 
barkeit annehmen, doch ließ ers hernach un 


dorf 


aller mitrernächeifehen Linden. 37 
breiten Bann: ſich ohne Heu und Streu, 
bey der? 1 eg alle in einen Scher⸗ 

n, aus denſelben waſchen ſie am Morgen 
das Geficht, den Mund, die Zähne, und 


‚einen Ort, fo Ackermiſſt gerennet wird, 


Ruß ſehr groß, und der Schnee auch ſehr 
50 war, kunte man ſolche nicht finden, 


ter die Armen e „meines Orths 
. doͤ 


eſſen. 


36% Beiß⸗Beſchreung 
dieoeffen fie mich auch nicht 229 7 Gaſte 
laden, ich moͤchte ihnen ſonſten o viel ab⸗ 
Im Winter vor und nach der Sonnen⸗ 
Wend, wann die Sonne im Schützen, 
Steinbock und Waſſermann, fo gehet ſie von 
ihnen weg, und kommt nie von Horizont, 
biß ſie die Fiſche erreichet, und zur ſelben 
Zeit haben fie kein Liecht, als Mond und 
Sternen, hergegen um die Sonnen Wer 
de, im Sommer wann die Sonne aufſtei⸗ 
get, zum Zwilling, Krebs, und Löwen, 
ſo koͤmmt ſie nicht unter Da Horizont, 
und zur ſelbigen Zeit haben fie keine Nacht. 
Im Winter bleiben fie viel Tag im Bett, und 
ſpielen im Schachbret, (welches der Phi⸗ 
loſophus Xerxes ſoll erfunden haben,) in⸗ 
zwiſchen bringt man ihnen das Eſſen zum 
Bett, ihre Ampeln oder Nacht Liechter 
fuͤllen ſie mit Fiſchtrahn, etliche brennen 
auch Kertzen von Inſchlich. Im Hornung, 
wann ihnen die Sonne wieder aufgehet, 
werden auch die Tage laͤnger, alsdenn fan ⸗ 
gen ſie wieder an zu fiſchen, deren bekom⸗ 
men ſie eine ſolche Menge, daß faſt unglaub⸗ 
lich, und ſo bald ſie gefangen, werden ſie 
ausgenommen, und von © 
Tran 


ret 


unter freyen Himmel und zwar ohne Saltz 
nur bloß allein von Wind und Sonnen ge⸗ 
Fee n ji beſſer als wenn fie mit 


Sal eingemacht wären „und fo gehen fie 
auch mit dem Fieiſc um welches eben 0 


gut, und ohne Faulung bleibet. 
Dios VIE Gate, 


a . . 1 1 li 10 
Von den wunderbarlichen 
Seen und Brunnen in IB 
ä 
An findet faſt durch die gantze In⸗ 
ſul und an unterſchiedlichen Orten 
S warme Baͤder, und ſehr hitzige 
Brunnen, welche ſehr ſtarck rinnen, und 
wann es anfaͤngt kalt zu werden, ſchwimmet 


etwas ſchwefflichtes oben auf; In dieſen 
ſehr heiſſen Waſſer, darinn man nicht ohne 
Gefahr einen Finger einduncken kan, ſiehet 


man zwar von fernen rothe Tauch⸗Endten, 
fo man aber näher hinzu gehet, verſchwin⸗ 
den ſie wieder, gehet eins wieder weg, ſo kom⸗ 


men ſie wieder hervor, und alſo ſpielen ſie 


den gantzen Tag, 0 es nun wahrhaff⸗ 


3 tige 


itternächtifcben Bänder. 47 >. 


6 


** 


n Beiß⸗Beſchreibung 
tige Tauch⸗Endten, laß ich andere daruͤbes 
urtheilen; Gegen Niedergang dieſer Inſul, 
ſſiiſt ein groſſer rauhiger und ſchr alter Ste, 
welcher alles was man drein wirfft, in 
1 Stein verwandelt, und welches ſonderlich 
zu bewundern / ſo man ein Holtz in Grund 
dieſes Sees ſtecket , fo wird innerhalb 2, 
10 Tagen das unter Theil, welches in den Grund 
Loder Erden, nemlich was auf den Boden 
Allegt) ſteckt, wie Eifen fo harte ſeyn, ſieht 
1 N auch dem Eiſen gleich, das oberſte Theil 
| 


ee 


11 aber, fo über den Waſſer geblieben, bes 
. haͤlt ſeine vorige Geſtalt, und daß dieſes 
wäahr ſey, habe ich zweymal probiret; Als 

I ich) aber hernach das unterſte Theil in das 
| Feuue ſteckte, und verſuchte, ob es ſich als 
Eiſen wuͤrde ſchmieden laſſen, brannte es wie 

666 eine Kohle. An einen andern Orth, nahe 
bey dem Meer Tuͤrlichshaven genandt, 

ſeyn zwey Brunnen, gantz wiederwaͤrtiger 

8 Natur, der eine kalt, der andere warm, 
dieſe Brunnen werden durch Roͤhren an ein 

Orth gefuͤhret, allda fie untereinander cem⸗ 

perirt, ein gar heilſames Bad machen; 

Nicht weit von dieſen, iſt ein anderer Brun⸗ | 

nen, daraus ein Waſſer quillet, welches 
natürlich, wie Bier ſiehet, und ſchmecket 0 | 

| , wels 


> — nn — — 2 
ne — = = 1 = => 
5 — — — gi — Be en 
——— — San Se men. — 
N — — = Du — = — 
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Innen 


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— * 2 
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4 gen — — 


7 — 


— > * 


Aller mitternächtiſchen Länder. 35 


heiches (che trefflich vor die Franzoſen 


(welche Kranckheit bey ihnen ſehr gemein) 


0 e 2 Meerhafen Hanefortd 
iſt ein Riß oder Bruch in einem Felſen wie 

ein Brunn, welcher über die maſſen tief, und 

ſo man ap ſchauet, kan einer kein Waſſer 

ſehen, ſo aber ein Stein hinein geworffen 
wird, hoͤret man ſelben uͤber eine halbe 
Stund erſt hinab fallen, und verurſachet 
ſolcher Stein ein ſolch Getoͤß als wann er 
in kuͤpfferne Keſſel hinein fiel, und von 

Stund an, ſteiget das fie uͤber ſich, 
und wird der Brunnen voll biß oben an, felr 
biges Waſſer iſt hell und klar, es when aber 
kein Menſch anruͤhren oder verſuchen, es 
fießt auch nichts heraus, ſondern in der 

in ‚ fo lang als der Stein hinein geworf⸗ 
fen worden, ſetzt ſich das Waſſer wieder 
J Pe EN Sl RE 
Noch ein anderer Ses iſt mitten in der 
Inſul, daraus gehet ein töbtlicher Dampff, 
wposon auch gar die Vogel, ſo dar 
uber fliegen, niederfallen und 

at febn 


. 


‘€ RE Das 


| | Das VIII. Kapitel is 


* 


Von den wunderbarlichen 


40% eiß⸗Beſchreibung ‚il 4 


4 
Ein 


0 


Bergen in Ißland. 


— * 


di 


taglich ein ſchroͤckliches Donnern und Bli⸗ 
gen, wann ſchon im Sommer die ſchoͤn⸗ 


ſten und helleſten Tage ſeynd, und in den 
Thälern die vergnuͤglichſte Zeit ſich ereig: 


net, ſo iſt unter continuirli en Froſt und 
Schnee, doch ſtets das Donnern und Bli⸗ 
tzen, wovon es aber eigentlich herkomme 


wollen wir andern zu unterſuchen üͤberlafß⸗ 4 


kit. 1 SUR | 
Der dritte Berg liegt gegen Mitter⸗ 
nacht in der Inſul / der iſt zwar nicht ſo 


hoch, ober er brennet ſtets und in gr | 
in, Sr 57 | am⸗ 


S ſeynd in Ißland drey gar ſeltza⸗ 
me Berg, der eine heiſſet der Creutz⸗ 
berg, der andere Snevelsjockel; 
eſe beyden dringen durch die Wolcken, 
mit ihrer Hoͤhe, und hat niemaln ein Menſch 
ihre Spitzen oder Gipffel gefehen , ſo ſind 
fie auch niemaln leer geweſen von Eiß oder 
Schnee, auf dieſen Bergen hoͤret man 


Flamme, hat auch ſchon fo viel Jahr ge⸗ 
brannt, und iſt doch nicht verweſentlich; 


Was es aber für ein Feuer ſey/ oder für ei ?- 


ne Materie, die da brennet, kan man nicht 


. U ie N e e 10 0 N N 7 
aller mitternaͤchtiſchen Länder, 12 


wiſſen, dieweil aber durch die gantze Inſul 


Schwefel gegraben wird, braucht es kein 


mehrers Nachdenken und entzumder ſich 


ſeine Materie gar leichtlich, er liegt gar 


nicht weit vom Meer, ja er ſtöſſet auf der 
einen Seite gar dran, man nennet ihn Hecla, 


oder Heckelberg, er ſpeyet bisweilen Feuer 


und auch feurige Waſſer „ ingleichen 


wirfft er eine ſchwartze Aſchen und Berg 
Stein, als Hauffenweiß aus, daß man 


offtermals kaum die Sonne darpor fehen 


kan, fo kan auch auf ſechs Meil Wegs nie⸗ 


mand da herum wohnen; Zuweilen hat es 
Wagehaͤlße gegeben / welche in die Hoͤhlen 


Steine eingeſchmiſſen, zu der Zeit da es faſt 


gantz ſtill geweſen, und ſonderlich bey Weſt⸗ 
Winden, da hat es die Steine wieder mit der 


gröſten Gewalt zuruck gefchlagen ; Der g ⸗ 


meine Mann haͤlt darfür , daß die Vers 


dammten Seelen darinnen geplaget und 
gepeiniget würden : Das iſt gewiß, daß ſich 
mancherley erſchroͤckliche Geſpenſter in 
der Naͤhe herum ſehen laſſen, denn ſo an ei⸗ 


1 
U Mast . 


U 


5 , e 


gneen Ort eine Feld⸗ Schlacht geſchiehet/ fo 


* 


* 


“ 
. 
— 


wiſſen die Ißlaͤnder, (ſonderlich die ſo auf 
dem Meer nahe bey dem Heckelberg ſchiffen 


y und fiſchen,) den Tag derſelbigen Schlacht, 


ob fie gleich nicht wiſſen, wo ſie geſchehen, 
dann ſie ſehen alsdann, (wie ſie ſagen) die 
böfen Geiſter heraus fahren, und mit vier 
len Seelen wiederkommen, welche fie aus 


der Schlacht, wobey ſie geblieben, über⸗ 


bringen. Man erzehlet, daß ein Fiſcher 


geweſen, welcher einsmals neben den He⸗ 


ckelberg vorbey geſegelt, allda fey ihm ein 


Schiff begegnet, welches er, wie gewohnlich 
geifraget, wo es herkame, und wer fie war 


ren? habe der andere Schiffer geantwortet: 


1? 


er haͤtte den Biſchoff von Bremen im Schiff, 
welchen er nach dem Heckelberg bringen wol⸗ 
te, und haͤtte man folgends darauf erfahren, 
daß der Biſchoff eben an ſelbigen Tage mit 
Todt abgangen, doch muß man dieſes eben 
nicht glauben, weilen es mir auch nur erzeh⸗ 
let worden, und alſo vor keine Warheit 
ausgeben kan. Wann zu Zeiten jemand. 


im Waſſer oder auf der Straſſen umkommt, 


ſollen vielmalen dieſe Leute ihren Freunden 


und Bekandten erſchienen ſeyn, und wann 


fie eins oder das andere gefraget, An 
| een 


0 


| 
| 
| 
| 


aller mikternaͤchtiſchen Lander 43° 
oder woraus? fie geantwortet, daß fie von 
den boͤſen Geiſt nach den Heckelberg gebracht 
würden, und alsdann verſchwinden fie wies 
derum, alfo ſeynd fie durch den Satan ſo 
bezaubert, daß ſie ſolches vor gewiß glauben, 
es ſeyn die Seelen der Abgeſtorbenen, die 
darinnen gepeiniget wuͤrdenrn. 
Dieweil aber kein verſtaͤndiger Menſch 


leichtlich glauben wird, daß die Hoͤlle auf 
dieſem Berge ſey, moͤchte man doch fragen, 
woher dann der Berg ſo viel Materie habe, 
ſo viele Jahr einen ſolchen Hauffen Feuer, 
Aſchen, und Berg: Stein von ſich zu werf⸗ 
fen? denn da wir wiſſen und taͤglich ſehen 
koͤnnen wie alle Ding, fie mögen noch ſo 
hart 1555 „durchs Feuer bezwungen und 
verzehret werden; Alſo glaubet man auch 
gaͤntzlich, daß dieſes Feuer einmal verloͤſchen 
und ſonder Wuͤrckung alsdenn ſeyn wird, 


wann die Urſache fo es erhalten verzehret, | 


und ſo zu ſagen, kein Oel ins Feuer mehr 
kan gegoſſen werden. Hier will ich nun 
mein Sentement ungeſcheuet alſo daruͤber 
geben, und ſagen wie bekannt iſt, daß aus 
den Duͤnſten in den Hoͤhlen der Erden ſtets 
das Waſſer hervor quillt, welches durch die 
Brunnen heraus fleuſt, fo nun die 1 
Ne | ; . chen 


44 Beißrefebteibung 1, | 


chen für und für währen , alfo ıft auch die 
Wuͤrckung beftändig fo darausentfpringetz 
ſo halt ich darvor, daß innerhalb der Erden 


auch etliche Oerter giebet, welche natuͤrlicher 


Weiß einen truckenen und warmen Dunſt 
oder Dampff an ſich ziehen, der alsdenn zu 
Feuer / Aſchen und Berg⸗Stein reſolviret 


7 
m 
P 
. 
v 
9 


c 


wird, welches in dieſen Berg⸗Wegen ſehn 
ſchwefflichte Materie, welche auch in Iß⸗ 


land allerwegs gefunden wird, welches 


leichtlich geſchehen kan, und gleichwie die 


Brunnen im Sommer nicht fo viel Waſ⸗ 
ſer herfuͤr quellen als im Winter, wegen 
Mangel der Marerien , alfo iſts auch mit 
dieſem Berge beſchaffen, daß er zur Zeit 

ebenfalls einen Abgang der Materie haben 

muß, weiln er zur ſelben Zeit weder Flam⸗ 
men noch Rauch von ſich giebet; Es ſey 


nun wie es wolle, ſo iſt doch gewiß, daß 


> 


niemand ohne Gefahr und Grauſſen zu die | 


ſem Berge gelangen kan. In dieſem Jahr 
als ich in Ißland war, iſt um Mitternacht 


den 29. Novemb. auf dem Meer bey dem 


Berg eine Feuer ⸗Flamme geſehen worden, 


welche die gantze Inſul erleuchtet, wir ent⸗ 
ſatzten uns alle, und erwarteten des Aus⸗ 
gangs mit Angſt und Sorgen, die Al⸗ 
m | | ten 


Aͤller mitternächtiſchen Länder, 4 
zen fo der Sachen ſchon erfahren, bes 
kichteten uns „ daß ſolches aus dieſem 
Berge hervor komme, und als wir noch 
ohngefehr eine Stunde verzogen „da bebe⸗ 

te die gantze Inſul nicht anders als wann fie 

aus dem Grund ſollte geriſſen werden, dar⸗ 

auf folgte fo ein erfchröclicher Knall, daß 

wenn man auch die allergroͤſten Geſchuͤtz abs⸗ 
geſchoſſen es doch nimmermehr einen fo 
hefftigen Donner verurſachen koͤnnen, als 
was dieſer Schlag für einen grauſamen Ek⸗ 
fect hatte; man kan es nicht mit Worten 
ausſprechen , vielweniger das Schroͤcken 
‚einem krzehlen, in was vor Angſt und 
Furcht die gantze Inſul geweſen, wir ſelbſt 
glaubeten nicht anderſt es wuͤrde der Him⸗ 

mel einfallen und der Juͤngſte Tag wäre 
vorhanden ; Nachdem haben wir erfahren 
daß das gantze Meer am ſelben Ort auf 

2. Meil Wegs zuruck gewichen und ausge⸗ 
trucknet. Zu Eingang des Monats Zulii 
ſchiene es gefaͤhrlich, daß das Eiß in groſſer 
Menge, und unverſehens bey der Nacht um 
den Hockelberg und an die Inſul angetrie⸗ 

ben wird, da iſt denn das gemeine Geſchrey 
daß die Verdammten auf dieſen Eißgegude 
let wuͤrden, und das geſchehe des Jahrs Re: 5 
We N mal, 


in Reiß ⸗Beſchreibung 4 
mal, einmal in Feuer - Flammen , und im 
Winter auf dem Eiß: Dieſes Eiß ſchwim⸗ 
met 3. Monat lang um den Heckelberg, 
ſo man ein Theil dieſes Eißes aus dem Meer 
nimmt, in ein Tuͤchlein einwickelt, und ſel⸗ 
biges in einen Kaſten verſchloſſen wird, ſo 
bleibet es doch gantz unverſehret, bis es auf 
dem Meer verſchwindet, (welches gar ge⸗ 
ſchwinde in einer Nacht pflegt zu geſchehen) 
ſo vergehet das in dem Kaſten auch, daß 
man nicht einmal an dem Tuͤchlein ſiehet, daß 
eine feuchte bare den een | 
ches iſt nun den aberglaubifchen Leuten ein 
Miraculum, welches doch der Teuffel um 
ihren Unglauben zu ſtaͤrcken , alſo zum 
Spott ihnen geſchehen laͤſſet. Es geden⸗ 
cket auch Olaus Magnus in aten Buch da⸗ 
von / weilen ich aber recht klaͤrlichen Bericht 
von dieſen ſo genannten Heckelberg einziehen 
wollte, habe ich mich ſelbſt gemaget „ und 
nicht ohne groſſes Grauſen zu dem Berg 
und Eiß hingefahren, und vermercket, da 
das Eiß durch die ſtarcken Winde an die 
Felſen angetrieben wuͤrde, davon es denn 
ein Widerſchall und Geheule der Winde 
verurſachet, ſo etwas klaͤglich lautete, als 
wenn man erbaͤrmlich heulen Meckern, 
diz 


T 
die Ißlaͤnder meynen es wären die Seelen 
der Verdammten, welche auf dem Eiß ges 
qualet und gemartert würden ; Aber wir 
wollen ſie laſſen glauben was ſie wollen, denn 
wir find nicht eapabel die Ewigkeit zu ers 


on dem Reichthum der 
G bland iſt ( wie oben gemeldet 
worden, ein rauhes hartes Land, 
voller Schnee, ſo iſt es auch vol⸗ 

ler Stein und Felſen, ſo gar daß auf der 
gantzen Inſul kein Acker oder Feld Bau 
iſt, weder Gaͤrten noch andere zum Zuge⸗ 
müͤſſe erbaute Laͤndereyen, ingleichen Korn, 
Waitzen und Habern, wie auch Gerſten 
haben fie nicht, auch keine Baum ⸗Früch⸗ 
te, als Kirſchen, Aepffel, Birn, Pflau⸗ 

men und dergleichen, ja was noch unglaub⸗ 
lich iſt, ſo brauchen ſie weder Brod noch 
Saltz, und ſeynd doch dick und ſtarck, und 

in der Natur noch ſtaͤrcker als wir Teutſchen 


alle. > 
. u 


1 
5 
2 8 
2 
* 
1 
. 


— — 


| 


7 1 5 “ 9 N 
Baß Beſcrebenz 


585 der ngen 
beyeinander, ihren Hoͤhlen oder Neſte (wie 


andern Orten hergebracht, man findet ſel⸗ 
ten einen Inſulaner, der nicht etliche eiſerne 

Nägel bey ſich trägt, die Pferde damit zu be⸗ 
ſchlagen, ihre Gebaͤu ſind in Felſen und un⸗ 
ter Erden, weiln ſie keinen Zeug haben zum 
Bauen. Es iſt kein Baum in der gantzen 
Inſul, ausgenommen der Birckenbaum, 
welcher zwar auch nur an einen Ort waͤchſt, 
und nicht uͤber Manns⸗Laͤnge hoch wird, 
weiln er von den ſtarcken Winden nicht in 
die Hoͤhe kommen kan. Dieſer Bircken⸗ 
Baum bluͤhet erſt nach der ee 


aller mitternächtifchen Länder, 45 
im Sommer, und die Blätter riechen fehr 
lieblich und wohl, und haben fo einen edlen 

Geſchmack, daß es die Teutſchen in ihren 
Zelten und Loſamentern wo ſie Tafel hal⸗ 
ten, ſetzen laſſen. Bißweilen kommen auch 
aus der Tartarey Dannen⸗Baͤume, (wel⸗ 
che dadurch aus der Erden von den ffürmens 
den Meer weggeführet ) bey fie in groſſer 
Menge geſchwommen, welche ſie denn ſon 
derlich zum Gebaͤu unter der Erdengebraw 


3 | 8 
Sie haben auch wiederum viel gute Sa⸗ 
chen, welche ihren Abgang reichlich erſetzen, 
als Butter ſo in groſſer Menge bey ſie zu 
finden, wegen der Fettigkeit des Graſes, 
welches ſo fett iſt, daß ſie das Vieh, wann 
es eine gewiſſe Zeit geweidet, ſolches nach 
Hauſe treiben muͤſſen, daß es nit zerſpringe. 
Es hat das Graß auch ſo einen angenehmen 
Geruch, daß es unſere Leute deswegen in die 
Kiſten und Schraͤncke legen, damit die Klei⸗ 
der einen angenehmen Geruch davon bes 
kommen, der mehrere Theil Ißlaͤnder ſetzen 
ihre Butter aus Mangel der Geſchirre und 
Gefäß in die Windel ihrer Hoͤlen, wie 
wir unſere in Toͤpffen haben, und in Keller 
ſetzen, alſo legten ſie ſie in einen ſaubern Ort 
11 Ak EN D 1 . ihrer 


50 — Ale 
E — — —— 
ihrer Hun, doch iſt ſie nicht geſaltzen, blei⸗ 
ber aber dennoch ſo gut 5 — als — 
ſie in Loͤpffen eingeſaltzen waren. 
. Ibre Kühe haben keine pee ene 
Pferde meifteng Zelter und zu allen Yan 
| 898 Heben uhr 
Be aber keine Schweine, H 87 
ben ſie nicht wegen Mang Gad 
5 ſie im e im Winter Noth am RR 18 Heu 
Mangel haben, ſo maͤſten fie 177 ieh n 
Fiſchen, rauhe Hund oder Bude 8 (wie man 
fie hie zu Land nennet) ſo ohne Ohren und 
Schwantz gebohren, halten fie ſehr hoch, 
verkauffen ſie auch ſehr theuer, ba bergegen 
‚fie einen jedweden, der eines von ihren Ki 
dern begehret, gerne umſonſt geben, ı 
nen ſelbſten antragen. Man hat ten, 
ſer Inſul weiſe Fuͤchs und Bären , keine fon» 
derliche Vögel haben ſie nicht, als Waſſer⸗ 
Voͤgel, deren viele Arten bey ihnen gefun⸗ 
den werden , fo uns Teutſchen unbekandt, 
Raben findet man auch, ſo aber etwas weiß⸗ 
licher als die unſrigen, ingleichen gar her? 
liche Falcken, welche mit groſſen Unkoſten 
0 abſonderlich die weiſen) von den Span⸗ 
mern und Portugieſen geſacht und gefan⸗ 
ao auch in groſſe Anzahl von dannen 
w.g⸗ 


aͤch iſch en Laͤnder. | se 


ie, 5 e ee ich ſelbſten bey 
mei alige n Reife viel providirt ha⸗ 
h and Jadur ich wider heraus kommen 
ba; Es auch weiſe Rebhuͤner darin⸗ 
es giebt durch die gantze Inſul viel luſt⸗ 
burt Flöße unden Innwohner ſehr viel 
Ji che bekommen „als Salmen, Truttin, 
3 > 1 er gantzen Inſul iſt nur 


le — —— en ſo aus den einen Theil 
dere ano „haben keinen ges 
wiſſen Weg, ſondern muͤſſen der groſſen 
Ein: de wegen, ſich des Magnets bedienen, 
gleich wie die Schiffleute des See- OCompaſ- 
les auf dem Meer, das Meer iſt bey Iß⸗ 
land ſehr tieff, gibt gantz Boden ⸗loſe Ab⸗ 
grunde, und überaus groſſe Wallfiſche, 
auch andere ungeheure Meer Wunder, 
die kein Menſch jemals fangen weniger um⸗ 
bringen kan, doch was die Menschen nicht 
vermögen, thut das Eiß, welches mit ſolcher 
Gewalt an die Felſen geſchlagen wird, daß 
dieſe Ungeheure darvon zerschmettert und 
umgebracht werden. Ich habe eines geſe⸗ 
hen, welches todt aufs Geſtatt des Meers 
ausgeworffen worden, deſſen Länge beſtun⸗ 
de in 30. Eln, BEN übertrafeinen lan⸗ 
15 gen 


welche aus Wallfiſch⸗ Bir | 


m - n — 
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f 5 


ge Spieß. Von fo 


Mer Wunder oder Wallſſche werden 


groſſes Monſtrum iſt, und maͤchtige St 
cke hat, fo wird er doch von einem Fiſc 
mens Orca oder Springwahl (welcher ſein 
Tod⸗Feind iſt) bezwungen und beſtritten; 
Es hat aber dieſer Fiſch eine Geſtalt wie 
ein umgekehrtes Schiff, und auf den Ruͤ⸗ 


Stacheln, mit denen es den weichen Bau 
des Wallfiſches verwundet und . 


Nas 


cken gar lange und fpigige Floß- Federn oder 


bringet,derowegen auch der Wallfiſch diefen 


inem Feind ſehr fuͤrchtet und ihn auf alle 


rt und Weiſe zu enifliehen trachtet, daß 


er ſich offtmals in der Flucht am Geſtade 


verſtoſſet. 0 


ler miteeemäcbeifehen Länder, 2 
Nahmen unbekannt, aber doch vor einen 
Wallfiſch gehalten wird, giebt es in dieſen 
Meer, wann ſolches den Kopff heraus 


9 Leute dermaſſen, daß . 


e bey nal 

hat einen viereckigten Kopff, feurige Augen, 
und iſt alles mit Pi bewaffnet, 
der Leib iſt ſchwartz und voll von derglei⸗ 
chen Federn, fo mans bey Nacht fichet , 
ſind die Augen lauter Feuer, und erleuch⸗ 
ten den gantzen Kopff, man kan nichts er⸗ 
ſchrecklichers dencken oder mahlen. Olaus 
Magnus gedencket dieſes Meer⸗Wunders im 
zoſten Buch mit dieſer Nachricht, daß ſol⸗ 
ches 12. Elen ſeye, und habe ich bey mei⸗ 
ner Anweſenheit felbften geſehen, daß ein 
ſolches Thier einen Fiſcher⸗Nachen mit den 


in eine Ohnmacht fallen. E 


Zaͤhnen zermalmet, darinnen 3. Fiſcher g ⸗ 


weſen, zwey darvon muſten erſauffen, der 
dritte aber erwiſchte ein Bret, ſo im Meer 
ſchwamm, und kam noch mit dem Leben da⸗ 
Bon. : r 75 N 
Noch ein anders Meer⸗Wunder, wel⸗ 
ches auch ſehr offt geſehen wird, aber nicht 
viel faͤngt, hat 10. biß 12. Elen in der Län; 
ge, man nennets Hackal, ſelbiges iſt lauter 
. j 


fa _ 2 een 
Fett und Schmaltz, wenn ſolches gefan⸗ 
gen wird, nehmen ſie einen langen Spieß, 
daran machen ſie ein Eiſen, mit zweyfachen 
Spitzen oder Wiederhacken, damit es nicht 
kan zurücke gehen, an den Holtz wird her 
nach ein langes Seil angebunden, dieſen 
Spieß werffen fie in das Meer⸗Wunder , 
wann es den kleinen Schiffen zuſchwimmet 
und Schaden thun will, ſo bald nun das 
Thier empfindet, daß es verwundet, begiebt 
e ſich alſobald in die Tieffe des Meers, und 
verblutet ſich zu todt, darnach wird es am 
Spieſſe feſte gemacht, und ans Land gezo⸗ 


* Liber diefe Meer⸗Wunder giebt es auch 
andere, welche Meer oder See⸗Hunde ge⸗ ö 
- nennet werden dieſe ſtecken den Kopff auſſern 
A Meer und bellen, nimmt feine junge Huͤnd⸗ 
lein, ſo im Meer ſpielen, wieder zu ſich im Leib 
biß ſie beſſer erwachſen. Ingleichen giebts 
noch Meer Pferde, Meer: Kühe ‚ja allerley 
Thiere, ſo faſt eben mit der Landes⸗ Arth, | 
was auf der Erden iſt, überein kommt, und 
iſt zu verwundern, daß die Natur alſo ſpie⸗ 
let, und im Meer der irꝛdiſchen Thiere wah⸗ 
re Geſtalt alſo nachmachet. N | 
Es haben ſonſten Hamburger, W 
+ | und 


4 itternächtiſchen Lander. 18 
und Lübecker ſehr im Gebrauch gehabt, in 
die Inſul zu kommen, und ſolches mit ih⸗ 


ren geöften Nutzen, ja fie haben gar ihre 


Dieners und Factors darinnen gelaſſen, im 
Winter uͤber ſich der Sprache beſſer zu er⸗ 
kundigen, damit ſie im Handel deſto geuͤb⸗ 
ter wuͤrden, aber anjetzo iſt es verbotten, 
ind darff forthin kein Teutſcher mehr uͤber 
Winter darinnen bleiben, die Urſach kommt 
daher: Es war 1591. ein Kauffmann von 
Hamburg, mit Nahmen Conrad Blum 
dem Winter uͤber in Ißland, allda er von 
feinen andern Mit⸗Conſorten war gelaſſen 
worden, den Handel zu treiben, und die 
Sprache zu erlernen, und hielte er ſich bey 
dem Biſchoff zu Scalholden auf. Nun trug 
ſichs zu, daß des Biſchoffs Fiſcher ein gan⸗ 
tzes Einhorn, welches ihrer Meinung nach / 
aus Groͤnland kommen ſey, (allwo noch 
Einhoͤrner ſeyn ſollen,) auf den Eiß fanden, 
und ſelbiges ihrem Herꝛn brachten, nicht ar 
ders meynend es wäre ein Wallfiſch⸗Zahn, 
dafuͤr es auch der Biſchoff gehalten, wel⸗ 
cher ſolches dem Conrad, ſo ihm darum an⸗ 
geſprochen, verehret: Aber dieſer Conrad, 
ſo ein verſchlagener Mann, und wohl wuſte 
was es war, verkauffte ſelbiges um etliche 
Ei dos, 


0 


rooo.fl. Als ſolches vor dem König von 
Dennemarck kommen, hat er verboten, daß 

ber was vor Urſachen der auch haben moͤch⸗ 

te, allda verbleiben ſollte. 


Das X. Kapitel. 


Von der Ißlaͤnder Rechten 
und Gerechtigkeiten. 
RES ill faſt mitten in der Inſul ein 
aur luſtiger Orth, ſonderlich im 
Brühling gleichet es einem Para- 
diß, da hat vor Zeiten ein hoher Berg (gleich⸗ 
wie heutiges Tags der Heckelberg) gebrannt, 
nachdem aber die Materie verzehret worden, 
iſt er zu einer Ebene worden, doch ſtehen 
die Felſen ſo um den Brunnen herum waren, 
noch aufrecht / und iſt alſo dieſer Ort der 
geſtalt befeſtiget, daß die hinein wollen, ei⸗ 
ner nach dem andern gehen muß. Inglei⸗ 
chen ſind allda 2. Fluͤſſe, welche ſehr ſchnell 
und abfallend gegen einander uͤber von zween 
ſehr hohen Felſen herab ſchieſſen, und ein 
ſehr groſſes Geraͤuſch verurſachen. Dieſe 
2. Fluͤſſe kommen mitten im Feld re 
| und 


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een mit grofen Wirkt indie Erde 
An dieſen Ort kommen die Innwohner 


m. auf den 29. Juni zuſammen, abfons 
erlich diejenigen, fo in Rechts⸗Sachen was 


— ai haben, ſonſten hat man kei⸗ | 


e dieſen, und 
jährliche ſchon gemeldte Zeit, da man zu 
Gerichte e ſitzt „ und Urtheile und Recht ſpre⸗ 
de. 10 So bald fie nun darin, wird 
Wache vor dem Eingang beſtellt, wel⸗ 
Fr niemanden ohn fondere Ordre des Lands 
Bogts oder Vice-Königs wiederum heraus 
laſſen. Wann nun die Verſammlung 
Staͤnde und die ſich beklagende Perſonen 
beyſammen „wird auf Befehl des Vice-Koͤ⸗ 
nigs ein Koͤniglicher Befehl oder Mandat 
ae, darinn nicht allein des Koͤnigs 
Or dre und des Vice- Koͤnigs Befehl daruͤ ? 
ber / ihnen daraus gnaͤdigſt publicirt wird, 
als denn vermahnet ſie der Vice. Roy abſon⸗ 
derlich diejenigen, ſo Jurisdictionem zu ſta- 
tuiren haben, daß fie ohne Anſehen der Per⸗ 
ſon recht ſprechen ſollen, darauf geht der Vi- 
ce-Koͤnig wieder fort in fein Gezelt, und er⸗ 
wartet daſelbſten, biß man ſeiner benöshiget, 
ven s geſchichtt velaulen, das ſich die 
D 5 Par: 


| Fe sm nach bee | 
nicht verglichen, und alsdenn durch den 
Vice - Ro u dadurch begangene Crimi- 
nal-Stra wende e muͤ⸗ 
fen, fonften aber iſt es eine publique Sache, 
daß die Adhærenten ſich durchaus nichts zu 
widerſtrrben haben, denn die darzu beſtellten 
Lochmaders oder Gerichts. Hern, ſetzen ſich f 
auf den blatten Boden nieder, und haben 
ihre Inſulaniſchen Stadt und Lands Ord⸗ 
nungen, welches in ihrer Sprache beſchrie⸗ 
ben, woraus fie nach vorher angehoͤrter 
Klage einen jedweden fein Recht fprechen, 
gebrauchen alſo weder Schreiber noch Ad- 
vocaten oder fonften einige Räncke und Aus⸗ 
fluchte dabey, es waͤre dann Sache, wie oben 
gemeldt, die weiters Bedenckens vonnoͤthen, 
oder durch allzuſcharffe Antwort Crimen 
Læſæ Majeſtatis begangen worden, ſo wird 
der Land Vogt oder Vice- Roy wieder bes‘ 
ruffen, daß er ſeine Meinung daruͤber ent⸗ 
decken, und alsdenn die Juſtiz ihr Uetheil 
darüber fällen kan, denn ob ſchon der Vice- 
König ſeine Meinung entdecket, fo muſſen 
doch diejenigen, die darzu beſtellet ſeyn, 
das Recht prechen, und brauchet hernach 
keine weitere C mation. Die 1 
| la: 


N h 
| aller e mitermächrichen Lander 


Klagen, welche da vorkommen y HERR . 
und Ehrebruch, und hat man niemals erfah⸗ f 
ren, daß wegen Lehen⸗ Feld⸗Guͤter oder 
Geld „Sachen ein Streit geweſen. 
"Pierre Rath beſtehet in 12. Männern, 
darunter eine r Præſident iſt, und ſelbiger 
—— gehalten. Dieſe 12. 
. e machen alle Satzungen, 
und erkundigen ſich fleiſſig „ob unter den 
Unterthanen auch was Boͤſes vorgenommen 
wird, darauf ſie alsdenn nach Vergang der 
Sache behoͤrige Straff dictiren. Welchen 
das Leben abgeſprochen wird, dieſelben wer⸗ 
den mit der Art gerichtet, einen Theil Zei: 
chen und Maͤhler an die Stirn gebrannt, 


welches abſonderlich bey ihnen eine ſchwe⸗ 


re Straffe iſt, und fürchtet ſich einer nicht 
ſo ſehr vor dem Todt, als vor dieſer ſehr 
ſchwehren Straffe. Ich habe eine ſonderli⸗ 


che Hiſtorie darauf, welche zu meiner Zeit 


paſſiret,, da ein gewiſſer- Mann, welcher 
Armuths halben es nicht noͤthig gehabt, 
doch aus Feindſchafft ſeines Nachbarn ſich 
verführen laſſen „ ſeibigen durch Zauberey 
um all s das Seinige zu bringen, weil man 
aber nicht alles auf ihm allein bringen kon, 
te, hal man wi om aus Urſache ander 


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60 Beiß⸗ Beſchreibung FE = 12 2 


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9 


rer begangenen Miſſethaten mit dem Eiſen 
brennen wollen, weilen man nun nicht im 


Gobrauch, den Übelthaͤter ſonderlich zu ver⸗ 


wahren, indem er ſo leicht aus der Inſul nicht 
weg kan ſonderlich wenn er in fremde Nach⸗ 
barſchafft kommt, ſelbigen ſolche / als einen ih⸗ 
nen ſchon bewuſten Ubelthaͤter wieder zuruͤck 
ſenden, ſo hat er ſich vor dieſer ihm dictir⸗ 


ten Straffe alſo entſetzt, daß er lieber ſterben, | 


als ſolche uͤberſtehen wollen, und darauf ſich 
nach ſeines Feindes Wohnung begeben, 


ihme mit einem darzu bequemlich⸗ſpitzigen ö 


Eiſen die Bruſt eroͤffnet, demſelben das 
Hertz aus dem Leibe geriſſen, und alsdann 


wieder in ſeine Verwahrung gegangen, und 


dem Richter, da an ihme die Execution ſol⸗ 


te exequirt werden, das Hertze ſeines 
Feindes feibften præſentitet, damit man 
Urſache haben moͤchte, ihme das Leben fol⸗ 
gends gar zu nehmen, welches auch hernach 
ren, und er-mit der gröften Freude, 


ſein Urtheil und Execution ausgeſtanden, 
alſo hat dieſe Malefiz-SPerfon lieber ſterben, 


als ſolche ſchwehre Straff ausſtehen wol 
len, denn diejenigen hernach vor unehrlich 


gehalten werden, ſo dergleichen Brand⸗ 


Mahl haben. Zum heil ſtaͤupt man fie un 5 
1055 | und 


NN 


aller mitternächtifehen Länder, 61 


olche gemeiniglich an einen 
der darzu aufgerichteten Seule, 
el 1 h Gerichts, Diener, welche bey 
mehrlich erkannt werden, ſie ſo viel 
Sbeche geben müſſen , als ihnen dictirt 
Side ee dergleichen Leute nicht 
muͤſſen die Inquiſiten ſolches ſelb⸗ 
tereit inder verrichten. Ich habe ge⸗ 
ſehen, daß ein Vatter und Sohn wegen 
groſſen Diebſtahls gefangen lagen, und mus 
ſte der Vatter feinen Sohn mit Ruthen ſtrei⸗ 
chen, er aber der Vatter wurde danch mit 5 
e oder Beil hingerichtet. Ri | 


Das xl: Capitel. Sr 


2 "um der Ißlaͤnder / 
Wik vie auch are 8 


men. 


0 7 Ir haben bißhero vernommen, 1 | 
BR, Diethmarus als Teſtis oculatius, 
e von der Inſul Ißland ſchreibet, 
es babe in dieſen neuen Zeiten ein gebohr⸗ 
ner Ißlaͤnder mi Nahmen Aung e ger 
nas 1610. drey Bücher von Ißland im 
Haas; | x Druck 


Drud been 2 dul Cr 
Ep za, oder Ißland, darinnen er zwar 
ie Inſul an ſich ſelbſt, ſonder on 
llaͤnder erſtes Herfommen ‚ne 
ſetze, Geſchichten,Beſchrei 
nige, und deroſelben vortreffliche Shaten ö 
erzehlet, welches doch mit alen angeführten | 
Authoribus nicht überein ſtimmet, dero⸗ 
wegen wir von dieſen Authore eint kurze N 
Relation mit einbringen wollen, ı d als⸗ 
denn des geneigtenLeſersJudicio a anbefehle 
Island hat zu Biſchoͤfflich 
f Neſidentziſt, ‚an 56 0d 0 65. Grad 
44. Minuten / in longirudine ber ne. 1 
Grad ihr kuͤrtzter Tag iſt ine se 2. Stun⸗ 


den. Dieſe Inſul ward Ae Du | 


genennet, darnach Gardersho | 
aber nicht die Inſul Thule, wovon di 
ten Scribenten vielmals gedencker 5 dann 
ꝝc—hule noch vor Chriſti Geburt zu Rayer N 
Auguſti Zeiten dem Poëten ‚Virgi be 
kannt oe H 990 aber u. unbewohr a 


1 


zogen 


* 


aller . Lander. 63 


ö a zum erftenmal angefangen Aus 
Wee bnen. . 
60 8 | cb die Spländer An. Chris 
ſti 1. ter Koͤnig Olao Trygone zum 
hriſt a Glauben bekehret durch Gyfle- 
rum den Weſſen eines Ißlaͤnders, welcher 
auch ſeinen Sohn Ißleiffung nach Erfurth 
andte, und ließ ihn ſtudieren, und iſt er 
ernach 1056. der erſte Bichoff in Ißland 


N tte 


Es hat Ißland 144 „Nordwegiſche Meilen 
oder 288. Teutſche im tee dieſe ganze 
Inſul ird nach den vier Ecken oder Quar- 
eren der Welt ausgetheilet, die Oſt⸗Seite 
bat e a ge Seiten 70. die 
ud⸗Seite 6. und die Nord⸗Seite 11. Ihre 
Sprache belangend, iſt ſolche nichts anders 
als die alte Gothiſche, ſo von den Teutſchen 
e vor Zeiten faſt alle Mit⸗ 
ternaͤchtige Länder und Koͤnigreiche, die Go⸗ 
thiſche Sprache gebraucht haben, als Nor⸗ 
wegen, Schweden, Dennemarck, desglei⸗ 
chen auch Engeland, Schoit⸗ und Irr⸗ 
land, nachdem aber die Laͤnder durch fem. 
des Volck in der Sprache corrumpirt wor; 
den, ſind auch deſto mehr verändert; doch 
iſt fi in Ißland unverändert blieben, 910 
ai 4. 5 EN en 


ı  wiäelldür Brelſa tu oß 


| Ne en ſo oft 
von Frembden beſucht worden , daher ſol⸗ 
che Teutſche Alt⸗Gothiſche Sprache noch 
heutiges Tags die Ißlaͤndiſche oder alt⸗Nor⸗ 
wegiſche genennet wird, daß nun ſolche aus 
der Teutſchen Sprache entſprungen, erken⸗ 
net man aus folgenden Ißlaͤndiſchen Vatter 
Unſer: Bader vor Sum ert ai Hhimum: 
Helgitzt bitt namb ti: Romititt Ride: | 
Ver di tinn Wile / Suoms ai imme: 
So ai Podii: Buͤrd ar | SE 
geb tü oſſi dag: og bergeb oß 5 
den Vorn Suͤo Semui berg: 
Skuͤllden vorn ant Leid: o eki Bre 


ſie. Sonſten haben ſie noch viele 55 
ſo von uns nicht ſo gar wohl möcht n ver⸗ 
ſtanden werden, als: Kny fur ein Meſſer, 
Orn ein Adler (oder auch Arn) Hualur ein 
Wallfiſch, Lend, Land, Hlutor eine Sa- 
che oder Ding, Lag ein Geſe e, Jottul ein 
Berg, Hior, ein Degen. Es gebrauchen 
aber die länder im Schreiben zweyerley 
Schrifften Alte und Neue, die Neuen ſind 
die Teutſchen Buchſtaben, welche auch die 
Dennemercker und Schweden gebrauchen, 
die alten aber ſeynd Gothiſche, die vor de 
Ulphi- 


1 x A} 
. 2 2 
Beiß⸗Beſchreibung 
e ene eee eee 2 
1 5 * x 4 
XII. 
9 


Jahr bey ihrer Freyheit und Ruheſtand ver⸗ 
blieben, ſich auch niemals mit Koͤnigen oder 
Potentaten eingelaſſen, biß aufs 1263. Jahr 
da ſie ſich Haquino den juͤngern Koͤnig in 
Norwegen unterworffen, und ſelbigen ge⸗ 
huldiget, doch mit Conditionibus, alſo 
daß er fie. bey ihrer alt⸗hergebrachten Frey⸗ 
heit laſſen wolle, ihr zweyter Koͤnig iſt gewe⸗ 
ſen Magnus des Haquino Sohn, dem die 
Ißlaͤnder noch bey Lebzeiten feines Vatters 
gehuldiget haben, dieſer hat das Land 
recht in Ordnung bracht, und confirmi- 
ret, unter dieſen König hat das Gronlaͤndi⸗ 
ſche Eiß die Inſul ungewohnlicher maſſen 

if * „ um⸗ 


Beeren auf de 5 

ben weyen Jahren af Auch rd 
lagen mare, al 1280. huldigten die 
Ißlaͤnder Eric um Königindtorivegen: Sei . 
Gemahlin Margaretha, war eine ger 

ne Königin us Schottland, ſelbe hat 

n ur e köstliches Kleinod 
vermache „1300. wurde Hagonio, Magni, 
Sohn gehuldiget, 1305, ward das Gron⸗ 
laͤndiſche Eyß über die maſſen groß, daß auch 
anz Illand geſperret war. 1321. wurde 
Ye 10 Erici Sohn gehuldiget. 1339. hat 
der Heckelberg gar grauſam Feuer ausge⸗ 
wirft, „und folche groſſe Erdbeben gewe⸗ 
fen, daß die gantze Inſul davon erſchuͤttert 
worden, und an Menſchen und Vieh groſ⸗ 
ſen Schaden gethan, bey Haquini Zeiten 
1366, (als Magni Sohn) find in etlichen 
siche de nemlich biß 1373. 17000. Wall⸗ 


gen worden. 

3381. wurde Olaus König i in Denn; 
marck und Norwegen. 1387. Negierte 
Margaretha Koͤnigin von Dennemarck, 
e und lei 1412. Ericus 


E 2 Her⸗ 


e den Heckelberg angetrieben und gefan⸗ 1 


|! gen“ N 2 Eat 220001 aan 
ergo: Srfnster. Graf von Ol⸗ 
d. © date in ee Schwe 

und Norwegen, Johannes Koͤnig 

in Dememarck, 7 Schweden und Norwe⸗ 


gun RR) 

1513. Chriſti us der II. König 5 
Dennemarck, Gere und Norwe⸗ 
gen. 


1523. Fridericus der 1 anon dane 
marck und Norwegen. a 
13535. Chriſtianus der III. König in 
Dennemarck und Norwegen. 
1559. Fridericus ve II. König in Den j 
| nemarck und Norwegen. fi 
1588. Chriſtianus IV. Königi in Denne | 


marck und Norwegen 1 
Dieſe Koͤnige regierten diese In alen 


Land Voͤgte oder Vice-Roy, u wr 
gleichfalls „ wolle 17 | 


A 
Re N 
13 1 


Ver 


1 


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1 R aff er Orronis fit una ui 5 3 
denen Crus, ir kam zur aid 12 69. 5 500 N 


1 Th 0 n 8 eie Sohn kam 

12 15 „zur Regierung, ſtarb W 
orolphus Andreæ Sohn 1342. dieſer 

nath tegiere, > iſt hernach 


1360. zur Ri jerung, 41 und 
ward gleichfals wegen feiner Thranney 
erſchlagen. er... 
rn orleif kam dur Keime, 
1446. | | 
| deere re u ac 1 


| 857 1 war nur 1 5. Ei alt 
‚Vice - ERRANG, 5 


| ang l 10 ae a 1 8 : 
\ en . Nee e 


Snono Kleiffsohn. | 
Johannes Ranzovv. 
Johannes Egerhardi. 
Theodoricus don Wänden, / u" 


von den Ißlaͤndern äſcleget, 
Oro Stigorus. * 5 


Canutus. 


7 2 
a Stigorus 1678. beo, 1 } 
Paulus Buchholz, ak. 1 666, 


Dieſes ſind die Land⸗Vögte oder Vice-Ro . 
in dieſer Inſul Ißland biß auf dieſe Zeit, 

che zum Theil lange und aud We | 
er Born es | 


Das XIII. Sapitel, 


BEE Sad Olaus Trygo der löbiche | 
S 8 Jahr in Norwegen etwan 4 


ur ich ſehr bemübet,, die © 
zum Chriſtlichen Glauben zu bringen 
mit dieſen Vorhaben etliche Jahr 1 1 
zugebracht, iſt er doch endlich dieſes ſeines 
Verlangen gewaͤhret worden, und ſolches 
zwar durch unverdroſſenen Si 1 11 f 


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— = Bar 

— — — —ꝛ—ᷣ — 
* — — 


in die 


bohrnen Ißlaͤnders mit Nahmen SGyſlerus 
zeiſe, welcher ſich, als ein Geſandter 

n dieſer Affaire gebrauchen und ſich es ſol 
taffen angelegen ſeyn laſſen, daß Anno 
ßlaͤnder bewilliget haben, ihr 


ifchen Laͤnder. 71 


| eydenthum ab ulegen und die Chriſtliche a 


Religion anzunehmen, darauf denn in nach⸗ 
folge en Jahre jetzt gemeldter Gyfferus 
Röniglicher Geſandter ſeinen Sohn Isleifum 
nach Erfurth geſchickt, daſelbſt zu ſtudiren, 
in welchen er auch ſich über die maſſen ange⸗ 
legen ſeyn laſſen, damit er feinen Vatterland 
nuͤtzlich und erſprißlich ſeyn möchte. 


Als er nun von der Univerſitaͤt Er⸗ 


furth wieder zuruͤcke kam, wurde er von ſeis 
nen Landsleuten zum Biſchoff erwehlet, und 


im Jahr : 90 6. am Pfingſttage von den Ertz⸗ 


Biſchoff zu Bremen auf Paͤbſtlichen Ber 
Ri) zum erſten Biſchoff ordiniret, darauf 
er nechſtfolgendes Jahr 1057. auf ſeinem 
Erbgut Scalholden an der Suͤd⸗ Seiten in 
Ißland eine Biſchoͤffliche Reſidentz benebſt ei⸗ 


ner hohen Schul geſtifftet, dieſer ſtarb os 2. 


und dann ſein Sohn Gißer fo auch zu Erfurth 
ſtudiret, an ſeine Statt, wurde auch 1082. 
von Ertz⸗Biſchoff zu Mayntz ordiniret, un⸗ 
ter dieſem wurde 1409, das andere Biſchoff? 
e a E an 5 8 thum 1 


Thorlacus Runulſi. 


Magnus. 


IThorarinus. 


nd. 
Isleiffus Gifferi kam zur Regie ⸗ 
rung TR 
-Giferns, Isleifii. 1082. 
1122. 
Magnus Einarius. 
Klainigius. 
Thorlacus Thorhalli. 
Paulus Jonas. 


Siguardus. 
Arnerus Thorlaci. 
Ormerus. 


1239. 
1321. 


jonas lieder 
Jonas Indridi.. 
Jonas Signardi q 
Gyrderus. ; 
Odgeirus. 
Godſyinus. 


get mn eine a See Biſchoͤffe in 
Bien biß zu unſerer Zeit: 
ee zudcalholden in sud 6 


113% 
e 
1178 
1195. Ba 15 25 
1216. 


* * 
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Hide), 
. “ RE, 
- * N us 


1056. Mur er. 


i uf! 


1269. ſtarb 1320; 
ſtarb in die⸗ 
ſen Jahr. 


Vece le En. Sale has“ 
inſuætus & in fluvium Brua- Ä ? 


er 1520. 8 

Stephan. 9 . | Te 

zug gmundus. 1522. in Dadanı rn | 
Einarius 1541. Martinus Bar 5 


— 


se WISE ET 
Eko) ‚Einarius. 14 58 Ber 


Jona: Ogmundus. Tıo6, a 1121. 
| etillus. 1122. 1770 
Biorno Gilfon. 1147. e se 1 
rande tus F. Sæmundi. 


Zudmundas Bonus Arneri F. 1203. 1 
. e 1247. Bran- 


ET 


Be _ 


Jonindnk Se . e ee 

Laurentius 1324. 0 eee e, 

Egillus 1332. 

Jonas Scalle, Godlſcaleus, Olaus Rogn- 

a | ee 1 
E 5 bob 55 


24. 2 Keiß⸗B eſchreibi 8. N 4 
Johannes, Jonas Wilhelmi. 1432 
n „ ee 
Jonas Atæſonius, Capite truncatus. 
Olaus Hialterus Gislaus Jonas. 1556. 
Gutbrandus Thorlacius, 1571. dieſer hat 
die Bibel in Ißlaͤndiſcher Sprache zu 
Holla trucken laſſen : und iſt ſelbige 

1579. fertig worden. 


— 
0. 


i 


N. er 2 
Unter dieſen 2. Bißthuͤmern ſind 9. Cloͤ⸗ 
ſter unter Holla, dicee haben folgende Nah⸗ 
men, als: Pingora, Remeſtad, Moduͤr und 
Muͤncket waͤre: Unter Scalholden iſt Vi⸗ 
dey, Pyrknebar, Kirkebar, Skirda und 
Reynenes: aus dieſen hat 1558. der Land 1 
Vogt Paulus Stichotus alle Aebte, Aebti⸗ 
ſin, Muͤnche und Nonnen abgeſchaffet, und g 
die Cloͤſter weltlichen Perſohnen verliehen. 
Es ſeynd bey 3029. Kirchen in der gantzen 
Inſul, und bey jedem Bißthum eine Schule. | 
Es muß jeder Biſchoff 24. Knaben auf ſeine 
Unkoſten darinnen erhalten und in Studis 
unterweiſen. Es giebt ſehr gute Ingenia 
auf dieſer Inſul, und findet man viele Iß⸗ 
länder, ſo die Griechiſche und Lateiniſche 
Sprache verſtehen, auch nebſt dieſer gute 
Aſtronomi ſeynd: Es pflegt der Koͤnig 

N * 8 ö von 


laͤndiſche Sue enten zu e ur | 
unterhalte 1, ingleichen Beben e er vi | 
ach Roſtock, daſäbſt e Secu Wen 


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Heſchret or j ln ir noch 
arte und über eher 
ne Meer + Wunder, welche, die 
emeldten Tlkmare feiner Beſchrei⸗ 
g nicht find funden worden, derowe⸗ 
auch dieſe Relation davon, den ge⸗ 
n Leſer communiciren, dalnit man 
je Raifonements dieſes Auchoris zu 
28 nterſcheiden, und in ein und andern Din⸗ 
gen roller Liecht daraus haben möge. 
So ſchreibet dieſer Author: Es wer⸗ 
den bey Ißland in dem Meer mancherley 
feltfame und erfchröchche Meer + Wunder: 
funden, demnach aber felbe in ſchon er⸗ 
meldter Nachricht nicht naturaliter fpecifi- 
eire 0 ſind die vornehmſten hier! in Kupffer 


* Die Fisch wird Mahl, age 7 
N ein 


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2 Pr’ 1 = 5 25 > — 4 
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glulblch ” daß Pe Mer Wunde 


Bei G bey ſich fuͤhret. Es 7 ei⸗ 


nen Z Zah n, nen wohl 7. Elen lang. Ei⸗ 


nige gewinnſi in cg aft, d gar 


vor Ein 1 22) 


15 daß cha due Mer Wunde 
ch a Lie O. fen och 


lick ter 


Zahn wider das Gifft vortreff i oll, 
doch man glaube davon was man wil ich 
acceptire nicht mehr, als was ich mit Aus 
gen geſehen, und hat alſo . 
der zwey contraire Dinge an ſich, w us 


das eine verderbt „das andere een ee 


wirbt Es iſt u. Meer = une e, 
Elen in der Lange, und iſt der obere Thel 
des Haupts vorne faſ als wie eines groſſen 


wie a Schweins Ruͤſſel. 
B. Ro, der iſt ein groſſes Meer⸗ ‚Bus 


der 80. Elen i iang, hat aber keine Zähne, 
555 gar lieblich zueſſen. Sein Fett 1 


man in Artzneyen, und heilet febiges, 
viele ane Bildung des . 


7 4 
1 


1 


Vogels Schnabel, das untere Thel aber 


45 t: Hat einen naturellen 
„auf je dweder Seiten der 
ae: zte Aug iſt an den 
0 Nabels „hat einen zweyfach 
ten S 1 Schmans ‚ten: ehr eee 
er, greifft alle andere Meer⸗ Wunder 

nicht ſtaͤrcker⸗ „ damit s ſolches be⸗ 


755 E. Dies Meer: „Wunder 7 ſo Zip bi 
genennet wird iſt ieee erſchröcklch an⸗ 
zuſehen „und frißt ſolches gar die See Hun⸗ 
Bun 1 welche doch ſehr herzhafftig ſich auf, 
uͤhren 

SR Zeiget uns einen ſehr groſſen Britan | 
niſchen Meer⸗Fiſch, welcher 30. Elen in der 
Lange, und ‚feine Zunge auch 7. Elen ge 
1 

48. ee oder Wulroß, 95 hat eine 


u Olaus 8 im 8 


Luz wi 


man he en dere a 
ner Inſel als einen Si 95 er N . 
mir den kleinern * nt nad 


otuhafu fear 
und fat dem Meer⸗ Rochen gleich, aber 
viel gröͤſſer, laͤßt ſich auch vor eine Kr \ 
anſehen, und kehret die Schiff it | 
Flügel num. N BL x — 
K. Seenaut oder Meer⸗Ochſen 1 
acer, ſuchen ihre Nahrung im Waſſer , 
und auch auf dem Land, dann ſie gehen gal 
oͤffters heraus ans Geſtade „ nach er 
Weyde. Es gehen aber gemeiniglich viel 
miteinander, haben kleine Blaßbaͤlge an der 
Naſen, daß ſie untern Waſſer nicht erſti⸗ 
cken, wann das zerbricht, gehen f e nicht 
wieder ins Waſſer, fondern halten ſich zu 
andern wilden Thieren, am Land; Die 
Meer ⸗Kuͤhe haben ebenfalls dieſe Bei | 
fenheit, und ſchreibet Olaus Mägndk) viel | 
davon. 3 
‚ Steiperelbr der Bu unter den 
Walls 


— 


ne — — — 


22 htiſchen Lander. 29 Ya 
mpffet vor die Fiſcher 
und darff ihm niemand 
3 denn eine der vornehm: 
lang, und har einen ehr langen 
duͤſſel, welcher ſehr ſpitzig zugeht, 
sed bohren kan. | 


M. Staukul auf Teutſch Springwahl, dieſes 
fiehet man offtermalen einen gantzen Tag auf 


* 
\i 
1 


den Schwantz ſtehen, iſt 


net ingleichen Ruſor und Agors, fieht 
wie ein Meer⸗Kalb, und 4. gar kurtze 
hat eine harte Haut, die man nicht 
durchſchlagen kan, und iſt noch darbey zottigt 
wie ein Budel,henden ſich oben an die Felſen 
it ihren Zaͤhnen, ſteigen hinauf, als auf 
gen und gehen den Gras nach, 
worauf der Thau liegt, hernach waͤltzen ſie 
ſich wieder herab ins Meer. Bißweilen 
ſchlaffen ſie hart, und waͤhret wohl 12. 
Stunden „ und indeme fie ſo da hangen, 
fahren ſie zu, und ſchneiden ihm die Haut 
bey dem Schwantz biß auf den Speck auf, 
ziehen ihm ſtarcke Seiler dardurch binden 
dieſelben an die naͤchſten Baͤume feſte RB 


N 


nl lute ch ſo * 
verlieret, "ee 1 mit I 
8 he zu fangen , 2 
Magnus mit wehrern be hreibet, r 
1 5 Siegmund, Freyher: von Herber⸗ 
ſtein in ſeiner Moſcowit ichen Reife beſchrie⸗ 
ben; Die Zaͤhne ſind Elen lang, werden 
aber vor fehe köſtlich gehalten, ee | 
allerley curiofe Arbeit daraus u gts 
wie das Helffenbein, der barer dh l 
wu als 14. Elen. | 
0. Huͤalambuͤr, zu Teutſch Ballen 
5 roth „des Wallfiſches Saamen / ſo gemei. 
| niglich Ambra genennet wird. SIR, 
Es wird auch viel Holtz an die Just 
Ißland angeworffen, fo im Norwegiſchen 
Gebuͤrge von den ſtarcken Winden heraus⸗ 
geriſſen, und endlich durch die Wellen an 
die Inſul angetrieben wird. Inzwiſchen 
| ee auch ein ſehr groſſe Menge Eiß aus 
em Meer allda jahrlich angetrieben, wel⸗ 
ches 1 s ſich ſtoßt und an die e 


ſchaͤrfft 7 


in 


aller mitternaͤchtiſchen Länder. ' gr 
ſchaͤrfft, giebt ein erſchroͤcklich Geraͤuſch⸗ 
und gar ein grauſames Krachen, darunter 
ynd offt Stüder ‚oder Eiß⸗Schaͤmmel zu 

40. Elen groß, auf dieſen ſitzen weiſſe Bü 
ren, die da Fiche fangen wollen. Seynd 
alfo dieſes die fürnehmften Meer Wunder, 
die auf den Meer bey Ißland gefunden wer> 
den, wie ſolche Andreas Vellejas in ſeiner 
Ißlaͤndiſchen Tafel, fo wir hier beſchrieben, 
weitlaͤufftiger zu leſen iſte. 


Dies XV. Capitel. 


Beſchreibung der Inſul 
Grroͤnland. 0 ki 
ßland iſt von Natur etwas laͤng⸗ 
licht, hat gegen Oſten oder Mor⸗ 
G 3 gen Norwegen, gegen Mittag die 
Orcatiſchen Inſuln und Schottland, gegen 
Abend oder Wet hat es Groͤnland, oder 
Groͤnland, und gegen Mitternacht das Hy⸗ 
perboriſche, oder Eiß⸗Meer. Ich hatte 
mir zwar fuͤrgenommen der Inſul Groͤn⸗ 
land diefegmal nicht zu erwehnen, doch aber 
weil ich darinnen geweſen⸗ ſo muß ich etwas 
darvon mit anfuͤhren N in Ißland 
4 1 „ ein 


* 


32 ReißrdSefchreibung 4 


N. 
„ 


ein blinder Münch in einem Cloſter, Na⸗ 


mens Helgafiel, weil nun dazumal de 


Land⸗Vogt die Einkuͤnfften des Cloſters ins 
Koͤnigs Nutzen verwendet hatte, lebte die⸗ 
ſet gar elendiglich; Er war aus Groͤnland 
gebuͤrtig, ein ſchwaͤrtzlichter Menſch, mit 
einem breiten Geſichte, den ließ der Land⸗ 
Vogt vor ſich bringen, damit er ihme voͤlli⸗ 
ge Relation von Grönland geben möchte / 
er berichtete ihm, es waͤr in Groͤnland e in 
Kloſter, zu St. Thomas genannt, darein er 


gantz jung von ſeinen Eltern ſey verſtoſſen 


worden, hernach aber als er 30. Jahr alt 
worden, habe ihn der Biſchoff in Groͤnland 


heraus genommen, um mit ihme gen Nidro⸗ 


fin in Norwegen zu dem Erg Biſchoff das 
ſelbſt zu ſchiffen, dem auch die Biſchoͤffe von 
Ißland unterworffen ſind, wie ſie nun wiede: 
kommen, hat ihn der Biſchoff in dieſem Klo⸗ 


ſter gelaſſen: Diß, ſagte er, wäre geſcheben 


1546. Aus ſeinen Reden war ſo viel zu ver⸗ 
nehmen, daß die Inſul in widerwaͤrtigem 
Verſtande Gruͤnland genennet worden, 
darum weil ſie ſelten, oder gar niemals 
gruͤn werde. Es ſey auch daſelbſten das 
gantze Jahr hindurch, ausgenommen die 3. 
Monath, Junius, Julius und Auguſtus ei⸗ 

i | ne 


— 


in die mitternaͤchtiſchen Bänder, 183 ie; 


— — 


ne ſolche grauſame Kaͤlt, daß auch diejeni⸗ 
gen, fo wohl mit Beltzen verſehen, fich kaum 
erwaͤrmen moͤgen: Sie haben zu Hauß run⸗ 
de Hoͤtzer, die ſie ſtets aneinander mit ihren 
Fuͤſſen bewegen, damit ſie dieſelben nicht ers 
froͤhren; Er ſagt weiter, daß ſie ſehr viel Fi 
ſche haben, ſowohl wie in Ißland, ſo haͤtten 
ſie auch weiſſe Bären und weiſſe Fuͤchs, ins 
gleichen Erdmaͤnnigen und Einhoͤrner. 
Es wird darinnen nicht Tag, bis die Sonne 
aus den Fiſchen gehet. Es erzehlet dieſer 
Muͤnch ferner ſehr wunderbarliche Dinge: 
Als im Cloſter zu St. Thoma, darinnen ey 
ein Brunnen geweſen, deſſen Ouuelle wie 
ſiedheiß Waſſer brennet , dieſen Brunnen 
fuͤhre man durch ſteinerne Roͤhren in alle 
und jede Muͤnchs⸗Zellen, die werden davon 
erwaͤrmet, wie bey uns die Stuben mit 
Feuer und Holtz geheitzet werden; Ja man 
koͤnne alle Speiſſen bey dieſem Feuer⸗ heiſſen 
Wafler kochen, als wann man ſie bey wahr⸗ 
hafftigen Feuer gehabt haͤtte. Die Mau⸗ 
ren an ſelbigen Cloſter waͤren von lauter 
Bymſenſtein erbauet, welcher von einem 
Berg, der nicht weit vom Cloſter iſt, und 
bald wie der Hockelberz ausſiehet, hergenom⸗ 
men wird, und ſo man von dem brennenden 
1 1 J 2 Wa 


1 


% Beiß⸗Beſchreibung 
fer auf dieſen Bymſenſtein gieſſet, ſo kommt 
eine Materie daraus wie Kalch, und dan. 


bauen ſie ihre Mauren. Als nun der Land⸗ 

Vogt mit dem Moͤnchen ausgeredet hatte A 

gieng ich abfonderlich zu ihm, und fragte 

nach vielen Dingen, ſonderlich von den 
Irygmæis oder Erd⸗Maͤnnlein, ob er nun 

zwar nicht viel Latein kunte, ſo verſtunde 
er mich doch, indeß aber brauchte er dennoch 

einen Dollmetſcher, mir alles deſto deutlicher 

vorzugeben: Er ſagte die Pygmai oder Erd⸗ 

maͤnnigen haben gar vollkommene menſchli⸗ 

che Geſtalt, ſeyn aber ſehr haaricht ‚und 3 

haben die Männer Bärte biß auf die Knie, 
wiewohl ſie nun Menſchen gleichen, haben 

ſie doch keinen Verſtand / koͤnnen auch nicht 

reden, ſondern ſchreyen wie die Gaͤnſe, ſein 

Abbt habe ein paar, nemlich ein Maͤnnlem 

und ein Weiblein, im Cloſter gehalten, aber 

ſie haben nicht lange gelebet, fie waͤren un⸗ 

vernünfftige Ttziere, lebten auch in immer⸗ 

5 waͤhrender Finſternus, daß aber einige vor⸗ 
geben, als führten fie Krieg mit den Krani⸗ 

gcgen, davon wuͤſte er nichts. 4 

Doch will ich dieſe Fabel hiermit ein; 

bringen, wie ſie ſagen, daß es kleine Zwaͤrg⸗ 

lein wären nur drey Spannen lang, ſie zoͤ⸗ 

gen 


in die mitternächtifchen Laͤnder. 85 
| gen in groſſer Menge aus / mit den Kranni⸗ 
chen Krieg zu führen, ſollen auf Böden und 
Geiſſen reiten, und recht mit ſie ſtreiten, ſie 
hätten Pfeile welche ſehr ſpitzig „womit fie 
die Kranniche toͤdten, ſie wuͤrden aber auch 
manchmal von den Krannichen, abſonderlich 
durch ihre ſpitzige Schnaͤbel, getoͤdtet; Und 
ſollen die Kranniche ihnen deßwegen beſon⸗ 
ders feind ſeyn, weilen fie ſich im Fruͤhling 
ans Geſtade begeben, allda ſie die Eyer der⸗ 
Fare ‚ehe fie ausgebruͤtet werden, verder⸗ 
ben, zerbrechen und verzehren, ihrer Mey⸗ 
nung nach, nicht zu maͤchtig im Lande zu 
werden; hätten fie aber nur Pulver und 
Bley, ich bin gut darvor, ſie ſollten wenig 
Streit mit ſie haben. Es iſt aber dieſem 
Gedichte kein Glauben beyzumeſſen, weil 
man keinen andern Beweiß davon hat, als 


Buch vom Trojaniſchen Krieg dieſer Pyg⸗ 
mer gedencket,) aus dem es hernach andere 
alte Auchores genommen „ welche ſie zwar 
in Aſia und Africa an unterſchiedlichen Or⸗ 
ten wohnhafftig zu ſeyn, vermeynet. 
Es ſcheeibet auch einer von den alten 
Geſchicht Schreibern eine artige Hiſtoria 
von denen kleinen Zwerglein: Es Hätte eins 
8 | 8 3 mals 


1 


aus dem Homero, ( welcher im dritten 


u 


86 Beiß⸗Beſchreibng 
mals unter dieſen Berg⸗Maͤnnlein ein Koͤ⸗ 
nig regieret, welcher ein Rieſe geweſen, weis 
len nun die Zwerglein ſich allzuſehr ve r ihm 
gefürchtet, alſo haͤtten fie,folchen loß zu wer⸗ 
den, mit in den Krieg genommen, welchen ſie | 
wider die Kraniche führen , da habe ihm ein 
groſſer Kranich im Schnabel gefaſt, und 
mit demſelben in die Lufft ſich erhoben, her⸗ 
nacher ſey er uͤber das Meer geflogen, und 
habe den Rieſen⸗Koͤnig, oder beſſer zu agen, 
der Zwerglein Rieſen⸗Koͤnig, ins Meer fal⸗ 
len laſſen, da haben die Zwerge ein groſſes 


H]ubilæum gehalten, und zur Danckbarkeit 


mit den Kranichen Frieden gemacht. 
Noch ferner erzehlt man von ihnen, 
daß ſie faſt in Africa und America hinein 
kommen, und geſchicht ſolches durch eine 
gar wunderliche Art, ſie nehmen ein ſtarckes 
Seil oder Band, und binden einer den an⸗ 
dern, (nachdem einer Luſt hat ſich was zu 
wagen) an einen Kranich Fuß, welchen ſie, 
wann ſie einen gefangen bekommen, darzu 
auserſehen „ und laffen den Kranich gegen 
Winter wieder fortziehen, ſo bleibet der 54 
welcher ſich an ihme feſt laſſen machen, dar⸗ 
an hangen, und der Kranich erhebet ſich in 
die warmen Laͤnder, und wann er darinnen 


iſt 


\ y * 


In die mitternaͤchtiſchen Länder. 87 

laͤſt er ſich auf den Boden, alsdenn thut 
ſich dieſer abbinden „ denn es iſt ſchon dar⸗ 
nach gebunden, daß er es mit der Hand er⸗ 
Öffnen kan, darauf laͤſt er dem Kranich mit 
dem Seil loß, welcher darauf feiner Nah⸗ 
rung nachgehet, und wann es da wieder kalt 
wird haͤnget ſich der Zwerglein wieder an, 


und der Kranich ziehet ihn solcher geſtalt 
wieder in fein Land, und bringen ſie man⸗ 


cherley rare Sachen mit ſich: Es iſt aber ſol⸗ 
ches nicht vor keine Warheit anzuſehen, 
ſondern eine Hiſtoria die noch Zeugen be⸗ 


Ihre Nahrung haben die Groͤnlaͤnder 
gleichfalls von Fiſchen wie die Ißlaͤnder, 
kein Vieh haben ſie gar nicht, ſo ſey das 
Land auch nicht Volckreich. Gleich bey 
Ißland fängt der Oceanus Hyperborius 
der das Eß⸗Meer an, das ſey auch bey 


Tags Nova 2 embla genennet wird / dabey 
das Eiß mehr ein Schoß oder Golffo hab, 
den man das Weiß ⸗Meer nennet, ſo ha⸗ 
be es auch Eingänge, durch welche man 
(da es anderſt vorm Eiß geſchehen kan) in 
dem Schytiſchen Occanum ſchiffet. Es 
hatte der Land Vogt damals ein Koͤnigli⸗ 
ae 


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Grönland und der Pigmeer, fo heutiges 


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15 


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Yang 89 7 * 5 
4 2 N 1 l . N f j 
Reiß Beſchreibung 


— 


ches S chiff bey ſich, fo über Winter in 
Ißland geblieben, ſelbiges war mit aller 


Nothdurfft verſehen. Dieweil er nun dieſe 


Dinge von dem Muͤnch vernommen, daß 
man leicchtlich durch dieſe Eingänge in das 
Königreich China ſchiffen koͤnnte, ſo wollte 
er ſich bey ſeinem Koͤnig ein Gloir machen, 


dieſen Weg durch dieſe Eingaͤnge und Eiß zu 


dem Königreich China durchs Tartatiſche 
Mier (welch es aber von andern umſonſt 


war verſuchet worden) zu eroͤffnen. 
Deroweg en befahl er den letzten Tag 

Martii 1554. daß man mit dieſem Schiff an 

die angedeute te Orthe fahren ſollte, und 


weil ich von mir ſelber Luft hatte mit uͤber zu 


fahren, hieß er mir die Gelegenheit der Or⸗ 


then, und w as ſonſten ſehens⸗ würdige fuͤr⸗ 
kommen md chte, fleiſſig aufnotiren. Es 
weren unſer e im Schiff 64. Maͤnner, eines 
Theils Den nemaͤrcker, und die andern Iß⸗ 
länder. Den 20, April lendeten wir in 
- S:önland b ey einem Vorgebuͤrge an, und 
wie wie keine n ſichern Port antreffen koͤnn⸗ 


ten, dem wi rund hätten vertrauen fünnen, 
wollten wir die Tieffe des Meers mit dem 
Bey erfor ſchen, aber wir befunden, daß 
es ſo tie ff u nd unmöglich auf den Ancker uns 


hätten 


| 
| 
| 
| 


N Ka 
\ 5 
\ 


in die mitternaͤchtiſchen Länder. 39 a 
haͤtten verlaſſen koͤnnen, fo war auch ein ſol⸗ > 2 
cher Hauffen Eiß, daß es nicht ficher , ja e 
impoſſibel war naͤher zum Felſen hinzu 
ſchiffen, ſeynd derowegen unſer 24. gewaff: 
nete Männer. mit groſſer Mühe und G. 
fahr in einer Weitlaͤnge, Nachen oder 
Kahn nach dem End gefahren, zu verſuchen 
ob wir einem Port zum Anbinden finden 
moͤchten, und zu ſehen was für Leute in 
Groͤnland waͤren, unterdeſſen ſchwumme 
das Schiff bey gutem Wind und Eiß ins 
Meere, denn wir hatten nicht zu beſorgen 
daß es uns wegen ſtarcken Eiß entlieffe, doch 
blieb von uns der halbe Theil am Geſtade 
den Weidlang zu verwahren, wir uͤbrigens 
fliegen ans Land ſolches zu beſehen, die ſo 
am Geſtade waren, blieben beym Wend⸗ 
lung, ſpatziereten ein wenig hin und wieder; 
Unter waͤhrender Zeit, da fie fo herum ſpa⸗ 
tziren / ſehen fie ein Schiff ankommen, wor; 
innen ein todtes Maͤnnlein lag, welches eis 
nen groſſen langen Barth hatte, und bey 
ihm ſahe man eine krumme Angel aus Fiſch⸗ 
Bein, und ein ledern Seil, an den Schiff⸗ 
lein waren 4. Fiſch⸗Blaſen angebunden, 
damit es nicht untergehen koͤnnte, von dieſen 
Blaſen waren 3. eingefallen, und nicht mehrt 
dad 


Weiß Beſbeem g 
aufzublafen dieſes Schifflein weil es denn 5 
in einigen See ungleich war , hat es der 
Land + Vogt dem Koͤnig zugeſchickt. Olaus 
Magnus ſchreibt in feinem Buch es ſey ein ö 


groſſer Felß mitten zwiſchen Ißland und 
Grönland, genannt Hatti⸗ Sorck, da 
ſind wir auch voruͤber geſchifft, man hat an 
dieſen Orthen lederne Schiffe, aber ein ſol- 

ches Schiff war es nicht, ſondern auch die 
Arth, wie Petrus Bembus lib. 7. feiner 
Venediſchen Hiftorie ſchreibet. Inzwi⸗ 
ſchen ſeynd wir hin und her auf dieſem Land 
ſo mit Eiß und Schnee bedeckt war, umge⸗ 
ſchleiffet, haben aber kein einig Wahrzeis 
chen eines Menſchen oder Wohnung koͤn⸗ 
nen verſpuͤhren: ſo funden wir auch keinen 
tauglichen Port, ſondern das Meer war an 
allen Orten mit gaͤhen hohlen Felſen beſchloſ⸗ 
fen und verwahret, doch iſt uns ein groſſer 
weiſſer Beer begegnet, der ſich nicht vor 
uns geſcheuet, noch ſich durch unſer Geſchreng 
abtreiben laſſen, ſondern lief ſtarck gegen 
uns an, als hätte er uns ſonderlich zu ſeinem 
gewiſſen Raub auserſehen, aber als er naͤ z 
her kam, folgeten gleich etliche gute Buch⸗ 
ſen⸗Schüſſe auf ihm, da richtete er ſich auf 
und ſtund auf den hintern Fuͤſſen wie ein 


x die mitternächtifchen Länder. 91 


g gu! getroffen, und feinen Anfall mit dem 


Leben bezahlen mufte , die Haut iſt dem 


Nenſch . biß er zum dritten mal mit einer 


Koͤnig in Dennemarck uͤberſendet worden; 


Wir hatten verabredet (ehe wir ans Land 
geſtiegen) ſo wir einen guten Port wuͤrden 


antreffen, oder aber ihre Hulffe ſonſten be⸗ 
dürfflich ſeyn möchten , fo wollten wir die 


Fahne die wir deßwegen mit uns nahmen 


in die Höhe ſchwencken, ſie aber ſo ſie uns 
wollten zuruͤck beruffen , ſollten fie ſolches 


durch einen Stuck⸗Schuß anzeigen. Da 
nun ein Ungewitter entſtunde, hat uns der 


Schiff⸗Herꝛ mit Schieſſen ein Zeichen ge⸗ 


geben, daß wir wieder zuruͤck kommen folk 
ten, derentwegen wir denn ſaͤmtlich mit 


groſſer Arbeit nach 3. Tagen wieder im 
Schiff angelangt, und haben die beeden 
Haͤut mit uns gebracht, ſeynd darauf zu der 


andern Seiten der Inſul, beſſer Nord» 


waͤrts geſchifft, biß zu der Pygmzer Land, 


oder Nova Zembla, damit wir durch die Ein⸗ 
gaͤnge des Weiſen⸗Meers in dem Seyti⸗ 


ſchen oder Tartariſchen Occanum kommen 


mochten, von dort ſoll man eine Hberfuyrt 
in das Koͤnigreich China oder Cachai finden, 
aber das Eis hat unſer Vorhaben und dem 


5 


nern 


A 
Eingang deſſelben Meers verhindert , ſind 
alſo unverrichter Sachen den 16. Junii wies 
der in Ißland ankommen. e 


Das XVI. Capitel. 


Sr Orheko iſt gemeldet worden, daß 
EHER die Yhländer den 29. Junii faſt mit⸗ 
ten in der Inſul zu ihrem jährliche 
haltenden Gericht zuſammen kommen, deros 
wegen denn der Land⸗Vogt bald nach unſe⸗ 
rer Wiederkunfft dahin gerriſet, und mich 
gleichfalls mitgenommen ; Unter andern 
waren auch etliche zum Gericht kommen, 
die da gar nahe bey dem Heckelberg wohnen, 
welche der Land: Vogt ein paar mal tractirt, 
dieſe erzeh ten unter der Mahlzeit viel ſeltza⸗ 
me Sachen von dem Heckelberg, und ſonſten 
andere Dinge, daruͤber ich fo begierig wor⸗ 
den, daß ich alles felbften zu beſehen mein 
Verlangen bezeigte. een 
Es war dieſer Land⸗Vogt ein Denne⸗ 
maͤrcker von Adel, hat darbey ſehr wohl ftu- 
diret, und bin ich ihm nicht wenig verbun⸗ 
den wegen feiner groſſen Freygebigkeit, in⸗ 
dem er mich auf ſeine Unkoſten an viele Or⸗ 
ten feiner Inſul laſſen fuͤhren, meine Ge⸗ 
K re | fehrten 


a Weiß ⸗Beſſtebung 


in die mitternaͤchtiſchen Laͤnder. 3 
fahrten waren 2. Ißlaͤnder und ein Denne⸗ 
märder ‚ welcher letzere unſere Proviant 
und Zelten auf dem Pferde fuͤhrete, mit 
dieſen habe ich 4. 850 zugebracht, biß wie 
durch harte rauhe Gebuͤrge und unwegſame 
Oerter zu dieſen Berg ſeynd kommen, und 
war alles auf etliche Meil Wegs um 
den Heckelberg voll ſchwartzer Aſchen und 
Bynmſenſtein; Die Ißlaͤnder vermahneten 
mich, ich ſollte nicht zu nahe hinzu gehen, fie 
fuͤhreten auch das Pferd beyſeits, welches ſie 
mir geliehen hatten; Weil ich mir aber fuͤr⸗ 
genommen hatte, alles eigentlich und mit 
ſonderbahren Fleiß zu erforſchen, ſo nahme 
ich den Dennemaͤr cker zu mir, und gieng na⸗ 
he hinzu, als wollt ich auf dem Berg hinauf 
ſteigen, und ob uns wohl in der erſte ein 
Grauſen ankam, wollt ich doch von meinen 

Vorhaben nicht abſtehen, ſo machte mich 
meme Jugend etwas frech / daß ich die Ge⸗ 
fahr nicht verſtund, ließ alſo meinen Den⸗ 
nemercker auch noch zuruͤckel, und machte 
mich alleine durch die Aſchen und Bymſen⸗ 
ſteine hindurch, es war aber damals alles 
gar Wunder ſtille, und ſahe ich weder Feuer 
noch Rauch: Ich war aber noch nicht gar 
weit avanciret , ſo geſchahe ploͤtzlich ein 
| 1 | groſ⸗ 


34 _ Reif Befchreibung 
groſſer Knall darinnen im Berg, auf dem 
folgten blaue Flammen, die mich mit ihren 
abſcheulich⸗ ſchweffelichen Geſtanck faſt 
ums Leben gebracht, und habe kaum zu mei⸗ 
nen Pferd und hinterlaſſenen Gefehrten 
entrinnen fünnen , durch dieſen gaͤhen 
Schrecken bin ich kranck worden und in eine 
ſchwehre Melancholie verfallen, denn die 
grauſamen Flammen kamen mir ſtets in die 
Gedancken, meine Gefehrten fuͤhreten mich 
nach Hauſe in ihre Wohnung, bey denen ich 
2. gantzer Monathe kranck gelegen: Meine 
Dennemaͤrcker aber fandte ich zum Land? 
Vogt und Hamburgern, die muſten ih⸗ 
nen unſere Avanturen erzehlen, und wie es 
weiter ergangen; Ich fuͤhrete unterdeſſen un 
ter den barbariſchen Leuten ein elend Leben, 
weilen ich kranck und darzu unbekannt war, 
ſo hatte ich auch nichts mehr als ein Bißcot⸗ 
ten oder Schiff⸗Brod, ſolches ließ ich in ein 
Milch weichen, und ſtillete damit meinen 
Appetit biß ich mich wiederum ein wenig er⸗ 
hohlet und wieder zum Land⸗Vogt kommen. 
Es waren aber indeſſen meine Hamburger 
abgefahren, wegen herbey kommenden 
Jahrs, damit ſie nicht vom Eiß moͤgten ver⸗ 
hindert werden, und weilen ſie an 8 7 
| ' ee 1) 3 


u: 


1 


n die mitternächtifchen Lätder. 95 
baldigen Wiederkunfft gezweiffelt, hatten 
ſie doch vor mich Sorge getragen, und mich 
beym Land » Vogt beſtens recommendirt, 


auch eine zimliche Menge Bißcotten, Wein 
und Bier hinterlaſſen. Es iſt um den 24. 


Auguſt geweſen wie unſere Compagnie abs 


gefahren, denn ſo ſie laͤnger verzogen, haͤt⸗ 


ten ſie die gröfte Gefahr aufm Halße gehabt, 
und derentwegen gab ich mich gedultig drein, 


weilen ich alle accommodite beym Lands 


Er hat 


ret, anzeigen: ö 


Vogt hatte, und damit ich etwas mehrers 
von ſelbigen anfuͤhre, ſo will ich ſeine Woh⸗ 
nung, und wie er ſeine Lebens + Zeit reguli- 


eine zimliche bequeme Woh⸗ | 


nung, nach derfelben Landes = Art gegen 
Mittag werts, nicht weit vom Port Haff⸗ 
nefort, und heiſt der Ort Beſtede oder 


Beßeſtad, dahin ward ich nun gebracht, 


doch aller Maladie ungeachtet empfieng er 
1 a ſehr freundlich, ob ich nun wohl kein 


angel an irgend einen Ding hatte, ſo war 


mir doch in der Finſternuͤs niemals recht zu 
Muthe: Derowegen wartete ich mit den 
groͤſten Verlangen aufs zukunftige Jahr 
und auf unſer Schiffe, damit i 


VRR ri ch aus dieſen 
Ennoͤden ertoͤſet würde. 


Es 


96 Beiß⸗Beſchreibng 
CEr,s erhub ſich aber eben damals ein Krieg 
zwiſchen Erichen Koͤnig in Schweden, und 
Friderico Koͤnig in Dennemarck, welcher 
Dennemarck hernach wohl 10. Jahr gewaͤh⸗ 
ret hat, die Luͤbecker traten auch mit in die 
Allianz und halffen den Krieg mit fuͤhren: 
Daher geſchahe es, daß der mehrere Theil der 
Seeſtaͤdte mit in dieſen Krieg verwickelt und 
in Handel und Wandel gehindert wurden, 
alſo auch die Schiffarth in Ißland dieſes 
Fahr unterlieſſen, und hätte ich auf ſolche 
Art lange in Ißland verharren muͤſſen. Da 
ich nun vorhero mir noch immer etwas Hoff ⸗ 
nung machte, und der Monath Jener ſchon 
vorhanden, vergieng mir ſolche gantz und 
gar dieſes Jahr in Teutſchland zukommen, 
und was das uͤbelſte, ſo war mir ſchon vor 
4. Monathen Brod und Wein aufgegan⸗ 
gen. Es waren aber etliche Portugeſer mit 
emem nicht beſonders groſſen Schiff Da⸗ 
zum genannt, in Ißland, welche eine groſſe 
Anzahl Falcken, ſo wohl weiße als auch an⸗ 
dere Gattung mit ſich fuͤhreten, reſolvirte 
mich derohalden alſobald lieber mit ſich in 
Portugall zu fahren, als daß ich noch wohl 
etliche Jahre haͤtte auf meine Hamburger 
warten muͤſſen; Als ſie nun den * 
| | en 


N 


. aller mitternaͤchtiſchen Lander. „ 
den Zoll bezahlten, hat er meinetwegen der 


Unkoſten halber mit ſie gehandelt, daß ich 


mit ihnen ſchiffen ſollte, hat ihnen auch ſol⸗ 


che gantz freygebig bezahlet, und mir noch 


darzu eine groſſe Verehrung gethan, und | 
mit aller Freundlichkeit von ſich gelaſſen. 


Es war nicht weit vom Königlichen Hauß 


ein Diener „mit Namen Jonas, der beſuch⸗ 


te mich noch vor meiner Abreiſe, weilen ich 


ihm ſonſten gar wohl leiden koͤnnen, ſelbigen 
verließ ich meine Buͤcher, dieſer aus Danck⸗ 


barkeit, gab mir ein Schnup⸗ oder⸗Naß⸗ 
Duͤchlein, worein er 3. Knotten gebunden, 
dadurch verhieß er mir guten Wind, und ſag⸗ 


te: wann wir keinen Wind hätten oder ſon⸗ 
ſten ſtuͤrmiſch Wetter waͤre, follte ich nur 


die Knoͤten einen nach dem andern auflöfen 


und ſeiner darbey gedencken / als wir nun ohn⸗ 


gefehr biß auf den 20. September gefahren 
Und ſchon Hiſpannien im Geſichte hatten, 
ward eine ſehr groſſe Meer - Stille und 
Wind, daß wir in drey Tagen nacheinan⸗ 


der gar keinen Wind fühleten, damals iſt 
mir beygefallen, was mir mein Freund zuge⸗ 


ſagt, machte derowegen gleich eine Probe, 


loͤßte den einen auf, und bekamen bald dar- 
nach guten Wind, er gieng uns aber noch et⸗ 
i . G 1 was 


„ Beiß⸗Beſchreibung 
was zu ſchwach, da bathen mich meine 
Schiff⸗Cammeraden, ich moͤchte doch noch 
einen aufloͤſen, da that ich auch den andern 
auf und bekamen noch ſtaͤrcken Wind, wei⸗ 
len wir nun den guten Effect dieſer Knoten 
ſahen, loͤßte ich auch den zten auf, worauf 
wir einen ſolchen ſtarcken Wind bekommen, 
daß wir in zweyen Tagen in dem Fluß Ia-⸗ 
gum ben Liſabonne GOTT Lob gluͤcklich 
emlieffen. N } 


Das XVII. Capitel. 
Folget eine Beſchreibung 
zweyer Venediſchen von Adel Ge⸗ 
bruͤder, Namens Her: Nicolaus Zeno, 
und Herꝛ Antonius Zeno, welcher Geſtalt 
die mitternaͤchtigen Inſuln Frißland, Iß⸗ 
land, Grönland, Icaria , und Eſtotiland 
um das Jahr Chriſti 13 80. ſeynd 
ide e N 

den. 


Neter den uralten Edelſten Geſchlech⸗ 
5 ten zu Venedig iſt nicht das wenig⸗ 
| ſte noch geringfte der vortreffliche 
Stam u der Zem, aus welchen viel RN 7 


aller mitternächtifchen Laͤnder. 99 
che, anſehnlich,tapffere und berühmte Mans 
ner entſproſſen find, welche ihren Vatterland 
in allen hohen Ehren⸗Aemtern wohl nuͤtzlich 

und kluͤglich vorſtunden, als unter andern 
Anno Chriſti 1200. Herr Marinus Zeno, 
welcher abſonderlich wegen ſeiner groſſen 
Tugend und Tapfferkeit in Venedig ſehr bes 
ruͤhmt, wie immaſſen er ſehr viele und hohe 
Aemter bedienet, und auch dazumal die Ve⸗ 
netianer nebſt denen Frantzoſen die Stadt 


Conſtantinopel in ihre Gewalt bekamen, 


war Her: Marin Zeno ihr erſter Stadt 

Vogt oder Prætor, und dieſes war das 

1207. Jahr, als er dieſe Regierung antrat, 
ſein Sohn war Petrus Zeno, ein Vatter 

Herꝛn Raimiri Zeno, welcher um das Jahr 

1282. zum 4gften Hertzogen zu Venedig 

iſt erwaͤhlet worden, wie er denn 17. Jahr 

ſehr loͤblich regieret, und feinen Feinden den 

Genueſern mit Kriegen ſehr groſſen Scha⸗ 
den gethan. Dieſer, weil er keine Leibes⸗Er⸗ 

ben hatte, nahm er ſeines Bruders Marci 

Sohn Andream an Kinds ſtatt an, welcher 

hernach General - Obriſter über die Vene⸗ 

diſche Armada wider die Genueſer war, 
deſſen Sohn Ginezus der II. ein hochver⸗ 
ſtaͤndiger Raths Herz, von dem war ges 
0 50 G 2 bohren 


50 Reife Befchreibung 
bohren Petrus der erſte Hauptman fo vom 
den Venetianern im Jahr 1326. wider die 
Tuͤrcken ausgeſchicket worden, man hieß ihn 
gewoͤhnlich den Trachen, weil er einen im 

Schilde fuͤhrete / derſelbe hatte 3. Söhne, 
Herrn Carln fonften den Löwen genannt, 
wie ein anderer Furius Camillus aus den 
groſten Gefahren erloͤſet hat, Herz Niclaus 
der Ritter und Herꝛ Antonius welcher bey⸗ 
der in gegenwaͤrtiger Beſchreibung ſonder⸗ 
lich vielmal wird gedacht werden. 


Das XVIII. Capitel. > | 


Wie Herr Niclaus Zeno 
Ritter von Venedig aus faͤhrt 
die Welt zu beſehen. 
A Deſe drey Brüder thaten das Beſte 
N bey ihrem Vatterland in dem Krie⸗ 


ge ſo bey Chioza von den Venetia⸗ 
nern wider die Genueſer gefuͤhret ward, 

und nachdem ſolcher gluͤcklich geendet, der 

Feind geſchlagen, Chioza wiederum bes 

kommen, kam Herin Nicolaum den Ritter 
eine Luſt an, frembde Laͤnder zu beſehen, da⸗ 
durch zu mehrerer Erfahrenheit zu Wade | 
und 


— 


— 


91 
und viel Sprachen zuerlernen, damit er ſol⸗ 
ches zu Dienſt feines Vatterlands anwende, 
und da groß Ehr und Ruhm erwerben moͤch⸗ 
te, weilen dieſes hohe Geſchlecht ohnedem 
ſehr reich und vermoͤglich war, ließ er ſich ein 
groſſes Schiff ausruͤſten, und begab ſich das 
mit aufs Meer; Als er nun den Stretto di 
Gibilterra oder das enge Meer bey Cales 
males in Hiſpannien durchkommen war, 
ſchiffte er etliche Tage auf dem Oceano, 
und hielte ſich ſtets nach Norden oder Mit⸗ 
ternacht, des Vorhabens, Engelland und 
Flandern zu beſichtigen. Aber es mißlunge 
ihm ſehr, denn ehe er ſichs verſahe, wurde er 
von einen maͤchtigen Sturm angegriffen, 
und von Wind und Wellen alſo verworffen, 
daß er nicht mehr wuſte wo er war; endlich 
ſahe er Land, und als er den grauſamen 


Wind nicht widerſtehen konnte, ſtieß fen 


Schiff an einem Felſen bey der Inſul Friß⸗ 
land, und zerbrach, doch kamen die Leute al⸗ 
le mit dem Leben davon, wurde auch ein 
groſſer Theil Guͤther, ſo im Schiff geweſen, 
erhalten, und das war 13 80. aber zu meh⸗ 
rern Ungluͤck lieffen die Einwohner mit groſ⸗ 
ſen Hauffen hinzu, und fielen Heran Nie⸗ 
laus ſamt den Seinigen an, die waren nun 
duch 


92 _ Beiß⸗Beſchreibung 
durch den erlittenen Sturm gar elendiglich 
zugericht, und wuſten nicht wo ſie in der 
Welt waren, darum ſie denn auch wenig 
Kraͤfften hatten Widerſtand zu thun, und 
ſich zu beſchuͤtzen wider einen aus geruheten 
Feind, waͤren derowegen alle verlohren ge⸗ 
weſen, wo nicht durch GOttes ſonderbare 
Schickung ein Fuͤrſt derſelben Landſchafft 
ſamt feinen Soldaten in der Naͤhe geweſen, 
welcher, jo bald er vernommen, daß ein groß 
Schiff durch Sturm an die Inſul geworfs 
fen worden, eilet er hinzu (abſonderlich da 
er das jaͤmmerliche Geſchrey der Inſulaner 
und deren grauſamen Anfall erſahe, ſo ſie 
wider die Schiffbruͤchigen exequirten) und 
ſtillete ſolchen Unweſen, gar bald trieb er die 
Einwohner ab, ſprach den Unſrigen zu, 
und fragte ſie in Lateiniſcher Sprache, was 
ſie vor Leute wären, und wo ſie herkommen, 
da er nun hoͤrte, daß ſie aus Italien waren, 
hat er ſich ſehr erfreuet, ſandte darauf allen 
und jeden inſonderheit zu, ſie ſollten ſich im 
geringſten nichts mehr befuͤrchten, es ſoll⸗ 
te ihnen kein Leid widerfahren, denn fie mas 
ren an einen ſolchen Ort gekommen, wo ih⸗ 
nen kein Haar verletzt, vielweniger ein Leid 
zugefuͤgt werden ſollte, deſſen zu Ver ſiche⸗ 
N rung 


7 
I 


aller mitternaͤchtiſchen Laͤnder. 93 
rung gab er ihnen feine Treu und Fuͤrſtl. 
R e 
Es war dieſer Fuͤrſt ein groſſer Her: 
und hat etliche Inſuln unter feiner Gewalt 
genannt Porlanda nahe bey Frißland Mit⸗ 


tagwaͤrts, dieſe Inſuln waren die reichſten 
ind am beſten bewohnet, unter allen die in 
derſelben Gegend zu finden, der Fuͤrſt hieß 
Zichmini, er beherꝛſchete nicht allein die 
ſetzt gedachte kleine Inſuln, ſondern es war 
ihm auch in Frißland das Hertzogthum So- 
randi unterworffen, fo gegen der Inſul 
Schottland Seitwärtd zu lieget. Es war 
aber dieſer Fuͤrſt Zichmini nicht nur zimlich 
maͤchtig an Land und Leuten, ſondern er war 
auch ein tapfferer Kriegs-Mann, behertzt 
und Wehrhafft, ſonderlich auf den Meer, 
ollda er einen vortrefflichen Admiral abgabe 
und ſehr beruͤhmt war. Nun hatte er das 
Jahr zuvor den König Haquinum in Nor⸗ 
wegen, dem die Inſul Frißland unterthan 
war, in einer Schlacht überwunden „web 
cher Victorie er denn begierig war nachzuſe⸗ 
gen, noch mehr Ruhm und Ehre mit redlis 
cher Fauſt zu erlangen, deßwegen warer mit 
einen Kriege Heer angekommen, ſein Heil 
zu verſuchen, und Frißland gar unter ſeine 
a Ge⸗ 


u 


. 


- — 


ul um ein 


en Zichmini hilfft 
land einnehmen. 


g | 
| 9 Niclas, von Perfon ein tapfferer 
ſtreitbarer Mann, und in Kriegs 
Handeln, und ſonderlich auf dem Meer, 
wohl verfucht und erfahren, ſprach er ſehr 
freundlich mit ihm und perfuadirt ſelben, 
daß er ſich mit allen den Seinigen zu Kriege: 
Dienſten gebrauchen laſſen wollte, nur das | 
rum, daß er feiner Curiofität ein Genuͤgen 
thaͤte. Darauf ließ er ſie zur Armada auf? 
brechen, und da er Herrn Niclaſen ſchon 
das voͤllige Commando vor ſeinem Haupt⸗ 
mann otferirte, nahme dieſer es doch nicht 
an, weil er nicht Ehrgeitzig, und einen an⸗ 
dern das ſeinige gern ließ, derowegen er 
ſich bey dem Fuͤrſten höflich bedanckte vor 
die hohe Ehre / und ſich aufs beſte wegen 
noch unbekandter Lands⸗Art NT j 


1 aller mitternaͤchtiſchen Laͤnder. 5 . 
ſo ließ es der Fuͤrſt geſchehen, unterdeſſen 


fen Ehren zu halten und ſich feines Raths al. 


lewegen zu bedienen, angelegen feyn laſſen, 


als einen, der da groſſe Erfahrenheit ſo wohl 

auf dem Meer als in andern Kriegs⸗Haͤn⸗ 
deln ne „demnach begaben fie ſich zu 
Schiff, dieſe Armada des Fuͤrſtens hatte 
13. Schiffe, darunter nur 2. mit Rudern 
verſehen, die übrigen aber hatten alle See⸗ 


gel, ſamt noch einen groſſen Schiffe, mit 


welchem ſie gegen Weſten fortſegleten, mit 
dieſer Armada bekamen ſie ſonder groſſe 
Mühe Ledofe ilofe und etliche andere klei⸗ 
ne Inſuln, darnach wendeten ſie ſich nach 
dem Meerſchoß Sudero genannt, allda ſie 
im Hafen der Stadt Sanneſtol etlich zim⸗ 
lich groſſe Schiff mit eingeſaltzten Fiſchen 
bekamen, und daſelbſt kam auch ihr Fuͤrſt 
Zichmini wieder zu ſie, welcher mit ſeinem 
Kriegs⸗Heer zu Land dahin kommen war, 
dieſer hatte unter Wegen das gantze Land 
eingenommen Sie ſaͤumten ſich aber allda 
nicht lange, ſondern ſegleten nach Weſten 
855 und kamen bald in einen andern Meer⸗ 
Buſen / und als fie weit und breit herum 
ſchweifften, fanden ſie noch viele Inſuln und 
8 DS, Stävk 


@ 


alle unter des Fuͤrſten Bothmaͤſſigkeit bege⸗ 


— min a 


Städte welche fie einnahmen, und die ſich 


ben muſten, dieſes Meer, darauf fie ſchifften, 
war fo voller Sand⸗Baͤncke und verborge⸗ 
nen Felſen, daß gewißlich Die gantze Arma- 
da wäre zu Grunde gangen, wenn Herz 
Niclas mit den Seinigen nicht das beſte da⸗ 
bey gethan haͤtte, wie denn alle diejenigen, 
ſo darauf waren, ſolches bekennen, und ih⸗ 
me allen Danck dafür ſchuldig zu ſeyn, geſte⸗ 
hen muſten. Des Fuͤrſten Leute waren auf 
dem Meer nicht ſo erfahren, als die Vene⸗ 
tianer, denn ſie ſind in dieſer Kunſt geboh⸗ 
ren, erzogen und alt worden, derowegen 
jene nichts dargegen zu rechnen waren. Nach 
Verrichtung aller diefer Meer- Troublen 
beredete ſich der Hauptmann mit Herzn 
Niclaßen / daß man bey Bondendon ans 
Land ſteigen ſollte, um zu ſehen, was des 
Fuͤrſten fein Krieg zu Lande vor einen Forts 
gang habe, allda fie. denn mit ſehr groffen 
Freuden vernahmen, daß der Füͤrſt eine 
groſſe Schlacht gehalten, und die Feind biß 
auf das Haupt geſchlagen, auch habe die 
gantze Inſul Bothſchaffter und Geſandten 
abgeſchickt, ſich zu ergeben, auch ſo gleich 
des Fuͤrſten Fahnen und Panier in allen 
„ „ , 


[4 


in die mitternaͤchtiſchen Länder, 27 
Staͤdten und Veſtungen aus geſchickt. Des 
towegen der Hauptmann vor das Beſte 
hielte, allda des Fuͤrſten Ankunfft zu erwar⸗ 
ten, wie man denn vor gewiß ſagte, daß er 
bald kommen würde, und es geſchahe auch, 
der Fuͤrſt kam mit Sieges⸗ Palmen, und 
wurde von allen mit groſſen Freuden und 
Gluͤckwuͤnſchungen empfangen. Es wur⸗ 
de auch Herzn Niclaßen darbey nicht ver⸗ 
geſſen, ſondern nebſt allen Venetianern mit 
groſſer Ehre und Ruhm überhäufft. Ja 
man hoͤrte faſt nichts anders, als wie ſich 
die Herzen Venetianer ſo vortrefflich gehal⸗ 
ten, derowegen auch der Fuͤrſt ſeine Freude 
nicht bergen konnte, ſondern den Herrn 
Niclas zu ſich beruffte, ihn mit der groͤſten 
Ehren⸗ Erhebung und allen erkennlichſten 
Danck vor ſeinen erwieſenen Fleißes und 
-apfferfeit (dadurch ihm feine Armada er; 
alten / und noch ſo viel Land und Inſuln 
darzu gewonnen) zum Ritter ſchlug, vers 
ehrte auch alle die Seinigen gar reichlich. 
Nach dieſen gieng er von dannen, und zog 
gleichſam als in einem Triumph in Frißland 
ein, welches die Haupt Stadt iſt in der gan⸗ 
tzen Inſul ſie liegt gegen Oſt⸗Suͤd in einem 
Golto oder Meerſchoß deren ſehr viel in dies 
A 5 ad 


1 
Gl... 


ſer Inſul ſeynd, man fängt die Fiſche in ſol⸗ 
cher Menge, daß man groſſe Schiffe mit be⸗ 
laden thut: Es wird gantz Niederland 
Brittannien, Engelland , Schottland, 
Norwegen und Dennemarck damit verſes 
hen, und groſſes Geld und Gut daraus er⸗ 

worben. Biß hieher war es Herrn Ni⸗ 

dlaußen alles Vergnuͤgen, aber eines wuͤnſch⸗ 
te er bey ſich zu haben, nemlich ſeinen Herrn 
Bruder den Herrn Antoni, derowegen er 
durch ein dahin abgeſandtes Schiff ſeinen 
Bruder zu verſtehen gab, wie gern er denſel⸗ 
ben bey ſich ſehen moͤchte, ihme gleichfalls 
von ſeiner erlangten Ehre und Ruhm etwas 
abzugeben Diefes an ihm abgeſandte Schiff 
kam gluͤcklich in Venedig an, mit groſſen 
Freuden feiner Familie, daß es ihme jo wohl 
gieng und in ſo hohen Ehren ſtuͤnde, i 
alſo das Schiff baldigſt wieder abgefertigetä 
felbigen ihr allerſeits gutes Wohlergehen 
und Hrn. Antoni eheſte Nachfolge zuübers 
bringen. Worauf das Schiff in etlichen 
Tagen unter guten Wind wieder abſegelte, 
welches den Herrn Niclas noch in 

Ä guten Stande wieder an⸗ 


5 | — Bänder, a 
Dias NX. Gapitel, 
Wie Herr Antonius Zeno 


zu feinen Herrn Bruder in Sri 

land ſchiffet, und wie der Fuͤrſt Zichimm 
Schott und Ißland ann 
!ipßhreifft. f 

N Jeweil nun ermeldter Her: Anto⸗ 
SD) ius Zeno nicht weniger tapffer 
und begierig, als Her: Niclas fein. 

Bruder, welcher ſchon laͤngſten Luft gehabt, 

die Welt zu beſehen, fo war es ihme deſto 

angenehmer, daß er zu feinen Herzen Bru⸗ 

der gelangen, und mit demſelbigen zugleich 
Ruhm und Ehre erlangen ſollte; kauffte 

ſich darauf gleich ein Schiff, lieſſe es auch 

mit aller Nothdurfft verſehen, und fuhr un⸗ 

ter GOttes Geleite immer fort, nach den 
Mitter naͤchtiſchendaͤndern zu, und kam nach 
einer ziemlich langen Schiffart auch man⸗ 

cherley ausgeftandenen Gefahren, endlich 

friſch und geſund zu feinem Herzen Bruder 
Nilcaſen, welcher ihn mit groſſen Freuden 

empfieng, nicht allein, weil er ſein lieblicher 

Bruder, ſondern daß er ihme an ge, 

„ 5 ded⸗ 


DT 


10 N 


Redlichkeit und tapffern Weſen gleich war, 
derowegen er ein faſt mehr, als bruͤderliche 
Liebe zu ihm traͤget. Es bliebe hernach 
Her: Antonius 14. Jahr in Frißland, nem 
lich 4. Jahr in Compagnie ſeines Hn. Bru⸗ 
ders, und hernach 10. Jahr fuͤr ſich alleine. 
Denn dieſe 2. Brüder kamen bey den Fürs 
ſten Zichmini in ſo groſſe Gnade, daß er kei⸗ 
nen mehr weg zu laſſen, Vorhabens ware, 
darum ernannte er auch Hn. Niclaſen zum 
Hauptmann über ſeine ganze Armada, und 
verfuͤgte ſich mit ihme ſamt aller Kriegs⸗ 
Nuſtung nach Eſtland oder Schetland, 
(welche Inſul zwiſchen Frißland und Nor⸗ 
wegen liegt) dieſelbige zu erobern. Sie tha⸗ 
ten ſehr groſſen Schaden, doch muſten ſie 
bald wieder abziehen, weilen der Koͤnig von 
Norwegen mit einer ſehr groſſen Armada 
wider fie ankam, alſo verlieſſen fie dieſe In⸗ 
ſul, doch mit erſchroͤcklichen Ungewitter und 
groſſen Sturm, daß faſt alle ihre Schiffe 
zerſcheiterten und zu Grunde giengen, die 
übrigen falvirten ſich in die groſſe unbe⸗ 
wohnte Inſul Grislanda. Unterdeſſen hat 
te der Sturm des Koͤnigs Armada eben⸗ 
falls betroffen, und ſo uͤbel um ſie geſtanden, 
daß ſie faſt alle zu Grunde gegangen. 15 

f ee 


"va Ta . 
7 Ev 
1 


in die mitternaͤchtiſchen Laͤnder. 101 ln 
der Fuͤrſt Zichmini dieſe Zeitung erfuhr, und 1 
noch von einem feindlichen Schiffe darzu, Bi 
pelches gleichfalls in die Inſul Grießland 
ofen war, ließ er feine Armada wie; 
der ausbeſſern, und weil er ſahe, daß er na⸗ 
he bey Ißland war, reſolvirte er ſich kurtz 
ſolche zu uͤberfallen, denn dieſe Inſul gehoͤ⸗ 
ret auch dem König von Norwegen, er fand 
aber das Land ſo wohl befeſtiget, und mit 
Volck verſehen, daß er auch da wieder zuruͤck 
weichen muſte, weil ſeine Armada gar zu 
klein, und ſchon viel Volck, abſonderlich 
durch den letzten Sturm verlohren hatte, 
derowegen er von ſeinem Fürnehmen muſte 
abſtehen, um aber doch nicht gar ledig und 
leer auszugehen, ſo richtete er feinen Cours 
auf die andern Inſuln, fo auch Ißland zuge⸗ 
hoͤren, und derer ſeynd ſieben, nemlich: Tal- 
los, Broas, Iſcant, Trans, Mimont, Dam- 
bere nnd Bres, und da er fie alle geplündert 
hatte, bauete er zu Bres eine Veſtung, da⸗ 
rinnen ließ er Hn. Niclaſen, mit etlichen 
Schiffen, Volck, und noͤthigen Sue 
und weil er vermeint, dißmal der Sachen ger 
nug gethan zu haben, zog er mit der kleinen 
Armada, ſo ihme war uͤberblieben, wieder 
nach Hauß in Frißland. 1 
. Das 


— 


| 102 » Weiß⸗ Beschreibung 2 
Das XXI. Capitel. 
Wie Herr Niclas Zeno in 

Guroͤnland ſchiffet / und was er 
daſelbſten geſehen. 

Ls der Fruͤhling herzu kame, wurde 
N Herzn Niclafen die Zeit in der Der 
ſtung Bres allzulange, derowegen 


nahm er ſich vor auszufahren, und ein neues 


Land zu ſuchen, ruͤſtete demnach 3. Schiffe 
mi behoͤriger Nothdurfft aus und ſegelte 
| im Monat Julio von dannen Nordwaͤrts, 
kam in Grönland, allda fand er ein Cloſter, 
Prediger⸗Ordens, und eine Kirche St. Tho⸗ 
md geweihet, (nicht weit davon war ein 
Berg, welcher Feuer auswarff, nicht ana 
ders als der Berg Veſuvius, oder Monte 
Soma, bey Neapolis in Italien, ingleichen 
Etna oder Mongibelle an Sicilien,) in 
dieſem Cloſter war ein Brunnen von ſied⸗ 
heiſſen Waſſer, durch deſſen Lauff man in 
Roͤhren das Waſſer durch die Zellen leite⸗ 
te, wovon ſolche eriwarmet, und als ein rech⸗ 
tes Feuer, Hitze von ſich giebt. So iſt es 
auch in der Kirchen alſo heiß, daß man keines 
Feuers vonnoͤthen hat, ingleichen zum Brod⸗ 
| | bachen 


ra, 


aller mitternächtifchen Länder, 103 


übernatürliche Sachen, (wie fiebedundt) ee 
ſehen, alſo glauben und htm ei Pre⸗ Eat) 
iger⸗Muͤnche vor Götter, und bringen ib» 4 
nen Hüter, Fleiſch und andere Sachen, und 
erzeigen ihnen viel groͤſſere Ehrerbietung, als 

hren Herrn; Auf ſolche Weite erwärmen 

die Muͤnch ihre Zellen und Wohnungen, 

penn die Kälte, Eiß und Schnee am grös 

ten, damit fie geſchwind warm, und auch 
viederum kalt werden, nachdem fie viel oder 

venig heiß Waſſer hinein laſſen, oder die 

Jenſter aufmachen friſche Lufft zu ſchoͤpffenz 

zu ihren Gebaͤuen brauchen fie nichts ans 

ers, als was ihnen ihr Feuer bringt dann 

ie nehmen die brennende Steine, die der 


104 . Beißrdefchreibung, „m.  _. 
Berg heraus wirfft, ſchuͤtten Waſſer dar⸗ 
auf, ſo zerfallen ſie, und wird ein weiſſer und 
zaͤher Kalch daraus, welcher, wenn er aufge⸗ 
hoben wird, nimmermehr verdirbt. Eben 
dieſe Stein, fo fie, ohne Zuthuung des Waſ⸗ 
ſers von ſich ſelbſt erkalten, ſeynd ſie gut 
Mauten und Gewoͤlber davon zu hauen 
denn ſie werden ſo hart, daß man ſie nicht 
anders kan zerbrechen, als mit Eiſen und 
groſſer Gewalt, und die Gewolber fo davon 
gebauet werden, bleiben dermaſſen leicht, 
daß fie keiner Unterſtuͤtzung beduͤrffen, und 
ſind allezeit ſchoͤn; Wegen ſolcher Bequem⸗ 
lichkeit der Materialien, haben gedachte 
Muͤnche ſo viel ſchoͤne Gebaͤue, daß man 
nur ſein Wunder daran ſiehet; des Regens 
haben ſie ſich auch nicht zu beſorgen, denn 
wegen der Polo - Kälte bleibet gleich der er⸗ 
ſte Schnee liegen, und zerſchmeltzet nicht, 
ſo lang der Winter waͤhret, welcher in neun 
Monaten nicht vergehet. Sie leben 
vom Wildpraͤt und Fiſchen⸗ denn der heiſ⸗ 
ſe Bach, welcher in einem beſondern Ha⸗ 
ven ins Meer flieſſet, bringet durch ſein 
Feuer zu wegen, daß niemalen das Meer 
in ſelbigem Haven zuftiehret , darum 
ſtets eine groſſe Menge Meer Vögel und 
en 


B * N m 5 N 
4 N N . 


inoie mitterna Scfben Binder 105 


si ische allda gefangen werden, damit ſpeiſen 
fie das viele Arbeits⸗Volck, fo im Cloſter 
bauer und * machen muß 
e a 15 A 
Der Gtönländer Häufer find um den 
Bus herum alle rund, und fünff und 


Schuh weit, oben zugemacht, : 


3 itten aber bleibet ein kleines Loch, 
dardurch fie Lufft und Liecht haben, und 
iſt die Erde auf dem Boden ſo warm, daß 
man keine Kälte darinnen empfindet. Im 


Sommer kommen viel Schiffe aus den be⸗ 


nachbarten Inſulen, und aus dem Land 
Br wegen, auch von Tronton 


oder T im auch Midroſia genannt, 
ft eine Erh⸗ Biſchoffliche Stadt in Nor⸗ 
gen, die bringen den München alles was 
ie verlangen, und tauſchen mit fie, gegen 
duͤrre Fiſche, (welche an der Lufft und in 
der Kalte gedoͤrret ſeyn,) wie auch gegen 
Bel Werl und Haute von vielerley Thie⸗ 
en, davor bekommen fie Brenn⸗Holtz 
md e ee „Getrayd und Tuch zum 
e dern. Dann faſt alle die benachbar⸗ 
en © ocker ihre Waaren gerne gegen Ji. 

che und Thier⸗Haͤute vertauſchen. In 
* Br. a Munche aus Mer 
we⸗ 


. 


106 Reiß ⸗Beſchteibung 
wegen / Schottland und andern Ländern, 
aber der mehrere Theil von ihnen ſeynd aus 
Ißland. Es liegen auch allezeit viel Schi 
fe im Hafen oder Port, fo auf den Som 
mer warten, biß das gefrorne Meer wieder 


aufbricht. Kr 0 70 
Die Fifchers Nacyen ſeynd formiret 

wie die Weber ⸗Schifflein, fo man im Wer 
ben braucht, ſie werden aus Fiſch Beinen 
gemacht und zuſammen genehet, und iſt ſo 
gut und ſicher darinnen zu fahren, daß es 
zu verwundern. Wann Sturm auf dem 
Meet iſt, ſo koͤnnen fie ſich hinein ſchli ſſen 
oder verſperren, hernach mag der Wind 
und das Meer fie hin und wieder werffen, 
wie es will, es ſchadet ihnen nicht. Ge⸗ 
het Waſſer hinein, fo wiſſen ſie gar artig 
ſolches auszuſchoͤpffen. as nun anbe⸗ 
trifft das obbemeldte heiſſe Waſſer in St. 
ThomaͤCloſter, fo von dem naͤchſten Ber⸗ 
ge kommt, iſt ſolches gar ſchweflicht, da⸗ 
mit es nun keinen boͤſen Geruch moͤge verur⸗ 
ſachen, alſo fuͤhrens die Muͤnche in ih⸗ 
rer Biſchoͤffe, Praͤlaten, oder Prioris Zel⸗ 
len durch kupfferne und zinnerne Röhren, 
und fo heiß, daß die Stuben oder Cellen 
gantz warm davon werden, und im 8 
en 


fie kein übler 2 zu en = u 
dem führen ſie einander friſch Brunnen⸗ 
aſſer unter der Erden biß mitten im 
Hof des Cloſters, daſelbſt rinnet es he⸗ 
raus in ein groß kupffern Gefaͤß, welches 
nn im heſſen Waſſer ſtehet, wird alfo 
aſſer fein tempęriret, daß es gut zu 
— „und auch die Gärten damit zu 
waͤſſern, und koͤnnen fie alle durch Mittel 
des Bergs alle gute Gelegenheit haben, 
die fie fich felbft wuͤnſchen mögen, haben 
alfo dieſe gute Patres keine andere Sorge, 
denn daß fie ihre Gärten und Gebaue zus 
a es ihnen an inen er . 
hie gae nicht mangelt, wei 
fie alles wohl 8 10 ſehr freygebig 
ſeynd. Sie ſind auch gegen diejenige, ſo 
ihnen Früchte und Saamen mittheilen , 
ſehr gutthaͤtig, fie reden meiſtentheils La⸗ 
teiniſch, fonderlich die Biſchoͤffe, Praͤla⸗ 
5: ‚und Harn Patres. So viel von 
koͤn 
Es haͤtte Herz! Nelas Zeno 1 Ritter von 
gt gerne mehr geſchrieben, weilen er 
ep de raufamen Kälte nicht gewohnet, 5 
vurde er kranck, und bald darauf, da man 


‚ee 


hin wieder ug: gebracht, ftarb 


0 Frost, 5 zwar en — Saen 
ehr geringe, da er ſelbſt wegen ſeines Herzn 
Bruders Tod nicht zu troͤſten war, Herz 
Niclas verließ hinter ihm zu Venedig zwen 
Soͤhne Herin Johann und Herm er 
von denen die Zeno ſo noch heutiges Tage 
50 , en Hrfpenng haben. | 


Das XXIII. Kapitel. Bi 
| Bi etliche Fiſcher N Ru 1 


Weſt⸗ Juden ern 


4 


1 IR Als nun Pia er wir 75 ö 

N meldet, todtes ver DE, ‚bar 

Her: Antonius, fein. 

Ari kin Reichthum / Amt und | 
erbet,, dieſer aher hatte keine Adel 
Luſt, in dieſen kalten L ndern zu leiben⸗ 
derowegen er bey dem Fuͤrſten viel: 0 1 
f bittliche ee gethan „ ihme 


der in fein Land gehen zu laſſen / hat er ſol⸗ 
—.— nicht erlangen koͤnnen, dann der 
Fuͤrſt hoffte noch durch Hülff 11 0 das 
ange Mee zu beherrſchen. h e 
Es waren erſt kuͤrtzlich von aun Fi, 
fon eee Ace me „etliche gar reiche 
und wohlbewohnte Inſulen erfunden wor⸗ 
den, derowegen der Fuͤrſt Herrn Antoni 


bate , mit etlichen Schiffen auszulauffen 1 


ſolche genauer zu erforſchen. Es gieng 
aber mit dieſer Erfindung gar artig zu, und 
weilen man doch gerne von einer Sache 
den Haupt» Zweck wiſſen will, fo muß erſt⸗ 
lich, und vor e feiner Abfarth, 
ſolche weitläuff tiger beſchreiben: Es find 
vor ungefehr ſechs 

vier Schiffe mit Fiſchern ausgefahren, wel⸗ 
che durch einen groſſen Sturm und Unge⸗ 
witter etliche Tage auf dem Meer hin 
und wider gewerffen, wie es aber, wie das 


gemeine Sprigwort lautet: Auf dem 


Meer veraͤnderlich; Alſo haben auch dieſe 
Fiſcher wieder guten Wind und auch fein 
ſtill und hell Wetter bekommen, und als⸗ 
dann erſtlich ihre gar weite Entfernung 
gegen Weſten zu verſpühret daß ſie wohl 
N Tun e von webe 
RN \ / ab⸗ 


25 in de isch en Linden 10 


unde zwantzig Jahren 


110 Beiß⸗Beſchreibung 


abkommen, unterdeſſen find fie doch nicht 
zaghafftig dabey geweſen, und weilen ſehr 
kluge Steuer⸗Maͤnner darbey waren, ha⸗ 
ben fie vermercket, daß Land in der Naͤhe 
ſeyn muͤſte, und da hat man gleich die 
Schiffe darauf laſſen anfahren, und auch 
wuͤrcklich Land gefunden, ſo ſie für eine 
Inſul gehalten. Es iſt aber ein Schiff 
davon ſo hart angefahren, daß es am Ufer 
zerbrochen, und zehen Perſonen von den 
Innwohnern gefangen, hernach in eine 
ſehr ſchoͤne, Volckreiche Stadt vor ihren 
König aeführer worden, darauf, der König 
einen Dollmetſcher kommen laſſen, wele 
cher dieſer Sprache kundig war, vorherg 
aber ſeynd ihrer ſehr viel vorhanden gewe⸗ 
fen, da kein eintziger fie verftehen koͤnnen, 
als dieſer letzte, welcher gleichfalls ein Aug: 
länder, und lange zuvor auch durch einen 
Sturm in das Land kommen; der fragte 
den Fiſcher im Namen des Koͤnigs, wo⸗ 
her fie kaͤmen, und wär fie waren? Als fie nun 
ihre Erzehlung von ihrer Reiſe abgelegt, 
und dem Koͤnige alles angezeigt, wie fie 
durch Sturm verſchlagen worden, wollte 
der Koͤnig ſie nicht mehr von ſich laſſen, 
blieben alſo in die fuͤnff Jahr in dieſen Fer 1 


m 


aller mitternaͤchtiſchen Länder. 111 
u und lerneten die Sprache; Alsdenn er⸗ 
fuhre: . ep 
nemlich Eſtotiland, und war einer unter ih⸗ 
nen der ſchon in vielen Orten dieſer In⸗ 
ſul gewe ſen, der erzehlte, daß es ein 
ſehr reiches und an allen Dingen ein voll⸗ 
Kent Land waͤre, auch viel fruchtbas 
rer als Ißland. Es habe i in der Mitten 
einen ſehr hohen Berg, von welchen vier 
Waſſer⸗Fluͤſſe entſpringen, ſo das gantze 
Land befeuchten ‚die Innwohner ſind ſcharff⸗ 
ſinnig, und treiben allerhand Profefliones, 
wie wir auch. Man glaubt, daß ſie vor 
dieſem Kundſchafft mit den Unferen gehabt, 
ka Sicher ſagte, daß er in des Könige 
Bihpliotheck . geſehen, die fie doch 
nicht mehr perſtehen, noch vielweniger leſen 
N 5 denn ſie haben gar eine beſondere 
proche, haben auch allerley Metall und 

a bender iſt das Gold uͤber fluͤßig bey 
ihnen zu finden. Sie handeln nach Groͤn⸗ 
land, von dannen fie Rauch Werck, 
Schweffel und Pech führen. Der obbe⸗ 
meldte ‚Sicher berichtet auch, daß Sud⸗ 
waͤrts ein groſſes Bold wäre, welche auch 
ein reiches Land beſeſſen, ſie ſaͤen Getrand 
wie wir y 15 5 gut B n er, es giebt 
nd Dis Ann auch 
94 115 f * a 


11 mc Reife Defchreibung 19). 
auch überaus groſſe Walder, ſie bauen 
ſtarck mit Mauern, und ſeynd viel Staͤdt 
und Schloͤſſer allda, fie machen Schiffe, 
fahren auf dem Meer, aber von Compaß 
verſtehen fie nichts „ haben auch keinen 


Magnet, deßwegen dieſe Fiſcher in groſſen 
Anſehen bey fie geweſen / der Koͤnig hat ſie 
auch mit 12. Schiffen ſeitwaͤrts auch einem 


Land geſchickt, welches fie Drogio nennen, 
aber ſie ſind auf dieſer Reiſe unglucklich ge⸗ 
weſen, durch einen Sturm verſchlagen wor⸗ 
den, endlich mit Muͤhe und Noth dem Meer 
entrunnen, aber dargegen den Menſchen⸗ 
Freſſern in die Klauen gerathen, welche ſie faſt 
alle gefreſſen, auſſer ihrer zwey / welche ihnen 
ezeiget, wie ſie mit Netzen Fiſche fangen 
oͤnnten, darum haben ſie ſolche verſchonet, 


und haben ſie hernach taglich Fiſche fangen, 
und ſolche den vornehmſten unter ihnen ver⸗ 


ehren muͤſſen, bekamen endlich des Volcks 
Gunſt, und wurden vor maͤnniglichen lieb 


und werth gehalten; Als aber der Ruff von 
ihnen zu den benachbarten Voͤlckern kam, 


war ein vornehmer Herz „der die Fiſcher 


gerne bey ſich gehabt, damit er auch wiſſen 
moͤchte, wie man die Fiſche fangen thaͤte, 
derowegen fieng er einen Krieg mit dieſen 
Herrn an, und als er den Sieg erhielt, 

muſte 


— 


in die mitternaͤchtiſchen Länder. 113 
5 der feine Fiſcher ſelbigen uͤberlaſſen, 
und dieſes iſt 10 vielmal ſo gangen, und ſagt 
der Fischer, daß er in 13. Jahren, fo lang 
als er in felbigen Rändern geweſen, auf ſolche 
Weiſe mehr als 28. Herren ſey zugeichichet 
worden, da 9555 mer einer den andern um 
ihrentwegen b rieget habe, 0 nicht 
lange an en Ort gel lieben d 
talt faſt alle die Laͤnder durchwandert hüfte 17 
h dieſes Land ſehr groß, und wie 
Welt, aber grob Volck, 9 
end, und erleiden 00 ame Kal 
te di „daß ſie fich be⸗ 
Dede, da fie doch genug Thiere Häute fich 
u bekleiden 1 n, kein Metal findet man 


er derge⸗ 


u ihnen nicht „denn f eleben Nut vom Si 
gen Kara e pieß, welche for⸗ 
nen ſehr fpitsig., ſolche legen ſie auf beede 
B ogen: 0 Seynd gar wilde und freche Leute, i 
kriegen "miteina der 170 Todt Feinde z 
freſſen auch einan 111 . An ihre Oberften 
und gar unterſchi We eſetze, noch weiter 
ober gegen 1 5 1 1 eine beffere und 


1 


. 


mperirte Lufft,, auch Si feine und ge⸗ 
igcte | eute, je 0 taͤdte „Kirchen 
nd Goten, welchen fie Menſchen opffern, 


a ene 
. "Si 5 


114 Reiß ⸗Beſchreibung 


Silber und Gold. Als nun dieſer Fiſcher 
fo viele Jahre in denen Landen geweſen, 
nahm er ſich fuͤr, auf was Art es auch geſche⸗ 
hen koͤnnte, doch wieder in fein Vatter land 
zu kehren, aber ſeine Geſellen hatten alle 
Hoffnung verlohren, daß fie wieder in hr 
Land kommen wollten, derowegen lieſſen ſie 
dieſen allein fort, weilen ſie es nicht wagen 
wollten, darauf iſt er durch die Waͤlder und 
viel andere ungebahnte Wege nach — — 
geflohen, allda er endlich mit groſſer Muͤhe 
und nach langer Zeit, angelanget; nachdem 
hat er ſich ans Meer begeben, und gefraget: 
aus welchem Lande ſie kommen? Und als er 
vernommen, daß fie aus Eſtotiland wis 
ren, und er ſowohl der Drogianer als ihre 
Sprache verftanden , haben ſie ihn gar ger⸗ 
ne zu ſich aufs Schiff genommen, und ihn 
vor einen Dollmetſcher gebraucht / wie er 
denn auch, nachdem dieſe Reiſe noch viel⸗ 
mal mit ſie gethan, auch ſelbſten vor ſich 
gehandelt und Kauffmannſchafft getrieben, 
biß er endlich ſo reich worden, daß er ſeine 
eigene Schiffe ausruͤſten, und wieder in 
Frießland fahren koͤnnen, und hat er ſo bald 
er nach Hauſe kommen, den Fuͤrſten 
Zichmini dieſes neu» erfundene Land ange⸗ 
zeigt, und weilen man dieſem Fiſcher guten 


r naͤchtiſchen Länder. 11786 
Glauben gad, und es ihrer mehr bezeigten, 
refolvir 


| jangen Armada in dieſe neue Laͤn⸗ 
hicken, und waren ihrer ſehr viel, 
buch di Hoffnung groß war an 
Leuben mächtiger gu werden, 


Wie der Fuͤrſt Zichmini mit 


eimer Armada ausfähret, und wie 


wunde alſo alles zu einer groffen 


groſſer Unfall darein, daß der Fiſcher, 
welcher unſer Wegführer ſeyn ſollte, 3. Ta⸗ 


ge vor unferer Abreiſe ploͤtzlich ſtarb, daß 
wir nicht wuſten was wir deginnen ſollten, 
doch unterließ der Fuͤrſt deßwegen dieſe 
Reiſe nicht; ſondern es waren noch etliche 


Schiffleuthe vorhanden, weiche mit vo⸗ 


te ſich der Fürft , Herrn Antoni 


8 Schiffarth nach Eſtotiland ver⸗ 
anſtaltet, aber es kam auch ein 


tigen Biſcher heraus kommen, dieſe 1 5 


en mitzufahren begebrs 


Beiß⸗Beſchreibung 
ſolche Schiffarth mit antretten, und alſo 
legelten wir im Namen GOTTES 
gegen Weiten hin, funden auch etliche klei 
ne Inſuln, ſo unter Frießlan gehoren, 
und als wir durch viele gefährliche Oetter 
gluͤcklich bey Ledevo angelanget, haben wir 
daſelbſt ſieben Tage Raſt⸗ Tag gehalten 7 
und die Armada mit aller Nothdurfft ver⸗ 
ſehen, von dar find wir hernacher den 11. 
Julü bey der Inſul Jlofe angelanget, weis 
len aber guter Wind und das Meer ruhi „5 
giengen wit vorbey, es blieb aber das gute 
Wetter nicht lange bey uns, dann wir wa⸗ i 
ren kaum auf dem hohen Meer, ß über, 
fiel uns ein fo hefftiger Sturm und gras 
ſames Ungewitter, daß wir in acht Tagen 
nicht wuſten wo wir waren, verlohren auch 
ſehr viel Schiffe, biß endlich bey wiederum N 
vergangenen Sturm, die irrenden ſich wies 
der zuſammen gefunden, fuhren alſo von 
neuen unter guten Wind immer beſſer 
Weſt⸗ waͤrts, und erſahen nicht lange 
darauf ein Land, worauf wir gleich die 
Segel richteten, und langten allda in einen 
ſichern und guten Port an, es war aber ei⸗ 
ne groſſe Menge Volcks da, welche alle 
wohl bewehret, uns die Anfarth verweh⸗ 
ven 


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9 


118 | Reiß ⸗Beſchreibung er 


ſchafft begnügen laſſen, und nichts meh⸗ 
rers als was ihnen von GOtt beſchehret, 
verlangen, bleiben ſie bey ihren Geſetzen 
unveraͤnderlich, um deß willen fie auch kein 
frembdes Volck bey ſich einkommen laſſen, 
ſen auch vor dißmal ihre Bitte an den 
Fuͤrſten, er wolle ſie bey ihren alten Ge⸗ 
ſetzen und Gewohnheiten friedlich laſſen, 
widrigen Falls würde es viel Bluts koſten / 
weil ſie alle bereit wären, vor ihre Freyheit 
zu ſterben; Jedoch damit ſie gar nicht 
meynten, als wann ſelbige gar keine Ge⸗ 
meinſchafft mit Frembden haben wollten, 
ſo koͤnnten ſie wohl einen von uns bey ſich 
behalten, ihne mit guten Aemptern verſe⸗ 
hen, daß es ihme nicht gereuen ſollte, denn 
die 10. Maͤnner, welche an uns abgeſandt, 
waren lauter frembde Leute, ſie nehmen 
aber von keiner Nation nicht mehr als einen 
Mann, darauf antwortete unſer Fuͤrſt ſonſt 
nichts, als er erkundigte ſich, wo ein ande⸗ 
rer guter Port zu finden waͤre; darauf 
ſtellete er ſich, als wenn er gar wieder weg⸗ 
fahren wollte, aber er ſchiffete um die Inſul 
herum, und als er Oſt⸗ waͤrts zu den Hafen 
kam, der ihme war angezeuget worden, 
fuhr er mit der gantzen Armada in vollen 

| Seeg⸗ 


in die mitternaͤchtiſchen Länder, 129 
2 ! Sun ey. Sem ven me 
len hinein, ließ das Volck hurtig ang 
ſteigen und in aller Eil mit Holtz und 
erſehen, denn er beſorgte von den 
n überfallen zu werden. ks 
ch dieſe Sorge nicht vergebens 
herum wohnenden Inſulaner 
andern ein Zeichen mit Feuer und 
„darauf fie fich bald mit ihren 
€ gefaßt machten, und verſammle⸗ 
ſich hernach mit groſſen Hauffen ans 


alſo, daß ſehr viel verwundet worden, etz 
liche auch gar todt blieben: Es halff bey 
ihnen nichts / man möchte ihnen Friedens⸗ 
Zeichen geben wie man wollte, fie ergetinm⸗ 


meten noch immer hefftiger und ſtritten ſo 
eiffrig, als ob ihre ganze Wohlfarth darauf 
beſtuͤnde; Derowegen wir auch uns nach 
unſern Schiffen retirirten und davon fuh⸗ 
ren, wir nahmen einen groſſen Umſchweiff 
um die Inſul, fie begleiteten uns aber fü 
wohl auf Bergen als dem Meer⸗Geſtade 
fernern Anlaͤnden zu ſteuren , da wir nun 
gegen Norden um die Inſul herum fuhren, 
kamen wir an gefaͤhrliche Oerter, in welchen 


ſtatte und ſchoſſen mit Pfeilen aufuns, 


wir auf 10. Tage zubrachten und in aͤuſſer - ie | 


ſter Gefahr ſtunden die gantze Armada zu 


1 — a —— — 
| zu verliehren, doch war es zu un rm G ck 
gut Wetter, als wir nun bis zum Eck ge⸗ 
rtgeſchiffet, doch 


uf uns, dam | 2 
a gebend. Wir waren 
Willens, in einen ſichern Hafen anzu⸗ 
laͤnden, ob wir nicht noch einmahl mit ih⸗ 
nen zu ſprechen kommen koͤnten, aber es 
gieng nicht an, weilen die Leute gar zu 
wild gegen uns thaͤten, and ſtets in 
Waffen waren, und wo wir ausgiengen 
Bie parat uns anzugreiffen. Als der 
Fuͤrſt ſahe, daß er nichts ausrichten Funte, 
und ihm auch endlich an Proviant mangeln 
moͤchte, fuhre er etliche Tage gegen We⸗ 
ſten zu, es entſtund aber ein grauſamer 
Wind gegen Sud und Weſt, darum das 
Meer etwas ungeſtuͤmm ward, doch gieng 
unſere Armada noch immer ſtarck fort, 
denn wir hatten noch uͤber 4. Tage den 
Wind hinter uns, biß wir endlich Land ſa⸗ 
hen, weilen nun das Meer faſt aufgeblaſen 
und ungeſtuͤmm, das Land uns auch unbe⸗ 
kandt, wuſten wir lange nicht was zu thun, 
ob wir anlaͤnden oder weiter fahren ſolten: 
a | 5 Doch 


/ 


8 


verſahe ſich die Armada mit Holtz 0 


und Meer⸗Voͤgel, fanden auch fo viel 


Eyer von Vögeln, daß ſich alles Bold recht 
hertzlich wieder erquickte und erſaͤttigte. 
Zu derſelben Zeit war es gleich mitten im 
Sommer zu welcher Zeit denn die Lufft 
in der Inſul ſehr fein temperirt und über. 
die Maſſen luſt⸗ und lieblich war, wir ſahen 
aber keinen eintzigen Menſchen, darum 
wir auf die Gedancken gekommen, dieſes 
3 32 ſchö⸗ 


— 
— =» 


— 


feb 


von 


uns erſahen, 
fer, Strom 


8 
A 


in die mitternächtifchen Länder, 133 


Dias uv. Kapitel 


* 
a, 


Fuͤrſt Zech mini will eine Stadt 


auf der Inſul Groͤnland bauen / 
ſein Volck wird aber ſchwuͤrig ſo lan⸗ 
ge aus ihrem Vatterland zu bleiben, 
darum ließ er den meinſten Theil 

wieder nach Ißland ſchif⸗ 

5 950 fen. 1 8 . 

ERS, Acdem nun Fuͤrſt Zichmini vers 
nommen daß an dieſem Ort eine 


+ 


* 4 et 7 
x 2) 


a 


| 


a \ (4 1 ’ - 
S3 BR child: 2 21 5 11 
— . t.! — — 


8 — 1 


giengen alles nach Oſten oder Auf 
waͤrts, als ich mich nachmals gegen 


der Land angetroffen, da fanden wir, da 
wir bey der Inſul Neome angelanget wa⸗ 
ren, und da wir dieſes Land kenneten, merck⸗ 
ten wir daß wir vor der Inſul Ißland vor⸗ 
uber gefchiffet waren wir nahmen alfo Er⸗ 
friſchungen von den Inſulanern, weilen 

ſolche des Fuͤrſten Unterthanen waren, und 
ſchiffeten unter guten Wind in dreyen Tagen 

nach Frießland, das Volck welches ſchon 
vermeinet“ wir. wären laͤngſt verlohren, 
weilen wir ſo lang auſſen geweſen, em⸗ 
pfieng uns mit groſſen Freuden. Nachdem 

nun der Fuͤrſt Zichmini in den neulichft- er⸗ 
fundenen Lande eine Stadt Ahe 

N de 


RL 
‚ER | 


n die mitternächtiſchen Länder. 127 
die Inſul beveſtigen lieſſe, iſt er noch 1 
ter hinein ins Land gereißt ſolches gaͤntzlich | 
zu erforſchen: Was aber allda ausgerichr . 
tet worden, ſoll kuͤnfftig hin continuiret 


7 


* 


ch habe ich Petrus 


mir vergenommen, ſondern zu kuͤnfftiger 
Gedaͤchtnuͤß der nachkommenden und den 
jetzt Lebenden zur Wiſſenſchafft, damit 
man erſehen kan, was ein Menſch auf der 
Welt vor vielen Unfall unterworffen. Dar⸗ 
neben aber auch nicht zu verſchweigen, wie 
wunderbarlich G Ortes Guͤte und Allmacht 
„ ud: denn 


1 


ich am erften gedacht, GOtt hat 
. dich verlaſſen, ſo ſtreckte er ſeine Gnaden⸗ 
. Hand wieder nach mir aus, und alſo ver⸗ 
Nane ſucht er alle Menſchen, ob ſie auch in der 
Moth kleinglaubig oder zaghafftig ſeyn, er 
ſetzet uns vielmalen auf die Probe, unſere 

HBeſtaͤndigkeit im Glauben zu probiren. 

Solcher Maſſen hat der grundguͤtige 

Gott durch feine groſſe Barmhertzigkeit 

mich nebſt noch andern Reiß⸗Gefehrten 

von 68. Perſohnen uͤber gelaſſen, und uns 

zu rechter Zeit Hülffe wiederfahren laſſen, 

immaſſen ich mich ſchuldig erkenne, die groß⸗ 

fe Gnade Gottes die Tage meines Lebens 

zu ruͤhmen. e 

Dienet alſo zu wiſſen, daß ich aus Ber 

gierd vielerley Dingen, deren die Welt⸗ 
Finder heutiges Tages faſt gar unerſaͤttlich 
ſeyn, nemlich groſſen Reichthum und Ehre 
zu erlangen, mich unterſtanden habe, als 
1205 eigener Schiff + Parron eine Reiſe in 
Flandern und Niederland zu thun, ha⸗ 


8 


be alſo meine Perſohn, Hgab und Guth, 
benebſt meinen aͤlteſten Sohn einem Schiffe 
anvertraut und auf das Gluͤcke laſſen ankom⸗ 
men, aber der allerwiſſende GOtt hatte es 
mir zum Beſten in ſeinen unerforſchlichen 

, 


-r 


„ i diemitteenächtifhen’Länder. 15 
Gerichten viel anders verſehen, wiewohl 
ichs dazumal nicht ſo wohl verſtanden, dann 
ich war kaum 5. Tage aus Candia (welche 


Inſul vor Zeiten Creta genennet worden, 


allwo ich mein Schiff geladen) gieng mein 
Sohn mit Tod ab, welches mir uͤberaus 
groſſes Leid verurſachte, und der groſſe 
Schmertz und Kuͤmmerniß mein Hertz ders 
maſſen durchtrunge, daß ich gar kleinmuͤ⸗ 
thig wurde, ja faſt gar kein Troſt an mir 
mehr hafften wollte, weilen ich mir einbil⸗ 
dete bey dieſer fo langen und gefährlichen. 
Schiffarth gantz verlaſſen zu ſeyn: Aber 
ach GOtt, wie groß war meine Blindheit 
und Unwiſſenheit, weilen ich dieſes fo mir 
ee haͤtte dienen ſollen, vor eine 
Straffe Gottes anſahe, nach dieſen er⸗ 
baͤrmlichen Zuſtand habe ich mit groſſer 
Bitterkeit meines Hertzens und gleichſam 
wider meinen Willen meinen Abſchied aus 
Candia nach Niedergang der Sonnen ge⸗ 
nommen. Es haben uns aber die wider⸗ 
waͤrtige Winde immer fort nach der Bar⸗ 
bariſchen Seite gegen Atrica getrieben, 
biß wir endlich durch das enge Meer bey 
Gibraltar oder der Seulen Herculis durch⸗ 
kommen, und den 2. Juni mit meinem 


— 


ſehen des unverſehenen Steuermanns bey 


„ 75 ke 
TR * N 


3 Beiß⸗ Beſchreibung 


—ä Ä—v 


— nn nn 


Ungläcks⸗Schff nahe bey Cales Meles im 
Hiſpanien angelanget, allda wir aus Vers 


S. Peter in die gefaͤhrlichſten Seuchten ge | 
rathen, und mein Schiff an einen Felſen 
ſo unter den Waſſer verborgen anſtieß daß 
unſer Steuer + Puder aus feinem Gang 
kame, und die Angel daran ledig wurden, 


zu noch mehrern Ungluͤck zerbrach das 


Schiff an dreyen Orten des Schiff- Bor 
dens, alſo daß das Waſſer gar ſchnell hin⸗ 


ein trat, und wir ſolches kaum vermochten 
auszuſchoͤpffen. Dieſer fo unverſehene er⸗ 


chroͤckliche Zuſtand erneuerte mein Hertze⸗ 


leid und machte mir ſolches noch ſchwehrer, 
doch verliche uns GOtt noch die Gnade 


daß wir noch bey Cales Males anlaͤnden 
konten, da wir von Stund an das zerbro⸗ 
chene Schiff ausladeten, und ſolches ans 
Land zogen es wiederum auszubeſſern, wor⸗ 
über wir uͤber 25. Tage zubrachten, doch 
war es auch hernach vollkommen gut, und 
tüchtig, wieder unter Segel zu gehen, weilen 
ich nun in Erfahrung kam, daß zwiſchen der 


Durchl. Republic und Genueſern ein Krieg 


entſtanden, muſte ich nothwendig die An⸗ g 
zahl meiner Leute vermehren, daß ich alſo 
u ER mit 


re 


2 x . . 


— n 
mit etlich 60. Mann den 14. Juli wieder 
von dannen reiſete, damit war aber von 

Feindlicher Seiten nichts zu vermuthen hät 
ten, ſo nahmen wir unſern Cours auſſer 
der ordentlichen Meer⸗Straſſen nicht weit 
vom Vorgebuͤrge St. Vincenz, und weilen 
dermahlen der Wind ſehr regieret, welchen 
man nach ſelbiger Lands⸗Arth Agione nen⸗ 
net, war er uns fehr contrait und ließ uns 
nicht zu Lande kommen, muſten alſo in die 
45. Tage in der Naͤhe hin bey den Canari 
Inſuln herum ſchweiffen,, und zwar an ale 


1 


damahls zu Muthe geweſen, viel Perſoh⸗ 
nen hatte ich in Beſtallung und der Proviant 
iengan dünne zu werden, die Leut aſſen 
und truncken ſtarck, weilen fie continue av» 
beiten muſten, doch half GOtt endlich 
daß ſich der Wind aͤnderte und wir in ein paar 
Tagen guten Wind nach uns haͤtten, das 
Mien aber wollte uns noch keine Ruhe 
laſſen, daß uns alſo ein Unfall nach dem an⸗ 
dern aufſtieß, dann es zerbrachen etliche An⸗ 


daran zu flicken hatten biß wir es wieder 
ſteiff anmachten, behalffen uns alſo biß gen 
Be, | 1 Lila 


hr 


gel am Steuer⸗Ruder, daß wir alſo guuing 


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Liſabonna in Portugall, dahin 15 da | 


Herr Quirinus ſchiffet vo 


— — 


Beiß⸗Beſchreibung 1 2 € $ 
29. Auguſti anlangten-, allda ließ ich al 
les aufs ſorgfältigſte wiederum zu rechte 
machen, was uns im Schiffe zerbrochen 


war, und verſahen uns auf ein neues mit 


Proviant und aller täglichen Nothdurfft. 1 


Dies xxvn Gapitl 
Lifabonna weg / kommt auf dem 
Meer in groſſe Noth und 

ee Gkfaht e 2 
weg von Liſabonna unſere ‚Reife 
zu continuiren, die Winde waren 


Be S En 14. Sept. fuhren wir wieder hin 


uns uͤber die maſſen wiederwaͤrtig, abſon⸗ 


derlich da wir aufs hohe Meer kamen, doch 


gelangten wir den 26. Octobris in Port bey 


Maros, allda ich mit den meiſtentheil mei⸗ 
ner Leuthe die Kirche der heiligen zwöl 

Boten St. Jacobs beſuchte, und unſere 
Andacht daſelbſt verrichtete darnach bes 
gaben wir uns gleich wieder zu Schiffe, denn 
es war ſehr guter Wind, mit dem verhoffte 
ich das Ende meines Vorhabens zu erreichen, 


begabe mich deßhalber auf ee 


in die mitternachtiſchen Laͤnder. 141 
das hohe Meer hinein, nicht weit von Ca- 
po finis Terræ, aber es continuirete der 
Wind weiter nicht, und veraͤnderte ſich 
den 5. Novembris auf einmahl und kam 
immer hefftiger, ſo gar, daß er uns recht 
aus unſern Weg zuruͤck warff, und falten 
den Inſuln Sorlinges dahin fuhren. Die⸗ 
Inſuln gibts ſehr viel um Engeland 
herum, von den Engelaͤndern Silly, von den 
alten aber Hefperides oder Caſſeterides 
genannt, wir konnten aber wegen des wie⸗ 
derwaͤrtigen Windes nicht zu denſelbigen 
hinan kommen, dieſes war noch nichts, aber 
anjetzo fieng ſich unſere bittere Todtes⸗ 
Gefahr erſt recht an, den 10. Sept. als am 
Martini Abend, wurde das Meer ſo un⸗ 
geſtuͤmm, daß unſere Steuer: Ruder aber⸗ 
mahl aus den Angeln kam, und dieſelben 
verlohr, welches der Zaun und die eintzige N 
Sicherheit unſeres Schiffes ware, es 
blieb uns auch nicht einer von ermeldten 
Angeln, deren wir uns haͤtten bedienen 
koͤnnen. Es mag nun der geehrte Leſer 
ſelbſten erwegen, in was Schrecken, Angſt 
und Noth wir dadurch verſetzet wurden, 
daß es auch nicht viel gemangelt, wir wa 
ren gantz verzagt, in Warheit mir war 
2 95 nicht 


| 
x 


x 


9 f BER 17% 
nicht anders zu Muthe, als wenn man ei⸗ 
nen armen Sünder den Strick um de 
ſteich mur ihn zu erhencken, doch mu 
ſte ich mir ein Hertze faſſen, und das Amt 
eines Schiff⸗ Patrons recht in acht zu neh⸗ 

men, meinen ſchon halb todten Schiff⸗ 
leuthen mit Worten und Geberden einen 
Muth zu machen. Wir banden das 
Steuer + Ruder ſo gut an als wir konten, 
ob wir uns noch eine Weile aufhalten moͤch⸗ 
ten, denn das Schiff gieng alle Augenblick 
faſt uͤber und uͤber, aber es halff alles 
nichts, denn das Steuer- Ruder rieſſe 
ſich gar von Schiff, und war doch un⸗ 
ten im Hintertheil noch angebunden, ſchleif⸗ 
ten alſo daſſelbige wohl noch 3. Tage hin⸗ 
ter uns her, doch endlich brauchten wir 
noch alle unſere Staͤrcke und brachten es 
wieder ins Schiff, und bandens noch ein⸗ 
mal fo gut als uns möglich war, und das 
mit es das Schiff im Hin⸗ und wieder Werf⸗ 
fen nicht fo hart anfchlüge, und es ſich 
darnach gar aufthun moͤchte, muſten uns 
alſo der Gnade des Windes und der Wel⸗ 
len ergeben, und kamen alſo immer weiter 
vom Lande, da mir denn wieder ſonderlich 
bange wurde, in Betracht, daß unſer 


Pro- 


roviant nicht zureichen wuͤrde, da der 
Sturm noch lange währen ſolte derohal⸗ 
ben fuͤhrte ich ihnen ſolches zu Gemuͤthe, 
und vermahnete fie, ſpahrſam damit ums 
zugehen, damit wir deſto länger möchten 
dargn haben, und uns nur des Hungers er⸗ 
ren. Sie gelobten nun auch alle an 

daß fie genau leben wolten, alſo feate ich 
etliche zu Proviant ⸗Meiſtern, welche 


N mr 


rechte Portiones austheilen möchten, dw ⸗ 


mit einer fo viel als der andere befäme, wie 
ich mich denn ſelbſten mit darunter rechne⸗ 
te, als es nun immer hefftiger ſtuͤrmete, 
und ich mir weiter nicht rathen kunte, ver⸗ 
ſchloß ich mich in mein Kaͤmmerlein mit bit⸗ 
terer Angſt meines Hertzens, und betrach⸗ 
tete das groſſe Elend, darein ich mich be⸗ 
geben, darauf richtete ich mein Sinn und 
Muth zu GOTT, und befahl mich in 
ſeinem gnaͤdigen Schutz, bereuete alle mei⸗ 
ne begangene Suͤnden, und bath um der⸗ 
ſelben Vergebung, das war aber die groͤ⸗ 
ſte Erleichterung meines Creutzes, daß 
GoOtt meinen Sohn noch vor unſerer Aus⸗ 
fahrt aus dieſen Jammerthal abgefordert, 
denn ſo er bey Leben geblieben und mit mir ein 
ſolches Elend haͤtte ausſtehen muͤſſen, waͤ⸗ 
1 | 916 


re ich vor Kuͤmmernis vergangen. Ich 
betrachtete bey mir die Gebrechlichkeit de 
Menſchlichen Lebens, wie kein * 
auf der Welt ſich vor dem Todt 
fönne, er möcht Kuͤyſer, König, Surf 
reich oder arm ſeyn, mit dieſen und der 
gleichen Gedancken troͤſtete ich 1 elber , 
und ſprach meinen Schiffen und Bots 
Leuten felbften einen Muth ein;, tröftete 
und vermahnete ſie aufs beſte, ſich mit 
hertzlichen Bereuen ihrer begangenen Suͤn⸗ 
den allezeit zum Todte zu bereiten, ich fan 
de auch, daß meine Vermahnungen bey 
etlichen nicht umſonſt war, indem wir nun 
in obbemeldter Gefahr uns befanden, ent⸗ 
ſchloſſen wir uns auf Rath und Gutbe⸗ 
duͤncken unſers Schiff ⸗ Zimmermanns, 
aus den Maſtbaum und übrigen Seegel⸗ 
Stangen, zwey Steuer⸗Ruder l 
damit wir das grauſame Hin⸗ und Wieder: 
werffen des Schiffes koͤnnten verhindern, 
welches wir auch alſobald mit groſſer Sorg; 
fuͤltigkeit ins Werck ſetzten, und ſolche neu 
gemachte Steuer⸗Ruder an ihren Ort be 
veſtigten. | u 
Es ließ ſich auch im Anfang zimlich gu 
damit an, alſo, daß wir gute Dan | 
. * eka 


Ä m die bitch Bänder, Länder. 145 | 


— — ln 


men, aber das Ungluͤck wolte uns noch 
ferner verfolgen, daß der Sturm und das 
Ungewitter ſo hefftig zunahm, daß endlich 
die beyden Steuer ⸗ Ruder gantz und gar 
weggeriſſen worden. 7 darob erſchracken wir, 
daß wir alle haͤtten mögen des Todes ſeyn, 
waren nunmehro aller Huͤlffe entbloͤſſet und 
verlaffen wurden auch von dem Wind 
hin und her getrieben, daß wir gar nicht 
mehr wuͤſten wo wir waren. Den 25. 
Sept. nahm der Sturm ſolcher maſſen 
überhandt / daß wir nicht anderſt vermeyn⸗ 
ten, dieſes wuͤrde der letzte Tag unſers Le⸗ 
bens ſeyn, derowegen wir dann alle zu- 
ſammen den allmaͤchtigen GOT anruff⸗ 
ten, uns mit: feiner gnaͤdigen Huͤlffe bey? 
zuſtehen „ wir thaten auch manches Ge⸗ 
lübde, wann wir davon kaͤmen, was wir 
thun wollten, und wie wir unſere Danck⸗ 
barkeit gegen unſern hoͤchſten Wohlthaͤter 
kuͤnfftighin mit rechtſchaffenen Hertzen er⸗ 
jeigen wollten ; Und in Warheit, es wa⸗ 
re damals ein groſſes Wunder, daß wir 
nicht untergiengen. Gleichwohl ließ das 
Wetter wieder etwas nach, aber wir ka⸗ 
men immer weiter gegen Weſten zu, un⸗ 
* . waren durch coninüit iich 
K W 


Regen Wetter und ter und Wind N 
ſie in Stüden geriſſen, und ob wir dergleichen 
wohl mehr hatten, dauerten ſie doch “- 


| A 20 
Nun Hatten unfere Schffweder Steur⸗ 
Ruder noch Seegel mehr, welches doch 
die zwey nothwendigſten Werckzeuge a 
ften ſeyn muͤſſen, und wir waren auch ſo 
gar verſchmachtet, daß faſt keine Kraff ar 
mehr in uns war, "und obwohl das S 
fo entbloͤſet, gantz langſam daher gieng, 
wurde es doch von den wuͤtenden Meer 
ſo geſtoſſen und geworffen, daß es ale 
wegen krachte, und zu Zeiten wurde es gar 
von den Wellen beheckt, und mit vielen 
990 erfullet, daß wir ohne dem ſehr 
ſchwachen Leute ſolches kaum herauſſer 
ſchoͤpffen kunten, wir verſuchten offt mit 
den Grund⸗ Eiſen ob wir Grund finden 
koͤnnten, und geſchahe endlich daß wir auf 
80. Klafftern tieff einen Sandigten Grund 
fanden, da thaten wir wie diejenigen, ſo 
in einem tieffen Waſſer ſeyn, und nicht 
ſchwimmen koͤnnen „ da fie nemlich alle 
Mittel hervor ſuchen, damit ſie nicht un⸗ ö 
tergehen, alſo ergrieffen wir auch dieſe 
Gelegenheit, und weilen wir aufs Wale | 


as „ Batz B.ſchrebung 


Ta N \ u. * N f 

. in die mitternaͤchtiſchen Länder, 147 
e kommen, fo wolten wir auch die auſſer⸗ 
fen Mittel für die Hand nehmen, und probi- 
en ob wir die Ancker koͤnnten auswerffen, 


griffen, aber es halff uns endlich auch 


Den 4. Septembr. an St. Barbara 
Tag ſtuͤrmeten vier unbeſchreibliche groſſe 
Wellen uͤber uns ein, daß wir endlich nicht 
weiter kunten, und gieng das Schiff ſchon 
oft gar unter, jedoch ob wir gleich alle 
BB. 82%. Sraffe 


1 Beiß⸗Beſchreibunng 
Krafftloß und faſt todt waren „ fo ex 
mannten wir uns doch, daß wir am 


halben Leib in Waſſer ſtunden ı 
la un 


auszuſchoͤpffen angelegen ſeyn . | 
liche Tage darnach ward es wieder kun 
rein, aber den 7. Decembris fieng das 
Stürmen wieder aufs neue an, und noch 
darzu ſo grauſam und erſchroͤcklich, daß 
wir abermal nicht weiter konnten, und 
das Waſſer ſchon auf einer Seiten ins 
Schiff hinein lieff, das wirs nicht mehr 
wehren kunten; Damalen dachten wir nun 
iſts geſchehen, und ſahen einander als Ster⸗ 
bende erbaͤrmlich an, endlich wurde 15 
ein Mittel vorgeſchlagen, daß wir wollten 
den Maſtbaum ſamt den Segelſtangen 
umhauen, und hinaus werffen, damit da 
Schiff von der groſſen Laſt erleuchtet, de⸗ 
ſtoweniger untergehen koͤnnte, fo geſche⸗ 
hen, wir hieben ihn ab, und darauf kam ei 
Stoß von Wellen und wurff ihn ins Meer 
doch ohne Schaden, und als wanns mit 
Fleiß geſchehen waͤre, darnach ward da 
Schiff gar leichte, und wir bekame 
wieder ein Hertz das Waſſer auszufchöpfi 
fen, darauf ward das Meer etwas ſtille, 
und der Wind begunte ſich zu legen. > 
nu 


num das Schiff erleuchtert worden, und 


zwar von allen Bäumen , welche nan 


doch ſonſten unmoͤglich entbehren kan, wie 
en ban ſeyn wird, 
da geſchahe, daß an ſtatt wir eine Erleich⸗ 
terung verhoffet hatten, ſo befanden wir, 
daß es gar auf einer Seiten hieng, alſo daß 
das Waſſer gar leicht hinein lieff So 
waren wir auch durch groſſe Mühe, aus⸗ 
geſtandenen Jammer und weniger Speiſe 
o matt und Krafft ⸗loß, ja ſo gar von 
Kraͤfften kommen, daß wir weder ſtehen 
woch ſitzen kunten, und muſten doch das 
Waſſet ausſchöpffen; Weil wir nun fas 
hen, daß alles verlohren war, und nim⸗ 
nermehr an Land kommen wuͤrden, bes 
ſchloſſen wir, ſo bald es ein wenig ſtille 
eyn wuͤrde, wolten wir unſer Bote oder 
wey kleine Nachen ins Meer ſetzen, und 
Jarein begeben, und verſuchen ob wir ans 
and kommen moͤgten, ſintemal es in- 


ind Maſtbaum ans Land zu kommen, ob wir 
a ſtuͤrben im Schiff, oder aufm Meer 
erduͤrben , waͤre einerley, zum Sterben 
hatten wit uns einmal bereit, ſo ſchifften 
vir auf die 700. Meilen fo wir vom u 


is 


m 


10 Beiß⸗Beſchreibung 

de möchten abſeyn, alſo richteten wir un 
ſere Bote zu, denn wir wollten darnach das 
groſſe Schiff verlaſſen. Es waren aber ei⸗ 
nige in unſerer Geſellſchafft, die hatten ſich 
zu ſehr zum Weine gewoͤhnet, und ſaſſen 
den gantzen Tag beym Feuer, welches wir 
in Mangel anderen von Cypreſſen⸗Holtz 
anmacheten , weil wir ſehr viel geladen 
dieſen Geſellen kam es nun ſehr hart an, 
da ſie im kleinen Nachen weder Wein noch 
Feuer haben kunten. Ehe wir unſern 
Maſt + Baum verlohren hatten, muſten 
meine Leute täglich 2. biß 3. mal zur Bet⸗ 
Stunde in meine Kammer kommen, jetzund 
aber war alles aus, und konte keiner mehr 
gehen noch ſtehen, ſahe alſo vor gut an, 
daß ein jeder feine Hertzens⸗ Seufftzer 
‚u Ge L schickte? in den Stande wis 
er war. 1 SU A 
In dieſen groſſen Aengſten kamen mir 
allerley Gedancken im Sinn, unter an⸗ 
dern dachte ich was zu thun waͤre, daß, in⸗ 
dem das Volck in die zwey Schifflein 
würde gehen, ſich daruber kein Zanck oder 
Blutvergieſſen entfpringen moͤchte , zwar 
hatten fie auch die Kraͤfften nicht darzu ge⸗ 
habt., wenn fie gleich uͤbereinander herge⸗ 


x — 


n die miereonächifthen Länder. 27. 


wolt , doch was thut der Zorn nicht, 


kruͤmmt ſich doch ein Wurm, wann er ge⸗ 
tretten wird, und weil ein jedweder glaub⸗ 
lich lieber ins groͤſſere als kleinere Bot wird 
wollen, alſo bat ich GOTT, daß er mich 
erleuchten mochte, Weiß und Wege zu 
finden, wie ſolchen Ubel vorzukommen, 
da gab mir GOT ſonderliche Krafft und 
Staͤrcke, daß mir in Sinn kam, daß die 
Wahl bey der Bote geheim gehalten, und 
bloß auf des Schreibers Looße follte ans 
kommen, welcher eines jeden Willen of⸗ 
fenbahe machen ſollte , da geſchahe gleich⸗ 
fan ein Wunderwerck , denn da wir be⸗ 
ſchloſſen hatten, daß im kleinern 21. im 
groſſen aber 47. ſeyn muͤſten, die 2 1. aus 
eigenen Willen zu frieden waren, in das 
kleine Bot zu tretten, und die uͤbrigen ins 
groͤſſere, mir aber erlaubt zuletzt in das 
jenige zu gehen, welches mir ſelbſten an⸗ 
ſtaͤndig ſeyn möchte / und koͤnte ich auch ei⸗ 
nen Diener mit mir nehmen, und wiewohl 
ich bey mir beſchloffen, ins kleine Bot zu 
gehen, weil es vortrefflich gut war , je⸗ 
doch als ich ſahe, daß meine Otficier alle 
ins groſſe traten, aͤnderte ich meine Mey⸗ 
nung auch, und egg, ſamt einen Diener 
Be... N 4 


ins 


— 7 


= — 2410 . 
ins N „ welches auch 2 . 
fahrt verurſachet, wie weiter zu en 
ſeyn wird; Als nun die Theilung gemachet, 
kam es uns zimlich ſchwehr an, die 2. 2 
folgends zu rechter Zeit zu bringen, das 
rum nahmen wir alles aus dem groſſen 
Schiffe was zur Ausruͤſtung der kleinen 
vonnoͤthen, warteten alſo mit 1 
em 1 Wetter. ee 


Das XXV II Capitel. 
ei Quirinus ſamt En 


Schiffleuten und Soldaten ver⸗ 
laſſen (hegrofes Schiff mit allen koͤſt⸗ 
er aaren, und reterirten ſich 
in zwe ace Bote oder 


4 


18 En 17. Decembris da ſich das Wet⸗ | 
SE ter etwas befferte , zogen wir am 
9 Morgen die beyden Boten ins Meer 
nicht ohne groſſe Muh und Arbeit, ins 
dem die Leute fo müde, daß fie kaum 
f ch erhalten kunten, und als ich allen 
°’rovianc fo ich noch konte zuſammen brin⸗ 
gen in gleiche di 15 5 tale. „ 1 


VA 1 8 


. 


in die je miteeenächeißßen en r. 153 ) 


N wir jeden ſeine Portion ab, daß alſo 
die 21. in den kleinen Schiffein eines ſo 
viel als das andere, und die 47, im groſſen 
1125 jeder eine Portion bekam, was 
den Wein anbelangte , „ ſo war von 
ben ſehr viel vorhanden, daß alſo jeder 
Bot ſo viel nehmen durfte, als ſie zu fuͤh⸗ 
Bu getrauten , da nun die Stunde 
kam, daß wir uns ſcheiden muſten, beruff⸗ 
te ich alle zu mir die am uͤbelſten bekleidet 
waren, und gab einen jeden von meinen 
Kleidern. „ ſo ich bey mir hatte, darnach tra⸗ 
ten wir zuſammen und nahmen Abſchied 
voneinander, fielen einander um den Halß, 
und vergoffen alle miteinander vi 15 Thrä⸗ . 
nen „dann es gone uns ſchon, daß 
wir einander in dieſer Welt nicht uche ſe⸗ 
hen wuͤrden, darauf ſtiegen wir ein und fuh⸗ 
land davon / das unglückliche Schiff hinter u 
Jaffende » 
Wir muſten auf 800. Faß ala, 
ingleichen eine fehr groſſe Menge des gearbeis 
teten wohl» riechenden Cypreßen⸗ Holtz, 
Ingber, und e andern köſtichen f 
Waaren im Stich laſſen. | 
Alſo hatten wir nun an ſelben Tage 
andere 8 , Rn nicht beſſer 8 | 
enn 


0 — 


254 Beiß⸗Deſchreibung 110 70 
denn in der folgenden Nacht, gegen Mor⸗ 
gen, entſtunde fo ein hefftiger Wind von 
Oſt⸗Sud, der uns al n trieb, daß 
fic) das Schifflein, worauf die 21. Mens 
ſchen waren, uns verlohr , wir haben auch 
nachgehends von fie nichts mehr erfahren. 
Wir ſahen uͤbrigens auch wohl, daß wir den 
ungeſtuͤmmen Meer nicht entgehen wir, 
den, alſo beſchloſſen wir, vor das erſte, 
daß wir ſolches wohl erleuchtern, und das 
mit wir unſer Leben friſten moͤchten, be⸗ 
raubten wir uns ſelber der beſten Huͤlffe 

und Nothdurfft unſers Lebens denn wir 
wurffen einen groſſen Theil unſerer Speiß 
und des Weins, ingleichen Kleider und andere 
Nothwendigkeiten ins Meer. Bald dar⸗ 
auf wurde wieder gut Wetter, derowe⸗ 
gen richteten wir unſer Schiff gegen Oſten, 
dann wir hielten darvor, das naͤchſte Land 
wuͤrde an der Inſul Irrland ſeyn, am 
Vorgebuͤrge gegen Weſten, aber es war 
unmoͤglich, lang auf derſelben Straſſen 
zu bleiben, wegen ſteter Veraͤnderung der 
Winde, ſchweifften alſo hin und wieder, 
mit ſchlechter Hoffnung unſer Leben zu er⸗ 
halten, ſonderlich aus Mangel des Ge: 
traͤncks, weilen wir die Faͤſſer den an 
117 Wan und 


124419 


Pi TOR: 5 1 


in die mittermächeifchen Länder, o 88 


und ialvaſier alle ind Merr geſchmiſſen, 
und nur noch etwas weniges uͤbrig behal⸗ 
ten es ſturben auch ſehr viel weg, aus 
der Ur chen, weilen ſie auf den groſſen | 
Schi A ſehr abgearbeitet, und in 
Spe und Srand kerglch eben müffen , 
im; ei he | continuirlich am Ruder ſtehen, 


10 


den Todt, man merckte bey ihnen zuvor 
kein toͤdtlich Zeichen, ſondern fie fielen in 


ſtarck Wein getruncken 


156 Reiß⸗Beſchreibung 
geſeſſen, die erſten waren fo da ſtarben, 
und weilen der Wein nun gar zuſammen 
gegangen war, wuſte ich ſelbſt nicht mehr 
ob ich leben oder ſterben ſollte, denn wie 
wir den letzten Wein austheilten, ſagte ich 
zu ihnen, ſie ſollten nur den letzten Wein 
miteinander austrincken, und darbey mit 
Reu und Leyd ihrer Suͤnden ſich zum 
Todte ſchicken: Auf dieſe meine Reden 
ſtunden allen die Thraͤnen in den Augen, 
erzeigten ſich gantz Chriſtlich, und bereite⸗ 
ten ſich zu einem ſeeligen End. Es war 
aber der Durſt bey vielen ſo groß, daß 
ſie ſich unterſtunden das Meer⸗Waſſer 
zu trincken, da bekamen ſie ihre Huͤlffe 
e und ſtarb einer nach den andern 
da in. je 15 Ru 5 
Ich war nebſt noch etlichen, welche ſich 

darinnen maͤſſigen Ye und truncken ums 
ſern eignen Harn oder Urin, welches die 


meiſte Urſach war, daß wir beym Leben 
blieben, und damit ich nicht groͤſſern Durſt 
litte, enthielte ich mich des vielen Eſſens, 
und aß gar wenig, dann wir hatten ſonſt 
nichts als geſaltzene Speiß, ein ſolches 
Elend trieben wir ſchon auf ſie⸗ 
ben Tage. 4 


Das 


indie jeiternährihen Linden, 5 . 


8 Das XXV III. apitel. 


N R 
5 N 


2 oder Inſul Santi ge- 
0 . 1 | 


a 2 ‚fahen unferer deute ener, 
oh im Schiff war, vor uns wie ein 


Schatten von Lande, dieſes verkuͤndigte er 


uns mit ängftlicher Stimme, darum 


wir alle mit groſſen Fleiß hinſchaueten, 5 


weil wir deſſen ſehr begierig waren, als 


es nun rechts ag war, befunden wir mit un⸗ 


fern gröften Freuden, daß es wuͤrcklich Land 
war das wir vor uns ſahen, darum nahmen 


wir unſere Schiff » Leute allzufanımen und 


fingen an zu rudern, ob wir möchten zu 


dem Lande kommen „aber es war gar zu 
weit von uns, und der Tag nicht laͤnger als 


2. Stunden „ da es nun wieder Nacht 


war verlohren wir das Land aus dem Geſicht, 


3 kunten wir auch aus grosser 1 


— 


Se mit einem 1 d 


die 


Quirinus kommt mit 


(einen übrigen Leuten an Land / 
und Be auf einen ee | 


ne * N 


11. Reiß ⸗Beſchreibung 
Fi die Ruder nicht vielmehr bauchig und 
1 wie es wieder Tag worden, hatten wir das 
. Land wieder W er ein 
116 | anders gar gebuͤrgiges Land welches gantz 
| nahe vor uns lag, nahmens derowegen in 
ein Verzeichniß und richteten unſern Com- 
1118 pas darnach ein, daß wir es nicht wieder 
N. verliehren kunten, darauf trieb uns der 
11. Wind des Nachts um 4. Uhr gegen das 
MN | Land, daß wir gantz nahe darbey waren 
wir befanden aber an Schlagen der Wel⸗ 
len daß wir an einem gefährlichen Ork wa⸗ 
ren, derowegen ſich unſere Freude ſeht ver⸗ 
minderte, befahlen uns den lieben GOTT 
und erwarteten unſer Ende alle Augenblick, 
aber der grundguͤtige barmhertzige GOTT 
halff uns aus dieſer Noth, denn wie unſer 
Bot an eine ſolche Seuchte kam, geſchahe 
ein Stoß vom Meer unterm Grund, hub 
das Bot auf und ſetzt es ans Land, da wa⸗ 
ren wir aus der Gefahr erlöfet , naheten 
uns alſo zu dem Felſen, da geſchahe gleich, 
ſam ein Wunderwerck, denn weilen rund 
um den Felſen kein ſicherer Ort war wo 
man mit dem Schiff hätte hinkommen koͤn⸗ 
nen, ſo fuͤhrete uns unfer Heyland, Erd, 
ſer und Seeligmacher eben an das bade 
| Wi Ort 


— 


U 


in die mitternaͤchtiſchen Länder. 155 
rt da es gut anzukommen war, daſelbſeet 
ihren wir an, und ſprungen die Foderſen 
gleich ans Land „ aus Begierde des 
krancks, denn da lag das Land gantz von 
Schnee bedeckt, welchen ſie Hauffenweiß 
verſchluckten, ihre verbrannten Daͤrme wie 
der zu erquicken , darnach richteten fie uns 
auch einen Keſſel voll, und muſte ich ſagen, 
daß ich ſelbſten fo viel Schnee zu mir genom⸗ 
men / daß ich ihn nicht auf den Achſeln er». 
tragen koͤnte, denn ich dachte es waͤre mir 
ſonder wohl darbey , aber ich befande das 
Conrrarium ; denn es ſtaͤrben die Nacht 
noch 5. Mann von meinen Leuten; wir hiel⸗ 
iM zwar dar vor daß es noch ein Uberreſt von 
em geſaltzenen Meer⸗Waſſer verurſachet 
haͤtte; Wir blieben die gantze Nacht im 
Schifflein daſſelbige zu erhalten „ weilen 
es ſchwach und baufaͤllig war, und moͤchte 
leichtlich an den Felſen anſtoſſen ſo waͤre es 
hin, ſo hatten wir auch kein Seil womit 
wir ſolches konten anbinden, erwarteten 
alſo des Tages, hernacher ſtiegen wir ans 
Laud, und waren von 47. Perſonen noch 
16: in allen übrig, da wir nun aufm Land 
waren fanden wir nichts als Schnee, dar⸗ 
ein ſetzen wir uns zu ruhen, und dancketen 
He „ , WO 


| 


160 Reiß ⸗Beſchreibunng 
G Ott, daß er uns doch wieder aufs Erdreich 
kommen laſſen. Nun muſten wir auch 
bedacht ſeyn wie wir unſern Hunger ſtiller 

wollen „ daßwegen fuchten wir auch was 
uns von Proviant uͤberblieben, funden aber 
nicht vielmehr, als Broſamen und Stuͤck⸗ 
lein Bißcotten , und ein klein Stuͤcklein 
Kaͤß, benebſt noch einen Schincken, und 
war darzu alles unrein, und gar mit Maͤuß⸗ 
Lorber vermiſcht, ſolches nahmen wir doch 
und machtens bey einem kleinen Feuer, ſo 
wir von Schiff ⸗ Brettern angemacht, zu 
rechte, und ſtilleten dadurch unſern Hun⸗ 
ger doch zimlicher, maſſen. Da wir nun 
hernacher eigentlich ſahen, daß es eine rech⸗ 
te Einoͤde, und ein felſigtes Land, worauf 
wir ebenfalls crepiren muͤſten, reſolvireten 
wir uns wieder abzufuͤhren, fülleten dero⸗ 
wegen etliche Laͤglein mit Schnee⸗Waſſer, 
welchen wir im Keſſel beym Feuer zerſchmel⸗ 
tzen laſſen; Als nun der andere Tag anbrach, 
giengen wir wieder in unſer Schiff, und 
wollten verſuchen ob wir vielleicht beſſer und 
bewohntes Land antreffen koͤnten, wuſten 
aber nicht wo wir hinaus ſollten, da wir 
aber ins Schiff kamen, da lieff das Waſſer 
Hauffenweiß darein, Urſachen dieſes, ur. 


u 


en 


9 1 


n das Schiff voriger Nacht nicht ange⸗ 
gen, daß ſolches um aller Orten leck war, 


7 


unddrung das Waſſer fo ſtarck hinein, daß 


es gle 
fe € chrecken ans Land reteriren muften , 
doch wurden wir alle Bad naß, wie wir 
nun alſo auf dieſen oͤden Felſen bleiben mu⸗ 
ſten, hat uns wieder eine groſſe Angſt uͤber⸗ 
fallen, weilen wir nunmehro keine weitere 
en dare haͤtten, abſonderlich da 
wir keinen Biffen zu beiſſen noch zu brechen 
hatten, und weder unter Decke oder Dach 
bleiben kunten, doch gab uns der liebe 
GoOtt noch zu unſern Beſten ein, daß wir 
von den Rudern und zwey alten Maͤnteln 
und Segeln zwey Hüttlein baueten, das an⸗ 
dere, daß wir die Schiffbrerter zuhackten, 


Teuer machten, und uns dabey waͤrmeten, 


in die mitternächtiſchen Lander. 161 


| unden geweſen, aus Mangel der Stricke, 
hat es der Wind an Felſen ſehr übel zerſchla⸗ 


ch untergieng, und wir uns mit groſ⸗ 


unſern Hunger muſten wir mit Muſcheln 


und Schnecken ſtillen, welche wir am Ge⸗ 
ſtade des Meers zuſammen klaubten, aber 
deren waren auch gar wenig, doch muſten 
wir uns wohl begnuͤgen laſſen, wenn wir 
nur das Leben dadurch erhielten, in der 


einen Huͤtte lagen unfere 13, in der an 


Ye 


dern 


12 Reiß-Befhreibung g 
dern aber nur drey, theils lagen, theils fafs 
ſen auch im Schnee, denn das Feuer brand⸗ 
tenicht recht, weilen das naſſe Holtz foeinen 
groſſen Rauch von ſich gabe „daß wir faſt 
nicht mehr aus den Augen 15 kunten, und 

waren die Augen geſchwollen, daß wir alle 
vermeinten um unſer Geſicht zu kommen, 


ſonſten ſtarcke, und vom Leibe wohlbeſetze 
Maͤnner, und war ſolches alles noch bey fi 


ein Uberreſt von den ſehr viel erſoffenen 
Meer⸗Waſſer, weil aber wir 13. ſo noch 
übrig geblieben, ſehr ſchwach, ausgemer⸗ 
gelt, und Krafftloß waren, ſo kunten wir die 
Verſtorbenen nicht von dem Feuer weg 
thun, blieben alſo z. Tage und 3. Naͤchte da 
liegen, doch endlich brachten wir fie mit grof 
ſer Beſchwerlichkeit aus unſern Hütten, 
welche uns zwar wenig Schutz waren, vo 
der groſſen Kaͤlte. % eee e 


4 


in die misternächtifchen Länder. 163 
Am. Tag gieng mein Diener ans Ges 
ſtade, Muſcheln und Schnecken zu fun 
chen, denn wir hatten in der Welt GOt⸗ 
tes ſonſt nichts, wovon wir leben konnten, 
da fand er am auſſerſten Theil des Felſens 
ein kleines Haͤußlein, und Anzeigungen, 

daß Vieh allda muͤſte geweſen feyn , und 
gewiß auch Menſchen muͤſten da wohnen, 
ſolches zeigte er uns alſobald an, und wir 
nahmen uns ſo gleich vor, das Haͤußlein 
in Poſſeſs zu nehmen, damit wir ein wenig 


beſſer vor der Kälte verwahret wären, abe 


drey von der Geſellſchafft waren ſo matt 
und ſchwach, daß fie muſten zuruͤck bleie 
ben, derowegen nahmen wir etliche Buͤn⸗ 
del Holtz von unſern Schiffbrettern, und 
ich nahm mein Crucifix, ſo ich mir ge⸗ 
macht, meine Andacht dabey zu verrichten, 
und welches ich allezeit mit mir ſchleppte, 
und giengen nach dem obgemeldten Haͤußlein 
und ob es wohl von unſerer erſten Woh⸗ 
nung über anderthalb Meilen nicht war, 
jedoch weilen der Schnee ſehr tieff, und ich 
der ſchwaͤchſte darunter war „kam es mich 
gar ſchwer und ſauer an, biß ich dahin ges 
langete, als wir nun hinein kamen, war 
es und allen ſehr angenehm, da wir jo 
. wohl 


wohl vor den Wind als Schnee verſichert 
waren, wir ſaͤuberten ſolches 1 
AUnrath, und legten uns zur Ruhe, da bes 
ſprachen wir uns nun wegen Nähe eines 
Landes, und weilen viel Vieh⸗Koth dort 
lag, welcher noch ſehr friſch war, glaub⸗ 
ten wir, daß die Leuthe im Sommer hie⸗ 
her kaͤmen, und muͤſten ſie nicht gar lange 
Zeit von hinnen gangen ſeyn, und ob wir 
uns wollten auf den Weg begeben, ſie zu 
ſuchen, weilen wir aber nun bey aͤuſſerſter 
Mattigkeit auch nichts zu eſſen hatten, 
muſte es dißmal verbleiben, biß wir beſſer 
zu Kraͤfften kommen moͤchten, derohalben 
wir aus Hunger getrieben, ans Geſtade, 
welches nur ein Steinwurff vom Hauſe 
war, giengen, unſere gewoͤhnliche Nah⸗ 
rung zu ſuchen, wir waren an einen Don⸗ 
nerſtag ins Haͤußlein kommen, und biß⸗ 
hero nichts erſprießliches vor uns gefun⸗ 
den, auch uns gar mit An Muſcheln 
und Meer: Schnecken beholffen, dißmal 
aber, als den Sambſtag nach unſerer An⸗ 
kunfft, waren wir gluͤckſeelig, nehmlich es 
begab ſich, daß unſere Geſellſchafft nach 
Gewohnheit ans Geſtade gienge, vor un⸗ 
fern Hunger etwas zu erbeuten, ich aber 
RR 2 11 war 


ar 
Run 


fichet einer einen groſſen Fiſch todt am 


er nun dahin kommen, ſolches wird dena 


jenigen bekandt ſeyn, welche mehr in den 


See » Ländern geweſen, und glaube ich, 
daß eine ſtarcke Meer⸗Welle ihn ans Land 


geſchmiſſen, und hat felbiger darnach freye 
ich abſtehen muͤſſen, da er auſſer den Waſ⸗ 
er geweſen, doch habe ich ſolches vor eine 
angehoms 


jeoffe Gnade GOTTES ange! 
nen, und daß der barmhertzige GO T T. 


olches zu unſern Beſten geſchehen laſſen, 
ins noch laͤnger beym Leben zu erhalten, 
afuͤr wir GO T hertzlich dancken ſol⸗ 


en, nun wieder auf unſern Fiſch zu kom⸗ 


nen, fo ruffte der, fo den Fiſch gefun⸗ 
en, gleich feine Cammeraden und verkuͤn⸗ 


igte ihnen ſolches mit groſſen Freuden die 
Bnade, ſo ihm wiederfahren, und da fie: 
en Fiſch in viel Stuͤcke getheilet, brach⸗ 


em ie len mir nach Haube , ala c 


4 i in die mitternachtiſchen Lander. 167 | 
war gantz alleine zu Haufe geblieben, da 
Geſtade liegen, welcher wohl auf etliche 


Centner im Gewichte moͤchte gerechnet were 
den, dieſer war erſtlich abgeſtanden, wie 


in kleines Feuer angezuͤndet hatte, und wie 


je nun den Fiſch brachten, kan eins er⸗ 
vegen, was vor groge Freude ich daruͤ⸗ 


3 ber 


166 Beiß⸗Beſchreibung 

ber empfunden, wir thaten gleich ein Stuͤck 
im Keſſel, und lieſſen es ſteden, das andere 
Theil thaten wir auf Kohlen, und lieſens 
braten, als nun die andern auch nach und 
nach zuſammen kamen, und den ungewoͤhn⸗ 
lichen Geruch von denen gebratenen Fiſchen 
empfangen, verwunderten ſie ſich ſehr da⸗ 
ruͤber, indeſſen trieb uns der Appetit, daß 
wirs nicht einmal recht gar ſieden lieſſen, ſon⸗ 
dern wir wurden aus Hunger genoͤthiget, 
daß wir ſolches bald hinweg genommen, und 
aſſen, wir trieben ſolches auf vier Tage, 
und ſattigten uns, aber da es faſt begunte 
auf die letzte zu gehen, und uͤbrig nicht viel 
mehr vorhanden war, machten wir erſt ei⸗ 
ne Ordnung, daß uns der Fiſch in For- 
tiones eingetheilet, gereichet ward, ums 
terdeſſen aber hatten die zuruͤck gebliebenen 
drey Mann / ſo in unſern erſten Huͤtten ſich 
aufhielten, unſeren Abſchied nicht ohne 
Schmertzen angeſehen, derowegen fie auch 
nach etlichen Tagen dem Stäͤrckſten unter 
ihnen fortgeſandt uns zu ſuchen, und derſel⸗ 
be kam gleich den Tag darauf, da wir den 

Fiſch gefunden hatten, da er nun in unſere 

Wohnung kam, war einer unter unſern 

Geſellen, welcher neidiſchen Gemuͤths war, 

m⸗ 


A* 


in die mitternächtifchen Laͤnder. 187 

ndeme er den Rath gab, man follte ihme 

nichts darvon geben, und er wollte ſelben 

ſchon abweiſen, aber ich widerſprach ihme 

gleich, doch mit freundlichen Worten, und 

beredete ſie alle, daß ſie ihme eine gute 

Portion mittheilen, der blieb die Nacht 

über bey uns, den andern Tag aber gieng 

er wieder zu feinen Geſellen, ihnen unſer 

von GOTT beſchertes Gluͤck auch kund 

zu thun, welche dann nicht auſſen geblie⸗ 

ben, ſondern eiligſt erſchienen, und ſich 

mit uns labten, weil wir nun eine Ord⸗ 

nung in Austheilung gewiſſer Portion ge⸗ 

macht, ſo hatten wir nach den erſten vier 

Tagen, noch zehen Tage an dem Fiſche, 

wir ſtilleten nicht allein unſern Hunger 

ſondern wir bekamen auch wieder Krafft 

und Staͤrcke, welches unſern ausgezehr⸗ 

ten Leibern gar wohl zu baß kam, und 

glaube ich gaͤntzlich, der liebe GOTT hat 

uns dieſe Gnad ſonderlich deßwegen ge⸗ 

deihen laſſen, weilen in der gantzen Zeit, a 

ſo lange der Fiſch gewaͤhret, nichts als 

Sturm und ungeſtuͤmmes Wetter gewes 

ſen (daß wir auch dieſe Zeit uͤber nicht ei⸗ 

ne Muſchel oder Schnecken bekommen md; 

gen, und hätten alſo elendiglich crepiren 
8 =. müß 


1 


168 Beiß⸗Beſchreibung 

muͤſſen, wo GOtt der Allmaͤchtige nicht ſei⸗ 
ne Gnaden Hand uͤber uns gehabt, als nun 
der Fiſch gaͤntzlich verzehret, ſuchten wir wie⸗ 
der am Geſtade, womit wir uns kuͤnfftiger⸗ 
halten wollten. 3 


Dios NHK. Cab. 
Wie Herr Quirinus nebſt 


ſeinen Cameraden wunderbarlich 
erloͤſet, und von den Innwohnern 
in Suiten eee wor⸗ 5 

AN 7 


9 — 


S ar nun an dem, daß uns der lie 
be GDtt aus unſern Elend erlöfen 
wollte, und fieng ſich unfere Be⸗ 
freyung folgender maſſen an: Nehmli 170 
es war in der Naͤhe herum etwan 8. Meilen 
von uns ein anderer Felſen oder Vorgebuͤr⸗ 
geam Meer, darauf viel Fiſcher wohneten, 
unter felben Fiſchern war einer mit 2. Soͤh⸗ 
nen, derſelbige hatte auf dem undewohnten 
Land ſein Vieh in einen Haͤußlein eingeſper⸗ 
ret, nun kam den einen Sohn im Traum 
vor, als wann das Vieh heraus kommen 
wäre, ſolches ſagte er feinem Vatter, Pi | 
ek 


cher ſich felbft mit feinen Söhnen in einen 
kleinen Schifflein auf das Meer begab, und 
da ſie an einen Morgen fruͤh nahe bey un⸗ 
ſerer Wohnung ausſtiegen und ſahen, daß 
es aus unſern Hauß rauchte, giengen fie 
gerade darauf zu, und difcurirten ſtarck 
miteinander, ohne Zweiffel aus Verwun⸗ 


derung was das ju bedeuten haben mi 


ſte; Als fie nun alfo miteinander redeten, 
115 ſolches einer von unſern Leuten, und 

genſchen Stimmen, da ſprach einer 
von unſern Schiffern: Ach! es ſind ge⸗ 


wiß ſolche Menſchen⸗Freſſer und Teuf⸗ 
feld» Raben, welche uns freſſen wollen , 


18 fie aber naher kamen, da höreten wir 


lle, daß es Menſchen waren, darum lief 
fen wir insgeſamt der Thür zu, aus Vor⸗ 
witz zu ſehen, was vor Leute es waͤren, und 
ob wir uns Hoffnung zu unferer Erlöfung 
machen koͤnnten, und als wir die zwey Men⸗ 
ſchen ſahen, welche gar nichts Barbari⸗ 
ſches in ihren Angeſicht hatten, da ward 
unſer Hertz mit groſſen Freuden erfuͤllet, 


aber ſie erſchracken ſehe, als fo viel unbe⸗ 


kandtes Bold um fie herum kam, daß fie faſt 


verſtummeten, 12 wir ihnen aber mit 


— 


In die mitternächtifchen Länder, 12 


1 gleich mit Verwunderung, ich höre 


freund⸗ 


. 


| * 1 g Na N x a Mr 1 * 1 NA = 
7 Beiß⸗Beſchreibung 

freundlichen Geberden und mwehmüthiger 
Stimme ameigten, wie wir allhier „ 


groſſer Gefahr und ihrer Huͤlffe ſehr bes 
duͤrfftig wären, fiengen fie an zu reden, 
nenneten uns ihre Snful , und andere N 
Dinge mehr, aber wir konnten kein Wort 
davon verſtehen, etliche aus unferer. Ges 
ſellſchafft hoffeten aus ihren Schifflein et 
was Speiſe zu finden, 5 derowegen 
ohne Huͤndernuͤß dahin, wo fie ausgeſtiegen 
waren, ſie fanden aber nichts darinn, wir 
muthmaſſeten, daß fie von einen nahgele⸗ 
genen Lande muͤſſen herkommen, weilen ſie 
nichts zu eſſen bey ſich hatten, alſo beſchloſ⸗ 
ſen wir, daß zwey von uns (denn mehr konn⸗ 

te das Schifflein nicht ertragen) mit nach 
den bewohnten Lande zu fahren, und zu der 
andern Uberbringung weiterer Anſtalt ma⸗ 
chen ſollten. Es waren wohl etliche der 
Meynung, wir ſollten einen von den Inſu⸗ 
lanern bey uns behalten, daß wir Dat 
cherung haͤtten, und ſie uns uͤbrige gleich⸗ 


falls nachholen muͤſten, aber ich hatte keine 
Luſt darzu, denn ich ſorgte, wir moͤchten die 
uͤbrige Inſulaner damit erzuͤrnen und ſie he 
nacher uns als Feinde tractiren, von des Ä 
nen wir doch Hülffe und Rettung 1 ö 
e 13 et, 


mn die mitternächtiſchen Laͤrder. 171 
get, alſo ſandten wir zwey von uns mit ſie 
fort. Es war gleich an einem Freytag als 
ſie wegfuhren, und wir erwarteten ſie mit 
groſſen Verlangen, aber der Sonnabend 
gieng voruͤber, es kam noch niemand der uns 
abholen wollte, derowegen wir die gantze 
Nacht mit Klagen und Seufftzen zubrach⸗ 
ten, und gar boͤſe Gedancken zu ſchoͤpffen 
anfiengen, doch wir thaten ihnen darinnen 
groß Unrecht / denn die Urſache ihres Ver⸗ 
zugs war dieſe, daß die Innwohner der klei⸗ 
nen Inful ihrer Fiſcherey nachgiengen, und 
alſo niemand zu Haufe geweſen, biß auf dem 
Sonntag fruͤh, der Capellan, welcher ein 
Teutſcher, ihnen ſaͤmtlich nach vollender 
Meſſe ſeinen Pfarr⸗Kindern unſere zwey 
Geſellen vorgeſtellet, ihnen unſern jan 
merlichen und erbaͤrmlichen Zuſtand vorge⸗ 
tragen, und ſie zu groſſer Erbarmnuß be⸗ 
weget, ja es hatten ihrer viel vor Mitleiden 
geweinet, darauf hat immer einer vor den 
andern den Vorzug in der Erbarmung ha⸗ 
ben wollen; Alſo daß ſie ſo gleich ihre 
Schifflein zu rechte gemacht, mit Eſſen 
und Trincken beladen, und zu uns uͤberge⸗ 
fahren, daß alſo der Heil. Sonntag uns 
ein rechter Sonntag der e 
nen | | | | Erloͤ⸗ 


N 


172 Reiß ⸗Beſchreibung 
—ů— —ũ7—5—ͤ— — — — ——— — 


Erloͤſung wurde, denn es kamen uͤber ſechs 
Schiffe, uns abzuholen, ſie theilten gleich 
Speiſſe und Tranck unter uns aus, wel⸗ 
che ſie mitgebracht, wer konnte aber die 
Freude ausſprechen, als wir dieſe Leute ges 
gen uns in ſolcher Liebe und Mitleidungs⸗ „a 
Weſen erfahen, der Capellan kam felbften 
auch, welcher ein Muͤnch des Dominica- 


* 


ner- Ordens war, der fragte in Lateiniſcher 


Sprache: Welches unter uns der Herz oder 
Patron fey ? Da meldete ich mich mit einer 


hoͤflchen Mine, und gab ihm auf Latei⸗ 


niſch kurtze Nachricht von meiner gefaͤhrli⸗ 


chen Reiſe, worauf er mich gleichfalls mit 


* 


Eſſen und Trincken regalirte, das war ein 


guten Rocken Brod und Bier, welches 


mir dermaſſen wohl bekam, daß ichs merck 
lich fpührte, wie die Kraͤffte ſich bey mir wie⸗ 
der erholten, darnach nahm er mich bey dern 
Hand und hieß noch zween mit mir nehmen, 

da erwehlte ich Francifcum Quirinum aus 
Candia und Chriſtophorumtłloravant von 


Venedig, und wir folgten ihm ins Schiff 
des Oberſten auf den Felſen oder der Inſul 
Ruſtene, darauf wir in des Oberſten Haus 
gefuͤhret worden; Es war dieſer Obriſte 
eben auch ein Fiſcher wie andere, einer 155 

ei⸗ 


— 


» 1 \ 


in die mitternächtiſchen Länder. 12 
‚feinen Söhnen, fuͤhrte mich bey der Hand 
in feine Wohnung, denn ich war mit 1 
Warheit zu ſagen, noch nicht Stand feſte 

auf meinen Fuͤſſen, als wir in das Haus 
kamen, gieng uns die Haus⸗Frau entgegen 
und hat eine Magd hinter ſich her, da ich 

nun wohl wuſte, daß die Leute ſonſten ſich 
gerne ehren laſſen, ſo gedachte ich, du muſt 

doch anſetzo ein Leibeigner ſeyn und fiel 

vor fie nieder, ihr die Fuͤſſe zu kuͤſſen, aber 
ſie geſtattete es nicht ſondern nahm mich 
bey der Hand, führte mich zum Feuer und 
reichte mir ein Schuͤſſelein mit Milch, in 
Summa ich wurde gar wohl gehalten, man 

that mir in allewege mehr Ehre an, als den 
andern, und war ſchon vierthalb Monath 
in dieſem Hauſe, dagegen that ich alles, was 
im Haufe dienſtliches konnte verrichtet wer = 
den. Es wird auch ſolches von Reifenden 
erfordert: Denn wer hochmuͤthig iſt und 

kan doch ohne andere Leute Gnad nicht les 
ben „der nimmt ſich ſelbſt das Leben, denn ee 
es veracht ihm jedermann , und gibt man ihn 1 
nicht gern einen Biſſen Brod, meine andere Bi 
Cameraden wurden gleichfalls in die Haus 0 
‚fer eingetheilet / alſo daß ein jedweder verſor = 
get war. Wir müſſen auch der ua 
R e rey 


N | 


174 | Reiß ⸗Beſchrabung * 


drey dedencken, welche noch in unſer andern 
oder erſtern Huͤtten verblieben, davon wor 
nur noch einer im Leben, wie wir abgeholet 
worden, er wurde zwar mitgenommen, 
aber er ſtarb den andern Tag, und wurden 
alle drey ehrlich begraben, was die Raben 
nicht ſchon verzehret hatten, denn es gibt 
eine Arth ſehr groſſer Raben, welche faſt 
wie eine Ganß ſo groß, und die ſich bloß 
auf den Raub legen, und die im Schiff⸗Bruͤ⸗ 
chen ertrunckene Menſchen auffreſſen, wir 
annoch Lebende aber / wurden allezeit freund⸗ 
lich tractiret, und nach ihrem Vermoͤgen 
gantz wohl gehalten. | 1 


Das XXX. Kapitel. 


Folget nun eine Beſchrei⸗ 
bung der Inſul Ruſtene 
und derſelben Einwoh⸗ 
ner. 


S wohneten aber auf dieſen Fel⸗ 
I ſen oder kleinen Inſul Ruſtene auf 
0. Seelen, und am Oſter Tage 
communicirxten ihrer 72, als gut Saen 0 


| 
N 
4 

1 

A 
1 . 
2 


BR | 
— 


0 = ua 


in die mitternaͤchtiſchen Länder. 175 
ſche Chriſten, fie unterhalten ſich und die 
Ihrigen mit nichts als Fiſchen, denn es 
‚wächlet in ihrer Landſchafft weder Frucht 
noch Getraide, ſie haben auch z. Monath 
Sommer, wie die andern mitternaͤchtigen 
Nord Lander / faͤnget in Junio an, und 
hoͤret zu Ende des Augufti wieder auf, und 
in dieſer Zeit haben fie die Sonne conci- 
nuirlich und gehet ſelbe gar nicht unter, in 
Winter » Mionathen bleibt es auch ſtets 


4 


Nacht, und geht der Mond gleichfalls nichet 


nieder, ſie fangen das Jahr hindurch eine 
groſſe Menge Fiſche, und die beſtehen nun 
in zweyerley Sorten: Nemlich Stock Fiſch 
und Plat Fiſchen oder Halb⸗ Fiſche, 
auch Schollen genannt, welche letztere 
bey uns Teutſchen mit Schoͤtten⸗Erbſen 
delicat find, fie werden nicht weiter geſal⸗ 
tzen und nur in die Lufft gehengt, daß ſie aus⸗ 
trucknen, denn fett ſeynd fie fo nicht, es 
werden die Fiſche, wann ſie gedoͤrret ſeynd, 
wie Holtz, und muß man ſelbige, will man 
ſie mit Nutzen genieſen, erſtlich einweichen, 
bevor man fie abkochen thut, man klopffet 
ſie auch zuvor, und macht ſie hernach 
mit Butter oder Schmals benebſt guten 
Gewürze, Es iſt eim ſehr groſſer Handel 
et 1 8 mit 


125 Reiß⸗Beſchreibunng 
mit ſolchen Fiſchern in gantz Teutſchland, 
die Plateiſen ſaltzet man auch ein, weilen ſie 
ſehr groß, und in vielen Stuͤcken muͤſſen zer⸗ 
theilet werden. Im Monath Maj reifen 
fie weg von den Felſen, laden groſſe Schiffe, 
darein wohl achtzig Faͤſſer gehen, fahren ihn 
uͤber tauſend Welſche oder 280. Teutſche 
Meilen in die Stadt Berga, in Norwe⸗ 
gen, allwo eine fehr groſſe Niederlage iſt, 
weil allda Schiffe ankommen, da eins drey⸗ 
oder vierhundert Faͤſſer einlaͤdet, ſie bringen 
dargegen allerhand Sachen, ſo in Teutſch⸗ 
land wachſen, und zu ihrer Erhaltung noth⸗ 
wendig ſeyn, diejenigen, ſo ſolche Fiſche fuͤh⸗ 
ren, die vertauſchen ihnen wieder gegen an⸗ 
dere Sache, abſonderlich unſere Fiſcher die 
nehmen kein Geld, denn ſie wiſſen es nicht 
anzuwenden, ſie nehmen auch Holtz⸗La⸗ 
dungen, damit ſie im Winter zu brennen 
haben. Es ſind gar feine Leute, und ſind 
ſowol Mannsbilder als Weibsleuthe / von 
ſehr ſchoͤner Geſtalt, aber ſehr einfaͤltig, 
ſie achten nichts, verſchlieſſen nichts was 
fie haben, denn der Diebſtahl iſt bey ihnen 
gar nicht gemein, fo geben ſie auch nicht 
Achtung auf ihre Weiber und Toͤchter, 
denn wir ſchlieffen alleſamt in einer Kam⸗ 
mer 


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leget ich zu 


Weibs⸗ und Manns: Bold, fo find fie 
auch nicht fo neugierig, als wie die Teut⸗ 
ſchen, was nicht zuſammen gehoͤret, davon 
machen ſie auch kein Weſen, ſondern ein 
jedwedes thut nach ſeinen Naturell, was 
es zu thun ſich vorgeſetzet, und giebt kein 
Menſch auf das andere Achtung, ob gleich 

die Weiber mit den halben Leib bloß gehen, 

æſtimirt ſolches niemand, fie find ſehr gu⸗ 

te andaͤchtige Chriſten, fie verſaͤumen kei⸗ 
nen GOttes⸗ Dienft , abſonderlich wann 
Feyer⸗Taͤge ſeynd, fie murren nicht, fie 
fluchen nicht, ſo nennen ſie auch den Teuffel 


Wann ein Ehemann ſtirbt, ſo haͤlt 

die Wittwe an den Tag da er begraben wird 
der gantzen Nachbarſchafft eine Gaſterey 
oder Begraͤbnuß Mahl, und ziehen die 
Gaͤſte nach eines jeden Vermoͤgen ihre ber 
ſten Kleider an, desgleichen auch die Wit⸗ 
tib, und ſpricht den Gaͤſten freundlich zu⸗ 
0 daß 


n Si 


ichtiſchen Lande 5 179 
unge net waren, n, ſon⸗ 
ntags oder Freytags hatten 
e Meile in die Kirche, da 


Neſter auf den elſen hin und wieder, und 


er an die Haͤuſer, ſie waren dar⸗ 
ey ſo zahm, (cdi fie niemals erſchrö⸗ 


cket oder verjaget) daß wann die Weiber 
nach den Neſtern giengen, etliche Eyer dar⸗ 
aus zu nehmen, und ſolche zu rechte ma⸗ 


wollen, richteten ſie ſich ſelbſt in die 


chen 
Höhe ‚daß ſie beſſer konten darzu kommen, 
wann ſie wieder . waren, ſetzte ſich die 


Ganß auch wieder ohne Schreck en auf ihre 
Eyer. Wir haben vielmahl zugeſehen 


bebe darob ſonderliches Vergnuͤgen ge⸗ 


Dieſer Felſen oder Inſul R uſtene iſt | 
70. Meilen gegen- Welten zu, von dem 
aͤuſſerſten Gebirge in „ſo man 


d FR 12 1 gelegen, iſt 


. es der Bin zimlich zuſammen 

ern, doch uͤber . Fr 7 
Krafft Hülfe unſer igen Erloůͤ : 
55 = ‚Heplands dieſes alles d und 


Ne enden Frühling kamen unzahlbar 5 
vil wide Gaͤnſe dahin, die machten ihre 


2 zim⸗ 


1996. Reiß-Befchreibung | 
zimlich niedrig, und eben auffer etlichen Seh 
ſen, da die Haͤuſer gebauet ſind; Es ſeynd 
auch noch andere Stein⸗Klippen und Felſen 
daſelbſt, welche zum theil klein auch theils 

groß ſind, theils bewohnt, theils unbewohnt, 

— Felſen hatte drey Meilen in den Um⸗ 
reiß. eee ee n, 

In der Zeit da wir allda verharret 
ſind wir oben» angedeuter maſſen von den 
Innwohnern nach Vermoͤgen gantz freund⸗ 
lich tractiret worden, und haben in den ers. 
ſten Monathen ehe wir uns wieder ausge⸗ 
ſtopffet ſehr viel von ihren Speiſſen geeſſen, 
nemlich Butter, Fiſche, und auch zu Zeise 
ten Fleiſch, doch wo fern die gemeldte 
Speiſen nicht linde geweſen, wuͤrden wir 
des vielen Eſſens wegen ſchon laͤngſten todt 
ſeyn, wir kunten uns aber nach ihrer Art 
wohl dazu ſchicken, und haͤtten wir an der 
warmen Kuͤh⸗Milch wie ſie von der Kuh 
kommt, eine vortreffliche Artzeney, und 
mangelte uns daran niemals, weilen ein jed⸗ 
weder Hauß⸗Vatter 4. 6. und mehr Kuͤh zu 
Unterhaltung ſeiner Familie aufziehet und 
zur Nahrung behalt; Als nun der Mai 
heran kam, und ſie um dieſe Zeit ihre Fiſche 
nach Bergen zu fuͤhren pflegen, 8 ! 
| ie 


le | 77 . g 
nx die mitternachtiſchen Länder. 181 


ches uns denn eine hertzliche Freude war, 
ehe wir nun abfuhren, ſchickte eine vor⸗ 
nehme Frau ſo des Land⸗Vogts oder des 
hoͤchſten Befehlshaber in dieſer Inſul ſeine 
Hauß⸗Frau war, uns zu, und ließ uns 


eine Verehrung thun, es war dieſer Ab⸗ 


geordnete ihr Geiſtlicher, welchen fie mit 
ihren Schiff , fo von 12. Rudern beftunde , 


anhero abgeſandt, mit der abſonderlichen 


Ordre, ob auch die Leute uns etwas zu wi⸗ 
der gethan oder ſonſten nicht wohl gehal⸗ 
ten, ließ ſich dabey entſchuldigen, daß fie 
nicht eher was von uns erfahren, nun aber 
waͤre ihr erſtlich unſer gefährlicher Zuſtand 
zu Ohren kommen, derowegen ſie billich 
ein hertzliches Mitleiden mit uns hätte, und 
mit etwas wenigen Proviant auf die Reiſe 


verſehen wollten, weilen fie doch vernome 
men, daß wir mit nach Bergen ſeglen woll⸗ 


ten, uns allerſeits wuͤnſchende, daß wir gez 
ſund moͤchten wiederum in unſer Vatter⸗ 
Land kommen. Nach dieſem Compliment 
ließ der Geiſtliche ſein Schiff ausladen, 
und beſtunde das Geſchenck in 60, groſſen 

M 3 gedoͤrr⸗ 


ſich zur Abfuhr, und wollten uns auch 
mit fortbringen, damit wir wieder einmal 
zu den Unſrigen gelangen möchten, web 


— 


132 Reife Befchreibung 7 
gedoͤrꝛten Stock Fiſchen, drey groſſe 
Rocker⸗Brod und einen Kuchen, ſolches 
ließ ich in Empfang nehmen, bedanckte 
mich vor uns ſaͤmtlich, daß der Herꝛ Pater 
die Liebe vor uns gehabt und die Muͤhewal⸗ 
tung auf ſich genommen, und weilen ich 
noch ein ſchoͤn Pater noſter von Ambra bey 
mir hatte, welches ich zu 8. Jacob in Gal⸗ 
litia bekommen, uͤberſchickte ich ſolches der 
Frau Obriftin mit dienſtlicher Bitte, ſol⸗ 
ches als ein Andencken von mir gütig anzu⸗ 
nehmen, und damit bey GOtt vor uns 
bitten wolle, daß wir geſund wieder in unſer 
Vatterland kommen moͤchten, und wegen 
guter Verſorgung und Recommendation 
an unſere bißhero uns gantz wohl tractirende 
Wirthe und Hauß⸗Vaͤtter ſagte ich noch⸗ 
mals ſchuldigen Danck, hätte im gering⸗ 
ſten nicht zu klagen, ſondern wir wollten 
die an uns erwieſene Gutthaten Zeit Lebens 
ruͤhmen, und in immerwaͤhrenden Gebeth 
vor die Frau Obriſtin und unſerer Wohl⸗ 
thaͤter insgeſamt erſprießliches Wohlerge⸗ 
1 biß an unſer Ende verharrren. Darauf, 
ieg dieſer Hr. Geiſtliche wieder zu Schiff 


und kehrte wieder nach Hauß: Bey uns 
aber kam die Zeit heran, daß wir auch von 
| | | unfern 


nx die mitternächtiſchen Lander. 185 
unſern Freunden und Verſorgern ſcheiden 
ſollten, welches uns der Capellan, der uns 
zu erſt abgelanget anzeigte, uns auch zu 
gleich eine Rechnung herbrachte, daß wir, 
jeder zwey Cronen vor einen Monath be⸗ 
zahlen ſolten, welches in Betrachtung, 
daß ſie uns doch allezeit wol gehalten, wir 
nicht abſchlagen konnten, u merckte ich 
wohl wie ſolches nur des Capellans Antrieb 


geweſen/ weilen er vielleicht noch etwas ben 


uns vermercket, und alſo muſte jedweder 
vor ſeinen Theil 7. Cronen und alſo alle 13. 
Perſohnen gr. Cronen bezahlen, da nun 
unſer Geld nicht zureichen wollte , gaben 
wir ihme das übrige an Silber⸗Geſchirꝛ ſo 
wir noch bey uns getragen nemlich 6. il“ 
berne Schalen, ein halb Dutzend ſilberne 
Loͤffel, und 6. eee Gabeln, 
welches der geitzige Capellan vor ſich alleine 
behalten, damit uns ja nichts von unſerer 


unglücklichen Reiſe überbleiben moͤchte; 


Wir wurden doch von allen Inwohnern 
mit Fiſchen verehrt, und als wir von ihnen 
Abſchied nahmen „ meyneten alle fo wohl 
Weiber als Kinder, auch wir ſelbſt, der 
Kapellan reiſete mit uns, biß zum Ertzz 
Biſchoffen. Es hatte damahlen als wir 

a M4 weg; 


184 Reiß⸗Beſchreibung 
wegfuhren, der Tag ſchon zimlich zugenoam⸗ 
men, daß er auch zu Ende des Maj die 
Sonne 48. Stunden nacheinander geſe⸗ 
hen, da wir aber uns gegen Mittag wen⸗ 
den muſten, verlohren wir die Sonne, aber 
es blieb doch heller Tag , da wir nun ohnge⸗ 
fehr eine Stunde gefahren, bekamen wir 
die Sonne wieder, wir ſchifften durch viel 
Felſen und Stein Klippen immer Sud⸗ 
waͤrts; Es war recht annehmliche Zeit, 
abſonderlich von den groſſen Gethoͤn der 5 
Voͤgel, welche auf den Felſen und Klippen 
ihre Neſter hatten, denn da ſang und pff 
immer einer beſſer als der andere, alſo, daß 
es eine rechte artige Harmonie war, 1 
bald die Voͤgelein nur ſtill waren, merckten 
wir, daß es Zeit ſchlaffen zu gehen, und hiel⸗ 
ten wir unſere Nacht⸗Zeit, ob es gleich hel⸗ 
ler Tag bliebe, alſo ſegleten wir 15. Tage 
mit continuirlich guten Winde, ſo uns ſtets 
im Rucken war, wir funden auch an denen 
Spitzen der Felſen jederzeit Merckmahle ö 
und Zeichen, die uns die rechte Straſſen und 
die Tieffe des Meers kund machten, wir tra⸗ 
fen auch viele Felſen an, ſo bewohnt waren, 
und erzeigten uns die Einwohner alles Gu⸗ 
tes, da ſie hoͤrten, wie erbaͤrmlich es uns er⸗ 
gangen, 


in die mitternaͤchtiſchen Länder. 185 
gangen, ſie gaben uns Milch, Fiſche und 
alles was zur Nahrung dienet, und durff⸗ 
Din ihnen darvor nicht einen Heller bezah⸗ 
Es trug ſich gerade zu, daß wir den Ertz, 
Biſchoff unter Wegens antrafen, zu wel⸗ 
chen unſer Herz Capellan reifen wollte 
denn ſelbiger war uͤber die Felſen und Kirch 
alle, ja in gantz Norwegen 35 und Groͤn⸗ 
land Ertz⸗Biſchoff, man nennet ihm Archi- 


Epiſeopum Nidroſienſem, oder Ey Br 


ſchoff zu Druntheim. Er kam mit zwey 

Schiffen, ſo mit Rudern fortgezogen wur⸗ 
den, es waren uͤber 200. Perſonen auf die⸗ 
an Schiffen, wir machten unfere 


Aufwartung bey ihm, und der Capellan melx 


dete ihm unſer aller Geſchlecht und ungluͤck⸗ 
liche Schiffahrt, was wir für groſſe Gefahr 
ausgeſtanden, Er erzeigte ein hertzliches 
Miltleiden gegen uns, und erbote ſich alles 
Gutes, welches er auch gleich in der That 
erwieß, und uns gleich eine Vorſchrifft 
und Recommendation in feine Erg» Bi⸗ 
ſchoͤffliche Reſidentz mitgab, worinnen Er 
uns ihnen zum allerbeſten empfohlen, wie 
wir denn ſolches bey unſerer Ankunfft kuͤnff⸗ 
tig verſpuͤhrten. Anijetzo aber wieder auf 
„„ M7 dias 


\ 


186 _ __ BeißrBefehreibung 
das vorige zu kommen, ſo gedencke ich dieſes, 
daß wir mit dem Biſchoff in ein langes Ge⸗ A 
ſpraͤche kamen, welches uns balde der Forts 
ſetzung unſerer Reiſe vergeſſend gemacht, 
derohalben der Schiff⸗Patron endlich Er⸗ 
innerung that, daß es Zeit waͤre, wieder 
weiter zu gehen, ſonſten moͤchte ſich der 
Wind veraͤndern und wie hernachmals laͤn⸗ 
ger als es uns gefallen moͤchte, unter Wegens 
bleiben muͤſen. 3 

Da wir nun faft bey Druntheim ange, 
langet, und unſer Schiff Patron vernahm, | 
daß zwiſchen den Konig von Norwegen und 
den Teutſchen ein Krieg entſponnen, ſo 
verkuͤrtzte er feine Reife, und ſetzte uns in ei⸗ 
ner kleinen Inſul nahe bey Druntheim aus, 
und befahl uns den Inwohnern, er aber 
fuhr wieder in fein Land. Den folgenden 
Tag war der Himmelfarths⸗ Tag unſers 
einigen Erloͤſers und Seeligmachers JEſu 
Chriſti, da führte man uns in S8. Ola 
Kirchen, allwo der Stadthalter auch in⸗ 
nen war, und ſeiner Andacht pflegte, als 
der GOttes⸗Dienſt zu Ende gieng, war⸗ 
teten wir den Stadthalter auf, mit Ver⸗ 
meldung, wer wir waͤren, da fragte er mich 


gleich, ob ich Lateiniſch verftünde — 1 
| ich 


aller mitternaͤchtiſchen Länder. 137 
ich denn gleich in dieſer Sprache beantwor⸗ 
„ darauf bath er uns alle auf ein Fruͤh⸗ 
tuͤck, und wolte er ſchon nach uns ſchicken, 
wenn ſolches wuͤrde bereitet ſeyn, darauf 
giengen wir wieder in die Kirchen, blieben 
aber nicht lange allda, denn es kam bald 
ein Canonicus, welcher uns in des Stadt? 
halters Hauß abhohlete, allwo wir noch 
viel andere Gaͤſte funden, welche er zu 
Gaſte geladen, und beſtunden meiſten⸗ 
chels in Geſſichen Hekren, wir wur⸗ 
den gar freundlich empfangen, und mit 
vielen Geruͤchten ihren 9 0 nach tra- 
&iret,, die andern Gaͤſte vergaſſen das Ef 
ſen faſt gar uͤber unſerer Erzehlung, und 
fragte einer diß, der andere wieder was 
anders, daß wir genug zu beantworten 
hatten, hernacher verleg: man uns in gute 
Loſimenter, und ward uns reichlicher 
Umzerhalt verſchaffet, ich dachte nunmeh⸗ 
ro an nichts anders, als wie ich gluͤcklich 
nach Haus kommen möchte, Derowegen 

ich mich den andern Tag gleich erkundigte, 

wie wir am beſten unſere Reiſen antretten, 
damit wir in Teutſchland oder Engeland 
a e, noch langen Geſpraͤc g 
ward beſchloſſen, daß zu beſſerer 1 5 9 


ns Beiß⸗Beſchrebung 
heit wegen des Kriegs, und d nit wir nicht 
ſo viel Meere zu pafhren, i ard d deſto e ie 
15 Hülfe zu gewarten haͤtten, ſo wollten ſie 
uns einen Landsmann 1 — 1 
und dieſes war ein gebohrner eee 1 
Her: Johann Franco ein Ritter, welcher 
funf Tag⸗Reiſen von uns auf feiner H 
Gütern, 1 in Schweden lügen 7 


a Das XXXI. Capitel. 
Bi Herr Peter O Dunn nus a 


RL. feinem Landsmann in 
ne F 


Ls wir nun in die 8. Tage zu Drunt, | 
RR heim geblieben, „machten wir uns 
f N wieder Reiß⸗ fertig, ich verehrte 
dem Stadthalter meine Fiſche, welche ni 
zu Pferde doch nicht mitſchleppen konnte „ 
ferner gab ich ihm ein Silbern Petſchafft, 
und Guͤrtel. Dargegen bekam ich voni m 
ein paar teutſche Stiefeln und Sporn, ei⸗ 
nen Hut und ein Aextlein, mit ſeinen Wap⸗ 
pen und St. Olaus 4 8b, „einen ge 
b eute 1 


in die mitterna aͤchtiſchen Länder _ 
Ra ——. a 1 ur Fr 1 
i m einiſchen Gulden, un 
Be 0 des Erd Biſchoffen ein Pferd / 
— ren zwoͤlff Perſohnen, bes 
nebſt den Wegweiſer und drey Pferden, die 
wir uns auf die Reiſe begeben, alſo reiſeten 
wir 33. Tage nacheinander, und giengen 
ſtets gegen Oſten zu, es blieb noch immer 
Tag, wann die Abend ⸗ Zeit herbey kam, 
fo hielten wir unſere Ruhe als wenn es 
Nat ht geweſen wäre, wir hatten aber ſehr 
ſchlechte Herbergen, indem vielmal kein Biſ⸗ 
‚fen Brod zu bekommen war, an etlichen Or, 
ten mahleten fie Baum : Rinden, wie die 
Kuͤrbis geſchnitten, thaten Milch und But⸗ 
ter daran, machten Küchlein daraus, und 
ſolche aſſen fie an ſtatt des Brods, gaben 
Milch, Butter, und Kaͤſe, auch Kaͤß⸗ 
Waſſer oder Schotten, auch Molcken 
genannt, doch wir waren nicht eckel, wir 
fanden auch wohl manchmal ein gut Quar⸗ 
tier, da wir Bier, Fleiſch, und andere 
Nothdurfft bekommen, am allerbeſten ge⸗ 
5 fiel uns der gute Wille, wo wir allewe⸗ 
gen aufgenommen worden, und alles mit 
; groſſer Lieb und Freundlichkeit hergaben, 
** weuer wir aßen, , je weniger Herber⸗ 
A gen | 


* 


— 7 


235 Beiß⸗Beſchreibung 


... N | 
gen wir funden, alſo, daß wir vielmahlen 
ſehr ſpaͤte Zeit noch auf dem Wege was 
ren, und in die Herberge kommen, wenn 
die Leute ſchlieffen, denn ob gleich lichter 
Tag war, ſo war es doch Nacht⸗ Zeit, 
unſer Wegleither, ſo wohl wuſte, was 
gebraͤuchlich war, that die Thuͤren in der 

erberge auf, wir giengen hinein, fanden 

iſch und Baͤncke herum, und lederne 
Kuͤſſen, mit Pflaum, Federn ausgeſtopfft, 
die man an ſtatt der Matratzen gebrauchet, 
ſonſt fanden wir alles offen, und nahmen 
zu eſſen, von dem, was vorhanden war, 
darnach legten wir uns zur Ruhe. Es ge⸗ 
ſchahe auch offtmahlen, daß die Hauß⸗ 
Herren kamen, wenn wir ſchlieffen, beſa⸗ 
hen uns, und verwunderten ſich daruͤber, 
wann ſie denn der Wegfuͤhrer hoͤrete, ver 
dete er mit ihnen, und erzehlete, wie es uns 
ergangen, und wo wir her waͤren. Dar⸗ 
uͤber kunten ſie ſich nicht genug verwun⸗ 
der, gaben uns Eſſen und Trincken, und 
das vielmahl umſonſt, davor wir nichts bes” 
ren durfften, alſo, daß wir alle in 53. 

agen nicht mehr verzehrten, als die vier 
Rheiniſchen Gulden, ſo mir zu Drunt⸗ 
heim waren verehret worden, auf dieſer 

101 | Reiſe 


von allerhand Thieren, unter 
he, die wie Roh Böcke aus⸗ 
chen Schner⸗weiſe Vögel als 
rund Reb⸗Huͤner, deßglei⸗ 


gar viel B 
waren, und kommt ſolches vornehm⸗ 


zu remarquiren, daß auch die Mens 
i in ihren 30. und 4oſten Jahren gantz 
er ea haben, und find die ge⸗ 

ee ea a 


Auf dieſer Reiß waren wir ziemlich lu⸗ 
fig und vergaſſen unſer voriges Ungluͤck. 
Ein wenig nach vier Tage Reiſen, che wir 
nach Stihimburg einen Eaftel , worin: 


langeten, kamen wir an einen Orth, das 
hieß Waſthen,allda iſt St. Brigitta geboh⸗ 


daͤchtige Regel von Weibes⸗Perſohnen, 
be, ihren Obfervanz Capellanen geſtifftet 


Rd 
ER 


N 


welche ſo groß wie Gaͤn⸗ 
chen Schnee + weife Bären 
oͤgel, welche alle Schnee⸗ 


von der Kaͤlte des Landes, da inſon⸗ 


nen der Herr Johann Franco wohnete, an⸗ 
ren worden, welche eine ſonderbahre an⸗ 


hat, an dieſem Ort haben die Chriſtlichen 
nige und Fuͤrſten der enn 5 5 


herrliche Kirchen, S. Brigitta zu Ehren 
bauet , in dieſer Kirche habe ich 62. 2 
gezehlet, und war das gantze Gebä 


— 


Rupffer gedeckt, dabey auch ein Sit, 0 | 


1 


rinnen waren viel andaͤchtige Nonnen von 
dieſen Orten ſich aufhalten, wir wurden als 
arme Frembdlinge aufgenommen, denn es 
hat ja ein groſſes Einkommen, und geſchie 
het den Armen daraus viel Gutes, immals 
ſen wir dann daſelbſt gar wohl und reic 
unterhalten worden. Nach zweyen Tag 
reiſeten wir wieder von dannen und nach 
Herrn Franco ſeinen Caſtellen hin „ u 
ſelbſt wir innerhalb vier Tagen an 
und wie wir ihn antraffen, hatten wir bey⸗ 
derſeits eine ſolche groſſe Freude, die nicht 
auszusprechen, er erzeigte ſich recht wie ein 
Vatter gegen ſeine Kinder, als er unſern 
ungluͤcklichen Schiffbruch erfuhre, er ließ 
ſich unſern Jammer ſehr zu Hertzen gehen 5 
n 


* 


und bemuͤhete ſich „ uns zu troͤſten u 
auch mit aller Huͤlffe und Rath beyzuſtehen 
verſprach, wir blieben fuͤnffzehen gantzer 
Tage bey ihme, und wurden binnen der 
Zeit ſo wol verpfleget, daß wir ſolch zu Hauß 
nicht beſſer hätten haben koͤnnen, es naher 
te ſich nun auch die Zeit heran, darinnen 
man 


n die mitternaͤchtiſchen Länder. 198 
man jahrlich Ablaß in St. Brigitten - Kir⸗ 
chen hohlet, es kam viel Volck aus fren⸗ 
den Laͤndern dahin, derowegen relolvirte 
ich Her: Johann Franco gleichfals eine 
Wallfahrt dahin anzustellen, und Ablaſſe 
zu hohlen; Weilen wir nun alle eine groſſe 
Begierde hatten, fo einer groſſen Zuſamm 
menkunfft beyzuwohnen, und nach meiſt 
überwundener Gefahr wieder mit Ablaß zu | 
berſehen, fo erboten wir uns gleichfalls 
mit zu reiſen, und abſonderlich uns wegen 5 
einiger Gelegenheit nach unſern Vatter⸗ 
land fleiſſig zu erkundigen uns vornah⸗ 
men, alſo reiſeten wir mit ihm dahin, und 
hat dieſer Herr Franco unſer Landsmann 
mehr als hundert Pferde bey ſich, lauter 
wohlmondirte Leute; Wir kamen alle Tage f 
in gute Loſamenter „ den die Oerter wo Se 
wir hin kamen, gehörten alle ihm zu, 1 
derohalben wir von ſeinen Unterthanen 
überaus wohl tractiret worden. Wir kamen 
den Abend vor dem Feſt nach Waſthen, 
da wir eine ſehr groſſe Menge Fremdling 
funden, ſo von unterſchiedlichen Orten her 
kamen, ja es waren welche da hinein ge⸗ 
kommen, welche über 600, Meil Wegs 
weg wohneten. Allda kamen wir in Er⸗ 
Z 


nemlich in Lodeſaͤ in einen Meer⸗Port 2. 
Schiffe laͤgen, davon das eine nach 


>, 0 


ehr guten Zelter, der mich fo ſanfft fort⸗ 
trug , daß ichs nicht fuͤhlete, und habe 
die Tage meines Lebens kein beſſer Pferd 
geritten, es kame mir vortreflich zu ſtat⸗ 
ten, denn das Fieber nahm bey mir fehr 
uͤberhand, und ſollte mir ſonſt übel gan ⸗ 
gen ſeyn, wo ich nicht ein gut Pferd ge⸗ 
habt. Wie wir nach Lodeſe kamen, wur⸗ 
den wir allda in einen Pallaſt einlogirt, 
welcher nicht weniger praͤchtig, als fen 
Caſtell, und hatte er ſolches ſich Ne 
e | en 


— 


ii. haste . Lender. 175 . 


fen zu einer? Bequemlichkeit, wenn er da⸗ 
hin reiſeten, darmnen logiren zu koͤnnen 
allda wurden wir nun wiederum herrlich 

tractiret, und verzogen noch etliche Tage, 


— die ere ſich zur fte RR 
made | 


nr Das XXII. Kapitel. / 
Here Peter Quirinus abe 


weiter / und aus Schweden in 
E bade und von dannen ferner 
ac Teutſchland in fein Vatterland, 
allwo er auch ee glücklich f 

be änge langte. W 


7 fin se nun die Seit i der Abfahrt vot⸗ 1 
V handen, begaben ſich 3. von ums 


5 * ferer Cômpagnie auf ein Roſto⸗ 
der Schiff r und giengen in Teutſchland, 
darinnen war Nicolaus Michael mein 
Schreiber, Ebtiſt. Florovanti mein Rath, 
und Gerhard von Vincenz mein Truchſaß, 
wir uͤbrigen Ste fuhren den 14. Decemb. 

hinweg nach Engeland, und verſahe ung 
Her: Matthäus mit aller Nothdurfft Wir 
na sing 635 N von e und 
W, con- 


156 Reiß ⸗Beſchrebung 
eontinuirten unfere Reife ti den ee 
cels, alſo, daß wir in 8. Tagen in Enges 
land hinüber ſchifften, und zu aͤuſſerſt der 
Inſal Lißla, Nord⸗waͤrts anfuhren, all⸗ 
da brachte uns unfer fromme Schiff⸗Pa⸗ 
tron zu einen ſeiner guten Freunde, welcher 
ſehr reich uͤnd mildthaͤtig gegen die Ungluͤckli⸗ 
chen und Schiffbruͤchige, als er nun von 
uns vernommen, wie es uns ergangen, er⸗ 
wieß er uns alles Gutes, und muſten etli⸗ 
che Tage bey ihme ausruhen, hernacher 
verehrte er mir 4. Roſinobel, und befoͤr⸗ 
derte uns auf die Reiſe nach Londen, von 
da kamen wir gen Contabrigde, allwo ein | 
vortreffliche Univerſitaͤt. Am Sonntag 
giengen wir in die Benedictiner- Kirchen j 


eine Meß zu bören , da kam einer von den 
Herrn Benedictinern zu mir getreten und 
moͤchte wohl an mir was erſehen haben, 
welches ihm Anlaß zu mehrerer Erkaͤnt nuß 
meiner Perſon gabe, derohalben er mir auf 
Lateiniſch in die Ohren fagte: Ich ſollte nach 
der Meß ein wenig verziehen, er hatte was 
mit mir zu reden; Als nun die Meß zu En⸗ 
de, kam er gleich, fuͤhrete mich apart an 
einem Orth in der Kirchen, und ließ ſich 
allda meinen Zuſtand erzehlen , e 
ö ihm 


— 2 


anzunehmen „ und mei 
hrabe reiſen wolte, koͤn⸗ 


— BE —— 
— ä — — 
— 2 


9 — — — 
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— —ů— — — = 
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= 1155 von n Sonden) zu Be | 


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=> mr en. — * — 
— —p — — — a ug Fe — 
= — u Se De — — — — - - 
— Te —⅛ . ee m — —5 


gegen, und als wir zuſammen une lee 
len wir einander d Halß / und wei 
ten vor groſſen Freuden, daß wir uns wie⸗ 
pr  fahen „darauf nahmen ſie mich und us 
pdern meine Camergden, alle mit fich n 
Haie PR und verſorgten uns als wenn wir 


leibliche Brüder waren. Der edle pi 


Marcanuova kam und befu te mich / wei⸗ 
len ich etwas ſchwach von der Reife , ſon⸗ 
ſten haͤtte ich ihme am allererſten dufge⸗ 
wartet, er nahm auch etliche zu ſich nach 


Hauſe ſie zu verpflegen, nemlich Herrn 


Franciſcum Quirinum meinen Better, ) und 
Perrum Gradenigo, dieſe Funten in Wars 
heit nicht beſſer argefommen ſeyn, denn ſie 
waren ſehr baufällig, und wegen Schwa⸗ 
che des Leibes faſt in S Todtes⸗ Gefahr, wo 


| N je nicht einen ſolchen gutchätigen Wirth ges 


5005 der ſie ſo wohl gerjorget hätte, 
liebe bey dem Edlen Herrn Victor Ca 


5 Bine ‚undin Geſellſchafft Herrn Hierony- 


mus Bragadini meiner beyderſeits werthe 
Freunde / und habe bey ihnen gantz übers 


| üffig alle meine beſte Gelegenheit habt, 


ich immer mehr und mehr hätte mo 


begehren. Sie beflieſſen ſich e 


% 
dern Kauff » Herrn auf alle Weiß und Wer 
ge mir zu helffen, derowegen ich GOTT 
dancke, ee ee 

O GO wie groß find deine Gnaden 

und Gaben, ſo du uns in unſern hoͤchſten 

Nähen und Gefahr verliehen haſt, daß 
du uns aus den aͤuſſerſten Jammer und 

Elend zu ſolchen Uberfluß alles Guten ge⸗ 
bracht haſt ꝛc. Nach etlichen Tagen reiſeten 
einige meiner Geſellen hinweg, als mein 
Schiffer Bernhardus von Caglier , und 
Andreas Perrus von Otrando „ihre Ge⸗ 
lübde fo fie gethan, zu erfuͤll en; Unſere 
Kauffleute waren ſo raiſonnabel und gaben 
ihnen Geld zu Reife , daß fie im geringe 
ſten keine Noth leiden durfften. Wir uͤbri⸗ 
gen blieben noch über 2. Monden in Lon⸗ 
den, zwar wider unſern Willen, weil uns 
die Edlen⸗ und Freund ⸗dienſtwillige Kauff⸗ 
Herrn noͤthigten, bey ihnen zu bleiben, 
weil fie meynten wir wären noch zu ſchwach 
zum Reiſen, hernacher wurden wir alle 
gekleidet, und heraus ſt affirzt, jeglicher 
nach feinen Stand, und ob ſie gleich ſol⸗ 
ches alles als ein Geſchencke anzunehmen 
von uns verlangten, ſo thate ich es doch 
durchaus nicht, ſondern danckte ihnen vor 
VN den 


8 


ne 


| 
” 


. 


200 Reip-Befchreibung > 
den guten Willen „ und ſetzte alles inunfere 
Rechnung, doch bat ich ſie, daß ſie ihnen an 
unſer ſtatt die andern Geſellen, als die es 
wohl beduͤrfftig waren, wolten recommen-· 
diret ſeyn laſſen. Nl Ar 
Als nun die Zeit unſers Abſchieds von 
Londen herbey kam, und wir allerſeits mit 
Pferden und einen Wegweiſer verſehen 
brachen wir auf , und gieng mit uns de | 
Edle Her! Hieronymus Bragedino, einer 
von unſern Wohithätern , und da wir wie 
der ans Meer kamen, ſonderten ſich etliche 
von meinen Leuten ab, welche ihren Beruff 
weiter fortſetzen wolten, ingleichen Er ö 
ciſcus Quirinus und Petrus Gradenicus- 
die zwey Edlen Candiotten, welche ihre 
Reife gantz incognito antratten; Wir 
ubrigen aber reiſeten durch Teutſchland 
nach Baſel zu , und in 24. Tagen g 
langten wir an den laͤngſt erwuͤnſchten 
Port unſers geliebten Vatterlands , der 
wir und Welt » berühmten Stadt Ve⸗ 
nedig. 74 | N 2 
A Alſo hat mich der liebe GOTT info 
vielen Gefahren ſo wunderbarlich er 
ten, auch friſch und geſund wieder zu Hauß 
gebracht, wie ich denn alle 9 
gleich 


che nah in 5 Wobſtorde ke ee 
den, darvor ſeye dem allmächtigen . ee 
2 2 2 2 „Dat, 0 und Preiß. 5 — 10 


Das XXXIIũI. Capitel. 2. A 
| SuneSefheibungerSrf 0 
In 1 5 nebſt einer merck wur . .,M 


n Geſchichte, welche ſich vor etli⸗ 
ER Jabra darin zugetra⸗ 


5 - geſe Sful ik hwifijen: den obge⸗ wa. 
N dachten feften Lande Eſtotiland und Bi 
der Inſul Drogen , gen Nova ß 
Francia oder Terra Nova zu gelegen, die j 10 | 


es chiff⸗Leute nennen es die Teuffels⸗ Inſul, 

gen der vielen Geiſter und Geſpenſter, die 
ſich allzeit allda hören und ſehen laſſen, und 
den Menſchen ſo wohl bey Tag als Nacht 
viel Leid und Verdruß anthun, derowegen 
ſie auch jederzeit unbewohnt geblieben, wel⸗ 
ches aber ſchade, darum, weil dieſe Inſul 

b 8 allen benachbarten die ſchonſte und groͤ⸗ 


5 S0 ſich nun zu Zeiten begiebet, 5 * 
ton Sa in ge Gegend ur a: 
4 


\ 


8 


— 288 Baß ⸗ Bil ſchreibung 
Y 7 5 e ſelbige gemeini ich einen 
Sturm außſtehen, und da hören eine a 

Lufft, bey ad Garen Due ein. groffe: 

Gemurmel und Geſchrey, fo Babes ng 
net, als wären etliche 100, Bias ms . 
hammer | 865 


Dieſer Saful 905 8 denen af 
e gedacht, un in allen wohlg 
machten Land⸗ Carten, 2 derfelb 115 Gegend 
eingeſetzt. Sonderlich aber iſt ſie in drüten 
Tomo Navigationum Ramuſii pag. 42 5. 
und im 23. Buch Coſmographiæ uni- 
verſalis Andr. Theveti Cap- 6. pag 1019. 


— 5 ig gene N Die 5 von gez. 
dachten Authore bahnen wanne zu⸗ 
getragen: 7% 37% M 


2 der vortreffiche ee 
mann Jacques Chartier, ein gebohrner 
Frantzoß , feine erſte Reife im Jahr 1534. 
geendiget, und bie: neue arne ſo ei 


at. N 4 


In! aͤchtiſchen Le 208 
nach Nora Francis genennet worden „ er⸗ 
nden hat, ließ ſich König Francıscus I. 

i e Erfindung ſehr wohl gefallen „und! hatte 
lens dieſelben Länder mit gebohrnen 
Frantzoſen zu beſetzen nicht aus der Inten 
kn gro Ten Nutzen von ſelbiger zu haben, 


ndern ich nur einen unſterblichen Namen 
bey der Nach⸗ Welt zu machen, ließ er die 
wilden und Barbaliſchen Volcker zu feiner 
17 und Chriſtlchen Glauben bes 


kr Dieſemnach befahl er einen ſeiner vor; 
nehmſten Edelſeuten / mit Namen Her: von 
Nobervall/ „daß er etliche Schiffe folte aus; 
rüften und mit allen zugehörigen: verſe⸗ 
en „auch eine, gute Anzahl von Manns⸗ 
und“ Weihes⸗Perſonen, und zwar lauter 
Frantzoſen zu ſich zu nehmen, und nach 
Novam Franciam himuſchfen, und das 
Land. zu beſetzen. 

Welches dann gemeldter Herz von 
Roberbal mit heſondern Fleiß ins Werd 
richtete y und rüftete einige anſehnliche 
Schiffe aus, nicht allein durch Hülffe und 
ſonderbahre Gnade des Koͤniges, fondern 
er ſelbſten wendete eine groſſe Summa fer 
Me eigenen Guts ut, er nahm zu ſi 10 


1% Belß⸗Beſchreibung 
viele von Adel, wie auch Burger, Bauren 
und vielerley Handwercker, gehen 


lich viel Frauenzimmr. 5 
Unter dieſen war ein Fraͤulein⸗Namet 
Margaretha, eine nahe Bluts⸗ Freundin 
des Herrn von Roberval, welcher er ſehr 
viel vertrauete, auch war unter denen vo 
Adel einer, fo er mitfuͤhrete, der mehr aus 
Liebe zum Fraͤulein, als Dienſten des KH 
nigs ſich auf das Schiff begeben, wit 
es denn bald hernach der Ausgang gezei⸗ 
get hat. „ 1 5 
Denn als tie auf das hohe Meer ka⸗ 
men, unterlieſſen dieſe zwey Verliebten nicht 
heimliche Zuſammenkuͤnffte anzuftellen e 
hatte aber das Fraͤulein ein alt ⸗ verſchla⸗ 
genes Kammer ⸗Maͤdgen, welche zu dieſen 
Naͤchtlichen Zuſammenkuͤnfften ſchr wohl 
abgerichtet, und die Wache allezeit verrich⸗ 
ten muſte, es konte aber doch nicht ſo ge⸗ 
heim zugehen, als fie wohl wuͤnſchten, ſon⸗ 
dern es kam ehender, als fie es vermuthet, 
vor dem Herrn von Raberval, wie 
übel ſich feine Muhme verhielte. Der 
aber, als ein verftändiger Herz, ſich ſeinen 
Zorn nich tmercken ließ, wie hefftig er 100 | 

le 2 


a 


25 Da nun die Schiffe nahe zu . Seufs 


ques Chartier 3 ſamt den andern 5 
ren, und er wendete ſich gegen das Geſta⸗ 


ne Muhmencbſtihren alten Kammer⸗Maͤd⸗ 


der Ort , wo fie ihren begangenen Feh⸗ 
ler büffen It „ließ ihr alſo ein wenig Pro⸗ 
viant, 4. R oͤhren, Pulver und Bley ger 
ben, damit ſie ſi ch der wilden Thiere er⸗ 
wehren koͤnten , darneben ſich denn das 
Fraͤulein ſehr übel bezeugte; Als aber der 
von Adel dieſe Grauſamkeit erſahe, „wollte 
er lieber ſeinen Fehler zugleich buͤſſen, weil 


Sachen „un ſprang zu feinen geliebten 
Fräulein ans Land 3 Darauf dann der 


Herz von Roberval feirten Weg fortſetzte, 


11 


m die mitternachtiſchen Länder. 20% 
| , mehr s den von Adel , 4 erzürnt . 


— Inſul kamen „ließ er den Herrn Jaa⸗ 


de der unbewohnten Inſul, da ließ! er ſein 
1 ans Land ſetzen, und ſagte zu ihr, diß 


er beſorgte, man möchte es ihm nicht v viel 

beſſer machen, und ihn in eine anderem 
I ſetzen, fo ſtellete er alle Todtes⸗ Gefahr 
beyſeits „nahme ſeine im Schiff habende 


und ließ alſo dieſe drey Perſonen auf dern 
unbewohnten Inſul voller Angſt und Schre. 
Ken. war 298 bey ſich ſelbſten 1 0 } 


nn er 


— 9 
FEET 
2 u 

a x =: 8 


— 
— 
)) 


eſpenſtern und boͤſen Geiſtern geplaget 
m „ dieſe kamen, belagerten ihre. Buͤt; 
ten, überall wollten ſie einreiſſen N 
fen ſich in allerhand ſchroͤcklichen und ab» 
ſcheulichen Geſtalten, wie wilde Thiere und 
dergleichen ſehen, dahero ſie recht andaͤchtig 
beten lerneten, fie bereueten ihre Sünden , 
und befahlen ſich GOTT, dahero denn die⸗ 
fe Geſpenſter ſelbſt nachlieſſen fie ferner zu 
plagen, doch hoͤreten ſie offt bey der Nacht 
ein ſolch ſchroͤcklich Geſchrey, als wenn 
ei hundert tauſend Menſchen bey einander 
waͤren. 6 g ET, 


. 0 l 2 a { 
* N i f Es 


2 in die mitternaͤchtiſchen Laͤnder. 205 
Es war nunmehro die Zeit herbey kom⸗ 
inen, daß fie bald von ihrer Leibe Frucht 
ſollte entlediget werden: ſiehe da ſtarb un. 
vermuthet der von Adel vor lauter Befüm 
mernüß und Hertzeleid, weil er ſahe daß er 
nunmehro in 8. Monathen kein Schiff ge. 
ſehen/ davon er hätte Hülffe bekommen koͤn⸗ 
nen; Dieſer Tod gienge dieſer guten Fraͤu⸗ 
lein ſehr nahe zu Hertzen, wuſte nicht was 
n „doch ſie machte aus 
er Noth eine Tugend ; und wehrete ſich 
Hebft ihrer alten Kammer Magd tapffer 
vor den wilden Thieren, mit ihrer Flinten, 
und ihres berſtorbenen Liebſtens Schwerdt, 
wie ſie denn etliche Schnee: weiße Bären und 
Andere Thiere mehr erichoffent: Als ſie nun 
auch ihres Kindes geneſen, und ſolches ſo gut 
als fie Fofite ſelber in GOttes Namen ge⸗ 
taufft : ſiehe da gab ihr bas Verhaͤngnuß 
noch einen harten Stoß, denn da ſie etwan 
ſechzehen Monath auf dieſer Inſul gewe, 
n, da ſtarb auch ihre Magd, und bald dar. 
auf das liebe Kind, deßwegen fiel ſie in ein 
noch groͤſſeres Leyd , weil fie ſich von 
allen Menſchen verlaſſen ſahe, und nie, 
Hand vorhanden, mit dem ſie haͤtte ſprechen 
oͤmen, jo war ihr Kummer deſto groͤſſe r, 
005 1 de i 
1 a * 


208 Reiß ⸗Beſchreibung 


| wei ſie ſowohl Tag als Nacht ohne Unter⸗ 
laß muſte zu Felde liegen / ſich der grauſa⸗ 
men wilden Thiere zu erwehren, von welcher 


ſie ſtets geplaget war; Ja ſie war ſo unruhig, 
datz wo nicht die ſonderliche Schuͤckung 


Gottes gethan, wäre ſie gar in Verzweiff⸗ 


N 
| 
| 
| 


lung gefallen, denn wie fie hernach ſelbſten 
erzehlet, fo hätte ſie faſt bey zweyen Mos 
nathen ſolche abentheuerliche und erſchroͤck“ 
liche Geſichte nacheinander geſehen, wels 
che ſie alle zu beſchreiben nicht ni d 


ſeynd wuͤrde, doch ſo bald ſie G 


inniglich angeruffen, ſeynd fie gleich ver 


wunden. 


0 | 
Endlich als fie 2. ganzer Jahr und 
5. Monath an dieſem wilden Ort gewe⸗ 
ſen, ſo kam endlich der laͤngſt- gewuͤnſchte 
Tag ihrer Befreuung, indem fie etliche Nis 


ſcher aus Nieder⸗ Britannien vorbey fahren 
ſahe, welche Morhvellen oder Stockfiſch 
fangen wollten, da verfuͤgte fie ſich ſogleich 
ans Geſtade, ſchrie, fo laut ſie vermoch⸗ 
te um Huͤlffe an, gab ihnen auch ein Zeichen 
durch einen Schuß; Die Fiſcher aber mey⸗ 
neten es wären nur Teuffels⸗ Geſpenſter, 
weil die Inſul von allen Menſchen unbe⸗ 


wohnt, als ſie aber näher ankamen er⸗ 
7 | ann⸗ 


in die mitternächtifchen Länder. 2? 
kannten fie, daß es eine Weibs⸗Perſohnnn 
war, nahmen ſie alſo auf ihr Schiff, und 


führeten fie wieder nach Franckreich, alda 


ſie lang gelebet „ und hernach die uͤbrige Zeit 5 
ihres Lebens in der Stadt Neutron in Pe⸗ 
rigorter Lande zugebracht, allwo fie auch | 


erzehlet . wie es ihr ergangen. 
Das XXXIV. Kapitel. 


Von Nord⸗ Polo / und 


deſſen Laͤndern / ſo daran gelegen / 
und was es mit denſelben vor ei⸗ 
ne 5 


0 120 haben wir bißhero den groͤſten 
I Theil derer aͤuſſer ſten Septentrio⸗ 


naliſchen Inſuln und Laͤnder, ſo 


5 N; am naͤchſten gelegen ſeyn, betrach⸗ 


tet, und das Mierdwürdigfte, was darin⸗ 
nen zu ſehen, zu hören, oder ſonſten ſich 
darinnen zugetragen nach allen Umſtaͤn⸗ 
den beſchrieben: Jetzo aber waͤre es Zeit, 
daß wir uns gar unter den Polum begeben, 
aan uns zu N es mit den deu⸗ 

5 ten 


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— >, 9 22 


ao Beiß⸗Beſchreibung 


ten , Thieren, Laͤndern, Waſſern und 
andern Sachen vor eine Beſchaffenheit hat, 
ſolches aber ins Werck zu richten, wuͤrde de⸗ 
ſto ſchwehrer fallen, weil noch niemals 
durch eine Reiß⸗Beſchreibung oder andere 
Hiſtorien iſt bekandt gemacht worden, daß 
jemals eine lebendige Seele, ſo lange die 
Welt geſtanden, ſo weit gekommen, daß 
er unter den Polum waͤre gelanget / und 
dieſelbige Landſchafft beſchrieben hatte: Aus 


genommen allein die Hollaͤnder, welche 


1596. mit zweyen Amſterdamiſchen Schifr 
fen unterm Commando Herrn Jacob 
Hemmſskirch, Willhelm Lorentz, und 
Johann Cornelius Rypp, biß auf die 
Polus - Höhe 80. Grad 11. Min, das 
iſt nun um r. Grad ungefehr naher untern 


Polum kommen, allwo ſie ein neues Land 
oder Inſul gefunden, die man wohl moͤch⸗ 


te Neu» Grönland nennen, weil ſie darin⸗ 
nen alles gruͤn mit Laub und Gras bewach⸗ 
ſen, auch allerhand Thiere, Rehe und 


dergleichen gefunden, wie in der Beſchrei⸗ 
bung mit mehrern zu erſehen, welche er durch 
‘Öffentlichen Druck hat bekannt gemacht. 
Aus gewiffer Erfahrung aber iſt leicht abzu⸗ 
nehmen, daß es lauter Fabeln und Santa 


ſeyen 


N. 8. 2 % 
1 N „ 


N 2 


* 


in die mitternaͤchtiſchen Länder. 211 
ſeyen ſeyn. Es haben zwar etliche idee 
vorgegeben, und den Nord Polum ſo abs 
gemahlet, daß ſo gleich unter dem Polo ein 
hoher ſchwartzlichter Stein, Felſen von lau⸗ 
ter Magnet ſey, der begreifft in feinen Um⸗ 
reiß 33. Frantzoͤſiſche Meilen, es ſollen 
auch um demſelben herum vier Inſuln lie⸗ 
gen, zwiſchen welchen der Oceanus durch 
19. Oftia oder Eingänge einbreche, oder 4. 
Euripos oder Arm und Stroͤme macht, wel⸗ 
che von 78. Gradu an mit ſolcher Gewalt 
und Ungeſtuͤmm nach dem Polo zugezogen, 
umgetrieben, und allda in einen mächtigen 
groſſen Abgrund gezogen werden, alſo daß 
kein Schriff, ſo einmal darein gekommen, 
auch der ſtaͤrckeſte Sturm⸗ Wind nicht 
vermoͤgend, ſolches wieder zuruͤck zu trei⸗ 


Es hat aber dieſe Fabel ihren Urſprung 
von einem Parfüſſer⸗Muͤnch von Ochſen⸗ 
furth, welcher faͤlſchlich vorgegeben, er ſey 
durch Magiam in dieſe 4. Inſuln gekom⸗ 
men, und habe alles ſehr genau abgemeſſen. 


Das hat hernach ein Nieder⸗Laͤnder Jaco- 
bus Cnoxen von Hertzogenbuſch in ſeiner 
Reiß⸗Beſchreibung, und Gyraldus Com- 
orenfis in feinem Tractat de mirabilibus 
Sr O 2 Hyber? 


212 Beiß⸗Beſchreibung 


Hyberniæ geſetzt: wie Gerhardus Merca- 
tor zwar bekennet, daß er feine Delineation 5 


aus demſelben genommen, aber es gleichfalls 1 
für Lutianiſche Maͤhren haͤlt: Immaſſen 


denen gleich beypflichtet Paulus Meruela in 
ſeiner Cosmographia Uuniverſali part. 
rima Lib. III. Cap. 9. und andere mehr, 


dieſes Gedichte gruͤndlich widerlegt. Aber 


ich erachte es nicht vor noͤthig, mehrere Be⸗ 
weißthuͤmer anzufuͤhren, weil Die Erfah- 
rung ſelbſten mit obgemeldter Hollaͤndiſcher 
Schiffahrt bezeuget, daß dieſes Vorgeben 
keinen Grund habe, weil ſie mehr als 2. 
Gradus uͤber die 78. gekommen, aber nicht 
die geringſte Erfindung von der groſſen Su 


walt oder ungeftümmen Triebe geſpuͤhret 
hätten. Nicht weniger wird die Fabel von 
Magnet⸗ Berge von obgedachten Merula 
pag. 152. refutitet , dahin ich den geehr⸗ 
ten Leſer weißen will. Iſt alſo am ſicher⸗ 
ſten, daß man ſpreche: Die Länder, Inſuln, 
oder Meere unter dem Polo Arctico (deß⸗ 
gleichen auch unter dem Polo Antarctico) 


ſeyn noch bißbero gaͤntzlich undekandt, und 


von keinen lebendigen Menſchen (ſo viel. 
man weiß „) niemals enkdecket wor⸗ 


122 6 2 . 8 / j 
* * . — 
2 ar 1 XXXV | i 
I Ran . 1 6 5 N 
N 2 Ie 1 X. 9 ö A (4 
3438 4 2 > D 9 J 
* N 79 1 R Be“, z 5 . 4 4 


durch Nord oder Mitternacht in 


0 000 tiental- Indien ſchiffen 

Ben iſt im Eingang dieſes Buchs 
EN im 2. Cap. gedacht worden, was 
die fuͤrnehmſte Urſach ſey, warum 
ſo viele Voͤlcker unter den Chriſten ſich auf 
das Meer begeben, und bey Menſchen 


Gedencken fo hefftig ſich bemühet haben, 


die neue Nord » Welt und den gantzen 
Septentrionaliſchen Tractum gruͤndlich 


und deutlich zu erforſchen, auf daß ſie 
hierdurch einen Weg in die Orientaliſche 
von Gold⸗Edelgeſteinen⸗ und Gewuͤrtz⸗rei⸗ 


chen Länder entdecken mochten, denn es 
ja die Vernunfft giebet, und ein jeder er⸗ 
fahrner Schiff mann gar leichtlich verſtehen 
kan, daß ſolche Fahrt, wenn ſie ins Werck 


gerichtet, um 2. Drittel kuͤrtzer ſeyn muͤſſe⸗ 
. ae 


ſio in der Præfation über die dritte S0 


botus der Venediger „auf Befehl des Küs | 


214 Beiß⸗ Beschreibung ndr 


als diejenige, welche die S anni a i 
tugiefen mit groſſen Umſchwei f verbracht 


aben N 
Dahero dann viel vortreffliche un x | 
Leib und Leben in die 1 geſchlagen, 
nur allein darum, damit fi fahr 4 
Weg nach Mitternacht in Er a . 

gen / deren Namen guten Theils hie 5 
geſetzet ſeyn. Wer ein mehrers davon be: | 
gehrt zu leſen, der findet es beym Merula i IR 1 
Cosmographia pag. 149, und Lexino . y 


fahrt. 1 
An. 1496. hat der. Hm SchafianCa- 1 


nigs in Engelland ſi ch i e dieſen 
Weg durch Norden in Oſt⸗ Indien zu er⸗ 
finden. 1 
Anno 1500. Caßpar Corteregalis ein | 
Portugeſer. . ii 

An. 1524. Johannes Verfazzanus von | 
ee 2 1 Brfehl des Königs in Franck | 
rei 
An. 1525. Seephand e en Spe, ö 
nier , auf Befehl Kayſer Carr V. | 
Anno 1534. Jacobus Carthier, 1 ſen 
oben 1 
7 


un aller mitternaͤchtiſchen Länder. 21 5 
mon gedacht worden auf Beſchldes 


a in Franckreich. | 
An. 1553 der Engelländer Hugo wil. 1 


i be. 

An. 1556. der Engelländer Stephanus 
e welcher Nova Zembla am erſten 
erfu 4 f 
An. 1576. Marius Forbiffer ein En⸗ 
geländer. 
An.ı 577. der Engliche Capitän Fran- 
cifeus ra 
An. 1580, Ardurus Pete ein Engel 
länder, 
An. 1585. Johannes Dapis gleichfalls 
ein Engellaͤnder. | 

An. 1596. der Holländer i in vorherge⸗ 
henden Capitel gedacht worden. 

Unter dieſen aber ſeynd ihrer viel zu kurtz 
geben, ‚daß fie auch ihr Leben verlohrenz 
Daher auch der Poet gar recht ſagee: 


De lag ei. das ſchnoͤde 
Bu 5 ums Leben bringen | 


„% 


„ 8 Muc 


Be Manch egen zu viel will 


wohl moͤglich. Und unter dieſe letztern zwey 


1 
1 


216 | Reiß⸗Beſchreibung Kun 0 


aben / | NN 
Drum muͤſſen ihn die Fiſch ber 
graben. e 


Dieweil es nun den oben⸗erzehlten al⸗ 
len mißlungen, iſt endlich die Frage entſtan⸗ 
den : Ob es auch moͤglich ſey, durch 
Septentrion einen Weg zu finden, auf wel⸗ 
chen man nach Cathai und China, ſegeln 
nnn ee 

Hier ſeynd die weitzerfahrenfte Schiffer 
unterſchiedlicher Meynungen, denn es etli⸗ 
che vor gantz unnoͤthig halten, weil es ſo vie ⸗ 
len vornehmen Schiffern gefehlet hätte. 
Andere aber ſeynd der Gedancken, daß es gar 


N 
N 


hegen wieder eine andere Opinion, denn etli⸗ 
che wollen, man ſollte ſich in der Mitter⸗ 
naͤchtigen Fahrt gegen Weſten nach Ameri⸗ 
ca zuwenden, wie Cabotus, Corteregalis, 
Forbiſſer und David gethan haben, die an⸗ 
dern aber halten ſich auf der Seiten Oſt⸗ 
waͤrts, wie Hugo, Willibe, und die andern | 
Holländer. / 


in die mitternaͤchtiſchen Länder. 217 
So ſcheinet es demnach ſchwehr zu ſeyn, 
das Urtheil zwiſchen dieſen Partheyen zu 
fallen; Alſo folge ich billich den alten 
Sprichwort, da man zu ſagen pfleget: 
Quod cuilibet Artifici in ſua arte fir cre- 
dendum. Und des weitberuͤhmten Mans 
nes Gerhardi de Veer von Amfterdam _ 
welcher ſamt andern Hollaͤndern die Rei⸗ 
0 hat helffen verrichten) Meynung und Ju⸗ 
dicium hiervon vernehmen, mag alſo ein 
jeder von dieſer Sache halten was er will, 
es iſt aber ſelbige alſo von Wort zu Wort 


Man kan mit Grund der Wahrheit 
wohl ſagen, daß die Kunſt der Schiffahrt, 
wegen ihrer groſſen Nutzbarkeit halber, alle 
andere Kuͤnſte weit uͤbertrifft, welche zwar 
zu dieſen unſern Zeiten nicht ohne Verwun⸗ 
derung, dermaſſen zugenommen, daß da⸗ 
durch vielen Koͤnigreichen, groſſer Nutzen 
zugewachſen, ſowohl zu Waſſer als Land, 
durch wohlerfahrne Schiffleuthe, Wiſſen⸗ 
ſchafften und Huͤlffe der Machematiſchen 
Kunſt⸗Griffe und Abmeſſung der Grad ꝛc. 


erfunden worden. 
O1 Und 


1 4 * 


1609 Und obwohl drey Reifen (ſo durch die 
Hollander 1594. 1595. und 1596, ſind ver⸗ 
richtet worden) gegen Mitternacht fürge, 
nommen, einen Weg zu entdecken, durch 
welchen man nach Cathajam oder Chinam 
an allerſicherſten ſeglen möchte, ſo hat es 
doch gleichwohl nicht ſo glücklich und nach 
Fee wollen von ſtatten gehen, jedoch 
find ſie niemal ohne Frucht und fernere Hoff 
nung einmal an die verlangte Oerter zuge⸗ 
langen, denn ich der Meynung bin, weil 
man jetzo die Gelegenheit der Engen des 
Meers Waygats, und des Landes Novz 
Zemblæ aus Erfahrung gewiß weiß, in⸗ 
gleichen auch des Theils von Groͤnland, ſo 
gegen Morgen unter den 80. Gradu latitu- 
dinis gelegen, (darinnen ohne Zweifel nie⸗ 
mals ein einiger Menſch geweſen iſt) daß 
man dieſen Weg leichtlich wieder treffen und 
finden moͤchte, denn hätte Corteſius, No⸗ 
nius, Magellanus, und andere mehr, fü 
viel unbekandte Wege erfunden, als ihnen 
die erſte, andere und dritte Reiſe nicht ange⸗ 
gangen oder gegluͤcket, weiter zu ſuchen nach⸗ 
gelaſſen, fo hätten fie nachmals die Fruͤchte, 
ſo ſie davon empfangen / nicht genoſſen. 


Ay 


Barum ſollten wir aber mit unver⸗ 


m 0 der Durchfahrt auf Cathai und Chi- 
zu u finden und anzutreffen, nicht gute 
Hoffman haben 2 denn das iſt gewiß, daß 


r ilte als unter den 76. Gradu bey 

Ova he angetroffen „wir haben 

e dem 80. Gradu in Junio gruͤ⸗ 

de Be 15 und Graß, auch wilde Thie⸗ 
als 


rgleichen gefehen , „da wir doch unter 
0 m 76. Gradu im Auguſto kein gruͤn 
En: noch Graß, noch wilde Thiere ver⸗ 
et haben: Daraus zu ſchlieſſen, daß 


Graͤntzen Mare congelatum genannt, denn 
Funden wird, und daſelbſt von den Wellen 
= dem groffen Meer aber zwiſchen dem 


Land unter den 80. Cradu Nova Zembla 
fi wohl 200. Meilen Oſt⸗Nord⸗Oſt, 


® BR, ſo offt wir aber zu dem Lande 
a gekom⸗ 


er mitternachtiſchen Lander. 219 


fen. Fleiß und Arbeit, den Weg 


ii um a 80, Gradu latitudinis nicht 
ehe, Böcke, Hinden und ande⸗ 


15 Eiß 5 Kaͤlte nicht nahe bey dem Polo 
ſeyn muß, ſondern an den Tartariſchen 


das Eiß allenthalben neben dem Lande ge⸗ 
des Meers hin und wieder getrieben wird. 


und Welt Sud» Weſt von einander lie⸗ 
1150 haben wir wenig oder gar nichts von 


„ 


— 


— — — — 


= 8 . de Fa 
= -- e — 
5 55 u 
5 — > 
< wo 


daſſelbige noch nicht haben ſehen konnen. 


zwiſchen beyden Laͤndern ein groſſes offenes 


eg Sake 
kommen, haben wir allezeit eee 


angetroffen; Alſo wenn wir Eiß ge 
jederzeit uns ſicher darauf verlaſſen koͤ 
daß wir nahe am Lande geweſen, ob wir 


bon 


va DAT nm 

Auch haben wir an der Seiten gegen 
Morgen in Nova Zembla da wir den Win⸗ 
ter verblieben, ſehr n das 
Eiß mit einen Weſt⸗ und Sud⸗Weſt Wins 
de von den Wellen weggefuͤhret, und mit eis 
nem Nord⸗Oſt⸗Winde wiederbracht wor⸗ 
den. Daraus nun gewiß zu ſchlieſſen, daß 


— 


Meer ſeyn muß, und man alſo viel ehender 
mit Segeln zu dem Polo kommen koͤnnen, 
als unſere Vorfahren geglaubet haben. 


Denn ob ſchon die Alten geſchrieben, 
daß man auf 20. Grad nahe, nicht zu dem 
Polo gelangen, noch vielweniger wegen 
der groſſen Kälte da leben koͤnnen, fo (ind 
wir doch uͤber die 80. Gradus Elevationis 
kommen, über 10. Gradus nicht von dem 
Polo geweſen, und haben über den 76. Gra- 
du mit geringen Mitteln den Winter uͤber 
ausgehalten. Alſo, daß ſolche Reiſe nach 


| 
) 
| 


__indiemieernächnikhen Länder, r 


N. O. zuhielte, noch wohl möcht zu vers 


get / hätten wir vielleicht den Weg beſſer 
mögen, das Eiß aber und die Kuͤr⸗ 


teder eit hat uns daran verhindert; Denn 


als wir in Nova Zembla waren, haben wir 
aus rſach, daß unſer Schiff nicht moͤchte 
in Eiße ſtecken bleiben) nichts weiter vor 
uns bringen koͤnnen: Ehe wir aber dahin 
gelanget, iſt uns unbekannt geblieben, wie 
es allda beſchaffen geweſen, wir hätten 
es zuvor erfahren, haben alfo unfere Reis 
ſe nicht anders anſtellen können. Dieſer 


Meynung iſt der weitberuͤhmte Steuer⸗ 


mann Wilhelm Lorentz feel. wie auch uns 
fer Schiffmann Jacob Heemskerck alle⸗ 


rio. 


7 


— 


Daß aber etliche eigenfi nich Köpfe | 


vorgeben, es ſey ohnmoͤglich, ſolche Rei 
ſe zu verrichten, und wollen ſolches mit 
der Alten ihrer Meynung behaupten, daß 


man nemlich auf 300. Meilen 20. Grad 


| 0 in dem 15 o bey 0 „ gelangen 


0 athai, fo man von Nortcap in Norwe⸗ 
n oder Finmarch den Strich beſſer gegen 


bringen ſeyn, welchen Strich, fo wir gefob 


zeit RL c. ae in feenndo itinera- 


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koͤnn⸗ 


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gen und Mc e daß, der lden 9 
gantz falſch ſey, dieweil wir mehr als 150, 
Meilen naher zu dem Polo ſin nd, und erfal 


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W daß dieſe S fs: 1 * abe 


ternacht in Cachai und China . * 
1 52 19, als man int f 
net. 


War _ 7 
N a 


in die mittevnächtigen Länder. 223 


en 


Lander / Inſuln und Voͤlcker von 


denjenigen erfunden worden, ſo den 


Weg nach China gehuchet, nebſt einer 
Beſchreibung der Jaſuu 
Wenn A 


Noyazembla, 


AR Bnun ſchon oben derer fürtreff⸗ 


China durch Norden gefuchet , ſo haben 
doch ſelbige dasjenige, was fie intendi- 
ret, wegen groſſer und vielfaͤltiger Verhin⸗ 


derung, nicht vollbringen koͤnnen , fo 


iſt doch ſolch ihr loͤbliches Vorhaben, deſ⸗ 


ſen ſie ſich ihres Vatterlandes zu gut und 


nebſt den unſterblichen Namen unterwun⸗ 
den, nicht gar ohne Nutzen abgegangen , 


dann dadurch viele Laͤnder und Inſuln ent⸗ 


decket worden ſind, von denen man zuvor 
wenig oder gar nichts gewuſt. Weil dann 


unſer Vornehmen iſt, in dieſen Tractac 


alle Muternaͤchtige Laͤnder und Waſſer zu 
bejchreiben: So koͤnnen wir an dieſen Or⸗ 


0 Vage | 


5 


Dias XXXVI. Capitel. 
Was für Mitternaͤchtige 


lichen Maͤnner gedacht worden, 
welche dem kürtzten Weg nach 


3 —— — —— — — 
Br, 1, 28 — SH 
— yo t > BE — 


— —ͤ ·ù Fee 


224 Reiß⸗ Befchreibung 


Orte haben wollen, leſen nur die Schiffahr⸗ 


vazembla genannt, welche zwar anfaͤnglich | 


ben 10. Monath lang iſt bewohnet wor⸗ 


te nicht vorbey gehen, ohne von den neu⸗er⸗ 
fundenen Inſuln und Laͤndern, nebſt der voͤl 
ligen Fortſetzung einige Nachricht zu geben, 
wir wollen aber gantz kurtz diejenigen melden, 
welche aber ausfuͤhrlichen Bericht von jeden 


ten derſelben, welche durch den Druck bes 
kandt gemacht worden. N 

Es wird aber unter den neu- erfunden 
nen Inſuln die vornehmſte und groͤſte No⸗ 


im Jahr 15 56. von den Engelländer Stepha⸗ 
no Barrovæo ſamt andern Inſuln mehr iſt 
entdecket und erfunden worden, aber 40. 
Jahr hernach haben die beer N ſelbige 
deſſer erkundiget, auch aͤuſſerſter Noth hal⸗ 


den. 

Es lieget aber die Inſul Novazembla 
weit hinter Moſcau, grade gegen Samiu⸗ 
ten: oder Samorden⸗Land uͤber, und he⸗ 
bet ſich an bey den 70. Gradu Elevationis 
und ziehet ſich gegen den Nord. Polo zu, biß 
auf 77. Grad: Dahero ihre Groͤſſe nebſt 
der Lange leichtlich zu erkennen. 
Es iſt ein ſehr kaltes Land, auch we⸗ 
gen unſeglich vielen Schnee, fo eben ſo 

| i wohl 


9 | 
1 
4 


| 


| 4 
3 
| 


— \ 
. - 


je 


% aller mittechächtifchen Länder. 227 
wohl im Sommer da faͤllet, und zerſchmeltzt 
gu ungerne, daß man mit groſſer Muͤhe 
darinnen fortkommen kan, iſt alſo an eili⸗ 


chen Orten einen Sumpffen oder Moraſt 


zu ver 


gleichen. 3 
Die Innwohner derſelben find durchge⸗ 
bens wilde Leuthe, haben weder Geſetz noch 
Glauben, ſondern fie ſeyn Heyden, bee 


ten Sonne, Mond, und Nord⸗Stern 
mit der groͤſten Andacht an, bringen jaͤhr⸗ 
lich denſelben Opffer, von Gemſen und 


andern Dingen mehr, ſind Moſcau unter⸗ 


than, und werden von ſelbigen ſehr hart ge⸗ 


Es waͤchſet in der gantzen Inſul No- 
vazembla nicht ein einiger Baum, aber 


ſehr viele Baͤren und Fuͤchſe darinnen, wel⸗ 


che alle 


gantz Schnee. weiß ſind, man fin⸗ 


det auch eine Art von Voͤgeln darinnen, 
Loms genannt. et | 

SZ wiſchen Novazembla und Somoes 
der Land, iſt ein enges Meer, mit Nah⸗ 
men Waygats, das haben die Holländer 


Fretui 


gen 


Noſſoviæ, oder Enge von Naſſau 
t, durch dieſes haben die Hollaͤn⸗ 


der 1596. vermeynet durch zu kommen 


vom Eiße aber verändern worden, ae 
1 * f a a N 0 


N 
1 


und Novazembla mit groſſer Gewalt und 


von Naflau die Inſul Waygats, und Staͤn⸗ 


25 Reiß- Beſchteibung 


es Eißſchrollen viele Klafftern dicke daſelbſt 
giebt, und in groſſer Menge auf einander lie / 
gen, wie kleine Berge. 1 in 


Es kommt aber dieſes Eiß nicht aus dem 
Meer, ſondern von Land und Felſen, und 
aus den groſſen Fluͤſſen der Mitternaͤchtigen 
Laͤnder, als Moſca, Tartarey, Samord⸗ 
ten» Land, x. Welches Eiß an dieſen 
Ort bey den Eingang des Meer Naflovie 


ſolcher Menge auf einander geſtoſſen wird, 
daß es ohnmoͤglich zerſchmeltzen kan: Weil 
es alſo nun übereinander liegen bleibet, 
verurſachet es eine ſolche Kaͤlte, die ver⸗ 
muthlich groͤſſer, als unter dem Polo ſelb⸗ 


en, % f 
Es find ſonſten noch viele andere In⸗ 
ſuln in dem Septentrionaliſchen Oceano 
als hinter Norwegen in Fimmarch, Ward⸗ 
huys, hinter Lappland, Kyldyn, hinter 
Moſcau, Calgoy, Mactfle, Delgoy, S. 
Augo, Willighes -Inſul: In der Enge 


den In ul, Ceutz⸗Inſul, Inſul der 

Admiralität, Orenge⸗Wilheims⸗In⸗ 

ſul, Sr. Caara⸗Inſul, ꝛc. Welche Na, 
men 


in die mitternächeiſchen gander. 22) 
men ihnen mehrentheils von den Holländern 


ſind beygeleget worden. 


Die Creutz Inſul haben fie alſo benen⸗ 

net, wegen zweyee groſſen Creutzen, ſo dar⸗ 
auf geſtanden, dieſe iſt eine halbe Meile lang 
gar ſteinig und unfruchtbar. N 


Brey der Inſul Orange giebet es ſehe 
viele Walruſſen, ſeyn groſſe und ſtarcke 
Meer » Wunder, als wie Ochſen, halten 
ſich aber mehrentheils im Meer auf; Ihre 
Haut gleichet den See⸗Hunden, mit gar kur⸗ 
tzen Haaren, haben Rachen wie Löwen, klei⸗ 
ne Ohren und zwey Zaͤhne, wie Elephanten / 
drey oder vier Spannen lang, man brauchet 
dieſelbigen auch fuͤr Helffenbein, weil ſie 
ſchoͤn weiß und glatt ſeyn, dieſes Thier iſt 
ſchwerlich vom Leben zum Tode zu bringen, 
man treffe es denn an dem Schlaff, ſie haben 
zwey oder drey Junge auf einmal, halten ſich 
mit denſelbigen gerne auf den Eißſchrollen, 
wenn fie angegriffen werden, werffen fie ihre 
Junge ins Meer, und ſchwimmen mit Ge⸗ 
walt auf die Leute zu, und haben die Hola ? 
der zu thun genug gehabt, ſich ſolcher zu er 
V | 


228 Reif Defchreibung 


Der Staͤnden⸗Inſul lieget nahe an den 
Samojediſchen Graͤntzen, it ohngefehr 5. 
Meilen groß, da man viele Spicklein von 
Berg⸗Criſtall, fo eine Art von Diamanten 
iſt, daſelbſt findet. 112 1274 
In oben ſchon gedachten Jahr 1996. 
als die Holländer bey der Inſul Novazem⸗ 
bla waren, iſt ihnen ihr Schiff den 1. Sept. 
im Eiſe ſtecken geblieben, und biß an Grund 
wohl 3. Klafftern tieff eingefrohren, derowe⸗ 
gen nahmen ſie ihre Victualien und andere 
nothduͤrfftige Lebens⸗Mittel aus denſelben, 
und brachten es uͤbers Eiß ans Land, allda 
ſie ein Hauß im Schnee aufgebauet, darin 
nen ſie gantzer 10. Monath geblieben, haben 
groſſe Gefahr, Ungemach und groſſe Kaͤlte 
aus geſtanden, biß auf den Junium, da ſie un 
ter waͤhrender Zeit die Sonne in 3. Mona⸗ 
then nicht geſehen, und iſt ſolches alles aus⸗ 
fuͤhrlich in ihren Schiffahrten beschrieben, 
hernach ſeyn fie mit zwey kleinen Schiffen, 
mit groſſer Gefahr Kyldun in Lappland 
und von dar vollends nach Amſterdam den 
1. Nov. gemeldten Jahrs gluͤcklich an · 
gekommen. e 


Das 


un die mitternächtiſchen Länder. 22 


15 Das XXXVIL Capitel. 
Begreifft in ſich die Beſchrei⸗ 


bung der Samojeden Land / ſo 
an den engen Meer Waygats gele⸗ 
gen, gegen Novazembla uͤber, und 
von derſelben Innwohner Sit⸗ 
ten und Gebraͤu⸗ g 
wen 
N den engen Meer Waygats oder 
% Freto Naſſoviæ gleich gegen der 
Jnſul Novazembla über, ſeyn 
etliche Landſchafften, ſo vor wenig Jah⸗ 
ren Moſcau ſind unterthaͤnig und Zinßbar 
worden, dieſelbigen ſeyn, Samojedia, 
Siberia, Obdora, Petzora, Condora, 
und Fingæſia, derer Innwohner gemeini⸗ 
glich Samiuten oder Samojeden genennet 
werden, dieſe Aſiatiſchen Nord⸗Laͤnder haben 
nun die offt⸗erwehnten Holländer durch ihre 
Reiſe auch etwas davon bekannt gemacht, 
weil fie mit den Samojeden etlichemal ges 
ſprochen, auch ihre Gelegenheit zimlicher 


\ 


maſſen erfahren. | 


Cs ſeyn aber die Samojeden (wie fie 


* 
1 


in der Niederlaͤndiſchen Schiffahrt beſchrie⸗ 
ben werden) von Perſon gantz kurtz und nie⸗ 


derſtaͤmmige Leute uber 2. Schuh nicht 


tragen lange Haar, darinnen einen Zo 1 | 


haben flache und ebene Angeſichter, gantz 


ſchwaͤrtzlich von Kälte, einen groſſen Kopff, 
kleine Augen, kurtze Schenckel, die gar krum 
ſeyn, wie ein Bogen, denn ihre Knie nicht 
wie die unſern, forne, ſondern auswaͤrts 


ſtehen, koͤnnen ſehr ſchnell lauffen und ſprin⸗ 
en, daß keiner nicht von denen Hollaͤn⸗ 
zern capable geweſen iſt, ſelbige auszulauf⸗ | 


en 


ten, welche ihm gar glatt an Leibe, vom 


Ihre Kleider ſeyn von Gams ⸗ Hau⸗ 1 


Haupte biß an die Fuͤſſe anliegen, desglei⸗ 
chen auch ihre Hauben, das Rlahe aber 
machen fie guſſenwendig, ihre Waffen ſeyn 
Bogen und Pfeile, die Weiber und Maͤn⸗ 
ner tragen einerley Kleider ſowol die Armen 


als die Reichen. 


Sie wiſſen von keinen GOtt nichts, 
wenn ſie die Sonne haben, welche nur 9. 
Wochen waͤhret, ſehen ſie dieſelbige Tag 


und Nacht ſcheinen, und ehren ſie, und 
wenn ſie ſelbige nicht mehr ſehen, Babe I 
ri ie 


In die mitternächtiſchen Länder. 
fie den Mond ⸗ oder Nord» Stern, fie eh⸗ 
ren auch viele hoͤltzerne Bilder , fie eſſen 
roh, oder in der Lufft gedörret Fleiſch, von 
wilden Thieren, davon ſie ſehr uͤbel ſtin⸗ 
cken, ſeyn aber ſonſten zimlich beſcheiden 
und verftändig, machen ſich Schiffe da⸗ 
Fa über die Fluͤſſe fahren, und Fiſche 

„„ | 
Unter andern aber, wiſſen fie auch die 
groſſen Wallfiſche ſehr geſchickt zu fangen, 
auf folgende Weiſe: Es ſetzen ſich etliche 
20. oder 24. in ein Schiff, haben ein lan⸗ 


ges Seil von 2. oder 3. hundert Klafftern, 


daran eine Hacken, denſelben werffen ſie 
mit einer geſchickten Geſchwindigkeit, wenn 
ſie ihn nahe genug kommen ſeyn, in den Leib, 
darnach rudern ſie geſchwind zum Lande, 
wenn nun der Wallfiſch fuͤhlet, daß er 
verwundet, ſo laͤſſet er ſich fuͤhren, folget 
en Seil nach, welches die Leute, wenn fie 
18 Land kommen mit Gewalt zu ſich zie⸗ 
hen, und folget alfo der Wallfiſch gutwils 
lig biß er aufs Land kommt, wenn hernach 
die Fluth des Meers abgelauffen, ſchla⸗ 
gen und ſchieſſen ſie ihn folgends zu todt, 
zerhacken ihn zu Stuͤcken, wann aber die 

Fluth wieder anlaufft, heften fie das uͤb⸗ 
0 10 PA rige 


232 Reiß ⸗Beſchreibunnǵ t 
rige Theil mit Seilen an, damit es die Flut) 
nicht mit weg nimmt, machen alſo viel Fiſch⸗ 
Schmaltz, welches ſie in Haͤute und Felle 
von andern Thieren füllen , und verhandeln 
ſolches denen Moſcowittern. 


Sie kennen weder Gold noch Silber, 
und als wir ihnen daſſelbe in die Hände ges 
geben, biſſen ſie darein, vermeynten es waͤ es 
2 gut zu eſſen, weil fie nicht wuſten, was 
es war. | | 


Sie haben einen König , den ehren fie 
hoch und gehorchen ihm, er iſt gekleidet wie 1 
die andern, auſſer daß er eine Haube von ro⸗ 
then, gruͤnen oder blauen Tuche von Beltz, 
quf den Haupt träget, etliche aber ſchreiben 
auch, der Koͤnig habe die Naſen und Ohren 
mit Bley uͤberzogen. 3 


Sie begraben ihre Todten, und thun 
groſſe Opffer fuͤr die Abgeſtorbenen, der 
Sonne, Mond, und den Nord; Stern, 
daſſelbige find Gaͤmſe und Daͤmling, ſol⸗ 
che verbrennen ſie zum Opffer, biß auf 
die Fuͤſſe und Hoͤrner, es ſeyn aber eine 
ſolche Menge, dergleichen de j 


| pächtfchen Bänder, 233 
man ein groſſes Schiff mit hätte beladen 
Br. 1 

Sie haben auch Bilder von Holtz ge⸗ 


schnitten, fo aber gar ſchlecht und doͤlpiſch 


ſeyn, haben ein breites und flaches Anger 
ſicht, jedoch ein wenig rund, die Naſe et⸗ 

was erhaben, haben auf beyden Seiten 
zwey Schnitte, ſo die Augen, und einen 
unter der Naſen, fo den Mund bedeuten 
ſoll, dieſe Bilder ſetzen fie gewoͤhnlich an den 
Ufer des Meers / beten ſie an, und halten 


ſolche in groſſen Ehren. 


Sie fahren auf Schlitten, wofür ein 
oder mehr Daͤmling (ſolches iſt ein Thier 
wie ein Hirſch) geſpannet ſeyn, in denſelben 
ſetzen ſich eine oder zwey Perfonen, und fah⸗ 
ren ſo ſchnell, daß es ohnmoͤglich iſt, ſolchen 
mit einem Roſſe zu folgen. 


So viel melden die Holländer von den 
Samojeden, weil aber derer ſonſten bey 
den Geographis und Hiſtoricis wenig Mel⸗ 
dung geſchehen, auch diefelben Landfchaffs 
ten gar biß in die groſſe Tartarey gelegen, 
und den Europaͤern wenig bekandt ſeyn, 
alſo vermeine ich nicht unrecht zu thun, 


— nn nn 


234 Es Beſchreibung 1 
mehrere davon am Tag zugeben, ſonderich f 
weil mir juͤngſt eine neue Relation von Am 
ſterdam gedruckt iſt zu Geſichte gekommen, 
habe ich alſo nicht unterlaſſen wollen, den g 
neigten Leſer zu Gefallen ſolche in die Teut⸗ 
ſche Sprache zu überfegen, dieſelbe aber 7 
wie folget, 


Das XXXVIIL, Kapitel. 


Eine kurtze Relation von bes! 


nen äuſſerſten Noͤrd⸗Laͤndern da- 
mo dia, Siberia „ Tingodfia wie dieſel⸗ 
ben vor wenig Jahren unter den Ge⸗ 
horſam ihrer Czaariſchen Majeſtaͤt ei A 
kommen, famteiner ausführlichen 2 
ſchreibung von allen Merck⸗ 
wuͤrdigkeiten. 


S lebte aber heutiges Tags ein 
Geſchlecht in Moſcau die nennet 
man Aniconier, und ob wohl die⸗ 
ſe ihres Herkommens halber nur Bauren 
ſeyn, ſo befinden ſie ſich ſehr wohl, ſind 
reich und vermoͤgend, haben ihre Ankunfft N 
von einen wohlhabenden Bauern mit Nah⸗ 
men Anica. 1 
Die I 


Mn die mitfernächtifehen Länder. 228 


1 ee wohnete bey der Stadt Soil an 
den Waſſer⸗Fluſſe Witlogda, welcher in 


55 


den Strom Duna flieſt, wohl 100. Mei⸗ 
len, ehe derſelbe bey der Feſtung St. Mi⸗ 
chaels des Ertz⸗ Engels in das weiß Meer 
fällt, Es hatte aber dieſer Bauer Anica 

viel Soͤhne und Toͤchter, und war al⸗ 
ler Orten von GOTT ein geſegneter 


Nun hatte er dabey ein ſonderliches 
Anliegen, welches dieſes war, daß er ger⸗ 
ne wiſſen wollte, wo doch diejenigen Hans 
dels⸗ Leute wären, fo jährlich nach Moſ⸗ 
cau kaͤmen, und viel koͤſtlich Rauch⸗Werck 
und andere Waaren mit ſich führten , doch 
an der Sprache, Kleidung, Sitten, und 
Glauben gantz unbekandt waͤren, und ſich 
Samojeder nenneten, wo ſie doch zu Hauſe, 
oder aus was vor einem Lande ſie dahin 
kommen, denn dieſe frembden Kauffleute 
fuhren jährlich nach dem Waſſer Widfog- 
da, und verhandelten ihre Waaren denen 
Ruſſen und Moſcowittern, gegen die ih⸗ 
rigen in den Städten Ofoyla, und Ultin- 
ga, ſo an den Fluß Duna liegen / denn 
daſelbſt war zur Zeit die Niederlage, wo 
e 10 man 


Bericht abſtatten koͤnnten. 


— — 


236 Reiß⸗Beſchreibung 5 


man allerhand Waaren haben konnte fon” 
derlich aber die koͤſtlichen Gefell⸗Werck. 


Es war aber dieſer Anica darum ſo be⸗ 
gierig zu wiſſen, wo dieſe Leute herkommen, 
weil er leichtlich ſchlieſſen konnte, es muͤſte 
bey ihnen ein groß Gut zu erwerben ſeyn, 
weil fie jahrlich um viele tauſend Gulden 
Waaren dahin braͤchten, derowegen machte 
er mit etlichen einen Contract, ſchickte auch 
etliche feiner Leute mit ihnen in ihr Land, den 
ſelben befahl er alles aufs genauſte, an 
allen Orten, wo fie hinfämen , zu er⸗ 
kundigen, die Sitten und Gebraͤuche der 
Einwohner, wie ihre Wohnung gebauet, 
derſelben Voͤlcker, was ihr Thun und Laſ⸗ 
ſen, damit ſie, wenn ſie wieder zu Hauſe an⸗ 
kamen, von allen gewiſſen und eigentlichen 


Als ſie dieſen nun allen eine vollkom⸗ 
mene Genuͤge gethan, ſind ſie bey ihrer 
Ankunfft von ihm ſehr freundlich empfan⸗ 
gen worden, ſie beſchloſſen aber ben 
ſich, niemanden etwas zu ſagen, immafe 
ſen er alles ſehr ſtill und geheim gehalten, 
und keinen Menſchen das wenigſte darvon 
geſaget, im folgenden Jahr aber hat 0 5 

no . 


noch mehr feiner Leute hinein geſchicket, ums 
ter denen etliche ſeiner Schwaͤger und 
Bluts⸗ Verwandte ſich befunden. Dieſe 
nahmen allerhand ſchlechte Waaren, als 
Spiegel, Schellen, und andere derglei⸗ 
chen Gattung mehr aus Teutſchland, die⸗ 
ſe erforſchten mit ſonderbaren Fleiß, alle 
Gelegenheit dieſer Länder, und als ſie durch 
etliche Einoͤden oder Wüſten auch viele 
groſſe und gefaͤhrliche Waſſer waren durch⸗ 
ekommen, gelangeten fie zu den groſſen 
Fluß Oby, machten allda mit den Samoje⸗ 
den Kundſchafft, und ſahen, daß allda das 
Rauch Werck ſehr wohlfeyl war, und mit 
der Zeit ein groſſer Reichthum durch ſol⸗ 
ches zu erlangen wäre, fiefahen auch, daß 
dieſes Volck keine Städte hatte, ſon⸗ 
dern ſie lebten ſonſten untereinander ſehr 
friedlich, und wurden von den Aelteſten re⸗ 
gieret, ſie eſſen und trincken gar unſauber 
von den wilden Thieren, welche ſie leben⸗ 
dig fiengen, von Getranck und Brod wiß 
ſen ſie gar nichts, ſie ſind aber ſonſten ſehr 
kuͤnſtlich, und gewiſſe Schuͤtzen, machen 
ihre Bogen aus zaͤhen Holtz, ſie ſchieſſen 
an ſtatt der Pfeile, mit Spitzigen Stei⸗ 
nen und Fiſch⸗Graͤten, damit ſie die 1 
Kr en 


238 Reiß⸗Beſchreibungg 


den Thiere in groſſer Menge, ſie gebrauchen 
auch die Fiſch⸗Graͤte an ſtatt der Nadel, der 
Zwirn iſt von kleinen Thieren ihren Geaͤde⸗ 
re, damit nehen ſie ſich ſelbſten ihre Kleider 
zuſammen, welche ſie von Haͤuten machen, 
und Winters⸗Zeit tragen ſie das Rauhe in⸗ 
wendig, Sommers: Zeit aber auſſenwen⸗ 
dig, ihre Haͤuſer bedecken fie mit Faͤllen von 
Elend⸗Thieren, und achten ſolche Falle offt 
für gar nichts. | 0 

In Summa des Anicæ Kundſchaffter 
erforſchen alles mit beſondern Fleiß, und 
brachten einen groſſen Schatz von Fellen 
und Haͤuten mit nach Hauſe. Da nun 
Anica dasjenige von ihnen vernommen hat⸗ 
te, wornach er bißhero fo ſehr verlanget, 
ſo hat er mit etlichen ſeiner Freunde viele 
Jahre nacheinander in dieſe Laͤnder gehen 
delt. | ee 

Dahero denn erfolget , daß die Anico- 
mier ſehr reich und maͤchtig wurden, und 
allenthalben viel Land » Güther , Kauff⸗ 
Weiſe an ſich brachten, daher ſich ihre 


Nachbarn nicht gnugſam wundern koͤnnen, 


woher ſie doch ſo groß Gut in kurtzer Zeit 
erworben hätten, indeme die Aconier etli⸗ 
che ſchoͤne Kirchen in ihren a 

aue 


in die mitternaͤchtiſchen Länder. 2329 
zueten, wie ſie denn auch hernach in der 
Stad Oſoyla am Waſſer Wydſogda, all⸗ 
bo fie damals wohneten, ein überaus ſchoͤ⸗ 
nes Gebäude einer Kirchen daſelbſt aufrich⸗ 
teten, die von den Fundament auf mit den 
ſchoͤnſten Steinen und Quater⸗ Stücken 
aufgeführet war; In Summa, die Aco- 
nier wuſten ſelbſten weder Anfang noch n⸗ 
de ihres Guths. 7 
Doch bedachten ſie ſich wehrender Zeit, 
es moͤchte ihnen leichtlich das Gluͤck den 
Ruͤcken zuwenden, wie es offt zu geſchehen 
pfleget, weil ſie ſonderlich merckten, daß 
ihnen viele dieſes Gluͤck nicht gönneten, da» 
hero nahmen ſie ſich fuͤr, dieſen, womöglich, 
vorzukommen, damit ſie bey ihren Gut und 
Ehren erhalten würden. Es iſt bey denen 
Moſcowittern ein Sprichwort, da man 
pflegt zu fagen: Wer keinen Freund bey Ho . 
fe hat, der ſey kein rechter Menſch; Denn 
weil es offt geſchiehet, daß wer keinen Freund 
bey Hoff, und der Neid einen bey ſelbigen 
verklaget, fo muß er unverſchudlter Sache 
unterliegen, wenn er nicht einen ſonderlichen 
Patron zu Hofe haet. 


Diahero machten ſich diefe reichen Ani. 


conii 


— nun 


210 Reißr Befhreibung 
conii einen groſſen zum Freunde, nemlid 
des damaligen Czaars Fedor jano w iz dach 
folger, mit Namen Boris Godenovius, 
welcher nach deſſen Tode die Regierung bes 
kommen, nahmen ſie ſich vor ihr Geheim⸗ 

nuß zu offenbaren, præſentireten ihm groſſe 
Geſchencke, wie gebraͤuchlich, und baten ihn 
Audienz zu geben, weil fie ihn was vorzu⸗ 
tragen haͤtten, welches den gantzen Lande zu 
Nutzen kommen wuͤrde. 
Als er dieſe vernahm, zeigte er ſich noch 
gnaͤdiger gegen ſie, worauf ſie ihm alle Laͤn⸗ 
der Samoedia und Siberia anzeigten, was 
fie daſelbſt geſehen und bemercket hätten, 
auch was vor groß Gut und Reichthum ſie 
koͤnnten an ſich bringen, dieſes erzehlten ſie 
nach allen Umſtaͤnden, doch ſagten ſie nichts 
davon, wie heimlich ſie bißhero dieſe Hand⸗ 
lung getrieben, und was ihnen vor groſſer 
Nutzen dadurch zugewachſen waͤre. f 


Als er nun dieſes alles vernommen, vera 
lange ihm ſehr alles ſich zu erkundigen, und 
hielte die Aniconios nicht anders, als wann 
“fig feine eigene Söhne wären, er gabe ih⸗ 
nen auch auf Befehl des Czaars, groſſe 
Drehe, daß fie unwderſprechlch de 
and⸗ 


N 


überlegt , brachte er ſolches dem Czaarfür,, 
den es ſehr angenehm war, dergleichen Nach⸗ 
richt zu vernehmen, und er ſeinem Vetter 
groſſe Ehre erwieß, und ihme alles uͤbergab 
in dieſer Sache nach Gefallen zu handeln: 
Bey erhaltener Nachricht ſaͤumete er ſich 
gar nicht lange, ſondern nahm etliche Haupt⸗ 
Leute, und andere vornehme von Adel, wel⸗ 
che ihm unterthan waren, welchen er befahl 
ſich als Geſandten zu kleiden, mit denenjeni⸗ 
gen die ihme von Anicaniern wuͤrden mitg s 
geben werden, ſich auf die Reiſe zu begeben, 
er gab ihnen auch Soldaten, und andere 
geringe Sachen, welche ſie dem Volcke, zu 

dem fie kommen wuͤrden, austheilen ſollen. 
Zu dem befahl er ihnen, daß ſie alle Wege, 
N , . Q ee Wal 


242 Reiß ⸗Beſchreibunng 
Walder, Fluͤſſe und Städte, und dere 
Namen genau aufzeichnen, welche ihnen auf 
der Reiſe würden vorkommen, damit ſie 
bey ihrer Wiederkunfft alle nach Beſchaffen⸗ 
heit erzehlen koͤnten, wie fie es geſehen, mit 
den Leuten ſollen ſie aufs n 
gehen, und wo es moͤglich ſollten ſie ſehen 
ob nicht ein Ort zu entdecken, wo man eine 
Veſtung hinbauen koͤnte, und wo es moͤg⸗ 
lich ſollten fie ſehen ob nicht einen oder mehr 
dieſer Einwohner mit nach Moſcau bringen 
moͤchten. un | 
Als nun dieſe Geſandten mit aller 

Nothdurfft verſehen, als Kleidern, Waf⸗ 
fen, Geldern und Geſchencken, ſind ſie aus 
Moſcau aufgebrochen „und hernach auf den 
Waſſer Witſogda zu den Aniconiern ges 
kommen, welche ihnen etliche von ihren Zeus‘ 
ten mitgegeben „ welche ſie begleiten ſollten, 
es ſeyn auch viele von deren Anverwanden 


der angelanget, ſind ſie dem Befebl genau 
nachgekommen, haben den wilden Leuten 
alle Hoflichkeit erzeiget „ ihren Obriſten 
viel Ehre erwieſen, und ihnen etliche ſchlech⸗ 
te Sachen verehret, welche ſie 5 | 

| gehal⸗ 


4 


244: Reiß ⸗BDeſchreibun Ee 05 
ſchäͤzen, daß fie wollten jahrlich von eden 
Haupte ſchuldig ſeyn zu geben, zwey Zobel 


1 * 
114 


dene Arten der Samojeder, derer etliche 
mit Schlitten, andere auf Elendthieren 
ritten, und die auf Schlitten fuhren, hatten 
Reiner und auch Hunde vor ſelbige geſpan⸗ 
net, welche wie die Hirſchen ſo ſchnell darvon, | 
lauffen; Ja ſie haben in waͤhren eiſe ſo 


viele und ſeltzame eee 1 


ie ee 7 weſches fi e 


a genußſame 
ertheilet 
nahmen ſie auch etliche 830 


. zu ſich, 9, fo gar willig waren, und lieſſen . 
e darg zen von ihren Leuten etliche ſo die 
Sprach lernen ſolten, bey denSamojedern, 


und kamen in Moſcau wieder gluͤcklich an, 
wovon fie gleich dem Boris Nachricht gez 
ben, und durch ihm alles den Czaar bes 
N leſſen⸗ was ſich auf ihrer Reife be⸗ 
ge en. n 

Dir Saar verwunderte fi fe ſehr über 


die mitgebrachten Samojeder, Ur verlang⸗ N 


te eine Probe von ihnen, wie gewiß ſie mit ih⸗ 
ren Boͤgen und Pfeilen ſchieſſen koͤnten, wel⸗ 


ches fie ſehr hurtig errichteten, und darbey 
fo gewiß trafen, daß es faſt unglaublich ſchie⸗ 
ne, denn darum , fo man ihnen einen Pfen⸗ ; 


ning, „ fo groß als ein halber Stuͤber an eis 
nem Stock anklebte, und ſie ſo weit davon 
ſtunden, daß ſie ſolchen kaum ſehen kunten, } 
trafen fie ihn doch allemal fo gewiß, daß fie 
auch nicht ein eintzigmal fehleten, welches 
allen Umſehenden groſſe A e 
Lerurſachte. SE 


| f Sin der Ordnung aufgezeichnet, und 


l ; vs 
246 Beiß⸗Beſchreibung 3 
Diargegen verwunderten ſich die Samo ⸗ 
jeder auch nicht wenig über das Leben und 
1 | Sitten der Mofeowitter , und noch viel⸗ 
1 mehr über die gewaltigen groſſe Städte 
1 Moſcau. Sie entſatzten ſich auch über des 
ih Ozars groſſe Macht und Herrlichkeit, wenn 
| fie ihn mit ſo vielen Raͤthen und andern Hof⸗ 
H Leuten umgeben ſahen / wenn er ausgeritten 
oder gefahren „ da ihm gemeiniglich 400 
pflegten zu begleiten; Wenn ſie dann hoͤr⸗ 
ten ſo viel Glocken laͤuten, ſahen ſo viel 
149 Kauffmanns » Laden von den koͤſtlichſten 
6 Waaren angefuͤllet, fo meyneten ſie nicht 
and ers, als ob ſie wuͤrcklich ſchon im Him⸗ 
mel ja fie wuͤnſchten oͤffter bey ihren Landes⸗ 
Leuten zu ſeyn, ihnen alles gleich zu erzeh⸗ 
0 len, und ſchäͤtzten ſich glücklich, daß fie” 
unter einen fo trefflichen Potentaten ſeyn 
ſollten, den ſie gleichſam vor einen Gott 

ehreten. | | N 
N In Summa ſie verſprachen daß ſie den 
* Czaar zu ihren Herrn annehmen wollten, 
15 wollten auch ihre Landes; Leute an allen Or: 
ten und Enden, wo fie wohneten, dahin bere⸗ 

u‘: den, daß fie ſolches auch thun ſollten; Sie 
| baten auch unterthänig, der Czaar wolle ihe 
nen die Gnade erzeigen und ihnen Wee | 


| 


4 
v 


N. 


in die mitternaͤchtiſchen Länder, 147 
und Gubernatores ſchicken, durch welche 
ſie regieret wurden, und den fie obengedach⸗ 
ten Tribut geben konnen. 
Wass ihre Abgoͤtterey anlanget, iſt deß⸗ 
wegen nicht das wenigſte gedacht worden, 
ſondern man hat ihnen ihre Freyheit gelaſſen. 
Ich halte aber gaͤntzlich davor, der Chriſtliche 
Glaube wird bey ihnen leicht fortzupflantzen 
ſeyn, fo fie fromme und geſchickte Lehrer 
bekommen ſollten , ich glaube auch, daß 
ſich die Moſcowitter die Bekehrung ge⸗ 
| 9 Voͤlcker mit Ernſt angelegen ſeyn 
Nachdem nun dieſes alles erzehlter 
maſſen ergangen, ſeynd die Aniconier zu 
groſſen Ehren erhaben worden, man hat 
ihnen Freyheit und viele Herrſchafften ger 
ſcheucket, darüber fie fo reich und maͤchtig, 
daß fie die anſehnlichſten Güter an denen 
Waller : Strömen Duͤna, Witſogda, 
und Sochna heutiges Tags beſitzen, und 
noch immer an Ehre und Gewalt zus 
W 
Daruͤber geſchahe nun weitere Verord⸗ 
nung von den Moſcowittern, des man 
bey dem Fluß Oby, und an den benachbar⸗ 
ten Orten, welche von Natur zimlich feſte 


richtete. 


243 Beiß⸗Beſchreibung 


waren, auf ſolche Veſtungen zu bauen, 
und dieſelben mit Mannſchafft zu beſetzen, 
auch einen General Gouverneur dahin 
zu ſetzen, welcher das Land weiter entde⸗ 4 
den ſollte, und es Moſcau unterthänig 1 
machen „ welcher denn alles ins Werck 


Dann man anfänglich etliche Block, 
Haͤuſer aus ſtarcken zuſammen⸗gefuͤgten 
Balcken aufgerichtet, hernach dieſelbe mit 
Erden beſchüͤttet und ausgefüllet, und mit 
einer Beſatzung befeſtiget. 
Es wird auch täglich fo viel Volck da⸗ 
hin geſchicket, daß in etlichen Orten gantze 
Staͤdte aus den zuſammen geſammleten Na: 
tionen, als Polacken, Dartarn und Ruſſen 
angewachſen find, denn es wurde alles in die 


ſelben Länder geſchicket, als Diebe, Moͤrder, 


Verraͤther, und was ſonſten das Leben vers 
wircket hat, derer, welche allda gefaͤnglich 


in Ketten und Banden gehalten werden, 


einige aber nur auf gewiſſe Jahre Dableis 
e ein jeder nach feinen Ver. 
rechen. A ee 
Wodurch denn eine ſolche Volck reiche 
Gemeine entſtanden, daß ſie jetzo in ihren 
Staͤdten und Veſtungen faſt ein — 

| | u 


Steuern und Gaben befreyig 


Au eben gemeldten Fluſſe Oby , iſt ene 
Gegend die heiſt Siberia, und die Stadt 


de fallen, ſie groß Abſcheu 
vor den bloſſen Namen Siberia gehabt, 
indem ſie offt mit Weib und Kinder dahin 
geſchicket, und ihnen ein Ampt daſelbſt 
aufgetragen worden , ſolches zu verrich⸗ 
ten, und wenn fie wieder beym Czaar 
ausgeſoͤhnet „ ſo wurden ſie wieder nach 
Moſcau zurück beruffen. 


QA Nin 


I afe__ BeifsZiefihreibiing 


Ih Nun iſt noch übrig den Weg zu PM 
r gen, durch welchen man in dieſe Länder 


ben, indem die Moſcowitter fo geſt 
ſeyn 


Mm die mim ner at 
me 27 | 


| Zr RUN Cpitel. 
Sure Beſchreibung derer 


eifen / welche die Moſcowitter 
— Oſt⸗Nord⸗Oſt⸗waͤrts in die 
neu erfundenen Laͤnder gethan, als 
Siberia, Samosdia, und Tingoffia, wie 
ſolche noch heutiges Tags von ihnen 
| berrichtet wird, nebſt einer Nachricht 

was or Staͤdte in Siberia neu⸗ 

e erbauet worden 
Nantes ſeyn. 


Ann die Moſcowitter i in die Laͤn⸗ 
der Samoddien reiſen wollen, fo 
ziehen fie aus der Stadt Ofoyla, 
le an den Fluß Witlogda lieget, alle 
wo die Aniconier wohnen, denſelben Fluß 

hinauf biß gegen Javiniſco, ein Städtlein 
welches die Moſcowitter erbauet, und 
17. Tag: Reifen von Ofoyla lieget, und 
muß man über viele Waſſer und Wälder, 
ehe man dahin kommt; Es entſpringet aber 
der Fluß Witlogda aus dem Joẽgariſchen 1 

SEN N welches Sud; wärs an die 
. 


Schiffen fähret, hernach muß man die 


21 Beiß⸗ Sefchreibung 
Tartarey ſtoſſet, und von dar ſich gegen 
Norden, biß am Oceanum ziehet, aus 

demſelbigen Gebuͤrge entſpringet auch der 
Fluß Petzora, welcher gerade gegen Nova⸗ 
Zembla über in die Enge Weygats, oder 
Frecum Naſſoviæ fließt; So man nun von 
Javinifco hinweg reiſet, kommt man zu dem 
ſtillen Waſſer Neem, worauf man mit 


bey ſich habende Sachen eine Meile über 
Land biß zu dem Fluß Wiſera tragen, oder 
führen laſſen, welcher aus dem Gebuͤrge 
Camen entſpringet, auf dieſen fähret man 
gantzer 9. Tage, biß man nach Soli Camſcoy 
kommt, ein Staͤdtlein ſo die Moſcowittern 
mit Fleiß allda erhauet, daß ſich die dahin 

Reiſende moͤchten erquicken, weil ſie 
zu Land weiter reifen muͤſſen. Das Waſ⸗. 
fer Wifra aber kommt bey der Stadt 
Viarca in den Fluß Camo, welcher her⸗ 
nach in den pe Strohm Volga (fonft 
Rha genannt) einfaͤllet, Volga aber 
kommt mit 700. Ausgaͤngen ins Caſpi-⸗ 
ſche Meer, wie ich es denn von denen er⸗ 
chen. ‚ welche es ſelbſten mit Augen gez 
ehen. 3 


Das Städtlein Soli Camſcoi ifkaimz, 
lie buon 805 hat Bi. Doͤrffer um ſich 
heru i hner ſeynd meiſt Ruf 
fen, und en, 1 en ſehr viel Veh, 
We den der Pferde eine groſſe Y en⸗ 
ge wenn die Ruſſen denn nun dahin kom⸗ 
men, und ein wenig ausgern jet haben, di 
nehnien ie Pferde, und legen ihre Bagage 
| ſolche und atzen ihren 2 

fade über die Berge, ſo voll Dannen 
chten ſeyn zwiſchen dieſen Ber⸗ 
gen fahren ſie über den Fluß Sobia, her⸗ 
i 5 Be 175 e e 0 


eg weiter 


3. 140 55 die 29 5 zwey * man in 
2. Tagen, den dritten aber unter 4. Tagen | 
nicht uͤberſteigen, den erſten Theil nennet man 
Coovinfceii- Camen, den andern Crigin- 
fcoii- Camen , den dritten Podvinfcoii- . 
8 N In dieſen Einoͤden⸗Gebuͤrge fin, 

en die Tartarn und Samojeden faſtalle das 

iche . welches fi [ eden Czaar 
ef ern muͤſſen. 

Nach dieſen kommet man gen Verga- 
teria, da muß man ftille liegen, biß der 
Truͤhling anbricht wegen des Fluſſes Tæ- 
K et ra, 


* 


Vergareria ; i 


WW äufer, 
und das Feld bauet man daſelbſt, wie in 

oſcau, in dieſer Stadt hat der vom 
Czaar geſetzte Gouverneur ſeine 1 17 81. | 


welcher alle Jahr im Fruͤhling eine groffe 
Anzahl Früchte und Proviant in alle Ve? 
Nbg r austheilen laͤſt, und eben durch den 
eg muß man auch den Moſcowittern 
fo jenſeit des Strohms Ob feyn , zu Hülß 
fe kommen, indem man daſelbſt noch nicht 
angefangen „ das Land zu bauen, und 
die Samojeden eſſen mehrentheils nur 
Wildpraͤt. en eee, 4 
Nach dem Fluſſe Tara kommt man 
in 5. Tagen gen Japhanium, welche Stade 
vor zwey Jahren iſt gebauet worden, 
und mit Einwohnern befeßet iſt, von da 
faͤhret man wieder 2. Tage lang auf der 
Tæra, hernach muß man offters über den⸗ 
ſelben fahren, weil er gar krum hin und 
wies 


wu ſich mit dem Vieh und Schiffen er⸗ 


Fluſſe Tababo, welcher 200. Meilen von 
Vergateria feinen Lauff hat, und von dar 


ſolcher durch eine Garde nach Moſeau an den 


In 


Czaar überſchicket. 


276 Reiß⸗Beſchreibung 

In dieſer Stadt iſt auch das obriſte 
Hof + Gericht, und muͤſſen dem Gouver⸗ 
neur die Samojeden und alle Siberier un 
terthan ſeyn. So iſt auch in dieſer Stadt 
eine groſſe Niederlage allerley Waaren, ſo 
aus Moſcau dahin geſchiffet werden da 
kommen die Tartarn von Mittags waͤrts, 
aus der aͤuſſerſten Tartarey, und ſonſten 
viele andere Leute aus andern Natio- 


Daß alſo in Warheit ein groſſer Nu⸗ 
tzen ihnen dahero zugewachſen, weil ſie dieſe 
Voͤlcker alle in der Guͤte unter ihre Gewalt 
gebracht, doͤrffen ſich auch keines Abfalls be⸗ 
177 75 weil ſie ihnen fehr geneigt umderger 

en ſind. | 1. 0% l 


ind. | IE SR 
Sie haben auch hin und wieder viel 
Kirchen gebauet, in welchen die Griechi⸗ 
ſche Religion geübet wird, indem dieſelbe 
bey den Moſcowittern, und in andern Mit⸗ 
ternaͤchtigen Landen gar ſehr gebraͤuchlich iſt, 
es wird aber niemand wider ſeinen Willen 
zu derſelbigen gezwungen „jedoch brauchen 
die Ruſſen ein gar gelindes Mittel, durch 
welches ſie die Leute ohne allen Zwang zu ih⸗ 
ren Glauben bekehren. 


5 
| 
| 
9 


Es 


In die mitternaͤchtiſchen Bänder. 397 
Es lieget die Stadt Loboloſca an 
Fluß Vrtis, welcher ſehr geſchwind in den 
Fluß Oby fallt, auf der andern Seiten iſt 
das Waſſer Tobol; dahero die Stadt den 

Namen befommen, in dieſes Waſſer fälle 
ein anderer Fluß Lela, neben welchen die 
Moſcbwiter neulich eine Stadt erbauet, 
mit Namen bohemium, und mit Sibe⸗ 
kTiern beſetzt , aus keiner andern Urſach 
aber, denn daß der Boden darum ſehr 
fruchtbar war, gar luſtig, und mit ſchoͤ⸗ 
ae Wäldern, in welchen viele Panther⸗ 

Thiere, Luchs, Zobel und Marder gefun⸗ 
„Xͤ!fii FEHLEN 
Es find. aber dieſe zwey Städte T= 
bolfea und Pohemium wohl vierzehen 
- Zagreifen von einander, da der Fluß Yreis 
in Oby fällt, iſt eben ſo, wie die Stadt 
Olscoygrotum gehauet, aber auf Befehl 
des Gouverheurs wieder iſt zerſtoͤret wor⸗ 
den, die Urſach ward aber nicht darbey ge⸗ 
meldt, doch glaube ich, daß es darum ge⸗ 
ſchehen, weil ſe bab Meere etwas naͤher 
gelegen, als ſie haben wollten, darum 
ward auf §0. Meilen oberhalb dieſer zer⸗ 
ſtoͤrten Stadt in einer Inſul des Fluſſes 
Oby, eine andere * mit Nahmen 
| . - Zer- 


Beiß⸗Beſchreibunng 
Zergolta, von dar faͤhret man get 
Fluß hinauf, oberhalb 200. Meilen kommt 
man nach Zergora gegen Noxinfcoja ein 

Schloß, ſo vor 13. Jahren gebauet, und 
mit Soldaten iſt beſetzt worden, lieget an 
einer ſehr luſtigen Gegend, iſt daſelbſt 
warm, fruchtbar und eine geſunde Lufft, 
nebſt allerhand ſeltzamer Thiere und Voͤ⸗ 

gel in groſſer Anzahl, daſſelbe Schloß ſo 
gegen Oſten lieget, iſt nach und nach zu eise 
ner Stadt worden.. 

Dieſen Inwohnern war auferleget, 

daß ſie immer noch weiter in die warmen 
Laͤnder hinein handeln ſolten, und mit den⸗ 
ſelben Leuten allezeit freundlich umgehen, 
damit ſie auch mit ihnen koͤnten eine gute 
Handlung aufrichten, und der Moſcowi⸗ 
ter Nahme weiter bekandt wuͤrde. Dero⸗ 
wegen ſie denn Hauffen⸗weiß dahin zogen, 
und als fie 400. Meilen Mittelland ger 
kommen, haben ſie viele und unvergleich⸗ 
liche ſchoͤne Gegenden gefunden, aber un 
bewohnt, als ſie aber vor zehen Jahren 
auf zwey hundert Meilen an den Fluß Oby, 
hinauf gezogen waren, fanden ſie das 
herzlichſte und ſchoͤnſte Land, welches auch 
ziemlich warm, und faſt gar kein dae 4 
0 N a, 


den 


— te 


Gelegenheit genommen, nach Siberien um: 
aufehren,, und ſolches den Moſcowitern zu 


boffenbahren. 


Es war aber eben um dieſe Zeit, da 


der Boris Godenovius zum Czaar erwehlet 
worden, dieſer aber, als er ſolches ver⸗ 
nommen, ſaͤumete nicht lange, ſondern 
gab fo gleich dem in Siberien geſezten Gou⸗ 


Ferneur 5 „ daß an dieſem Orte eine 


Stadt gebauet wuͤrde, welchen er gehorfäinift 
nachgekommen, wurde alſo gleich ein 
Schloß ſamt etlichen Haͤuſern aͤufgebauet, 
und iſt bißhero eine ſolche ſchoͤne und maͤch⸗ 


tige Stadt daraus worden, die genennet 


ward Tooma, weil ſich zuvor ein Tartari⸗ 


ſches Hord⸗Thum daſelbſt hat niedergelaſ. 


fen, zwiſchen dieſen Schloß Nöxinfcoja s 
der Stadt Tooma iind Siberia, erfinden 
die Aaken noch taͤglich viele unbekan⸗ 
de Voͤlcker, {6 in Mittel⸗Lande wohnen, 
derer ſich etliche Oſtochios nennen, und 
jetzo mit den Tartarn, Samojeden, und 
Ruſſen, ein einer Gemeine ſich ausgebrei⸗ 


tet, und auf das freundlichſte mit einand⸗ 


in die mitternächtiſchen Laͤnder. 24? 
daſelbſt war, dadurch hätten ſie wieder 


— 


der umgehen und handeln, ſie haben 


viel kleine Koͤnige, gleichwie die Indianer, 
1 1 N . und 


266 æReiß⸗Beſchreibung 


und daß ichs nur kuͤrtzlich melde, fo haben 
die Moſcowiter in dieſen Ländern ſo grof 
85 1 gehabt, daß es billig zu bewun⸗ 
ern iſt. Me 
Es find auch ſonſten viel Schlöffer 
und Städte zwiſchen den Fluß Oby und 
Yrrim , ſo faſt zu einer Zeit mit Tobolſes 
find erbauet worden, und jetzo ſehr groß 
ſeyn, darinnen wohnen die Moſcowiter, 
Tartarn, und die bekehrten Samofeden, 
die andern Samojeden Staͤdte ſind, Taras 
Jorge, Beſobia, und Mangan Soifcoi- _ 
goratum, jenſeit des Fluſſes Oby gelegen, 
die Stadt Tobolsca, Sibetid ; Bezefaja, 
und etliche andere mehr, an verſchiedenen 
Orten diſſeits Oby find Narim , Toma, 
und andere mehr, derer Inwohner gebrau⸗ 
chen an ſtatt der Pferde, Ranier, und 
ehr ſchnelle Hunde, welche fie mitallerhand 
Fiſchen, ſonderlich mit Rochen füttern, weil 
fie davor halten, fie bekommen groſſe 
Staͤrcke davon; oberhalb der Stadt Na-. 
rim gegen Oſt + werte iſt ein Fluß mit 
Nahmen Telca , an welches Geſtade fie 
ein Schloß erbauet, und ſolches genennet 
Comgofſeoia, darinnen fie einige Kriegs⸗ 
Leute legten. | N 65 


f - 


& N R e 


,,Es hatte aber der Gouverneur ohnge 


den Soldaten in Si⸗ 


ten; | 


x 
4 9 


groſſe Anzahl. 


463 Reiß ⸗Beſchreibungg . 


ſen, welches an ihnen ſehr ungeſtalt ausſahe⸗ 
und wenn ſie reden wolten, es nicht viel an?? 
derſter machten, als die Calecuriſchen Huͤh⸗ 
ner, doch war ihre Sprache den Samoſeden 
nicht gar ungleich. 1 | 
Der Fluß Jenifcea ift viel gröffer als? 
der Oby, hat von Anfang hohe Berge, 
unter welchen etliche Feuer und Schwefel 
auswerffen; gegen Niedergang iſt ein ebes 
nes und ſeht en Land, von aller⸗ 
hand Gewaͤchſen, Kraͤuter, Blumen und 
Baͤume, es wachſen auch ec \ 
Früchte darinnen, und ſeltzſame Vogel eine 
Alle Jahr im Fruͤhling uͤberſchwemmet 
der Fluß jeniſcea das Land und Felder ohn? 
efehr auf die 70. Meilen weit und breit 
{tn auf fee Of, erde Bl 
ilus das Land Egypten überſchwemmet 4 
weil es nun die Tingefii wohl wiſſen ſo 
halten ſie ſich die Zeit, ſo lange als das Waſ⸗ 
fer ſtehet, auf den Gebuͤrgen auf, big ſich 
je wieder verlauffet, alsdenn koͤnnen 


ſie a ihr Vieh wiederum auf das ebene 
Land. | | | 


7 * 


Die Lingceſer, ein über allen maſſen 
leutſeelig Volck, haben ſich W 


in die mittermächtifchen Länder. 267 
und Beredung der Samojeder, ſich alſo 
bald den Gouverneur, von welchen ſie re⸗ 
gieret wurden, unter ſeine Gewalt erge⸗ 
ben, und halten ſie in Ehren, als wenn ſie 
Goͤtter waͤren, was ſie aber vor einen 
Gott anbeten, und wie ſie ſolchen eh⸗ 
ren, kan ich nicht berichten, weil ich auf 
das allerfleiſſigſte Machforſchen nichts habe 
in Erfahrung bringen koͤnnen , indem 
die Moſcowiter nach dergleichen nicht viel 


fragen. Er 
8 Derowegen wundere ich mich nicht 
mehr, daß das enge Meer Waygdas gegen 


2 


Norden, mit ſo unſeglichen groſſen Eyß⸗ 
Bergen verſtopffet wird, denn weil dieſes 

groſſe Waſſer Oby und ſeniſcea, und 
piele andere unzahlbare Fluͤſſe mehr, derer 
Nahmen ich nicht alle weiß, einen ſo groß 
e 11 105 Waſſer hinein gieſſen, daß 

es faſt unglaublich iſt, dahero gemeiniglich 

im Anfang des Frühlings geſchiehet, daß 
das Eiß nahe bey demſelben Meer, weil 
es ſo grauſam dicke iſt, oͤffter gantze Waͤl⸗ 
der vom Lande abreiſt, und mit weg fuͤh⸗ 
ret, dahero man dann bey dem Geſtade 
deſſelben engen Meers Waygats, ſahe 
. . R 4 eine 


me 


witiſchen Solda 


* 


264 i 


9 


e groſſe Menge Holtzes herum ſchwin⸗ 


kein Wunder, daß wegen derſelben 


IE ee eee 
nd wie denn in gedachter Enge No. 
vazembla eine unertraͤgliche Kälte, — 


* 


81 rk 4 


* 


Schollen fo hoch aufeinander zuſammen ge. 


he daß ſie biß auf 6o. oder wenig⸗ 
ens 50. Klaffter dicke werden, wie es denn 
dieſenigen geſehen haben, fo mit llaac 
Lemerio in einen fleinen Schiffe dahin 
gefahren, gedachter Lemerius hatte mich 


auch gern zu einen Gefaͤhrten mit gehabt, 
aber vergebens, denn ich wohl gewiß wif⸗ 


ſen konte, daß man durch daſſelbe Meer 
nimmermehr durchkommen wuͤrde, darum 
wohl noͤthig, einen andern Weg zu f 


1 


Pt 


chen, da man nicht ſo viel Muͤhe und Ui - 


koſten mit hoͤchſter Gefahr vergeblich ar 


wendet, daß wir wieder zu unſern Vorha⸗ 


ben kommen. 


nenen e 
Die oben ‚bon erwehnten Mofen 


4 


1 


g nge 
des Meers die ungeheuren groſſen Ei 


ſe. Waſſer Jeniscea gefahren, und ihre 
Reife gerade gegen der Sonnen Aufgang 
fortgeſetzet und haben etliche Tingoefier 


mit ſich genommen, welche ihnen berich⸗ 


* 


ER. die mitternachtiſchen Bänder. 2656 i | 
get, daß gegen Sud noch viel andere Bü ⸗ 
Ker wohneten und ihn ſehr ungleich, und 
mit felbigen Könige ſtetig Krieg führe 


Aͤls fie aber etliche Tage reiſeten, und 
nichts ausgerichtet hatten, kehreten fie wie⸗ 
der um, zu den Ihrigen, jedoch haben ſie 
den Tingceſern anbefohlen, fie folten die⸗ 

fe Gegenden beſſer erforſchen, welche ſol⸗ 
ches zu thun verſprochen haben, hernach 
ihren Bund, welchen fie mit den Moſto⸗ 


witern gemacht, wieder erneuert. 
Wie nun dieſelben wieder von ihn weg 
zogen, haben ſie ihn zuvor geringe Vereh⸗ 
kungen gethan, auch etliche der Ihrigen, 
wie auch ihren Bundsgenoſſen den Samo⸗ 
jeden und Tartarn bey ihnen zuruͤck gelaf 


In folgenden Jahre haben die Tingoee: 
fier gleich etliche der Ihrigen wieder nach 
Orient ausgeſchicket, welche etwas wei 
ter gekommen, als die vorigen und br 
ben einen andern ſehr groſſen Fluß ange⸗ 
troffen, welcher zwar etwas kleiner, aber Bi 
eben fü ſtarck als Jenifcea fort fließt, da HH 
fie nun auf denfelben etliche Tage fortge⸗ | 
eiſet, haben ſie Leute geſchen, die vor 
0 c R/ den 


3 
* 7 . x . 
266 ⸗Reiß⸗Beſchreibung 
ihnen geflohen, welche fie aber in währen 
den daun erhaſcht, ihre Sprache aber 
nicht verſtehen koͤnnen, doch weiſten fig 
allezeit aufs Waſſer, und ſagten: Pils 
da, ſie ſagten auch offt om Om daraus 
die unſrigen abnahmen, der Fluß müfte 
Piſida * * auf der andern Seite des 
Fluſſes, hoͤrete man die Glocken la 


Als die Tingoeſier wieder zuruͤck gerei⸗ 
ſet, haben ſie einige Leute aus demſelben 
Lande mitgenommen, fie find aber unter 
Wegen geſtorben, entweder aus Furcht 
oder haben die Lufft nicht vertragen koͤn⸗ 
nen. J e e eee ee 
Ihr Todt war den Tingeefiern gar 
leid, denn fie ſagten, es waren verſtaͤndi⸗ 
ge Leute, wohlgeſetztes Leibes, mit klei 
flachen Geſichtern, brauner Farbe, doch 
etwas gelbe. 6 Tr 
Als nun die Moſcowiter dieſe Nach⸗ 
richt von den Samojeden, welche aus der 
Tingeefier Lande nach Siberien wieder 
kommen waren, hatten ſie eine groſſe Be⸗ 
gierde, ſolche Gegend noch beſſer zu er⸗ 
forſchen, dannenhero fie von Vice -Koͤnig 
verlangten, er ſolte ihnen erlauben, fi 
g | in 


zu reifen, und ihnen einige zum hin⸗Gefaͤhrten 
mitzugeben / welches er auch fo gleich be⸗ 
willigte, und zugleich Befehl ergehen ließ, 
daß ſich die Soldaten fertig machen ſolten, 
mit ihnen fortzugehen, und alles auf das 
genauſte ſich erkundigen ſolten, worauf fie 
Samojeden, Tingeſier, und Tartarn zu 
ſich nahmen, find fie alſo bey 700. Mann 
über den Fluß Oby gefahren, und durch 
der Samoſeden und Tingeſier Lande kom⸗ 
men biß zu den Waſſer Jenieſcg, als fie 
nun guch über dieſen waren, find fie im⸗ 
mer weiter nach Oſten zugezogen, und 
muſten die Tingeſier ihre Wegweiſer ſeyn, 
dieſe verfahen fie auch mit Proviant, denn 
10 jengen mit beſonderer Geſchwindigkeit, 
viel Vögel, Kitz, Rainer, und andere 
dergleichen Thiere, ja jo gar die Fiſche im 
Waſſer, wenn wir zu einem Fluſſe kamen, 
da ſie nun an das Waſſer Piſida gekom⸗ 
men waren, haben ſie ihre Zelter daſelbſt 
gufgeſchlagen, in Willens, ſo lange da zu 
bleiben, biß das Eiß aufgethauet, und man 
hernach daruͤber fahren koͤnte, denn es 
eben um die Zeit, daß der Fruͤhling ſchon 
vorhanden, doch haben ſie ſich nicht ger 
trauet uͤber den Fluß zu ſetzen, weil ſie im⸗ 
ö mer 


268 Beiß⸗Beſchreibung nt 

mer ein groſſes Gethoͤne uͤber ſelbigen hör 
ten, und gewiß davor hielten, es muͤſte 
der Schall von denen Glocken ſeyn, und 
wenn der Wind ihnen entgegen gienge, hoͤ 
reten fie ein groſſes Hemurmel von Menſchen 
und Getrappele der Pferdde. 
Sie ſahen auch etliche Segel, dero⸗ 
wegen ſie N hielten, es wären. Schif 
fe, fo das Waſſer herab fuhren, doch ſag⸗ 
ten ſie, dieſelben waͤren viereckigt geweſen, 
wie die Indianiſchen, als ſie aber keinen 
Menſchen nicht ſahen, und beſorgten, das 
Waſſer möchte groß werden, ſeyen ſie zum 
rück gefahren, und erſt im Herbſt wieder ges 
ie 45 1 uh Mofas 
8 dieſes alles am Hofe nach Mo 9 
berichtet worden, hat ſich der Boris 51 
genommen, in folgenden Jahre einige Ge⸗ 
ſandten dahin zu ſchicken, nebſt Geſchen⸗ 
cken, die Tartarn „ Samojeden, und 
Tingeefier ſollten ſie mit ſich nehmen, und 
aller Wegen uber den Fluß ilida ſetzen, 
ſollten ſie aber den König in allen Fall an⸗ 
treffen, ſollten ſie mit ihnen Freundſchafft 
machen, auch alles auf das accurateſte aufs 
zeichnen, was ihnen unter Wegens denck⸗ 
wuͤrdiges fuͤkaͤme, indeme er ſich nicht 
f ein; | 


| 


1 di vleeenÄchtiheh Länder. 26% 


lden koͤnte, daß! man daſelbſt hatte G. De 
cken laͤuten hören. f 


Aber des Boris Vorhaben iſt nicht ins 


Werck gerichtet worden, ſondern wegen 
des gröſſen Krieges iſt das herzliche Werck 
unterblieben; Meines Erachtens aber wer⸗ 
den uͤber den Waſſer daſelbſt die Graͤn⸗ 


tzen der e Cathia und China | 


Rn 0 B 
Das xl. Sapite, 
905 den neu⸗ erfundenen 


Durchgang oder kurtzen Fahrt 


in Oriental - Indien, durch den Septen 
trionalifchen Bahn auf der Sei 
ten gegen Weſten oder ee 
\ 8 zu. 


90 Emnach ich oben ſchon der vöt⸗ 
SD Anehmſten und weitberühmteſten 
3% Marianari und Schiff⸗ Patronen, 
. den Oceanum Septentrionalem; 
mit Darſetzung ihres Lebens und allen was 
ſie gehabt, allein aus keiner andern Inten⸗ 


tion ; e. u darum, damit ſie den 


nech 


5 5 Ei 
2 ze Ra 2 £ i 2 x 2 5 1 
— 2 — = — 
— — — Y—U— g — — 3 — 5 = en ren 2 
a b 2 — > — 5 8 5 ——r... . ̃ĩ⅛ T:§—ꝛ ;.. — 
— r — 2 RN ER nr m engeren 8 — — ' — 
— En 2 2 3 2 = 1 2 — 2 en 
2 > — 2 — y 5 ag 5 5 * 


2 u = x > rn * 
— CCC A 
— a 
m )) 


7 Beiß⸗Beſchreibung a 
nechften Weg nach Oriental dien; 
Carhai ; China, und Moluchen 2 

den 


moͤchten, haben ſie ſolche hin und wi 
durchſegelt auch der jenigen Verri Bag 
fo ſolche Reife nach Norden und jenfeit gez 
gen Morgen oder Aufgang geſucht, es iſt 
aber ſolches alles vergebens geweſen, doch 
etlicher Maſſen angezeiget worden; Alſo iſt 
es an dem, daß ich gleich zum Beſchluß dieſes 
Tractats etwas von demjenigen gedencke, 
ſo dieſem Compendio der Schiffahrt zwar 
ebenmaͤſſig durch Norden, aber nach dem 
iedergang unter Weſt⸗ Indien je] 


America nachgeforſchet haben, wie es 
denſelben gelungen ſey, wiewohl es aber 
gewiß, daß weder Cabotus; Gortefius ; 
Verrazanus, Goniez, Forbiſer; Davis; 
Drac; noch jemand anders dieſen Weg nie⸗ 
mals recht in Erfahrung bringen, ſo ha⸗ 
ben wir doch im Februario des nechſten 
Jahrs die Nachricht aus Liſabon bekom 
men, daß in ſelbigen Port ein Engliſcher 
Schiffer einen neuen Weg zwey Drttel⸗ 
Theil kuͤrtzer als die Portugeſen fie gebrau⸗ 
chen, erfunden, durch ſolchen nach China 
zu kommen, denſelben auch offtmahl we⸗ 
gen des vielen Eißes in ein enges Meer⸗ Br 1 
| ll 0" LT RN Ve 


| 


?—j— —— — ͤᷣ— — — 
” MER 


Meilen von Engeland, als gemeldter 


den, wie ſonſten geſchehen, dahero fie ihre 
Schifffahrt gluͤcklich fortgebracht: Dieſe 
eitung aber erfreuet die 10 Kauff⸗ 
leute ſehr wenig, weil ihr ſolche Schiffart, 
wenn ſie ſolte zu Ende und ins Werck ge⸗ 
W e mercklichen Abbruch ver⸗ 


Es hat ſich aber mit der Erfindung des 
Durchgangs, oder neuen Wegs alſo zuge⸗ 
tragen, tie es die Engelaͤnder ſelbſt im 
Druck oͤffentlich bekannt gemacht, daß der 
Weg zwar erfunden, aber doch der Erfin⸗ 
der ſey verlohren gegangen, welches folgen⸗ 
der Geſtalt geſcheheꝛ n 
Nach der letzten Hollaͤnder Schiffahrt 
derer 5 im Nova = Zembla über Winter 
bleiben muͤſſen, haben fich viele Engelaͤnder 

unterſtanden, dieſe Reife nach China zu 
erforſchen, unter denen nicht der wenigſte 
geweſen der Hauptmann George Win⸗ 
wood, welcher, nachdem er bey soo. er 

kun) N lliſche 


davon ablaffen muͤſſen; Er hat aber doch 


272 Keiß⸗Beſchreibung 1 | 
liſche Meilen in dem engen Meer, dar“ 
aus ungeſchaffter Sachen hin und wieder 
geſchiffet, aber er hat nichts ausrichten koͤn⸗ 

nen, hat er es endlich verſuchet durch die 
Meer- Buſen, das die Engelaͤnder Lum; 
jeg » Inlet nennen, welches unter dem 
61. Gradu lieget, aber er konte nicht da⸗ 
durch kommen, und wiewohl er faſt oo. 
Meilen darinnen fortgekommen, hat er 
doch wegen feiner verdroſſenen Schiffleute 


unterdeſſen nach und nach zwey andere 
Durchgänge zwiſchen den Lumles⸗ Inlet 
und Baccalaos gemercket, da er eine groſſe 
a hatte heraus gehen ſehen, dieſes ſein 
erzeichnus in den Engelaͤnder Heinrich 
Hudſon zu Geſichte gekommen, worauf 
er gleich Luſt bekommen, ſolches zu unterſu⸗ 
chen, wie er denn hernach zum Obriſten 
der Indianiſchen Compagnie iſt erwaͤhlet 
worden, aber er verrichtete dieſe Reiſe nicht 
fo als fie gewuͤnſchet haͤten. 
In folgenden Jahre wurde er von ſeinen 
Landesleuten den Engelaͤndern ausgeſchicket, 
undfolgete des Hauptmanns George Wich- 
wood Verzeichniſſen, und nach vieler aus⸗ 
geſtandenen Gefahr, Muͤhe und bu \ 


in die mitternächtifchen Länder. 273 
am er oberhalb Nova Francia, und unter⸗ 
halb der Enge Davis, durchs enge Meer 
hindurch, und fuhren hernach biß zu dem 
51. Gradu hinein, allda fie über Winter 
geblieben, daſelbſt kam ein Mann zu ihnen, 
der verehrte ihnen was von eſſender Speiſ⸗ 
ſe, der hatte einen Mexicaniſchen oder Ja- 
poniſchen Creiß oder Dolch an der Seiten, 
dahero Hudſonus gaͤntzlich vermeynte, er 
werde nicht weit von Mexicaner Lande ſeyn; 
Dieweil aber derſelbige Mann nicht weit 
von den Engelaͤndern war freundlich em 
pfangen worden, hat man ihn nach dieſem 
nicht wieder zu ſehen bekommen. Als nun 
ſchon erwehnter Engelaͤnder kein Proviant 
mehr bekommen konte, fuhr er auf der 
Weſt⸗Seiten wieder zuruͤck aus dem Meer⸗ 
Schoß darinnen fie gekommen, waren, ges 
gen Norden zu bis auf den 62. und 63. Grad, 
allda ſie ein groſſes und weites Meer gefun⸗ 
den haben A 76 
Nun haͤtte Hudſonus und die andern 
welche zugleich mit commandirten, die⸗ 
ſes Meer gerne weiter durchfahren, aber 
die andere Schiffleute waren nicht ihres 
Sinnes, ſonderlich weil es ihnen an Vi- 
Citualien anfienge zu mangeln; Derowegen 
WV 


10 


— — 


f. aber fu ren 


get 
So bald man aber erfahr 


gen, wornach 
groͤſten Verlangen wartete. Recommen- 
dire mich alſo hiermit dem geneigten Leer 
gehorfamft , und ſchlieſſe en | 
| j 9 . OOOt⸗ 


77 die em min Beſchrebun 
9 Nord⸗ Welt a zu e 


Corollatum. 


f ſindung der neuen 


119 S hiffahrt in den Fuͤnfften 
25 Theile der Welt, nehmlich in Ma- _ 
e oder Auſttoli i inco- 
gnita. if 


Ta S iſt vor einigen Monathen eine 
PN} gewiſſe Zeitung aus Spannien ans 
RES gekommen, daß ein ſehr erfahrner 
Steuermann hintet Nova Guiena, bey 
der Inſul Salomonis „ an Terra Firma 
Coerſtehe in der neuen Suͤd⸗Welt Auftra- 
, oder Magellanica, fo gegen Mittag 

unter den Polo Antarctico gelegen, und 
noch wenig bekandt iſt) dahin er durch den 
Sturm iſt hinverſchlagen worden, und 
wurde gezwungen allda anzulaͤnden, daſelbſt 
hat er ein Volck gefunden, ſo ſchoͤn und 
groß von e welche ihn um einen 
f „ au 


— a 
7 8 


276 Beiß⸗Beſchreibung | 


glichen Ho⸗ 


geringen Werth zu kauffen angebothen ſind 
Hölder, woruͤber denn am Kön 1 n Ho⸗ 
fe in Spannien eine groſſe Freude geweſen, 
und haben deßwegen Euer Majeſtaͤt dem 
oben ſchon gedachten Piloten ein unvergleich? 
lich Praͤſent deßwegen uͤberreichen laſſen, 


1 


wie er denn auch zu dem Ende mit etlichen 
neuen Schiffen, welche mam gleich fertig 
hatte, mit demſelben wieder dahin zu ſegeln / 
und daſelbſt wieder anzulaͤnden, vermeyn⸗ 
ten alſo die Spannier, fie wollten einen 
groſſen Reichthum an Perlen und andern 
Wahren zu bekommen. 
„„Damit aber der geehrte Leſer einen 
vollkommenen Bericht haben moͤge von 
der Erfindung der neuen Landſchafften in 
Magellanica, habe ich die Copie eines 
Schreibens mit beylegen wollen, darin⸗ 
nen alles umſtaͤndlich und ordentlich ber 
ſchrieben wird, ich verhoffe den geneigten 
Leſer keinen unangenehmen Dienſt zu er⸗ 
weiſen, wenn ich ſelbiges in einem Tractat 
mit anhaͤnge, ſolches aber iſt wie 
„ folge; 


>» 
IE DALE 


7 1 — 


in die mitternachtiſchen Länder, 277 


Copia eines unterthänigften 


Schreibens an Ihro Koͤnigliche 
Majeſtaͤt in Hiſpannien, von dem 
Hauptmann Petro Fernandez de Quir, 
welches er, wegen Erfindung des 
Fuͤnfften Theils der Welt uͤbergeben, 
welches ſonſten genannt: Die unbe⸗ 
kandte Sud⸗ Welt / nach allen ihren 
Unmſtaͤnden erzehlet und beſchrie⸗ 
een ben wird 
Gnaͤdigſter König und 
Auptmann Petro Ferdinandez de 
N Quir 3 berichten hiemit unterthaͤ⸗ 
e nigſt, daß dieſes nunmehro die 
gte Supplication iſt, die ich Euer Koͤni⸗ 
glichen Majeſtaͤr gehorſamſt uͤbergeben, 
und darinnen gebethen, es wollen Euer 
‚Königliche Moieftät geruhen, einen Aus⸗ 
ſchuß von dem Volck in die unbewohnten 
Lander zu ſchicken, daß felbige von ihnen 
bewohnet wuͤrden, welche auf Ew. Ma 
pen 


ſeyn erfunden worden. Es iſt mir aber 


* 


278 Reiß ⸗Deſchreibung. 11 | 


jeſtat gnädigfte Verordnung und Befehl 
6010 in der unbekahbten Sud. We t 


biß dato auf mein unterthaͤnigſtes Bitten 
noch nie keine Keſolution, ja auch nicht die 
allergeringſte Vertroͤſtung oder Hoffnung 
nicht erhalten koͤnnen / damit ich verſichert 
ob ich auch moͤchte einmal von hier abge⸗ 
fertiget werden, da ich doch ſchon vierze⸗ 
hen Monath an dieſem Hofe geweſen bin, 
ja gantzer vierzehen Jahr dieſerwegen folli- 7 
eitiret/ und was noch mehr, fo habe ich 
noch darzu gantz und gar keine Beſoldung, 
ich habe mich aber auf meine gerechte Sa⸗ 
W 4 ” ich 105 u ic 110 Wi⸗ 
erſprechung anderer Leute nicht geachtet, 
bin gereifet zu Waſſer und Land auf die 
zwantzig tauſend Meilen, worüber ich alle 
das Meinige verzehrt, und Schaden an 
meiner Geſundheit erlitten, der fo ſchroͤck 
lich und grauſam iſt, daß wenn ich daran 
gedencke es mir faſt ſchwehr fallen ſolte, es 
ſelbſten zu glauben, aus keiner andern 
Urſach aber, nur damit dieſes ſo gute 
Vorhaben nicht gar unterlaſſen würde, 
ſolches eheſtens in das Werck zu richten. 


a 


* 


| in die mitternächtifchen Länder. 279 


In Anfehung deſſen gelanget an Euer 
Koͤnigliche Majeſtaͤt mein unterthaͤnigſtes 


Bitten, um Gottes Barmhertzigkeit | 


willen nicht ferner zugeftatten, daß ich dieſes 
ſo lang begehrten ⸗ und ſowohl verdienten 


e 


Arbeit und Mühe nicht ferner berau⸗ 


aa meiner Früchte, nach ß langwieri⸗ 
ger 


bet werden, und um ſo viel deſtomehr, weil 


mein unterthaͤnigſtes Bitten ſolchen Grund 


Ehre ſo viel daran gelegen, weil auch 


t 


ungemein viel Gutes daraus entſpringen 


wird, welches fo lange währen wird. ſo 
an als die Welt und hernach in Ewige 
Aa 70 f n 0 
Was nun anlanget die Größe 1 nd 


Weite dieſer neu + erfundenen Lander, ſo 
urtheile ich aus dieſem fo ich ſelbſt geſe⸗ 


hen, und die der Hauptmann Ludewig 


Parez de Tarres mein Admiral Euer 
Mafeſtaͤt angezeiget hat, es begreifen die⸗ 


fe Länder in der Laͤnge „als gantz Europa 


und klein Aſia biß zu den Mari Cafpio Per- 


ſia, um alle 10 Länder und benachbar⸗ 
te Inſulen auf dem Oceano und Mittel⸗ 


laͤndiſchen Meer, Engeland und Irrland 
5 . 


hat { und auch GOTT und Euer Ma⸗ 
11 


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De 


BE _ Bei߻Befchreibun 1 


mit begriffen, es iſt nehmlich | 
ro verborgene und unbekandte Stri der 
vierdte Theil der gantzen Welt» Kugel, 


und erſtrecken ſich fo weit, daß es wohl 
glaublich „noch zweymal fo viel Königreich 
und Länder, als derer ſo Euer Di jeſtat 5 
heutiges Tages unterthaͤnig ron. . 
Es haben dieſe Laͤnder keinen Sri 4 1 
Mohren oder andere Nationen zu Nach⸗ 
barn, oder welche die but Final u 4 
der wären. | 
Die Landſchafften b wir e 
innerhalb Zona fen „und zit 1 70 
ein Theil nahe gegen den Circulo Æqui- 
noctiali, in der Länge 190. Grad und an⸗ 
derswo, etwas weniger, und laͤſſet ſich in 
Warheit anfehen, daß daſelbſt Länder mögen: 
gefunden werden, fo den beſten Africani-) 
schen , in gantz Europa und den beften Theis 
len des groͤſſern Aſiæ Antipodes nicht wer⸗ 
den etwas nachgeben. 


Demnach ich muthmaſſe , 0 die 
Laͤnder die wir im 15. Gradu latitudinis 92 
gefehen!, noch viel beſſer als in Hiſpanien 
ſeyn, ſo muß folgen, 8 die aa RL | 

0 


* 
2 


in die — Laͤnder. 221 


fo ihrer Höhen entgegen geſetzt, gleichſam 
Jrbiſche Paradieſſer dagegen ſenn. 9905 


Es iſt dieſe gantze Gegend mit 5 
unzahlbaren Menge Innwohner angeful⸗ 
let, derer etliche weiß die andern aber ei 


ne blaue Farbe haben, und denen gleich Re 


> die Hiſpanier Mulatos nennen, et⸗ 
| ie ſeyn au) vermifchter Farben , theils 
haben ſchwartze, lange und fliegende, 
auch krauſe und dicke und voller Locken, 
theils auch gelbe und gar duͤnne Haare, 
welches denn ein Anzeigung „daß ſie viele 
N Zuſammenkuͤnffte und zer mit⸗ 
einander haben muͤſſen. | 


Derowegen dann well der Boden 
h vortueflich gut, haben ſie keinen Mangel, 


brauchen auch kein Geſchuͤtz noch andere 


Rüftungen ſo zum menſchlichen Verder⸗ 
ben moͤgen gebrauchet werden, ſie arbei⸗ 
ten auch an keiner Ertz⸗ oder Silber⸗Gru⸗ 
ben, und iſt alſo aus dieſen und andern 


Umftänden leichtlich zu ſchlieſſen, daß ſie 


b n volckreich fon Ga | 


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1 eg ile 1 


Sie haben weder Re 
Gewerbe gelernet , keine Sch 
Mauren 3 ſie nicht, haben weder 
Koͤnig noch Geſetze, ſeynd ein 5 * Hey⸗ 
ni aber unter einander nicht allzuwol 


alte Gewehr aber ſo ſie e ſind 
Boͤgen und Pfeile, 6 doch nicht ver gifft) 
Kolben, Bengel, Spieſſe und a ff. 
lein, aber alles von Holtz, ſie bedecken 
ihre Scham, „ find Liebhaber der Reinig? 
keit, vom Leibe nicht ungeſchickt, friſch und 
ſtarck „und danckbar gegen die fo ihnen 
Gutes thun, wie ich denn ſolches ſelbſten 
1 einmahl ſondern gar viel erfahren 3 


oa zu hoffen, es werde mit &Ob 
tes Hülffe noch wohl mit ihnen umzuge - 
hen ſeyn, weil ſie nicht wilde ‚fondern ga tz 
zahm und ſanfftmuͤthig ſich erzeigen, wenn 
man fie anders nicht grob tractiret, weh 
ches dann nicht ſeyn ſoll, damit man ſie 
deſto leichter zum Sri, URN bit 4 
8 * moͤgte. 4 = 


Er . 
- * 1 


in die mitternaͤchtiſchen Länder. 28 
+ Hhre Häufer ſeynd von Holtz und mit 

Palſmen⸗Laub bedecket, ſie brauchen Töpffe 
öder Haͤfen, haben Webe⸗Stuͤhle und an⸗ 
ere dergleichen Sachen, ſie koͤnnen auch 
in Marmolſtein hauen und poliren, pfeif 
8 trummeln, und Loͤffel aus Holtz ma⸗ 
chen, fie haben auch Beth⸗Haͤuſer und Bes 


graͤbnuͤſſe. n e 
Ihre Gaͤrten find ſchoͤn und ordentlich 
in Betlein ausgetheilet, und mit Merckſtei⸗ 
nen unterſchieden. N 1 I, 
Die Muſchel oder Perl⸗Mutter wird 
ſehr ſtarck von ihnen gebrauchet, wovon fie 
allerhand ſchneidende Sachen und andere 
Werckzeuge, wie auch Kugeln, welche 
man an dem Hals hänget , daraus mas 


en. 0 i i 5 N 
. Die fo in Inſuln wohnen haben wohl, 
emachte Schiffe, und welche zum Über; 
Feen ſehr bequem, das iſt aber ein gez 
wiſſes Zeichen, es muͤſſen noch andere 
pernünfftigere Nationen in der Gegend 


wohnen „ wie es denn auch daher zu ers 
kennen, weil ſie ihre Schweine ſchneiden 


und die Hähne cappen. 
| Dreyer 


284 Beiß⸗ Befhreibung. . 


Dreyerley Wurtzeln gebrauchen ſie an 
ſtatt des Brods, und dieſelbigen wachſen 
an allen Orten Hauffenweiß, und bedarff 
es nicht viel Mühe, man roͤſtet und bratet 
fie fo lange als genug iſt, fie ſeyn gar liebe 
lich zu eſſen, und geben gute Nahrung, 
bleiben lange friſch, und ſeyn gut aufzuhe⸗ A 
ben, man findet derer fo eine Ehlen lang, 
und eine halbe dick, es wachſen in dieſem 


Lande unvergleichlich ſchöne Fruͤchte, ſie 


haben ſechſerley Arten von unterſchiedli⸗ 
chen Luſt⸗Baͤumen mit breiten Blattern, 
ferner allerhand ſchöne Mandel „Bau- 
meln zun d a 


Heier wächfet eine ſehr groſſe Frucht 
Obi, ſo unſern Quitten Aepffeln an 
Geſtalt und Geſchmack gleich; Item un; 
zehlich viel Nuͤſſe, Lmonien und Citros 
nen, welche doch dieſe Wilden nicht eſſen, 
auch noch viele andere liebliche und groſſe 
Fruͤchte, welche wir verſucht haben, unſe⸗ 
re gemeine Aepffel aber ſeynd auch bey ih⸗ 
nen bekandt. m TUR: 
Es giebt auch ſehr unterſchiedlich viele 
Dattel- Baͤume bey ihnen, von an 
ei e 


nx die mitternachtiſchen Länder. 237 
hen fie Wein, Milch, Del, Eſſig und 
Honig zu machen wiſſen / die Fruͤchte nen⸗ 
nen die Indianer Gocos, wenn fie noch 


* .e 


grün ſeyn, kan man fie ſtatt eines Salats 


eſſen, ihr Marck gleichet einer Milch, 
ſind ſie zeitig, ſo wird ſie von jederman 
gegefen „ ſo fie aber alt wird, trieft fie 
von lauter Oel, welches gut in Lampen 
zu brennen, heilet auch die Wunden wie 


ein Balſam, und iſt ſehr gut in die Spei⸗ 
ſen, aus den Schaalen machen ſie Flaſchen 
und andere dergleichen Geſchirr, das in⸗ 
wendige in Schaalen, gebrauchet man an 


ſtatt des Wercks, die Spalten im Schiff 
damit zu verſtopffen, man machet auch 


Schiff⸗ Seile und Zundſtruͤcke daraus, 
und ſonſten noch andere Schnuren mehr, 
und welches noch das vornehmſte iſt, ſo 


machet man von dem Laube dieſes Baums 


Seegel vor die kleinen Schiffe, und gar 


dinne geflochtene Decklein oder Ziegel, da⸗ 


mit fie ihre Haͤuſer inn⸗ und auswendig ver⸗ 


wahren, von dem geraden Stamme aber 
bauen fie ihre Haͤuſer, machen auch Spieſe, 
und Gewehr. 


* 


Co 


Tiſche, Ruder, und allerley Hauß⸗ Rat) 


3 — * 2 


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N 5 1 
2 Er 8 = = 2 N 
2 > ren yın 2 


— 


1.8 


236. | 
Es iſt aber wohl zu 


den, Turtel⸗Tauben, Tauben, Holtz⸗ 
Tauben, wie auch Geiße, ſo der andere 
Hauptmann allda geſehen, es haben uns 
auch die Indianer von Kuͤhen und Buͤf⸗ 
feln geſagt, die auch darinnen ſeyn ſol⸗ 


len. 


PR a Nie, 1 um Fu 
en, als Harighin, Penſerayes, Lotze, 
Linguati, kleine Salmen, Saboge, Ma⸗ 
cabines , Caſanes, Meerbrachſamen, 
Sardellen, Rochen, Perlon, oder Cu⸗ 
culi, Chitevieje, Aal, Meer⸗Schwei⸗ 
ne, Chapini, Rubie, Almore, Meer⸗ 
Krebſe, und andere mehr, ſo mir jetzo 
nicht gleich beyfallen wollen, es iſt aber 
. gantz 


n die mitternaͤchtiſchen Länder. 287 
gantz begreifflich, daß in dieſem Lande 
mehr als jetzo oben erwehnte Sorten von 

Fiſchen fa muͤſſen, weil wir dieſe nur 

bey dem Schiffe gefangen haben. 
So einer dieſes nun alles genau uͤber⸗ 
leget, wird er befinden, daß in dieſem 
Land alles dasjenige, was zu des Men⸗ 
ie Leibes⸗Nahrung und Nothdurfft ger 
hoͤret, biß auf den Martzpan und aller⸗ 
hand eingemachte Sachen, ſonſten haben 
fie. nicht Urſach, aus andern Ländern et⸗ 
was zu hohlen, den Schiffleuthen wird da⸗ 
rinnen niemals etwas mangeln, ſondern ſie 
haben Schuͤncken „Butter „Fleisch „ und 
alles, was fie nöihig haben, wie auch Ef 
ſig und Gewuͤrtze, und iſt zu mercken, 
daß ihre Thiere und Gewaͤchſe viele mit 
den unſerigen gleich ſeyn, und allda viel 


2 


überfluͤſſiger und in groͤſſerer Anzahl zu bes 


— 


kommen, dahero man abnehmen Fan, daß 


dieſer Boden fehr gut ſeyn muß, alles zu 
tragen, was in Europa waͤchſt und herfuͤr 


17 


a Beiß⸗Beſchreibung 
Was das Reichthum anbelanget, ſo 
Hab ich Silber und Perlen bafelbft gefehen 
dbrꝛ der andere Hauptmann meldet in feine 
N Relation, daß er auch Gold darinnen ge⸗ 
. funden, welches die drey groͤſte Pretiofa ſo 
r ehemal die Natur erſchaffen und am Tag 
e 5 gebracht. | * | I 83 8 


bit geſehe 


geſehen, Zimmet + Ninden, es koͤnte a 
ſeyn, daß Nelcken da rinnen wachſen, weil 
ſonſten viel dergleichen 3 allda iſt, 
und um ſo viel deſto mehr, weil nicht viel 


mangelt, daß dieſe Zander Parallele find mit 


Terenate und Bachan. 


treffſch Eben Hols und fonften oflerſey 
ander Holz, fo zum Schiff + Bau gut 


Schiff ⸗ Seile daraus machen kan, web 


aus den Dattel⸗Oel machet man Pech, 
die Schiffe damit zu pichen „ ſie haben 
ſonſt noch eine andere Art von Hartze oder 
Pech, womit die Indianer ihre Piraguas 
| N TR 4 


Viele Muſcatnüſſe, Maſtix, Ing⸗ 
wer und Pfeffer, haben ſie auch Darinnen 


So wicht auch Seden, Zucker 


2 
c r 


iſt, ferner dreyerley Zeuch al welchen man 0 
ches unſern Hanffe nicht ungleich iſt, und 


indie mitternaͤchtiſchen Länder, 238 
erpichen, weil wir nun auch Kühe und Zie⸗ 

gen oder Geiße geſehen, wird ohne Zweif⸗ 

fel am Leder, noch vielweniger an Liechtern 

und Fleiſch ein Mangel gefunden werden, 

von Bienen ſo wir allda geſehen, von ſelbi⸗ 

gen kan man Hoͤnig und Wachs bekom⸗ 

men, es werden auch gantz ohne Zweiffel 

niedere unbekandte Sachen mehr darinnen 

gefunden werden. | 
Ich will die 8 Sachen aber mit 

Stilleſchweigen uͤbergehen, aber deſto mehrt 

darauf bedacht ſeyn, wie von den beſten 

und nuͤtzlichſten Gewaͤch ſen aus Peru, und 

Neu⸗Hiſpannien, mit mir moͤcht dahin fuͤh⸗ 

ren und zuſehen, ob es poſſible, ſolche 

darinnen zu ſaͤen oder fort zu pflantzen, 

wenn nun dieſes ſeyn ſollte, waͤre es alſo 

ohne fernere Umſtaͤnde gaͤntzlich zu glauben, 

es werde dieſes Land mit der Zeit in ſolchen 

Stand gebracht, daß fie ſich und alle Ame- 

ricaniſchen Voͤlcker reichlich daſelbſt ernaͤh⸗ 

ren koͤnnten, ja gantz Hiſpannien wuͤrde 

durch ſolches reich werden, wenn jemand 

waͤre, der ſolches huͤlffe zum Stande brin⸗ 

gen. e 1 . 


Da 


2% NBeiß ⸗Beſchreibun g 
Derowegen Großmaͤchtigſter Koͤnig und 
Herz, da ich nach Anzeigung der Meer⸗ 
Graͤntzen die wir geſehen, groſſen Nu⸗ 
tzen und Reichthum aus den Mitterlaͤndi⸗ 
ſchen Oertern nach Gelegenheit gewiß zu 
hoffen ſey, es iſt aber dieſes mein gaͤntzli⸗ 
ches Vorhaben geweſen, dieſe Länder nur 
zu entdecken, nicht aber zu durchreiſen 
denn es der Zuſtand meiner Kranckheit nicht 
hat leiden wollen, und viele andere Sa⸗ 
chen mehr, welche jetzb noch zu melden 
Bedencken trage, auch an Kürtze der Zeit 
davon abgehalten werde, indem es ohn⸗ 
möglich iſt, wegen Kuͤrtze der Zeit, ſo groſ⸗ 
fe und weite Landſchafften zu erforſchen, 


oder alle Qualitaͤten und Fruͤchte mich ges; 


nugſam zu erkundigen. ih 

Wir muͤſſen aber von den Innwoh⸗ 

nern derſelben nicht meynen, weil ſie un⸗ 

ſere Gebraͤuch und Sitten nicht haben, 
oder ſie darinnen verachten, weil ſie nicht 
dergleichen Kleidung, wie wir tragen, auch 
fünften keinen ſolchen Pracht in Eſſen , 
Trincken und andern dergleichen vornehmen 
wie bey uns geſchiehet, ſondern man 1 
e ie 


bin trachten wie fie ihr Leben ruhig und 
| 0 alle Mühe, Sorge und Arbeit, zu 


achen, durch viele groſſe Muͤ⸗ 


a 


N 


fruchtbar, di 


u Erde ſchwaͤrtzlich und fett, 
die Lufft temperirt u 


nd ge 


man Ziegel brennen kan, vor die, ſo groſ⸗ 
fe Häufer bauen wollen, es findet ſich 
auch kein Mangel an Marmor und an⸗ 


derer Sorten Steine, mit einem Wort, 


es iſt alles genug an Brenn⸗ und Baus 
Holtz, damit es an nichts fehlete, wann 


ſich jemand wollte Haͤuſer aufbauen, es 


finden ſich auch ſolche ſchone Ebenen, wo 
man ganze Veſtungen hinbauen koͤnnte, 

weil ſolche mit groſſen Slüffen umgeben, 
und dieſe un: ſcheidet wieder einige Daͤche 
e e Die, 


4 4 \ 


05 


fie. vor ſolche Leute halten die allein da; 


velches fie auch thun, und an⸗ 
er Dinge ſich im geringften nicht annehß 
men, wogegen wir uns unſer Leben ſelber 


und Arbeit,, welche wir vergebens auf 
In Summa, man hat in dieſem Satz 
de alle Gelegenheit, welche man ſich nur 
wünfchen 1. 0 der Boden iſt ſehr 


eritt fund, allenthal⸗ 
ben findet man Thon und amen, daraus 


\ 


Landes anzeiget, man findet auch 


hin und wieder giebet es fo viele Waffe 
fie die ſchoͤnſten Muͤhlen hinbauen laſſen, 
und andere Waſſer⸗Kuͤnſte mehr zurichten, 
was aber das Beſte ift , fo finden ſich das 
ſelbſt die ſchoͤnſten Waſſer⸗Brunnen, auch 
viele Röhren und Schoͤſſe, ja es giebet wel⸗ 
che, fo 5. biß 6. Spannen dick len wel⸗ 
deen in dad ang e 
feuer⸗ 
Steine, fo den Madtilifiben an der Güte | 
zu vergleichen. I 


In dem Meerſchoß S. Philippi und Jac. 
| 0 ein ſchoͤner Hafen ſo zwantzig Spani⸗ 
ſche Meilen ausmacht, und iſt gar ſicher 
in ſelbigen, fo wohl bey Tag als Nacht, 
zu kommen, iſt ſehr wohl bewohnet, den 
Hafen aber kan man ſchon von weiten ſe⸗ 
ben, aus der Urſach, weil bey Tage ein 
Rauch, des Nachts aber durch Feuer und 
Liechter erleuchtet wird, und denen See⸗ 
fahrenden ſehr commode. Be 
Ein anderer Meer: Hafen , genandt 
zum Wahren = Creutz, derfelbe hat eine 
ſolche Weide, daß wohl tauſend Schiffe 
darinnen ſehr bequem ſtehen koͤnnen, oh⸗ 
e 5 ne ei⸗ 


einen gefährlichen Ort hat man 
niemahlen darinnen geſehen, und kan da⸗ 
2 Auer licher aubwerffen. ‚von 

4. Klaffter, nehmlich, zwi⸗ 
ſchen den 172 zweyer Flüſſe, von 
welchen einer groͤſſer, als das Waſſer Bx- 
tis oder Rio Guac alquivir i in Hiſpannien 


indie mienächefhen Sen 29% k 


ines das Res 5 ern, der Grund a 
72 aſtig, ſonden 1 57 ſchwaͤrzlicher 


iſt, über zwey Klafftern tief, daß die Spin 


Schifflein, und Fregaten, dadurch kom⸗ 
men moͤgen, in den andern Fluß, fahren % 


unſere kleinen Schiffer gar ſicher „wann 


‚fie ſüß Waſſer halten, an den andern Or⸗ 
„wo die Schiffe ausgeladen werden, iſt 


ein groſſes Geſtade bey 3. Meilen ohnge⸗ 
(ine ‚ut mit ſchwartzen und ſchwehren Kis 


el: Steinen beſtreuet, welche gut ſeyn, die 


Schiffe damit zu beſchweren, wir hielten 
davor, daß das ungeſtuͤmme Meer niemals 
dieſen Hafen koͤnnte beykommen oder Scha⸗ 
den zufügen, weil wir darinnen keinen Ab⸗ 
grund gemercket, weil gruͤn Kraut darin⸗ 
nen wuchs, auch alle . ie en 
e alle wufteiche: 


2 


Se 


— 


BE Beiß⸗Beſchreibung. | 
nnn ne unde gl eichliche | 
ſo bald 


age ale, daß wenn Ew. Majeſt 


, Ich Rajeft. 
bey A N Meer + Hafen, welcher unter 
zradu des Poli Antarctici gele⸗ 
i bald eine groſſe und Volckrei⸗ > 


55 8 bt dafelbft erbauen laffen fönnten, 
genheit haben, in weniger Zeit ei⸗ 


F 
25 Due Selegenbeit und gat abe e en 
Landſchaften Chili - Peru, Nicaragua, 
SGattimala, Neu⸗Hiſpanien, Terrenata 
und den Inſulis Philippinis , nicht wenig 

Mutzen ſchaffen, über welches alles Eid. 

8 en Mai. hersfchen , und wenn auch 


Maj. diefe Länder, welche ich in Unter⸗ 


thaͤnigkeit 8 habe, unter dero Gewalt 
bringen , ſo iſt gewiß, daß es dieſe Laͤn⸗ 
der nicht allein, ſondern der Schluͤſſel als 
ler andern, ch jetso gemeldet worden,) 


ſondern, wie ein Neu: China oder Japan, 


ich will aber ferner nicht viel Ruͤhmens ma⸗ 
chen, aber da eine Zuſammenkunfft der Ma- 
\ rhematicorum geſchehen ſollte, bin ich er⸗ 
\ as 4: al alles. vor Ew. Maſeſtät 
Ki T4 unter⸗ 


te en ati 8 295 190 


u den die Innwohner alle erwuͤnſchte 
* n 1 88 au bin, | ! 


Es it aber allergnaͤdigſter König und 
Herz, auch dieſes gewiß, daß die Lufft in dies 
ſem Land über alle maſſen gut und eemperirt 
ſeyn muß, weil niemals einer von unſern Leu⸗ 
ten kranck iſt worden, wiewohl ſie alle Aus⸗ 


lander ſeyn, und ſtets arbeiten muͤſſen, daß fie 


ſchwitzen, und ſonſten oͤffters naß werden, ja 
fie trincken ihr Waſſer, und eſſen ihre Srüd 
te nüchtern, und wegen der Nacht» Lufft 
ſich gar nicht ſchoneten, denn die Sonne 
allda nicht gar zu heiß ſcheinet und nach 
Mitternacht wohl eine Decke hätten leiden 
koͤnnen, die Inn wohner ſeyn von ſehr ge⸗ 
ſunden Leibes · Conſtitution und ihrer gar 
viele fehr alt werden, die meiſten aber woh⸗ 
nen auf der Erden, welches Zeichen der 
Geſundheit ſind, man würde die Ba 
1 5335 ͤů . | 


— 


| lehr bauen, wie in der p Si . 
u be en Bit 5 
ob es bon nicht eingeſaltzen, ſich doch 
über zwey Tage gehalten, und nicht rie⸗ 
chend worden, ſo auch mit den Früchten, 
wie ich es denn aus mitgenommenen bewei⸗ 


1 mh „ ſo man leichte daraus abnehmen 
viel groſſe Vortheile en Länder 


iſet, weil auch Fi ee rem u‘ 


vor andern bevoraus haben, weil in felbs 


gen kein ar oder fruchtbarer Ort, 
Pfuͤtzen oder Miſtlachen, kein Diſteln 0 
Doͤrner⸗Baͤume, kein Schnee auf den 


Crocodill in Waſſern, keine ſchaͤdlichen 
Omeißen, Rappen, Graf. Würmer oder 
Schnecken, wie in Indien, die man deß⸗ 
wegen kaum bewohnen kan, und dieſes iſt 
es, was ich Ew. Majeſtaͤt habe entdecken 
wollen, von den erfundenen Laͤndern, des 
Pofieflion ich im Nahmen Ihro Koͤni⸗ 
glichen Majeſtaͤt genommen, wie aus des 
nen Actis zu erſehen, welche ich bey mir 
Mun und * a maſſen 
} gegangen. 4 


. 5 e ig 15 Groß 5 


Bergen, keine ſchädliche Würmer , keine 


1. Großmaͤch d a 8 rr, 
be wir 1 55 aufgerichtet 
e Capelle z hren 1 

f ee wir 14.5 med 25 


das Plus Ulers 9046 mol da „ h 9. 
3 erfullet wird. 985 0 


Was ich alfo nun re sk; J 
35 bin ich als Ew. Maſeſtaͤt unterthaͤni⸗ 
ger Diener zu thun ſchuldig geweſen, da⸗ 
a 155 derer 1 et AN 1 
aͤt m gen mit beygefuͤget wer „„ 
bißhero unbekandte Name Terræ Auſtralis 9 
allenthalben bekandt werden möge, zu der 
Ehre GOTTES der ſolches 0 1 
bar gemacht, und mir al 1 Unn 5 
digen die Gnade er vieſen, daß ich d 1 
nach Euer Majeftät Befehl fehl hab 5 
ers u unter N ich mich # 
u aud 


it allem Fleiß dahin trach⸗ 


unnd nicht wie bißhero, der Teuffel möchte 
1 e ngebalien und angebetet wer⸗ 


rat 


pi ei. 


ät unter A 


N %% 
HR 1 
* 4 
N 
2 


Veiß⸗ Beſchreibung. 
ge und Bekuͤmmernuͤß verurſachen 5 Ja 

es wuͤrde kuͤnfftig ung hlig viele 1 
Geld und Menschen koſten ehe man die ⸗ 
ſe Sache wiederum fo weit bringen k 
nenen u 98 5 10 08 rt 


2 4 
HT: 


Idſt derowegen wohl noͤthig, de 
Euer Königliche Majeſtaͤt, weil es 
ſeyn kan, dieſe neue Weit mit allen ih⸗ 
ren herzlichen und guten Gelegenheiten ſi 
derſelben beſtens zu verſicher „ wodurch 
Ihro Königliche Mojeftät ſich einen un? 
ſterblichen Nach⸗Ruhm erwerben wer⸗ 
den, darauf aber ein geringes Geld von Y 
Peru würde anzuwenden ſeyn; Weil aber 25 
ietzo niemand iſt, der von Ew. Koͤniglichen 
Majeſtaͤt etwas begehret, vor das Boten / 
Lohn, ſo bin ich derjenige, welcher in Un⸗ 
terthaͤnigkeit darum bittet, ſo bin ich . 
jenige, welcher an ſtatt deſſen einen gnaͤdi⸗ 
gen Beſcheid erwartet; Ob nun wohl d 
Galeren ſchon fertig, muß ich doch n 173 
weiter reiſen, und gehoͤret noch viel deu 
zu, wäre alſo ein unüberwindlicher Scha ⸗ 
de, was man an Bekehrung Br E 


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ſo beſtändig in feiner Meynung geweſen, 

„der doch n. Slofe Muthmaſſung 95 

Sucht hat, warum ſollte ich denn ſo ger 
ſchwinde von meinem Vorhaben nachlaſ⸗ 


der doch nur auf 


fen da ich alles mit Augen geſehen, ges 
luonget alſo nochmal an Euer Koͤnigliche 
Majeſtaͤt 1 allerunterthänigfte Bitte, 


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tion gelangen zu laſſen, damit ich doch 


mioͤchte fo gluͤcklich ſehn, daß meiner Bitte 


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rühmte Satistaction zu geben, um mich Dez 
ro gnaͤdigen Befehl gerne wieder zu unter⸗ 
werffen. Zu letzt muß ich Ihro Koͤnigli⸗ 
che Majeflät noch dieſes bitten, weil es 
eine fo wichtige Sach, daß, weil der böfe 
Feind dieſem Vorhaben ſich mit aller Ges 
nen nicht gelinge 
ſolche von mir 


ngen laſſen, fo lange Ew. Maj. 
ir neu erfundenen Länder un⸗ 


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er: Columbus vor dieſem 


mein Vorhaben doch einſten zur Expedi- 


ein Genügen geſchehen möchte, dargegen 
ich Ew. Majeſtaͤt verſichere, von allen ges 


walt widerſetzet, aber GOtt wolle es ih⸗ 


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